Topas

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Topas

Topas – Originaltitel: Topaz – Regie: Alfred Hitchcock – Drehbuch: Samuel Taylor, nach dem Roman "Topas" von Leon Uris – Kamera: Jack Hildyard – Schnitt: William H. Ziegler – Musik: Maurice Jarre – Darsteller: Frederick Stafford, Dany Robin, John Vernon, Karin Dor, Michel Piccoli, Philippe Noiret, Claude Jade, Michel Subor, Roscoe Lee Browne, Per-Axel Arosenius, John Forsythe, Sonja Kolthoff, Tina Hedström, Donald Randolph, Roberto Contreras, Carlos Rivas, Lewis Charles, Anna Navarro, John Roper u.a. – 1969; 120 Minuten

Inhaltsangabe

1962 ersucht ein hoher KGB-Offizier in den USA um politisches Asyl. Die Amerikaner möchten von ihm erfahren, was die UdSSR auf Kuba vorhat. Das weiß er zwar nicht im Einzelnen, aber er rät der CIA, sich ein bestimmtes Dokument zu verschaffen. Weil es sich im Besitz eines kubanischen Fanatikers befindet, besteht nur die Aussicht, dessen Sekretär zu bestechen. Der hasst die Amerikaner jedoch ebenfalls. Also wird ein französischer Agent um Hilfe gebeten ...
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Kritik

Der auf dem gleichnamigen Roman von Leon Uris basierende Spionagethriller "Topas" zerfällt in zwei nur lose verknüpfte Teile. Die Figuren wirken schablonenhaft, und die Handlung ist nicht besonders glaubwürdig.
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1962 setzt sich Boris Kusenov (Per-Axel Arosenius), der stellvertretende Leiter des sowjetischen Geheimdienstes, mit seiner Ehefrau (Sonja Kolthoff) und seiner Tochter Tamara (Tina Hedstrom) ins Ausland ab. Sie mischen sich bei einer Führung in der Kopenhagener Porzellanmanufaktur unter die Touristen, und mit Hilfe des CIA-Agenten Michael Nordstrom (John Forsythe) gelingt es ihnen, drei russischen Agenten zu entkommen, die sie verfolgen. Kusenov ersucht die USA um politisches Asyl und wird mit seiner Familie über Wiesbaden nach Washington gebracht.

Die Amerikaner sind sehr daran interessiert, mehr über verdächtige Bewegungen auf Kuba zu erfahren, denn sie befürchten, dass die UdSSR dort einen Angriff auf die USA vorbereitet. Kusenov bestätigt zwar, dass sich sowjetische Soldaten und Techniker auf Kuba befinden, aber mehr weiß er darüber nicht. Er rät den Amerikanern deshalb, sich von dem Castro-Vertrauten Rico Parra (John Vernon) oder dessen Sekretär Luis Uribe (Don Randolph) eine Kopie des sowjetisch-kubanischen Vertrags zu beschaffen. Bei Rico handele es sich allerdings um einen unbestechlicher Fanatiker, erklärt er, und Luis Uribe sei zwar bestechlich, hasse jedoch die Amerikaner, weil er bei dem missglückten Angriff in der Schweinebucht im Vorjahr einen Sohn verloren habe.

Nordstrom wendet sich deshalb an den mit ihm befreundeten französischen Agenten André Devereaux (Frederick Stafford), der mit seiner Ehefrau Nicole (Dany Robin) nach New York geflogen ist, um sich dort mit der Tochter Michèle (Claude Jade) und dem Schwiegersohn François Picard (Michel Subor) zu treffen, die aus Paris gekommen sind. Devereaux hat in der französischen Botschaft in Washington, wo er offiziell als Attaché gemeldet ist, bereits gehört, dass ein hoher KGB-Offizier zu den Amerikanern übergelaufen sein soll. Er wundert sich, von wem die Information stammt. Woher weiß man in Paris davon? Nordstrom unterrichtet ihn über Kusenov und bittet ihn, ihm den Vertrag zu beschaffen.

Nach anfänglichem Zögern beauftragt Devereaux den als Besitzer eines Blumengeschäftes getarnten, aus Martinique stammenden Spion Philippe Dubois (Roscoe Lee Browne) mit der Aktion. Dubois gibt sich als Journalist aus und gelangt so in das schwer bewachte Hotel „Theresa“, in dem sich Rico Parra und Luis Uribe aufhalten. Es gelingt ihm, den Sekretär zu bestechen und mit dessen Hilfe an den Vertrag heranzukommen. Doch während er in dessen Büro noch dabei ist, die Unterlagen abzufotografieren, werden sie von Rico und dessen Bodyguard Hernandez (Carlos Rivas) ertappt. Dubois flieht durchs Fenster. Er rempelt Devereaux an, der vor dem Hotel auf ihn wartete, und steckt ihm dabei die Kamera mit dem Film zu. Obwohl Hernandez ihm nachrennt, entkommt er. – Der Verräter Luis Uribe wird umgebracht.

Wegen der beunruhigenden Informationen über die sowjetischen Aktvititäten auf Kuba halten Nordstrom und sein französischer Freund es für erforderlich, sich aus erster Hand einen Eindruck von der Lage dort zu verschaffen. Devereaux fliegt nach Kuba, wo Juanita de Cordoba (Karin Dor), die Witwe eines Helden der Revolution, nicht nur seine Geliebte ist, sondern auch als Chefin eines regimefeindlichen Agentenrings mit ihm zusammenarbeitet. Die Finca, die Juanita mit ihren Bediensteten bewohnt, gehört Rico Parra, der die schöne Kubanerin umwirbt.

Juanita schickt das Agentenpaar Pablo und Carlotta Mendoza (Lewis Charles, Anna Navarro) zum Hafen. Sie sollen die sowjetischen Raketen fotografieren, die dort entladen werden. Mit einem Picknickkorb fahren sie los. Kameras und Teleobjektive sind in Sandwiches versteckt. Während sie fotografieren, holen Möwen sich die achtlos weggelegten Brote. Die mit Brotscheiben herumfliegenden Möwen fallen den Wachen auf. Auf der Flucht gelingt es Pablo und Carlotta zwar noch, die Filme in einem Brückengeländer zu verstecken, aber die Soldaten holen sie ein und nehmen sie fest.

Ein anderer Spion Juanitas, der in der Nähe wartete, birgt das Material aus dem Brückengeländer. Juanitas Diener Thomas (John Roper) entwickelt die Filme.

Währenddessen schaut Devereaux in Havanna bei einer Militärparade zu – und wird dort von Hernandez wiedererkannt. Am Abend überrascht Rico Juanita und André Devereaux mit einem Besuch. Man habe ihn vor dem Hotel „Theresa“ in New York gesehen, während dort ein Geheimagent im Einsatz war, erklärt er Devereaux. Vergeblich beteuert Juanita, dass ihr Gast nicht nach Kuba gekommen sei, um zu spionieren. Sie kann nur verhindern, dass Devereaux auf der Stelle festgenommen wird. Aber er muss am nächsten Morgen das Land verlassen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Thomas wickelt einen Film unter das Farbband der Reiseschreibmaschine, die Devereaux in seinem Gepäck hat und bringt weitere Informationen in zwei Mikropunkten auf der Doppelpunkt-Taste unter. Obwohl Rico angeordnet hat, Devereaux am Flughafen besonders gründlich zu durchsuchen, wird nichts Verdächtiges bei ihm gefunden und er darf ausreisen.

Inzwischen wurden Pablo und Carlotta Mendoza gefoltert. Pablo liegt tot in den Armen seiner Frau. Bevor sie ebenfalls an den Folgen der Verletzungen stirbt, flüstert sie Rico zu, dass sie im Auftrag von Juanita de Cordoba handelten. Rico kann es kaum glauben, doch bei einer Durchsuchung der Finca wird die technische Ausrüstung des Agentenrings gefunden. Um Juanita die Folter zu ersparen, erschießt Rico sie.

Noch vor dem Abflug erfährt Devereaux durch einen Telefonanruf in der Finca vom Tod seiner Geliebten.

Zurück in Washington, stellt Devereaux fest, dass Nicole ihn verlassen hat und zur Tochter nach Paris gereist ist. Und weil sich die kubanische bei der französischen Regierung über seinen eigenmächtigen Einsatz beschwert, wird er nach Paris zurückgerufen.

Bevor Devereaux abreist, reden er und Nordstrom mit Kusenov. Der verrät ihnen, dass es in französischen Regierungskreisen eine Gruppe von Männern gibt, die für den KGB arbeiten. Der Codename dafür sei „Topas“. Er selbst habe einen Wirtschaftsreferenten der NATO namens Henri Jarre (Philippe Noiret) als Kontaktmann gehabt. Wer der Kopf von „Topas“ ist, weiß Kusenov jedoch nicht; er kennt nur den Decknamen „Columbine“.

In Paris trifft Devereaux sich mit hochrangigen Beamten und Politikern, darunter Henri Jarre. Als er auf „Topas“ zu sprechen kommt und seinen Informanten nennt, behauptet Jarre, er wisse aus zuverlässiger Quelle, dass Boris Kusenov vor einem Jahr gestorben sei; bei dem Überläufer müsse es sich also um einen Betrüger handeln.

Devereaux bittet seinen Schwiegersohn François Picard, der als Journalist tätig ist, mit Jarre ein Interview zu vereinbaren, um mehr herauszufinden und auszuloten, ob er bereit sei, die Seite zu wechseln. Während des Gesprächs erhält Picard einen Schlag auf den Kopf, und als er wieder zu sich kommt, steht das Fenster offen und Jarre liegt tot auf dem Dach eines geparkten Autos. Aus Furcht vor weiteren Übergriffen versteckt er sich.

Michèle macht sich Sorgen um ihren verschwundenen Mann. Nicole begreift aufgrund der Ereignisse, dass es sich bei ihrem Geliebten Jacques Granville (Michel Piccoli), der früher mit André zusammen in der Résistance war und inzwischen zu den Vertrauten des französischen Staatspräsidenten zählt, um den gesuchten Kopf der Gruppe „Topas“ handelt. Als Picard verletzt nach Hause kommt und eine Telefonnummer nennt, die er bei Jarre gehört hat, erklärt sie André, wem sie gehört.

Granville kann allerdings nichts nachgewiesen werden. Er und André Devereaux steigen zur gleichen Zeit in Paris in ein Flugzeug und winken sich von den Rolltreppen aus zu; der eine fliegt nach Washington zurück, der andere setzt sich nach Moskau ab.

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Der Agententhriller „Topas“ von Alfred Hitchcock basiert auf dem gleichnamigen, 1967 veröffentlichten Roman von Leon Uris (1924 – 2003). Beim Schreiben des Drehbuchs wich Samuel Taylor allerdings an einigen entscheidenden Stellen von der Vorlage ab. Im Roman wird François Picard ermordet, als er versucht, seinem Schwiegervater bei der Entlarvung des „Topas“-Chefs zu helfen. Seine Witwe Michèle setzt sich mit ihrer Mutter Nicole aus Frankreich ab. Durch einen Telefonanruf erfährt André Devereaux, dass ihnen die Flucht nach Amerika gelungen ist, aber er kann ihnen nicht folgen, er stirbt in der Telefonzelle. Außerdem werden im Buch Rico Parra und Juanita de Cordoba von dem Fanatiker Muñoz (im Film von Roberto Contreras gespielt) zu Tode gefoltert.

Alfred Hitchock ließ „Topas“ zunächst mit einem Duell der beiden früheren Résistance-Kämpfer André Devereaux und Jacques Granville in einem Fußballstadion enden, bei dem Granville aus dem Hinterhalt von einem sowjetischen Agenten erschossen wird. Weil dieses Filmende bei Testvorführungen durchfiel, drehte Hitchcock den hier besprochenen Schluss. Den wollte man in den USA auch nicht zeigen: Hitchcock brauchte nichts nachzudrehen; man schnitt einfach das vorhandene Filmmaterial um und deutete durch einen nur zu hörenden Schuss den Suizid des „Topas“-Chefs an.

„Topas“ ist gewiss nicht Alfred Hitchcocks Meisterstück. Die mit Ausnahme von Michel Piccoli und Philippe Noiret von mittelmäßigen Schauspielern dargestellten Filmfiguren wirken plakativ. Charaktere oder gar eine psychologische Entwicklung gibt es in „Topas“ nicht. Außerdem zerfällt der Film in zwei Teile, die nur lose durch Boris Kusenov und André Devereaux zusammengehalten werden: In der ersten Hälfte versuchen die Amerikaner am Vorabend der Kubakrise mit Hilfe des französischen Agenten Devereaux herauszufinden, was die Sowjets auf der Karibikinsel vorhaben. In der zweiten Hälfte entlarvt Devereaux einen hohen französischen Regierungsvertreter, der für den KGB arbeitet. Dabei ist die in Paris spielende Handlung noch verworrener und weniger plausibel als die Ereignisse in Kopenhagen, Washington, New York und auf Kuba.

Es fällt auf, dass Alfred Hitchcock eine klare politische Haltung gegen das Regime von Fidel Castro einnahm.

Die Figur des Castro-Vertrauten Rico Parra ähnelt Che Guevara.

Seinen gewohnten Cameo-Auftritt hat sich Alfred Hitchcock nicht nehmen lassen: In „Topas“ sehen wir ihn im Flughafen La Guardia. Dort erhebt er sich aus einem Rollstuhl.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

Alfred Hitchcock (Kurzbiografie)

Alfred Hitchcock: Die 39 Stufen
Alfred Hitchcock: Sabotage
Alfred Hitchcock: Eine Dame verschwindet
Alfred Hitchcock: Der Auslandskorrespondent
Alfred Hitchcock: Rebecca
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Alfred Hitchcock: Spellbound. Ich kämpfe um dich
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Alfred Hitchcock: Cocktail für eine Leiche
Alfred Hitchcock: Der Fremde im Zug
Alfred Hitchcock: Zum Schweigen verurteilt
Alfred Hitchcock: Bei Anruf Mord
Alfred Hitchcock: Das Fenster zum Hof
Alfred Hitchcock: Über den Dächern von Nizza
Alfred Hitchcock: Immer Ärger mit Harry
Alfred Hitchcock: Der falsche Mann
Alfred Hitchcock: Vertigo
Alfred Hitchcock: Der unsichtbare Dritte
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Alfred Hitchcock: Die Vögel
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Peter Blickle - Andershimmel
"Andershimmel" ist ein handlungsarmer poetischer Roman, den man unter dem Aspekt der Selbstbefreiung aus fundamentalistischen Zwängen lesen kann. Statt Zusammenhänge zu analysieren und zu erläutern, deutet Peter Blickle vieles nur an oder spart es ganz aus.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.