Vertigo

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Vertigo

Vertigo. Aus dem Reich der Toten - Originaltitel: Vertigo - Regie: Alfred Hitchcock - Drehbuch: Alec Coppel und Samuel A. Taylor, nach dem Roman "Von den Toten auferstanden" von Pierre Boileau und Thomas Narcejac - Kamera: Robert Burks - Schnitt: George Tomasini - Musik: Bernhard Herrmann - Darsteller: James Stewart, Kim Novak, Barbara Bel Geddes, Tom Helmore, Konstantin Shayne, Henry Jones, Raymond Bailey, Ellen Corby, Lee Patrick u.a. - 1958; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Gavin Elster beauftragt den Privatdetektiv Scottie Ferguson, seine Frau Madeleine zu beschatten, die sich angeblich mit Selbstmordgedanken trägt. Scottie rettet sie vor dem Ertrinken, doch während des Besuchs in einem Kloster läuft sie in den Glockenturm hinauf, und Scottie kann ihr wegen seiner Höhenangst nicht folgen. Plötzlich hört er einen Schrei und sieht sie in die Tiefe stürzen. Einige Zeit später begegnet Scottie einer Frau, die der vermeintlichen Selbstmörderin zum Verwechseln ähnlich sieht ...
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Kritik

Mit "Vertigo" schrieb Alfred Hitchock Kinogeschichte, nicht zuletzt, weil er die Zuschauer über den Mord aufklärt, bevor der Protagonist etwas davon weiß. In der Romanvorlage – "D'entre les morts" von Pierre Boileau und Themas Narcejac – war das noch anders.
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Nach dem Tod eines Kollegen, den er wegen seiner Akrophobie (Höhenangst) nicht retten konnte, quittiert John („Scottie“) Ferguson (James Stewart) seinen Dienst bei der Polizei von San Francisco und betätigt sich als Privatdetektiv.

Gavin Elster (Tom Helmore), ein alter Bekannter, beauftragt Scottie, seine Frau Madeleine (Kim Novak) zu beschatten, denn sie fühle sich vom Geist ihrer Urgroßmutter verfolgt, die 1857 – vor genau hundert Jahren – als Sechsundzwanzigjährige Suizid beging, nachdem man ihr das Kind weggenommen hatte. Gavin befürchtet, dass Madeleine sich ebenfalls etwas antun könnte. Scottie folgt ihr vom Friedhof, auf dem ihre Urgroßmutter liegt, zu einem Museum, in dem ein Jugendbild der Großmutter hängt und zu dem Haus, in dem die Selbstmörderin gelebt hatte. Als Madeleine Elster sich unterhalb der Golden Gate Bridge ins Wasser stürzt, rettet Scottie ihr das Leben – und verliebt sich in sie.

Einige Zeit später fährt er mit ihr zum Kloster San Juan Batista außerhalb der Stadt, das sie angeblich in einem Albtraum sah, denn er hofft, sie auf diese Weise von ihren Neurosen befreien zu können. Unvermittelt beginnt Madeleine, die Holztreppe im Glockenturm hinaufzulaufen. Scottie versucht ihr zu folgen, aber seine Akrophobie hemmt ihn und er bleibt weit zurück. Plötzlich hört er einen Schrei und sieht, wie Madeleine von der Turmspitze stürzt und auf einem Vordach zerschmettert wird. Offenbar hat sie sich nun doch das Leben genommen.

Wie im Fall des Kollegen, dem er nicht helfen konnte, macht Scottie sich schwere Vorwürfe, und er ist verzweifelt über den Tod der geliebten Frau. Um sich selbst vor dem Selbstmord zu bewahren, lässt er sich einige Zeit in einer psychiatrischen Anstalt behandeln.

Ziellos und melancholisch schlendert er durch San Francisco. Da fällt ihm eine Frau auf, die der Toten ähnlich sieht. Sie ist allerdings nicht blond wie Madeleine es war, sondern dunkelhaarig, und sie heißt Judy Barton (Kim Novak). Von einer Madeleine weiß sie angeblich nichts.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Sie gehen zusammen aus. Widerstrebend lässt Judy sich überreden, ihr Aussehen immer stärker der Frau anzugleichen, die Scottie liebte. Nach einer Weile ist er überzeugt, dass Judy ihr nicht nur gleicht, sondern die Frau ist, die er für Madeleine Elster hielt.

In Wirklichkeit handelt es sich bei ihr um Gavin Elsters Geliebte. Als Gavin in der Zeitung las, dass Scottie unter Akrophobie litt, brachte ihn das auf eine Idee, wie er seine Ehefrau ermorden konnte: Er erzählte ihm von der angeblichen Selbstmordgefährdung der von Judy gedoubelten Madeleine, und sie lockte Scottie zum Turm des Klosters San Juan Batista, auf dessen Plattform Gavin wartete, um dann im richtigen Augenblick seine Frau in die Tiefe zu stoßen. Wie geplant, bezeugte Scottie deren Selbstmord.

Um ein Geständnis von Judy zu bekommen, fährt Scottie noch einmal mit ihr zum Kloster San Juan Batista, überwindet seine Akrophobie und steigt mit ihr auf den Turm …

Zu spät begreift Scottie, dass Judy ihn wirklich liebte …

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1958 war „Vertigo“ eine Enttäuschung, auch wenn es zwei „Oscar“-Nominierungen dafür gab: Ton (George Dutton) und Ausstattung (Hal Pereira, Henry Bumstead, Sam Comer und Frank McKelvy). Erst als der Film 1984 erneut in die Kinos kam, wurde er berühmt. Seit 1996 gibt es eine aufwändig restaurierte Fassung.

Der düstere Psychothriller handelt von einem Mann, der versucht, eine Frau nach seiner Vorstellung zu formen und von Selbstverleugnung. Während das Mordkomplett in der literarischen Vorlage „Von den Toten auferstanden“ („D’entre les morts“) von Pierre Boileau (1906 – 1989) und Thomas Narcejak (eigentlich: Pierre Ayraud, 1908 – 1998) erst am Ende aufgedeckt wird, entschlossen Alfred Hitchcock, Alec Coppel und Samuel A. Taylor sich, bei der filmischen Adaptation den Zuschauer lange vor der Hauptfigur aufzuklären. Mit diesem Verstoß gegen die traditionelle Erzählstruktur machte „Vertigo“ Schule. Die Spannung entsteht dabei aus der Frage, wie der Protagonist reagieren wird, wenn er erfährt, was der Leser bzw. Zuschauer bereits weiß.

Mit sehr viel Gefühl für das richtige Timing hat Alfred Hitchcock ein sehr langsames Tempo für „Vertigo“ gewählt – und gerade auch damit die Spannung gesteigert.

Kim Novak betrachtete er zunächst nur als Ersatz für Vera Miles, die wegen einer Schwangerschaft hatte absagen müssen. Heute gelten Kim Novak und James Stewart als Idealbesetzung von „Vertigo“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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