Drogenmissbrauch, Drogensucht

Unter dem Begriff Drogenmissbrauch versteht man den Konsum von Substanzen, die einen Rauschzustand oder Halluzinationen erzeugen, aufputschend wirken und/oder den Konsumenten in eine euphorische Stimmung versetzen.

Auch der übermäßige Genuss von Nikotin und Alkohol fällt unter den Begriff Drogenmissbrauch. Im engeren Sinn ist damit jedoch der fast ausschließlich illegale Konsum von Rauschgiften gemeint: Opiate (Opium, Morphium, Heroin), euphorisierende Substanzen wie Kokain oder Khat, Designerdrogen (Ecstasy, Speed) und Halluzinogene wie Cannabis (Haschisch, Marihuana), Meskalin, LSD, Liquid Exstasy.

Lässt die Konzentration der Droge im Körper nach, kommt es zu depressiven, mitunter auch aggressiven Verstimmungen. Um aus dieser unangenehmen Phase wieder herauszukommen, giert der Betroffene nach einer erneuten Einnahme der Droge. Eine Drogenabhängigkeit (die Bezeichnung „Sucht“ gilt als veraltet) führt dazu, dass die Dosis erhöht werden muss, um die angestrebte Wirkung zu erhalten. Einige Drogen – Opiate, Nikotin, Alkohol – führen zu einer körperlichen Abhängigkeit, aber auch wenn dies nicht der Fall ist, besteht die Gefahr einer Suchterkrankung, die mit weiteren psychischen Störungen einhergeht – besonders bei labileren Persönlichkeiten. Bei psychischen Schwierigkeiten hilft unkontrollierter Drogenkonsum in keinem Fall. Einen risikofreien Drogenmissbrauch gibt es allerdings auch für gefestigte Personen nicht.

Drogenabhängige vernachlässigen häufig alles andere: Angehörige, sich selbst, Schule, Beruf. Nicht nur als Drogendealer, sondern auch als Drogenkonsument macht man sich in vielen Fällen strafbar. Reichen die verfügbaren finanziellen Mittel nicht mehr für den Nachschub, verschaffen Drogenabhängige sich das erforderliche Geld mitunter durch Einbrüche und andere Straftaten (Beschaffungskriminalität).

Der globale jährliche Umsatz im illegalen Drogenhandel wird auf 320 Milliarden Dollar geschätzt. Kokain kommt aus Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien; Opiate werden v. a. in Afghanistan, aber auch in Birma, Laos und Thailand angebaut. Westafrika entwickelt sich seit einigen Jahren zum Drehkreuz des Drogenhandels. Ein Teil des dabei verdienten Geldes wird von den Drogenkartellen in legale Unternehmen investiert (Geldwäsche). „Drogenbarone“ beherrschen vor allem in Kolumbien und Afghanistan ganze Regionen. Bauern, die vom Mohnanbau leben und auf den Schutz dieser Drogenbosse angewiesen sind, muss erst eine andere Möglichkeit geboten werden, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, bevor man ihre Unterstützung gewinnen kann.

In den Fünfzigern machten Hausfrauen die Nachkriegsverlogenheit mit Valium erträglich, die Hippies versetzten sich mit LSD in Blumenwiesen, in den Achtzigern beschleunigten Yuppies ihr Leben mit Speed, und die ewige Jugend der Neunzigerjahre tanzte mit Ecstasy. (Christina Berndt, Süddeutsche Zeitung, 6. Juni 2009)

Während es früher eher Erwachsene waren, die zu Drogen griffen – Soldaten, Intellektuelle, die Reichen und Schönen, Berufstätige unter hohem Leistungsdruck – sind es seit Ende der Sechzigerjahre in den westlichen Wohlstandsgesellschaften vor allem Jugendliche. Bei den Hippies galt Cannabis als bewusstseinserweiternd. In der Diskotheken- und Raverszene werden Ecstasy und Speed geschluckt, um nächtelang tanzen zu können.

Kaffee und Zigaretten waren gestern. Bald werden Ritalin und Modafinil genauso verbreitet sein. Das Amphetaminähnliche Ritalin (gern als „Vitamin R“ verharmlost) wird eigentlich zappeligen Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen verschrieben; Studenten und Manager nehmen es, um ihre Konzentration zu stärken. Und die Arznei Modafinil, die gegen die Schlafkrankheit Narkolepsie entwickelt wurde, macht Gesunde angeblich extrem wach; manch begeisterter Nutzer berichtet von einem geradezu euphorischen Arbeitsrausch. Selbst Medikamente gegen Herzbeschwerden, Alzheimer und Schizophrenie werden genommen, um Sress zu bewältigen oder das Erinnerungsvermögen aufzupeppen […]
Was das Hirn-Doping auf Dauer mit dem Hirn macht, ist unvorhersehbar. Nur die akuten Nebenwirkungen sind eindeutig beschrieben. Sie reichen von Kopfschmerzen und Übelkeit über Konzentrationstörungen, Depressionen und Gereiztheit bis hin zu Angstzuständen.
(Christina Berndt, a.a.O.)

Auch aus Neugierde experimentieren viele Jugendliche mit Drogen – und unterschätzen dabei nicht selten das Risiko, süchtig zu werden. Verheerend ist es, wenn Jugendliche Heroin spritzen, weil sie sich in der Realität nicht zurechtfinden und keine Perspektive erkennen (Zukunftsangst, Realitätsflucht).

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland betrug laut Drogenbericht der Bundesregierung 1385 im Jahr 2004, 1326 im Jahr 2005, 1296 im Jahr 2006 und 1394 im Jahr 2007; 2008 stieg sie auf 1449, aber 2009 sank sie auf 1331, 2010 auf 1237 und 2011 auf 986; 2012 war sie mit 944 so niedrig, wie seit 1988 (670) nicht mehr. 2013 bis 2016 nahm die Zahl der Drogentoten allerdings wieder zu, auf 1002, 1032, 1226, 1333. 2017 starben 1272 an den Folgen des Drogenkonsums. Während der Konsum von Kokain, Heroin und Ecstasy von 2003 bis 2012 in Deutschland abnahm, erhöhte sich der von Amphetaminen deutlich. 2015 starben an NPS (neue psychoaktive Stoffe; auch: Legal Highs, „Badesalze“) 39 Menschen; im Jahr darauf waren es bereits 98.

Rat und Hilfe findet man bei verschiedenen Jugend- und Drogenberatungsstellen, Psychosozialen Beratungsstellen und Suchtberatungsstellen.

Literatur über Drogenmissbrauch

  • Günter Amendt: No Drugs. No Future (Europa Verlag, 2003)
  • Mathias Bröckers: Die Drogenlüge. Warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und Ihrer Gesundheit schaden (Westend, 2010)
  • Thomas Geschwinde: Rauschdrogen. Marktformen und Wirkungsweisen
    (Springer Verlag, 2007)
  • Christoph Möller (Hg.): Drogenmissbrauch im Jugendalter
    (Vandenhoeck & Ruprecht, 2005)
  • Ingo Schäfer und Michael Krausz (Hg.): Trauma und Sucht.
    Konzepte, Diagnostik, Behandlung (Klett-Cotta, 2006)

Filme und Romane, in denen Drogen eine Rolle spielen

Arnaldur Indriðason - Todeshauch
Geschickt entwickelt und verknüpft der isländische Schriftsteller Arnaldur Indriðason (Indridason) in seinem Kriminalroman "Todeshauch" nebeneinander drei Handlungsstränge und sorgt gerade durch das Geflecht für Suspense und unerwartete Wendungen.
Todeshauch

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.