Casino

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Casino - Originaltitel: Casino - Regie: Martin Scorsese - Drehbuch: Nicholas Pileggi und Martin Scorsese nach einem Roman von Nicholas Pileggi - Kamera: Robert Richardson - Darsteller: Robert De Niro, Sharon Stone, Joe Pesci, James Woods, Don Rickles, Alan King, Kevin Pollak, Dick Smothers u.a. - 1995; 170 Minuten

Inhaltsangabe

Sam (Robert De Niro) hat zwei Dutzend Verhaftungen wegen illegaler Buchmacherei hinter sich, als ihn die Mafia in den 70er Jahren mit der Leitung des Spielcasinos "Tangier's" in Las Vegas betraut. Für die Bosse, die in anderen Großstädten sitzen, ist er zunächst nur eine Art Registrierkasse. Aber Rothstein arbeitet 18 Stunden am Tag, schafft es innerhalb kurzer Zeit, den Umsatz zu verdoppeln und wird dadurch für die "Familie" wertvoll ...
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Kritik

Grandioser Film über ein kapitalistisches, von der Mafia mit Gewalt kontrolliertes und durch Schutz-, Bestechungs- und Trinkgelder geschmiertes System. Martin Scorsese und Nicholas Pileggi zeigen die Mafiosi nicht als romantische Helden, sondern als ebenso spießige wie skrupellose Geschäftemacher ...
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Sam („Ace“) Rothstein (Robert De Niro) hat zwei Dutzend Verhaftungen wegen illegaler Buchmacherei hinter sich, als ihn die Mafia in den 70er Jahren mit der Leitung des Spielcasinos „Tangier’s“ in Las Vegas betraut. Für die Bosse, die in anderen Großstädten sitzen, ist er zunächst nur eine Art Registrierkasse. Aber Rothstein arbeitet 18 Stunden am Tag, schafft es innerhalb kurzer Zeit, den Umsatz zu verdoppeln und wird dadurch für die „Familie“ wertvoll.

Eines Tages beobachtet Ace, wie eine junge Frau ihren Begleiter am Roulettetisch bestiehlt. Als dieser es merkt und sich beschwert, wirft sie die vor ihm zu Stapeln aufgetürmten Chips in die Luft. Das imponiert dem Casino-Manager. Ginger McKenna (Sharon Stone) ist eine Edelhure. Sie verkauft sich teuer, aber Rothstein ist nicht kleinlich. Schließlich macht er ihr sogar einen Heiratsantrag. Obwohl Ginger ihm ehrlich gesteht, dass sie ihn nicht liebt, überredet er sie, „ja“ zu sagen.

Am Hochzeitstag ertappt er sie bei einem Telefongespräch mit ihrem Zuhälter Lester Diamond (James Woods). Ginger versichert ihm, sie habe sich nur von ihrem langjährigen Partner verabschieden wollen. Ace legt seiner Frau Schmuck für eine Million Dollar in ein Bankschließfach. In einem anderen Schließfach deponiert er zwei Millionen Dollar, um im Fall einer Erpressung rasch Bargeld zur Verfügung zu haben. Um Ginger sein Vertrauen zu beweisen, überlässt er ihr den Schlüssel und die Zugriffsberechtigung.

Aces Jugendfreund Nicky Santoro (Joe Pesci) kommt mit seiner Frau Jennifer und seinem Sohn nach Las Vegas. Er gehört ebenfalls zur Mafia und soll gegebenenfalls eingreifen, wenn jemand Ace Schwierigkeiten macht, damit dieser nicht in illegale Machenschaften verwickelt wird. Doch damit ist der umtriebige Gangster nicht ausgelastet: Er gilt bald schon als Mafiaboss von Las Vegas und leitet höchstpersönlich lukrative Raubüberfälle. Schließlich wird er in zwei Dutzend Mordfällen verhört, aber man kann ihm nichts nachweisen.

Auch Ace und Ginger gründen eine Familie. Ein Kindermädchen kümmert sich um ihre Tochter. Eines Tages bittet Ginger ihren Mann um 25 000 Dollar. Er möchte wissen, wofür, aber sie will es ihm nicht sagen und verzichtet lieber auf das Geld: „Ich war immer unabhängig. Jetzt muss ich betteln.“ Ace lässt sie beobachten und findet heraus, dass sie sich in einer Bar mit Lester trifft, um ihm Geld zuzustecken. Er setzt sich zu den beiden an den Tisch, wirft dem Kleinganoven auch das Bündel Scheine hin, das er bei sich hat und warnt ihn davor, seine Frau noch einmal um Geld anzugehen. Auf dem Parkplatz wird Leister von Nickys Männern brutal zusammengeschlagen. Ginger ist verzweifelt. Sie fühlt sich eingeengt, trinkt immer heftiger und beginnt auch Tabletten zu schlucken.

Ace führt sein Casino mit harter Hand. Einem Falschspieler lässt er die rechte Hand mit einem Hammer zerschlagen. Einen Manager, der einen anderen Betrug nicht verhindert hat, entlässt er, obwohl es sich um den Schwager eines einflussreichen Politikers handelt, den er sich damit zum Feind macht.

Als dann auch noch Phillip Green (Kevin Pollak), der offizielle Besitzer des Casinos (ein Strohmann der Mafia), in einen Gerichtsprozess verwickelt wird, spielt es plötzlich eine Rolle, dass Ace nie eine Lizenz für die Leitung des Casinos gehabt hat. Er darf es nicht weiter führen. Ace fühlt sich ungerecht behandelt, beschuldigt die beteiligten Politiker der Korruption und wehrt sich in Fernsehsendungen. Das beunruhigt die Bosse, die vermeiden möchten, dass die Zusammenarbeit der Politiker mit der Mafia ans Licht kommt.

Ginger verlangt die Scheidung und fliegt mit ihrer Tochter Amy zu Lester Diamond nach Beverly Hills. Mit Hilfe seiner Mafiaverbindungen macht Ace sie dort ausfindig. Lester schlägt ihr vor, den Schmuck und die zwei Millionen Dollar aus den Schließfächern zu holen und damit in Europa eine neue Existenz aufzubauen. Doch Ginger weiß, dass weder Ace noch die Mafia sie in Ruhe lassen werden. Sie ruft stattdessen Nicky an, der ihr rät, zurückzukehren. Ace schickt ihr seinen Privatjet.

Wenig später hört er zufällig, wie sie am Telefon davon spricht, dass sie seinen Tod wünsche. Da wirft er sie aus dem Haus. Reumütig kommt sie wieder. Nicky, den sie immer wieder um Rat fragt, kann der Versuchung nicht widerstehen und wird ihr Geliebter. Seine Geschäfte gehen schlechter. Immer weniger Geld schickt er den Bossen. Als sie auch noch erfahren, dass er mit der Frau eines anderen Mitglieds der „Familie“ ein Verhältnis hat, glauben sie, in Las Vegas aufräumen zu müssen.

Gleichzeitig gewinnt das FBI durch die Observierung eines mit den Bossen unzufriedenen Mafioso wichtige Erkenntnisse über die Organisation.

Zwischen Ace und Ginger kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen. Unter Polizeischutz kehrt sie ins Haus zurück und holt den Safeschlüssel. Ace kann nicht verhindern, dass sie das Geld aus dem Bankschließfach in eine Reisetasche packt und damit wegfährt. Die alkohol- und drogenabhängige ehemalige Prostituierte gerät unter den Einfluss mehrerer Kleinganoven, die ihr das Vermögen abnehmen und sie durch eine Überdosis Kokain umbringen.

Nicky lässt eine Bombe unter das Auto seines früheren Freundes legen, doch Ace hat vorgesorgt und eine dicke Metallplatte unter dem Fahrersitz einbauen lassen. Er überlebt den Anschlag.

Mafiakiller erschlagen Nicky in einem Maisfeld und verscharren seine Leiche. Auch eine Reihe anderer Mafiosi, die von den Bossen in dieser turbulenten Zeit als Risiken angesehen werden, sterben bei Mordanschlägen. Die Mafia lässt die von ihr kontrollierten Casinos in Las Vegas sprengen, um Platz für noch pompösere Anlagen freizumachen.

Ace übertragen die Bosse die Leitung illegaler Wettbüros in der Spielerstadt, denn sie wissen, dass er ein guter Geschäftsmann ist und ihnen auch weiterhin viel Geld verschaffen wird.

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„Casino“ ist wie „Bugsy“ teilweise authentisch. Sam („Ace“) Rothstein hieß im wirklichen Leben Frank („Lefty“) Rosenthal. Der Journalist Nicholas Pileggi hat die Geschichte aufgeschrieben. Dabei geht es um ein kapitalistisches, von der Mafia mit Gewalt kontrolliertes und durch Schutz-, Bestechungs- und Trinkgelder geschmiertes System. Martin Scorsese und Nicholas Pileggi zeigen die Mafiosi nicht als romantische Helden, sondern als ebenso spießige wie skrupellose Geschäftemacher. Reichtum ist in Las Vegas gleichbedeutend mit Einfluss, und reich wird man, indem man den Besuchern der glitzernden Traumstadt möglichst viel Geld abnimmt. Je länger sie ihr Glück versuchen, desto mehr verlieren sie.

Ace, Ginger und Nicky erleben in dieser Welt einen märchenhaften Aufstieg und den folgenden Höllensturz.

„Casino“ ist ein grandioser Film. Samual Goldwyn soll Drehbuchautoren und Regisseuren einmal geraten haben: „Mit einem Erdbeben anfangen und dann ganz langsam steigern.“ Martin Scorsese und Nicholas Pileggi zeigen zu Beginn wie ein Auto explodiert, in das Sam Rothstein gerade eingestiegen ist. Zu Musik aus der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach folgen Fluten von Leuchtreklame, die am Ende des Vorspanns in Flammen übergehen.

Robert Richardsons Kamera „flitzt“ durch den Film „wie eine Roulettekugel über den Drehteller“ (Michael Althen am 14. März 1996 in der Süddeutschen Zeitung), während Ace und Nicky die fulminanten Bilder aus dem Off (wie aus dem Jenseits) erläutern. Weil Bilder und Dialoge die Sprache des Kinos sind, mag ich eigentlich keine Spielfilme, in denen das Geschehen verbal erzählt wird, doch Martin Scorsese setzt diese ungerührten Stimmen aus dem Off vermutlich ganz bewusst ein, um Distanz zu schaffen.

Sharon Stone wurde für einen „Oscar“ nominiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

Las Vegas

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