Der Fall Paradin

Der Fall Paradin

Der Fall Paradin

Der Fall Paradin – Originaltitel: The Paradine Case – Regie: Alfred Hitchcock – Drehbuch: Alma Reville, David O. Selznick, Ben Hecht, James Bridie, nach dem Roman "Wege im Zwielicht" von Robert Smythe Hichens – Kamera: Lee Garmes – Schnitt: John Faure – Musik: Franz Waxman, Paul Dessau – Darsteller: Gregory Peck, Alida Valli, Charles Laughton, Ann Todd, Charles Coburn, Louis Jourdan, Joan Tetzel, Ethel Barrymore, Leo G. Caroll u.a. – 1947; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Als der Blinde Irvin Patrick Paradin tot in seinem Schlafzimmer aufgefunden wird und sich herausstellt, dass der Wein, den er zuletzt trank, vergiftet war, verhaftet die Polizei seine Witwe Maddalena Anna Paradin. Der Staranwalt Tony Keane, der die Verteidigung übernimmt, gerät sogleich in den Bann der schönen Frau und glaubt keinen Augenblick, dass sie ein Verbrechen begehen könnte. Seine Ehefrau spürt, dass sie ihn an die Witwe zu verlieren droht. Um seine Mandantin freizubekommen, versucht Tony den Diener Andre Latour als Mörder zu überführen ...
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Kritik

In der dialoglastigen Verfilmung des Romans "The Paradine Case" von Robert Smythe Hichens beschäftigt sich Alfred Hitchcock weniger mit der Angeklagten und dem Mordfall als mit dem Verteidiger, der seine Ehefrau liebt, sich aber auch zu seiner Mandantin hingezogen fühlt.
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Am 6. Mai 1946 wird Irvin Patrick Paradin tot in seinem Schlafzimmer in London aufgefunden. Rasch stellt sich heraus, dass der Bordeaux, den er zuletzt trank, vergiftet war. Weil die Polizei bezweifelt, dass der Blinde in der Lage gewesen wäre, sich auf diese Weise selbst das Leben zu nehmen, wird seine Ehefrau Maddalena Anna Paradin (Alida Valli) verhaftet. Sir Simon Flaquer (Charles Coburn), der Rechtsanwalt der Familie, vermittelt ihr seinen erfolgreichen Kollegen Anthony Keane (Gregory Peck) als Verteidiger.

Tony Keane, der seit elf Jahren mit seiner Frau Gay (Ann Todd) verheiratet ist, glaubt keinen Augenblick, dass die schöne, faszinierende Witwe eine Mörderin sei. Er ist von Anfang an von ihrer hohen Gesinnung überzeugt und bewundert sie. Da außer ihr nur der Diener Andre Latour (Louis Jourdan) eine Gelegenheit hatte, den Wein zu vergiften, will er dessen Schuld beweisen, um seine Mandantin freizubekommen.

Andre Latour stammt aus Kanada und war bereits Paradins Bursche, als dieser noch als Oberst in der britischen Armee diente. Um mehr über ihn herauszufinden, fährt Tony Keane eigens nach Cumberland und sieht sich im Landhaus der Paradins um.

Gay Keane spürt, dass sie ihren Ehemann an Maddalena Anna Paradin zu verlieren droht. Aber als er sich bereit erklärt, deren Verteidigung ihretwegen abzugeben, drängt sie ihn, es nicht zu tun, denn sie möchte auf keinen Fall, dass die Angeklagte hingerichtet wird und Tony ihr dann nachtrauert. Wenn aber jemand die Mordverdächtige vor einem Todesurteil bewahren kann, dann ist es Tony.

Während des Prozesses sitzt Gay Keane heimlich mit ihrer Freundin, Sir Simons Tochter Judy Flaquer (Joan Tetzel), auf der vom Tisch des Verteidigers aus nicht einsehbaren Galerie des Old-Bailey-Gerichtssaals in London. Mit großem Interesse verfolgt auch Lady Sophie (Ethel Barrymore), die Ehefrau des Vorsitzenden Richters Lord Thomas Horfield (Charles Laughton), das Verfahren.

Als Andre Latour als Zeuge vernommen wird, setzt Tony ihn schwer unter Druck. Er weist die Geschworenen darauf hin, dass im Testament des Ermordeten 3500 Pfund Sterling für den Diener vorgesehen sind, Latour vor zwei Jahren einen altersschwachen Hund vergiftete und Mr Paradin unmittelbar vor seinem Tod heftig mit ihm stritt. Tony unterstellt ihm, das nicht ganz leere Rotweinglas nach Paradins Tod ausgewaschen zu haben, aber Latour beteuert unter Eid, das Glas sei von ihm nach dem Auffinden er Leiche nicht mehr angefasst worden. In die Enge getrieben, gibt er als Grund der Auseinandersetzung an, Paradin habe von seinem Liebesverhältnis mit Maddalena Anna Paradin erfahren. Das wird nicht nur von Tony, sondern auch von Sir Joseph (Leo G. Carroll), der die Anklage vertritt, als Mordgeständnis gewertet, und der Staatsanwalt lässt Andre Latour aus dem Zeugenstand heraus festnehmen.


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Maddalena Anna Paradin wird als Zeugin aufgerufen. Tony stellt seine Fragen so, als sei sie nicht die Angeklagte, sondern eine Belastungszeugin gegen den langjährigen Diener ihres Mannes.

Mitten in die weitere Verhandlung platzt die Nachricht, dass Andre Latour sich in seiner Zelle das Leben genommen habe. Das beweise seine Schuld, meint Tony, aber die Zeugin gesteht nun, dass sie das Rotweinglas selbst ausgewaschen habe, um die Spuren des Giftes zu beseitigen. Sie wirft ihrem Verteidiger vor, den einzigen Menschen, den sie liebte, in den Tod getrieben zu haben. Damit sei auch ihr eigenes Leben so oder so zerstört, klagt sie und gibt zu, dass sie ihren Mann vergiftete, weil dieser ihrer großen Liebe im Weg stand.

Alle im Gerichtssaal sind schockiert, am stärksten Tony, denn für ihn bricht eine Welt zusammen. Die von ihm geliebte und angebetete Frau ist eine Mörderin! Er gibt seinen Irrtum zu, bittet einen Kollegen, für ihn einzuspringen und verlässt den Gerichtssaal als gebrochener Mann.

Weil er es nicht wagt, seiner Ehefrau unter die Augen zu treten, sucht er Zuflucht bei seinem Freund Simon Flaquer. Aber Gay Keane findet ihn dort und hält zu ihm.

Lady Sophie hofft vergeblich, dass Maddalena Anna Paradin mit dem Leben davonkommt. Aber Lord Thomas Horfield berichtet ihr maliziös, dass man sie in zwei Wochen hängen werde.

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Unter dem Titel „The Paradine Case“ / „Der Fall Paradin“ verfilmte Alfred Hitchcock den 1933 veröffentlichten Roman „The Paradine Case“ von Robert Smythe Hichens („Wege im Zwielicht“, Berlin 1935).

Alfred Hitchcock beschäftigt sich in dem dialoglastigen Kriminalfilm „Der Fall Paradin“ weniger mit der Angeklagten und dem Mordfall als mit dem Verteidiger, der zwar seine Ehefrau liebt, sich jedoch auch zu seiner Mandantin hingezogen fühlt.

Die Endfassung des Drehbuchs stammt von dem Produzenten David O. Selznick, der sich bei diesem Projekt mit Alfred Hitchcock überwarf, nicht zuletzt, weil der Regisseur andere Hauptdarsteller bevorzugt hätte und mit 92 Drehtagen das Budget überzog. Die erste Fassung von „Der Fall Paradin“ war drei Stunden lang.

Alfred Hitchcocks üblicher Cameo-Auftritt erfolgt am Bahnhof Cumberland: Mit einem Cellokasten steigt er aus dem Zug.

Ethel Barrymore wurde 1948 in der Kategorie „Beste Nebendarstellerin“ für einen „Oscar“ nominiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

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