Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Eine einheitliche Widerstandsbewegung gegen das NS-Regime gab es zu keiner Zeit. Aus unterschiedlichen politischen, ideologischen und ethischen Motiven standen Arbeiter und Aristokraten, Studenten und Offiziere, Politiker und Geistliche Hitlers Regime oppositionell gegenüber. Während die einen verbotene ausländische Sender abhörten und ihre Vorbehalte verheimlichten (innere Emigration), halfen andere den Verfolgten oder kämpften aktiv gegen das Regime und riskierten dabei ihr Leben. Da der SS-Staat jede unbedachte kritische Äußerung gnadenlos verfolgte und jeder jedem misstraute, war es äußerst gefährlich, Verschwörergruppen zu bilden.
Bekennende Kirche
Innerhalb der protestantischen Kirche formierten sich die Gegner einer nationalsozialistisch orientierten Staatskirche („Deutsche Christen“) im Mai 1934 in der „Bekennenden Kirche“. Ihr Initiator und Wortführer, Pastor Martin Niemöller (1892 – 1984), predigte seiner Gemeinde in Berlin-Dahlem bis zum 27. Juni 1937. Vier Tage später verhafteten ihn die Nationalsozialisten, und von 1938 bis 1945 sperrten sie ihn in verschiedene Konzentrationslager.
Widerstand von katholischen Geistlichen
In der römisch-katholischen Kirche bildete sich keine Widerstandsorganisation nach dem Vorbild der Bekennenden Kirche. Hier waren es einzelne Geistliche, die gegen den Nationalsozialismus Front machten.
Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Michael von Faulhaber (1869 – 1952), gilt als maßgeblicher Autor der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ (14. März 1937). Clemens August Graf von Galen (1878 – 1946), der Bischof von Münster, prangerte die Euthanasie an, besonders in seiner mutigen Predigt vom 3. August 1941. Der Jesuitenpater Rupert Mayer (1876 – 1945) in München und der Bischof von Berlin, der spätere Kardinal Konrad Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos (1880 – 1950), machten aus ihrer oppositionellen Haltung gegenüber dem NS-Regime ebenfalls kein Hehl.
Georg Elser: Attentat im Bürgerbräukeller
Wenn Hitler tot wäre, würde der Krieg rasch beendet werden, glaubte der schwäbische Tischler Georg Elser (1903 – 1945). Er wusste, dass Hitler am 8. November 1939 wie in den Jahren zuvor im Bürgerbräukeller in München an den nationalsozialistischen Putsch von 1923 erinnern wollte. Georg Elser gelang es, hinter der Holzverkleidung eines tragenden Pfeilers des Saales eine Bombe mit einem Zeitzünder zu verstecken. Als sie explodierte, wurden sieben Menschen getötet und sechzig verletzt. Hitler aber hatte seine Rede unerwartet früh beendet und eine Viertelstunde vor der Detonation den Bürgerbräukeller verlassen.
An der Schweizer Grenze wurde Georg Elser gefasst. Man sperrte den Attentäter ins Konzentrationslager Dachau, tötete ihn jedoch erst am 5. April 1945, kurz vor dem Zusammenbruch des „Dritten Reichs“.
Gruppe Baum
Zehn Frauen und acht Männer im Alter von neunzehn bis zweiunddreißig Jahren gehörten zu einer jüdischen Widerstandsgruppe um Herbert Baum (1912 – 1942) in Berlin („Gruppe Baum“), die 1942 einen Brandanschlag auf die Propagandaausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten verübte und danach ausgehoben wurde. Zwei Mitglieder konnten fliehen, zwei mussten KZ-Haft ertragen; Herbert Baum tötete sich selbst [Suizid], die übrigen dreizehn wurden zwischen dem 18. August 1942 und dem 5. März 1943 hingerichtet.
Die weiße Rose
Sophie Scholl / Die weiße Rose
Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter
Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftsfuntionäre wurden von Anfang an verfolgt. Sie flohen ins Ausland oder gingen in den Untergrund, während ihre Organisationen in Deutschland nach der Machtergreifung von den Nationalsozialisten zerschlagen wurden.
Die untergetauchten Sozialdemokraten bildeten geheime Gesinnungszirkel. Die Kommunisten, die sich im Untergrund zu kleinen Zellen zusammenschlossen, agitierten mit Parolen und Flugblättern gegen die nationalsozialistische Propaganda.
Sonderrollen in der deutschen Widerstandsbewegung spielten der „Bund Deutscher Offiziere“ und das „Nationalkomitee Freies Deutschland“, zwei 1943 von deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion gegründete – von den Kommunisten beeinflusste – Organisationen, die dazu aufriefen, den Krieg zu beenden.
„Rote Kapelle“
Um Oberleutnant Harro Schulz-Boysen (1909 – 1942) und Oberregierungsrat Arvid von Harnack (1901 – 1942) bildete sich von 1936 an in Berlin eine linksintellektuelle Widerstandsbewegung, die später von der Gestapo „Rote Kapelle“ genannt wurde. Deren Mitglieder – Beamte, Offiziere, Journalisten, Akademiker, Künstler, Arbeiter; keineswegs alles Kommunisten – glaubten mit der UdSSR zusammenarbeiten zu müssen, um Europa vor den Faschisten zu retten. Sie spionierten für die Sowjetunion und agitierten in illegalen Druckschriften („Die innere Front“) und Flugblättern („Agis-Schriften“) gegen das nationalsozialistische Regime.
Am 31. August 1942 schlug die Gestapo zu. Mehr als hundert Verdächtige wurden bis Weihnachten verhaftet. Dreizehn Mitglieder der Roten Kapelle saßen im ersten Prozess auf der Anklagebank. Als die elf Männer zum Tod, die beiden Frauen aber zu Haftstrafen verurteilt wurden, ordnete Hitler ein neues Verfahren an, und schließlich wurden Erika von Brockdorff und Mildred Harnack ebenfalls in der Strafanstalt Plötzensee im Berliner Stadtteil Charlottenburg gehängt.
Unter den noch vor Weihnachten 1942 getöteten Mitgliedern der Roten Kapelle war auch Hans Coppi (1916 – 1942). Dessen Frau Hilde (1909 – 1943), die am 27. November 1942 in der Frauenhaftanstalt in der Berliner Barnimstraße einen Sohn geboren hatte, wurde am 20. Januar 1943 zum Tod verurteilt und am 5. August 1943 hingerichtet.
Solf-Kreis
Wilhelm Heinrich Solf (1862 – 1936) hatte das Deutsche Reich von 1900 bis 1911 als Gouverneur von Westsamoa und von 1920 bis 1928 als Botschafter in Tokio repräsentiert. Um ihn und seine Frau Johanna (1887 – 1954) bildete sich in Berlin eine lockere Verbindung von Persönlichkeiten, die aus humanitären Gründen den Nationalsozialismus ablehnten und Verfolgten halfen („Solf-Kreis“).
Nachdem sich bei einem „Politischen Tee“ einiger Mitglieder des Solf-Kreises am 10. September 1943 ein Gestapo-Spitzel hatte einschleichen können, verhafteten die Nationalsozialisten mehr als siebzig Verdächtige. Elisabeth von Thadden (1890 – 1944), Otto Kiep (1886 – 1944), Hilger von Scherpenberg (1899 – 1944) und Fanny von Kurowsky (1887 – 1944) wurden im Hauptprozess zum Tod verurteilt.
Kreisauer Kreis
Der Jurist Helmuth James Graf von Moltke (1907 – 1945) arbeitete als Sachverständiger für Kriegs- und Völkerrecht beim Oberkommando der Wehrmacht. 1942/43 lud er Gegner der Nationalsozalisten ein, mit ihm auf seinem schlesischen Gut Kreisau bei Scheinitz eine rechtsstaatliche Ordnung für die Zeit nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes zu entwerfen.
Zum „Kreisauer Kreis“ gehörten Adelige, Geistliche, Bürger und Arbeiterführer, zum Beispiel der Jesuit Alfred Delp (1907 – 1945), der protestantische Theologe Eugen Gerstenmaier, Graf von Moltkes Cousin, Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904 – 1944), Adam von Trott zu Stolz (1909 – 1944), Berthold Graf Schenk von Stauffenberg (1905 – 1944), der seit 1933 im Auswärtigen Amt beschäftigte Jurist Hans Bernd von Haeften (1905 – 1944), der Journalist Theodor Haubach (1896 – 1945), der sozialdemokratische Pädagoge Adolf Reichwein (1898 – 1944), der Sozialdemokrat Julius Leber (1891 – 1945) und der sozialdemokratische Gewerkschaftsführer Wilhelm Leuschner (1890 – 1944). Gemeinsam war ihnen allen die Wertschätzung der Menschenwürde und eine eher konservative Einstellung. Den Kapitalismus und den Sozialismus wollten sie überwinden und die Gegensätze zwischen den Gesellschaftsschichten beseitigen. Die meisten von ihnen wurden zwischen dem 8. August 1944 und dem 2. Februar 1945 hingerichtet.
Goerdeler-Kreis
Der Kreisauer Kreis unterhielt auch Beziehungen zu dem deutschnationalen Politiker und ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister (1930 – 1937) Carl Friedrich Goerdeler (1884 – 1945), der selbst im Zentrum einer Widerstandsbewegung stand.
Goerdeler knüpfte Kontakte zu General Ludwig Beck (1880 – 1944), zu dem ehemaligen Botschafter in Rom, Ulrich von Hassell (1881 – 1944), dem früheren Leiter der diplomatischen Vertretung in Moskau, Friedrich Werner Graf von der Schulenburg (1875 – 1944), zu Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg (1902 – 1944), dem früheren stellvertretenden Polizeipräsidenten von Berlin (1937 – 1939), dem Industriellen Robert Bosch (1861 – 1942) und zu Jakob Kaiser (1888 – 1961), einem führenden Mitglied der christlichen Gewerkschaftsbewegung.
Der „Goerdeler Kreis“ arbeitete auf den Staatsstreich hin. Nach Hitlers Sturz wollte Carl Friedrich Goerdeler das Amt des Reichskanzlers übernehmen, unverzüglich den Krieg beenden und einen Friedensvertrag mit den Gegnern aushandeln. Die Verbrechen der Nationalsozialisten sollten gerichtlich verfolgt werden. Goerdeler strebte eine konstitutionelle Monarchie an, einen autoritären, straff zentralisierten Rechtsstaat, in dem politischen Parteien keine bedeutende Rolle zukommen sollte.
Die Bemühungen scheiterten; Carl Friedrich Goerdeler wurde am 2. Februar 1945 hingerichtet.
Das Umfeld von Wilhelm Canaris
Am 18. Oktober 1939 entstand das „Amt Ausland/Abwehr“ im Oberkommando der Wehrmacht. Mit der Leitung dieser Dienststelle wurde Konteradmiral Wilhelm Canaris (1887 – 1945) betraut. Canaris lehnte zwar einen Staatsstreich ab, unterstützte aber Mitarbeiter, die sich bemühten, Kontakte zu den Alliierten zu knüpfen.
Joseph Müller („Ochsensepp“; 1898 – 1979) versuchte dies bereits 1938/39 über seine engen Beziehungen zur Kurie. General Hans Oster (1888 – 1945) warnte 1939/40 die holländische Regierung vor dem – mehrmals verschobenen – deutschen Angriff. Zu den Verschwörern um Hans Oster gehörten auch Reichsgerichtsrat Hans von Dohnanyi (1902 – 1945) und dessen Schwager, der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906 – 1945), der 1942 vergeblich versuchte, über George Bell (1883 – 1958), den anglikanischen Bischof von Chichester, mit der Regierung in London ins Gespräch zu kommen.
Wilhelm Canaris, Hans Oster, Hans von Dohnanyi und Dietrich Bonhoeffer wurden am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg bei Weiden gehängt.
Widerstand im Offizierskorps
Den Kern der Widerstandsbewegung im Offizierskorps hatten die Generäle Hans Oster und Ludwig Beck gebildet. Beck war am 18. August 1938 als Generalstabschef zurückgetreten, weil Hitler in der Sudetenkrise einen europäischen Krieg riskiert hatte. Die Staatsstreichpläne führender Militärs wurden nach dem Münchner Abkommen und während der erfolgreichen Blitzkriege fallengelassen und erst nach der Kriegswende im Winter 1942/43 wieder aufgegriffen.
Nachdem der „Wüstenfuchs“ Erwin Rommel (1891 – 1944) von Nordafrika an die Westfront versetzt worden war, planten er, sein Generalstabschef Hans Speidel und der Militärbefehlshaber in Frankreich, General Karl-Heinrich von Stülpnagel (1886 – 1944), Waffenstillstandsverhandlungen mit den Westalliierten in Gang zu bringen. Ihre Kameraden an der Ostfront wollten sie parallel dazu auffordern, die Sowjets zurückzuhalten. Rommels Vorgesetzter, Generalfeldmarschall Hans Günther von Kluge, wusste von den Absichten, schwankte aber selbst in seiner Haltung.
Als Hitler am 13. März 1943 das Hauptquartier der Heeresgruppe Mitte in Smolensk besuchte, sorgten Henning von Tresekow (1901 – 1944), der Stabschef dieser Heeresgruppe, und dessen Mitarbeiter, Fabian von Schlabrendorff, dafür, dass ein Begleitoffizier des Führers eine als Paket von Cognac-Flaschen getarnte Zeitbombe mit ins Flugzeug nahm. Doch die Maschine landete wohlbehalten in Rastenburg: Der Zünder der Bombe hatte versagt. Schlabrendorff flog am folgenden Tag hinterher, und es gelang ihm, das Paket noch rechtzeitig vor der Entdeckung gegen ein anderes zu vertauschen, das tatsächlich Cognac enthielt.
Am 21. März 1943 eröffnete Hitler eine Ausstellung im Berliner Zeughaus. Nach seiner Rede ließ er sich von Oberst Hans-Christoph Freiherr von Gersdorff durch die Ausstellung begleiten, ohne zu ahnen, dass dieser zwei Bomben in den Manteltaschen bei sich hatte und sich mit ihm in die Luft sprengen wollte. Hitler beendete die Besichtigung jedoch unerwartet früh.
Das Attentat vom 20. Juli 1944
Claus Graf Schenk von Stauffenberg und das Attentat vom 20. Juli 1944
Widerstand in den besetzten Gebieten
Während die deutschen Widerstandskämpfer von ihren Landsleuten verraten, beschimpft und aus der „Volksgemeinschaft“ ausgestoßen wurden, weil sie den Sieg des eigenen Volkes zu sabotieren schienen, konnten sich die Partisanen in den besetzten Gebieten auf den heimlichen Rückhalt in der Bevölkerung verlassen, kämpften sie doch gegen die verhasste Besatzungsmacht.
In allen besetzten Gebieten organisierten sich Widerstandsgruppen: in den skandinavischen Ländern, in Holland und Belgien, in Frankreich, Italien, auf der Balkanhalbinsel und in Osteuropa. Partisanen bekämpften Deutsche und Kollaborateure gleichermaßen.
Am 7. Dezember 1941 ordnete Wilhelm Keitel an, Widerstandskämpfer in Nord- und Westeuropa (mit Ausnahme Dänemarks) abzuurteilen oder in Konzentrationslager zu bringen, ohne die Angehörigen darüber zu unterrichten („Nacht-und-Nebel-Erlass“).
Hinter der deutschen Ostfront führten Partisanen immer wieder sorgsam aufeinander abgestimmte Anschläge auf Eisenbahnlinien durch („Schienenkrieg“). Zur Vergeltung erschossen SS und Wehrmacht Geiseln.
Reinhard Heydrich (1904 – 1942) war am 27. September 1941 – zusätzlich zu seinen Aufgaben als Leiter des Reichssicherheitshauptamtes und als Organisator der „Endlösung“ [Holocaust] – zum stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren ernannt worden. Faktisch ersetzte er den Reichsprotektor Konstantin Freiherr von Neurath, den man offiziell beurlaubt hatte. Zwei im Auftrag der tschechischen Exilregierung in London aus Schottland eingeflogene Männer lauerten Heydrich am 27. Mai 1942 auf, als er im offenen Wagen von seiner Villa zu seinem Amtssitz in der Prager Burg fuhr. Eine Handgranate riss das Heck des Wagens weg. Acht Tage später erlag Heydrich seinen inneren Verletzungen.
Die beiden Attentäter töteten sich selbst, bevor sie ergriffen werden konnten. Das zwischen Prag und Kladno gelegene, etwa fünfhundert Einwohner zählende Bergarbeiterdorf Lidice, in dem sie möglicherweise übernachtet hatten, wurde von SS-Einheiten am 10. Juni 1942 niedergebrannt. Die Deutschen erschossen alle männlichen Einwohner, die älter als fünfzehn waren und brachten die Frauen in das Konzentrationslager Ravensbrück nördlich von Fürstenberg an der Havel. „Rassisch geeignete“ Kinder sollten in SS-Familien „eingedeutscht“ werden.
Während der französische General Charles de Gaulle (1890 – 1970) den Kampf gegen die Deutschen im Ausland vorbereitete („Forces Françaises Libres“), entstanden in den besetzten und in den von Vichy aus regierten Teilen Frankreichs Widerstandsgruppen (Résistance, Maquis). Die Kommunisten bildeten den „Front National“ und die „Franc-Tireurs et Partisans“. Mit den Gewerkschaften in Verbindung stand „Libération“. Konservative Politiker gründeten die Gruppe „Combat“, und aus der Armee ging die „Organisation Civile et Militaire“ hervor. Jean Moulin (1899 – 1943), einem Anhänger de Gaulles, gelang es am 27. Mai 1943, die französische Widerstandsbewegung im „Conseil National de la Résistance“ zusammenzuführen. Unterstützt wurde sie auch von der britischen Geheimorganisation SOE.
Der britische Premierminister Winston Churchill (1874 – 1965) hatte darauf bestanden, dass Charles de Gaulle und Henri-Honoré Giraud während der Konferenz der Alliierten in Casablanca (14. – 26. Januar 1943) Kontakt miteinander aufnahmen. Am 3. Juni 1943 bildeten die beiden rivalisierenden Generäle in Algier das „Comité de Libération Nationale“, das von den Alliierten als provisorische französische Regierung respektiert wurde. De Gaulle, der Giraud bald zur Seite drängte, beauftragte im Februar 1944 Marie Pierre Koenig (1898 – 1970), die französischen Partisanen in den „Forces Françaises de l’Interieur“ zusammenzufassen.
Als am 9. Juni 1944 ein SS-Offizier von französischen Widerstandskämpfern entführt wurde und Gerüchte kursierten, er solle am folgenden Tag in Oradour-sur-Glane getötet werden, umstellten SS-Einheiten am 10. Juni das in der Nähe von Limoges gelegene Dorf und trieben die mehr als sechshundert Bewohner auf dem Marktplatz zusammen. Während sie die Männer erschossen, sperrten sie die Frauen und Kinder in die Kirche, die sie dann in Brand steckten.
In Jugoslawien sammelten sich kommunistische Freischärler um Tito (eigentlich: Josip Broz, 1892 – 1980), versprengte Teile der royalistischen Armee um den serbischen Generalstabsoffizier Draza Mihailovic (1893 – 1946). Statt ihre Aktionen gegen die Deutschen abzustimmen, bekämpften sie sich gegenseitig.
Tito bildete am 26. November 1942 den „Antifaschistischen Rat für die Nationale Befreiung Jugoslawiens“, die provisorische Regierung einer jugoslawischen Konföderation. Mehr als hunderttausend Mann zählte seine Partisanenarmee zu diesem Zeitpunkt. Trotzdem lehnten es die Briten zunächst ab, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten; sie setzten auf den Royalisten Mihailovic, der von König Peter II. zum Kriegsminister der Exilregierung und Oberbefehlshaber der jugoslawischen Armee ernannt worden war. Auf der Konferenz von Teheran (28. November – 1. Dezember 1943) allerdings beschlossen die „Großen Drei“ – Roosevelt, Churchill, Stalin –, nur noch Tito zu unterstützen.
Deutsche Fallschirmjäger überfielen am 25. Mai 1944 Drvar am Unac, wo Tito zu diesem Zeitpunkt sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte (Unternehmen „Rösselsprung“), aber der Partisanenführer konnte in letzter Minute mit einem britischen Flugzeug nach Italien entkommen und schließlich auf der Insel Vis ein neues Hauptquartier einrichten. Auf englischen Druck hin ließ auch König Peter II. Mihailovic fallen und übertrug Tito die alleinige Führung des Widerstands (12. September 1944).
© Dieter Wunderlich 2008
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