The Wall

The Wall

The Wall

Originaltitel: Pink Floyd The Wall - Regie: Alan Parker - Drehbuch: Roger Waters, nach seiner Rockoper "The Wall" - Kamera: Peter Biziou - Schnitt: Gerry Hambling - Musik: Pink Floyd - Animation: Gerald Scarfe - Darsteller: Bob Geldorf, Kevin McKean, Christine Hargreaves, James Laurenson, Bob Hoskins, Eleanor David, David Bingham, Jenny Wright, Alex McAvoy, Ellis Dale, Winston Rose u.a. - 1982; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Ein Rockmusiker namens Pink, eine fiktive Figur, die jedoch unverkennbar autobiografische Züge von Roger Waters trägt, grübelt darüber nach, wie durch den Verlust des Vaters, die mütterliche Einvernahme, den Konformitätsdruck der Schule, die Untreue seiner Frau Ziegel für Ziegel eine trennende Mauer zwischen ihm und der Realität errichtet worden ist ...
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Kritik

In "The Wall" gibt es weder Dialoge noch eine konventionelle narrative Struktur, sondern albtraumartige Erinnerungen. Filmszenen verbinden sich mit fantastischen Animationen zu ebenso belastenden wie poetischen Horrorvisionen.
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Eine Putzfrau macht in einem mit Neonröhren beleuchteten Hotelkorridor sauber. Offenbar hat sie in einem Zimmer, dessen Tür offen steht, das Radio eingeschaltet, denn wir hören leise die englische Sängerin Vera Lynn mit einem Lied über einen traurigen kleinen Jungen, der vom Weihnachtsmann vergessen wurde („The Little Boy that Santa Claus Forgot“).

In einem Zimmer auf der anderen Seite des Korridors sitzt der Rockmusiker Pink (Bob Geldof) von Drogen zerrüttet in einem Sessel vor dem laufenden Fernsehgerät und starrt vor sich hin. Als die Putzfrau seine mit einer Sicherheitskette gesicherte Tür aufsperrt, glaubt er, ein gewaltiges Tor werde aufgebrochen. Polizei und Demonstranten liefern sich eine blutige Straßenschlacht. Die Kamera fährt in Großaufnahme von Pinks Armbanduhr über seinen Arm zur Pupille seines rechten Auges. Er sieht sich kurz in einer schwarzen Fantasieuniform. Ein britischer Soldat spricht gerade am Feldtelefon, als er einen Tiefflieger auf sich zukommen sieht. Die blutige Hand des tödlich getroffenen Mannes gleitet vom Telefonhörer ab, der an der Schnur pendelt. Das Stück „When The Tiger Broke Free“, das dabei zu hören ist, hat Roger Waters eigens für den Film geschrieben. Darauf folgt das erste Stück des Albums: „In the Flesh?“

Eine Frau – Pinks Mutter (Christine Hargreaves) – liegt im Liegestuhl. Ein Kinderwagen steht im Garten. Plötzlich sind wir wieder auf einem Kriegsschauplatz – Anzio am 16. Februar 1944. Wracks zerschossener Fahrzeuge stehen herum, Tote liegen im Schlamm, Verwundete und Verstümmelte werden ins Zeltlazarett getragen. Pink sieht sich in einem Pool mit klarem Wasser schwimmen, das sich unvermittelt in Blut verwandelt.

Momma loves her baby
And daddy loves you too.
And the sea may look warm to you babe
And the sky may look blue […]
(The Thin Ice)

Als kleiner einsamer Junge, der seinen Vater im Krieg verloren hat, versucht Pink sich auf einem Spielplatz dem Vater eines anderen Jungen anzuschließen, wird jedoch brüsk zurückgewiesen. (Pink als Kind wird von Kevin McKeon und David Bingham dargestellt.)

Zu Hause sieht er, dass die Schlafzimmertür offen steht. Er geht hinein, befühlt flüchtig einen Büstenhalter seiner Mutter, dann zieht er die Uniform seines toten Vaters (James Laurenson) an und spielt mit Sachen, die dieser hinterlassen hat: ein Rasiermesser und eine Schachtel mit Patronen.

Daddy’s flown across the ocean
Leaving just a memory,
A snapshot in the family album.
Daddy what else did you leave for me?
Daddy, what’d ja leave behind for me?!?
All in all it was just a brick in the wall.
All in all it was all just bricks in the wall.
(Another Brick in the Wall)

Im Garten jagt eine Katze eine Taube, die auffliegt, plötzlich zum riesigen Raubvogel mutiert und über den Himmel zieht. Der Raubvogel verwandelt sich in Kriegsflugzeuge und die werden gleich darauf zu Kreuzen für Gefallene.

Der kleine Pink läuft mit zwei anderen Jungen zu einem Eisenbahntunnel, und als der Zug naht, legt er eine der Patronen, die er im Schlafzimmer fand, auf die Schienen, damit sie unter den Rädern explodiert. Während er sich an die Wand des Tunnels drückt, um nicht von dem Zug erfasst zu werden, glaubt er in den Viehwaggons Menschen zu sehen.

Der Lehrer (Alex McAvoy) ertappt ihn während des Unterrichts beim Schreiben eines Gedichts und macht ihn vor der Klasse lächerlich. Die Schule ist nichts als Drill. Pink träumt davon, wie der Lehrer beim Abendessen von seiner Frau diszipliniert wird und alles aufessen muss. Die Schulkinder tragen gesichtslose Masken und marschieren im Gleichschritt bis auf ein Fließband, an dessen Ende sie in einen Fleischwolf fallen und zu einer einheitlichen Masse zerquetscht werden. Andere wehren sich, zertrümmern die Mauern des Schulhauses, zerstören die Einrichtung und legen Feuer.

We don’t need no education
We dont need no thought control
No dark sarcasm in the classroom
Teachers leave the kids alone
Hey! Teachers! Leave the kids alone! […]
(Another Brick in the Wall)

Pink, jetzt wieder erwachsen, ruft seine Frau (Eleanor David) an, aber sie meldet sich nicht. Er erinnert sich, wie er sich als Kind zu seiner schlafenden Mutter ins Bett geschlichen hat. Heimlich beobachtet der Junge am Fenster eine Nachbarin, die sich auszieht. Dann liegt er krank im Bett und wird vom Arzt (Ellis Dale) untersucht.

Mother do you think they’ll drop the bomb?
Mother do you think they’ll like this song?
Mother do you think they’ll try to break my balls?
Mother should I build the wall?
[…]
Hush now baby, baby, dont you cry.
Mother’s gonna make all your nightmares come true.
Mother’s gonna put all her fears into you.
Mother’s gonna keep you right here under her wing.
She wont let you fly, but she might let you sing.
Mama will keep baby cozy and warm.
Ooooh baby, ooooh baby, oooooh baby,
Of course mama’ll help to build the wall. […]
(Mother)

Wenn seine Mutter ihn umarmt, kommt es Pink vor, als bilde sich eine Wand um ihn herum.

Von einem öffentlichen Telefonapparat aus ruft Pink noch einmal seine Frau an, aber nicht sie, sondern der Mann, der mit ihr im Bett liegt, hebt ab. Pink bleibt stumm und lässt den Hörer an der Schnur hängen.

Zwei Blumen winden sich umeinander und ähneln dabei mitunter einem erigierten Penis und einer Vagina. Dann glaubt man ein menschliches Paar zu erkennen. Die Blüten verwandeln sich in Fratzen. Plötzlich verschlingt eine Blume die andere und mutiert zu einem Furcht erregenden Raubvogel. Blütenstiele verwandeln sich in Stacheldraht. Eine Mauer verlängert sich bis an den Horizont. Menschen schlagen sich den Schädel ein. Demonstranten zertrümmern Schaufenster. Es kommt zur Straßenschlacht zwischen ihnen und der Polizei.

Auf einem Backstage-Gelände wird gefeiert. Nur Pink bleibt in seinem Wohnwagen vor dem Fernsehgerät sitzen. Amerikanische Groupies der Popgruppe übertölpeln den Sicherheitsbeamten (Winston Rose), und eines der Mädchen (Jenny Wright) dringt bis zu Pinks Behausung vor. Sie bittet ihn um ein Autogramm und folgt ihm mit einer Flasche Champagner ins Innere des Wohnwagens, aber Pink wirft sich wieder in den Sessel und beachtet sie nicht weiter – bis sie mit der Hand vor seinen Augen herumwedelt, um auf sich aufmerksam zu machen. Da springt er auf, zerschlägt die Einrichtung und wirft das eingeschaltete Fernsehgerät durchs Fenster. Das Mädchen flieht entsetzt.

Pink sitzt teilnahmslos in der Ecke eines überdimensionalen Zimmers. Von seiner verletzten Hand tropft Blut. An der Wand nähert sich der Schatten eines Mädchens, der unversehens zur Blüte und dann zu einem dreidimensionalen Monster wird. Parallel dazu ist Pinks Frau beim Sex mit ihrem Liebhaber zu sehen.

Eine gewaltige Ziegelmauer schließt Pink ein.

Goodbye cruel world,
I’m leaving you today. […]

Im Bad seines Hotelzimmers rasiert Pink sich. Nachdem er sich den Bart und die Brusthaare so brutal entfernt hat, dass er blutet, rasiert er sich auch die Augenbrauen ab. Blut tropft ins Waschbecken.

Danach sitzt er – mit einer Stehlampe neben sich – in einem Sessel vor einem Fernsehgerät im Freien und verwandelt sich in das Kind Pink. Neugierig schlendert er durch Unterstände auf einem Schlachtfeld, in dem Tote liegen und gerät in ein unbenütztes Lazarett. In einer Ecke kauert ein Mann. Der kleine Pink tippt ihm auf die Schulter – und blickt in das vom Wahnsinn verzerrte Gesicht des erwachsenen Pink.

Ein Zug mit Kriegsheimkehrern läuft ein. Am Bahnsteig, wo die Soldaten von ihren Müttern und Bräuten erwartet werden, spielt eine Blaskapelle. Pink – wieder als Junge – läuft zwischen den Erwachsenen herum, die sich vor Freude weinend um den Hals fallen. Als er einen Soldaten, der allein herumsteht, am Ärmel zupft, wird dieser gerade von seiner Braut entdeckt. Traurig geht Pink weiter. Der Bahnsteig leert sich; nur Pink bleibt vor einem eingeschalteten Fernsehgerät zurück.

Die Popgruppe bereiten sich auf einen Auftritt vor. Man vermisst Pink. Der Manager (Bob Hoskins) drückt die Tür zu Pinks Hotelzimmer auf – und lässt gleich einen Arzt holen, denn der Musiker lehnt bewusstlos in einem Sessel. Mit einer Injektion sorgt der Arzt dafür, dass Pink rechtzeitig für die Show wieder auf die Beine kommt. Während man ihn zum Auto zerrt, erinnert Pink sich daran, wie er als Kind eine kranke Ratte nach Hause brachte und sie schließlich in einem Schuppen am Fluss gesund pflegen wollte. Am nächsten Tag lag sie tot in der Kiste – und seine Mutter musste den Arzt rufen, weil er sich offenbar an dem Tier infiziert hatte.

In einer schwarzen Uniform steigt Pink aus einer Stretch-Limousine. Von einer zackigen Eskorte begleitet, marschiert er in eine riesige Halle, wo eine Menschenmenge eine Rede von ihm erwartet. Die pompöse Inszenierung erinnert nicht von ungefähr an Massenveranstaltungen der Nationalsozialisten. Die Wände sind mit roten Fahnen drapiert, auf denen zwei gekreuzte Hämmer auf einer weißen Scheibe als Symbol zu sehen sind. Mit ruckartig vor der Brust gekreuzten Armen begrüßen sich die Mitglieder der Partei. Saalordner mit Hunden sorgen für Ordnung. Juden und andere störende Besucher werden von ihnen kurzerhand hinausgeprügelt. Zwischendurch setzen die Zuhörer gesichtslose Masken auf, wie sie bereits von den Schülern getragen worden waren.

[…] Are there any queers in the theater tonight?
Get them up against the wall!
Get him up against the wall!
That one looks Jewish!
And that one’s a coon!
Who let all of this riff-raff into the room?
There’s one smoking a joint,
And another with spots!
If I had my way,
I’d have all of you shot!
(In the Flesh)

Trupps von Uniformierten ziehen Parolen grölend durch die Straßen, machen Jagd auf Schwarze, demolieren deren Läden und vergewaltigen die Frauen, die mit ihnen ertappt werden. Eine unübersehbare Zahl von Hämmern marschiert in perfektem Gleichschritt durchs Bild.

[…] Stop!
I wanna go home
Take off this uniform
And leave the show.
So I am waiting in this cell
Because I have to know.
Have I been guilty all this time?
(Stop)

In einer surrealen Gerichtsverhandlung, in der Pink Richter, Ankläger und Angeklager zugleich ist („Good morning, Worm your honor“), lässt er Zeugen wie seinen ehemaligen Lehrer gegen sich aussagen, erinnert er sich an traumatische Erlebnisse und verurteilt sich am Ende dazu, die Mauer einzureißen, sich der furchtbaren Wirklichkeit endlich zu stellen. Die Mauer zerbirst wie bei einer gewaltigen Explosion.

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Nach einem Drehbuch von Roger Waters setzte Alan Parker das von der britischen Gruppe Pink Floyd zwischen April und November 1979 aufgenommene Rock-Oratorium „The Wall“ in einen Kinofilm um. Bob Geldof spielt den Musiker Pink, eine fiktive Figur, die jedoch unverkennbar autobiografische Züge von Roger Waters trägt. Eric Fletcher Waters, der Vater des Autors und Musikers, fiel am 16. Februar 1944 bei Anzio in Italien im Krieg gegen die Deutschen. Pink vermisst den Vater und wird durch die übertriebene Fürsorge seiner Mutter erdrückt. In der Schule trifft er auf verständnislose Lehrer, denen es nur darauf ankommt, die Kinder zu drillen. Der Konformitätsdruck macht Pink schwer zu schaffen. Seine Ehefrau verlässt ihn und schläft mit einem anderen Mann. Weil es bei den Auftritten der Band ums Geschäft geht, muss die Show weitergehen, auch wenn Pink gar nicht danach ist. All das sind gewissermaßen Ziegelsteine, aus denen Pink schließlich eine trennende Wand zwischen sich und der Realität errichtet. Erst am Ende beschließt er, die (mentale) Wand einzureißen und seine Isolation zu beenden.

Der Film „The Wall“, ohne den das Konzertalbum kaum zu verstehen wäre, kommt mit wenigen Ausnahmen ohne Dialoge aus. Geräusche wie zum Beispiel der Ton aus dem Radio oder Fernsehgerät gehören auch auf dem Album zur Musik.

Die Szenen, die auf den Fernsehgeräten zu sehen ist, stammen aus „The Dambusters“. In dem Spielfilm geht es um eine von den Briten entwickelte Spezialbombe zur Zerstörung von Staumauern.

Statt einer stringenden Handlung erleben wir die Assoziationen und Erinnerungsfetzen des von Frustrationen und Drogen kaputten Musikers. Einige der besten Szenen bestehen aus animierten Zeichnungen von Gerald Scarfe.

Wer sich von den zum Teil recht abstoßenden Bildern und der depressiven Grundstimmung dieses Films nicht verstören lässt, sitzt mit aufgerissenen Augen im Kino, um möglichst wenig aus der Fülle der kreativen Ideen zu übersehen. „The Wall“ ist ein bedrückender und zugleich sehr poetischer Film.

Weil die Intensität der Bilder von der Musik ablenkt, die es wert ist, konzentriert gehört zu werden, sollte man unbedingt auch das gleichnamige Doppelalbum von Pink Floyd aus dem Jahr 1979 hören.

Bereits in den beiden Jahren zwischen der Aufnahme der Musik und der Entstehung des Films hatte die Gruppe Pink Floyd „The Wall“ in New York, Los Angeles, London und in der Dortmunder Westfalenhalle live aufgeführt. Am 31. Juli 1990, gut ein halbes Jahr nach dem Fall der Berliner Mauer (Wiedervereinigung), führte Roger Waters „The Wall“ auf dem Potsdamer Platz auf, jedoch nicht mit Syd Barrett, David Gilmour, Rick Wright und Nick Mason, denn Pink Floyd gab es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, sondern mit Sinéad O’Connor, Bryan Adams, Ute Lemper, Cyndi Lauper, Marianne Faithfull, Van Morrison, den Scorpions und anderen Musikern.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002 / 2004
Songtexte: © Pink Floyd Music Ltd

Klaus Kinski - Jesus Christus Erlöser
Um was es sich bei "Jesus Christus Erlöser" handelt, lässt sich nicht so leicht sagen, denn es war weder als Lesung noch als Rezitation gedacht. Auf jeden Fall stellt "Jesus Christus Erlöser" eine ausgefallene moderne Adaptation des Neuen Testaments von Klaus Kinski dar.
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