Kokain, Koks, Crack


Kokain („Koks“), ein weißes, geruchloses, kristallines Pulver, wird durch ein chemisches Verfahren aus den Blättern des Koka-Strauchs (Erythroxylum coca) gewonnen, der vor allem in Südamerika und auf Java wächst.

Die spanischen Eroberer lernten von den Inkas, dass ihre indianischen Sklaven ausdauernder arbeiten konnten und weniger zu essen brauchten, wenn man sie Kokablätter kauen ließ. Im 18. Jahrhundert begann der Export von Kokablättern von Südamerika nach Europa. Dem deutschen Apotheker Albert Niemann gelang es 1860, das Alkaloid Kokain aus Koka-Blättern zu isolieren, und zwei Jahre später begann die Firma Merck in Darmstadt mit der fabrikmäßigen Herstellung von „Cocainum hydrochloricum“.

Der korsische Chemiker Angelo Mariani erfand 1863 einen Kokablätter-Extrakt auf Weinbasis (Vin Mariani). Die Verwendungsmöglichkeit des Kokains als Lokalanästhetikum bei Augenoperationen erkannte der Wiener Ophtalmologe Carl Koller und berichtete darüber 1884 auf einer Sitzung der Ophtalmologischen Gesellschaft in Heidelberg. Kollers Studienfreund Sigmund Freud empfahl Kokain unbekümmert als Mittel gegen Depressionen und Angstneurosen. Der amerikanische Kavallerie-Offizier und Apotheker John Styth Pemberton erfand 1886 in Atlanta, Georgia, ein aus Kokablättern und Kolanüssen gewonnenes Mittel gegen Ermüdung und Kopfschmerzen. Die Rechte an diesem Coca Cola genannten Erfrischungsgetränk verkaufte er für 2300 Dollar dem Großhändler Asa Griggs Candler, der zur Vermarktung 1892 die Coca-Cola Company gründete. Aufgrund der Suchtgefahr ersetzte man das Kokain im Coca Cola allerdings 1903 durch einen höheren Koffeinanteil.

Die Aufnahme von Kokain erzeugt ein Glücksgefühl; man fühlt sich enthemmt, leistungsfähiger, glaubt, besser denken zu können und nimmt Probleme weniger wahr; Selbstzweifel verschwinden. Auf die Euphorie folgt in der Regel eine depressive Phase. Das führt zur Sucht (Kokainismus), die allerdings „nur“ auf einer psychischen Abhängigkeit beruht, nicht auf einer körperlichen wie bei Opiaten.

Aufputschend wirkt Kokain, weil es die Ausschüttung körpereigener Neurotransmitter (Dopamin, Noradrenalin, Serotonin) stimuliert, wodurch der Sympathikus angeregt wird. Blutdruck, Puls- und Atemfrequenz steigen; der Körper stellt sich auf eine höhere Leistung ein, und es kann zu Hyperaktivität kommen.

Kokain wird auf verschiedene Weise konsumiert. Am verbreitetsten ist das Schnupfen des Pulvers („koksen“). Dazu wird die Dosis auf einer glatten Unterlage zu einem oder zwei schmalen Streifen zusammengeschoben und mit der Nase aufgesaugt. In den Achtzigerjahren kam die Methode auf, Kokain mit Wasser und Backpulver aufzukochen, das Gemisch (Crack, Freebase) zu verbrennen und den Rauch einzuatmen bzw. in speziellen Pfeifen zu rauchen. (Die Bezeichnung Crack wurde gewählt, weil die Klümpchen beim Verbrennen zerplatzen und leise knallen.) Am riskantesten ist es, Kokain in flüssiger Form wie Heroin intravenös zu injizieren.

In den Zwanzigerjahren („Roaring Twenties“) galt Kokain als Modedroge, aber dann wurde es für ein halbes Jahrhundert still um das Rauschgift. Erst in den Siebziger- und Achtzigerjahren wurde Kokain als illegale Partydroge des Jetset wieder entdeckt, nicht zuletzt durch Drogendealer wie George Jung und das von Pablo Escobar geführte kolumbianische Drogenkartell (Medellin-Kartell).

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts verbreitete sich vor allem in Lateinamerika die Verwendung von „Paco“ (von PBC, Pasta Basica de Cocaina). Darunter versteht man, den (gestreckten) Bodensatz, der beim Verkochen von Kokapaste mit Chemikalien zu Kokain übrigbleibt. Paco wird in Pfeifen geraucht und ist deutlich billiger als Kokain. Der Trip beginnt praktisch sofort, hält aber kaum zwei Minuten. Der rasch süchtig machende Konsum kann Organe schädigen und Psychosen verursachen.

Kokain ist die nach Cannabis am häufigsten konsumierte Droge in Europa. Die EU-Drogenberatungsstelle EBDD warnte am 22. November 2007 vor einer dramatischen Zunahme des Kokain-Konsums in Europa. In den letzten zwölf Monaten nahmen dem Bericht zufolge um die 4,5 Millionen Europäer im Alter von 15 bis 64 Jahren Kokain. Weitaus die meisten Konsumenten – 3,5 Millionen – waren jünger als 35.

Jens Petersen - Die Haushälterin
Der Roman "Die Haushälterin" besticht durch eine unpathetische und unsentimentale, unaufdringliche und verhaltene Darstellung. Jens Petersen lässt vieles offen und beschränkt sich an einigen Stellen auf Andeutungen, aber was wir lesen, hat er genau beobachtet und präzise wiedergegeben.
Die Haushälterin

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.