Savages

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Savages

Savages – Originaltitel: Savages – Regie: Oliver Stone – Drehbuch: Shane Salerno, Don Winslow, Oliver Stone nach dem Roman "Zeit des Zorns" von Don Winslow – Kamera: Daniel Mindel – Schnitt: Joe Hutshing, Stuart Levy, Alex Marquez – Musik: Adam Peters – Darsteller: Taylor Kitsch, Blake Lively, Aaron Taylor-Johnson, John Travolta, Benicio del Toro, Salma Hayek u.a. – 2012; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Ben und Chon bauen das beste Marihuana in Kalifornien an und verkaufen es an eine distinguierte Kundschaft. Damit haben sie ein Vermögen gemacht, das der Pazifist Ben für gute Zwecke einsetzt. Ophelia, kurz O, macht das Duo zum glücklichen Trio. Aber das Baja-Kartell wird auf das florierende Unternehmen aufmerksam und beschließt, es zu übernehmen. Als Ben und Chon sich weigern, das Marihuana nur noch anzubauen, ist es mit dem Glück vorbei ...
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Kritik

"Savages" ist zwar kein schlechter Film, aber als Romanverfilmung missraten, denn es ging alles verloren, was das Buch von Don Winslow zu einem besonderen Lesevergnügen macht. Ergebnis: Ein überdurchschnittlicher Drogen-Thriller von Oliver Stone.
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Ben (Aaron Taylor-Johnson) und Chon (Taylor Kitsch) züchten das beste Marihuana in Kalifornien und verkaufen es an wohlhabende Kunden. Die beiden Männer ergänzen sich ideal, denn im Gegensatz zu dem Pazifisten Ben, der Entwicklungshilfeprojekte in Afrika fördert, wurde Chon im Afghanistan-Krieg gestählt. Von dort brachte er auch die ersten Samen mit. Mit dem Geld, das die beiden bereits eingenommen haben, können sie sich eine Strandvilla im kalifornischen Laguna Beach leisten. Dort lebt auch ihre gemeinsame Freundin Ophelia, kurz O (Blake Lively), die das Duo zum Trio macht.

Ben und Chon erhalten eine E-Mail mit einem Video im Anhang. Zu sehen ist eine Lagerhalle. Auf dem Boden liegen neun abgetrennte Köpfe. Die Botschaft stammt vom Baja-Kartell und bedeutet, dass man auf Ben und Chon aufmerksam wurde. Ben lässt sich von Dennis Cain (John Travolta), einem korrupten Agenten der Drug Enforcement Administration (DEA) in San Diego, dem er viel Geld bezahlt, über das Baja-Kartell briefen. Geführt wird es von der Witwe Elena Sanchez Lauter (Salma Hayek). Miguel Arroyo Salazar (Benicio Del Toro) ist ihr wichtigster Mann. Sein Spitzname lautet El Helado, kurz Lado. Mit seiner Ehefrau Dolores (Mía Maestro) hat er drei Söhne. Seit acht Jahren wohnen sie nicht mehr in Mexiko, sondern in einem typischen Vorstadthaus in Mission Viejo/Kalifornien. Dolores will sich längst von ihrem gewalttätigen Mann scheiden lassen, aber wenn sie ihre Absicht auch nur andeutet, schlägt er sie. Innerhalb des Baja-Kartells gibt es eine von El Azul (Joaquín Cosio) angeführte Fraktion, die auf eine Gelegenheit wartet, Elena von der Spitze zu verdrängen.

In einer Hotelsuite treffen sich Ben und Chon mit zwei Vertretern des Baja-Kartells: Lado und Rechtsanwalt Alex Martinez (Demián Bichir). Ben und Chon werden aufgefordert, dem Kartell nicht nur ihr hervorragendes Produkt, sondern auch den distinguierten Kundenstamm zu überlassen. Sie sollen im Grunde nur noch im Auftrag des Kartells Cannabis anbauen. Dazu sind sie nicht bereit. Weil ihnen jedoch klar ist, dass sie sich dem mächtigen Kartell nicht widersetzen können, bieten sie stattdessen an, sich ganz aus dem Drogengeschäft zurückzuziehen und nach Indonesien auszuwandern.

Weil Elena ihre Autorität riskieren würde, wenn sie auf Gegenvorschläge einginge, befiehlt sie, die Geliebte der beiden widerspenstigen Männer zu entführen. Dann veranlasst sie eine Videokonferenz per Skype. Ben und Chon sehen O. Sie ist auf einen Stuhl gefesselt und wird geschlagen. Mit der Drohung, ihr zwei Finger abschneiden zu lassen, erpesst Elena Chon dazu, sich die Mündung einer Pistole in den Mund zu stecken. Er ist bereit, sich für O zu opfern. Aber am Ende braucht er doch nicht abzudrücken. Stattdessen erhalten er und Ben den Auftrag, eine erste Marihuana-Lieferung zu organisieren. Sie werden mindestens ein Jahr lang für das Kartell arbeiten müssen. In dieser Zeit soll O als Geisel in der Gewalt des Baja-Kartells bleiben.

Lado zeigt O triumphierend ein Video, auf dem zu sehen ist, wie er sie vergewaltigte, nachdem er sie in einen Drogenrausch versetzt hatte.

Um Geld für Os Freikauf zu beschaffen, baut Chon mehrere Sprengkörper und legt dann am Cajon Pass eine Sprengfalle. Die Explosionen zerstören drei schwer bewaffnete Fahrzeuge des Kartells. Ben und Chon erschießen alle Überlebenden und rauben die Geldkoffer. Lado verschweigt Elena zunächst die sieben Toten und den Verlust von 3 Millionen Dollar, aber sie erfährt dennoch davon und beginnt ihm zu misstrauen.

Um den Verdacht von sich und Chon abzulenken, beauftragt Ben den auf Finanzmanipulationen spezialisierten Computerfreak Spin Dry (Emile Hirsch), der für ihn und Chon das Geld wäscht, mehrere auffällige Beträge auf das Konto von Alex Martinez zu überweisen, damit es so aussieht, als sei der Anwalt des Kartells für Informationen über die Transporte bezahlt worden.

Lado lässt Alex in einer Lagerhalle anbinden und peitscht ihn persönlich aus. Ben und Chon müssen zusehen. Als Lado damit droht, der Frau und den Kindern des Anwalts etwas anzutun, legt Alex ein (falsches) Geständnis ab. Lado lässt ihm daraufhin einen Autoreifen über die Schultern legen, überschüttet ihn mit Benzin und fordert Ben auf, Alex anzuzünden. Der Pazifist tut es für O.


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überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Kurz darauf bestechen Ben und Chon den DEA-Agenten Dennis Cain mit den erbeuteten drei Millionen Dollar, damit er ihnen den Aufenthaltsort von Elenas Tochter Magda verrät. Sie entführen die junge Frau und vereinbaren mit Elena einen Austausch der Geiseln.

Inzwischen hat Elena von Lados rachsüchtiger Ehefrau erfahren, dass er der DEA Tipps für ihre Festnahme gab und beabsichtigt, sich mit El Azul zu arrangieren.

Der Austausch der beiden Geiseln soll in der Wüste stattfinden. Elena fragt, wer den Aufenthaltsort ihrer Tochter verraten habe. Es sei Lado gewesen, behauptet Chon. Elena will Lado erschießen, aber er ist schneller und tötet sie. Magda flüchtet verstört in die Wüste. Die Männer des Baja-Kartells sterben im Kugelhagel. Lado, der angeschossen am Boden liegt, wird von O getötet. Am Ende leben außer Magda nur noch Ben, Chon und O. Aber Ben ist tödlich verwundet. Chon injiziert ihm eine Überdosis Morphium. „Ich lass ihn nicht allein“, meint O und hält Chon den Arm hin. Chon gibt auch ihr und am Ende sich selbst einen Goldenen Schuss.

Da wird der Film ein Stück zurückgespult.

Wieder treffen Ben und Chon sich mit Elena und ihren Männern in der Wüste. Aber da taucht ein Hubschrauber auf. Ein Spezialkommando der DEA überwältigt die Anwesenden. Nur Lado gelingt die Flucht. Weil der korrupte Agent Dennis Cain befürchtet, dass ihn Ben und Chon im Fall einer Verhaftung verraten würden, gibt er zu Protokoll, dass sie ihm mit ihren Hinweisen den Zugriff ermöglichten. Die beiden verlassen mit O das Land und beginnen ein neues Leben. Elena wird zu 30 Jahren Haft verurteilt. Lado gründet ein neues Drogenkartell.

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Unter dem Originaltitel „Savages“ verfilmte Oliver Stone den Roman „Zeit des Zorns“ von Don Winslow. Obwohl der Schriftsteller selbst am Drehbuch mitwirkte, fehlt im Film alles, was das Buch zu einem besonderen Lesevergnügen macht: Witz, Selbstironie und sprachliche Virtuosität. Don Winslows Text rappt, aber davon ist in Oliver Stones Film nichts zu spüren. „Savages“ ist zwar kein schlechter Film, aber als Romanverfilmung missraten.

„Savages“ ist ein farbenprächtiger, rasanter Drogen-Thriller. Postkartenmotive vom kalifornischen Strand kontrastieren mit brutalen Gewaltszenen. Hin und wieder baut Oliver Stone eine kurze Schwarz-Weiß-Sequenz ein. Neben der wirkungsvollen Optik ist es die sarkastische Überspitzung, die „Savages“ aus dem Durchschnitt heraushebt.

Dass Os Beziehung zu ihrer Mutter problematisch ist, wird in „Savages“ nur noch nebenbei behauptet. Ursprünglich wollte Oliver Stone näher darauf eingehen, aber am Ende schnitt er alle Szenen mit Os von Uma Thurman gespielter Mutter heraus. Zu kurz kommt auch die Entwicklung Bens: Der Pazifist bringt es schließlich fertig, einen im konkreten Fall Unschuldigen bei lebendigem Leib zu verbrennen. Wir verstehen zwar, dass Ben mordet, um O zu retten, aber seine Wandlung erfolgt etwas zu unvermittelt.

Anders als im Buch wird die Geschichte im Film von O erzählt. Diese Perspektive ist allerdings fragwürdig, denn während sich O in der Gewalt des Baja-Kartells befindet, kann sie nicht miterleben, was Ben und Chon unternehmen. (Der Widerspruch löst sich auf, wenn man annimmt, dass O im Nachhinein alles erfuhr und erst dann erzählt.) Gleich zu Beginn weist O aus dem Off darauf hin, dass die Tatsache, dass wir als Zuschauer ihre Stimme hören, nicht bedeutet, dass sie am Ende der Handlung auch noch lebt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

Don Winslow: Zeit des Zorns

Oliver Stone (kurze Biografie / Filmografie)
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