Liquid Ecstasy
Bei einer Drogenrazzia am 10. Juli 2008 durchsuchten 1290 Polizeibeamte in Deutschland, Österreich und in der Schweiz 340 Objekte und hoben 15 Labore aus, in denen Gamma-Butyrolacton (GBL) verarbeitet wurde, eine Industrie-Chemikalie zum Reinigen von CD-Hüllen und Entfernen von Graffiti. Trinkt man GBL, wird die Substanz in 4-Hydroxybutansäure (kurz: GHB, von Gamma-Hydroxybuttersäure) umgewandelt, die mit dem menschlichen Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (GABA, von gamma-aminobutyric acid) verwandt ist.
Synthetisiert wurde 4-Hydroxybutansäure erstmals im Frühjahr 1960 in Toulon von dem Chemiker Camille Georges Wermuth im Rahmen eines Forschungsprogramms der französischen Marine. Das in Deutschland unter dem Markennamen Somsanit® vertriebene Präparat wurde zunächst als Betäubungsmittel verwendet und beim Alkoholentzug eingesetzt.
Seit dem Ende der Neunzigerjahre gilt GHB als Partydroge; in diesem Zusammenhang kamen die Bezeichnungen „Liquid Exstasy“, „Liquid Ecstasy“ (auch: „Liquid Ectasy“) und „Liquid X“ auf, obwohl die Substanz weder in der chemischen Zusammensetzung noch hinsichtlich der Wirkungen Ähnlichkeiten mit der Designerdroge Ecstasy aufweist. Liquid Exstasy gibt es
auf dem Schwarzmarkt als farblose Flüssigkeit und in Pulverform.
Bei niedriger Dosierung stimuliert und euphorisiert Liquid Exstasy, befreit von Ängsten und aphrodisiert. In höherer Dosis eingenommen, wirkt Liquid Exstasy wie ein starkes Schlafmittel. Dabei kann der Konsument ins Koma fallen, aus dem er – wenn er weder Alkohol getrunken noch andere Drogen geschluckt hat – in der Regel nach einigen Stunden wieder erwacht.
Kriminelle benutzen Liquid Exstasy wegen der betäubenden Wirkung als K.-o.-Tropfen. Das Opfer, dem 4-Hydroxybutansäure beispielsweise ins Bier gekippt wurde, schläft innerhalb weniger Minuten ein. Weil 4-Hydroxybutansäure nach einem halben Tag nicht mehr im Körper nachweisbar ist, sind Täter schwer zu überführen.
Die Einnahme von Liquid Exstasy kann zu einer psychischen und physischen Abhängigkeit führen, von der Betroffene nur unter großen Schwierigkeiten geheilt werden können.
Lebensgefährlich ist es, Liquid Exstasy zusammen mit Alkohol oder Medikamenten wie zum Beispiel Antidepressiva oder Beruhigungsmitteln zu nehmen. Wenn sich der Konsument im Tiefschlaf erbricht, droht er zu ersticken. Es kann aber auch zu tödlichen Atem- bzw. Herzrhythmusstörungen kommen.
Allein in Bayern starben 2007 zehn Menschen nach der Einnahme von Liquid Exstasy (Süddeutsche Zeitung, 10. Juli 2008)
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