Die Farbe des Geldes

Die Farbe des Geldes

Die Farbe des Geldes

Die Farbe des Geldes - Originaltitel: The Color of Money - Regie: Martin Scorsese - Drehbuch: Richard Price, nach dem Roman "Die Farbe des Geldes" von Walter Trevis - Kamera: Michael Ballhaus - Schnitt: Thelma Schoonmaker - Musik: Robbie Robertson - Darsteller: Paul Newman, Tom Cruise, Mary Elizabeth Mastrantonio, Helen Shaver, John Turturro, Robert Agins, Carol Messing u.a. - 1986; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Der alternde Billardspieler Eddie Felson hat sich vor 25 Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen und verdient seinen Lebensunterhalt inzwischen im Alkoholhandel. Eines Tages entdeckt er das außergewöhnliche Talent eines unerfahrenen Billardspielers. Der Zyniker Eddie bringt Vincent bei, mit welchen Tricks man bei den Wetten auf die Spieler abkassieren kann, und er macht aus dem naiven, enthusiastischen Sportler einen berechnenden Zocker ...
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Kritik

Das Spielerdrama "Die Farbe des Geldes" von Martin Scorsese ist eine fesselnde psychologische Studie über zwei Männer mit grundverschiedenen Lebensauffassungen. Die nuancenreiche Mimik ist hier wichtiger als action; das eigentliche Geschehen zeigt sich in Dialogen, Gesten und Blicken.
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Eddie Felson (Paul Newman) war einer der großen Poolbillardspieler: „Fast Eddie“ nannte man ihn. Er schlug sogar Minnesota Fats, den „König der Spielhallen“, doch der selbst auferlegte Zwang zum Sieg ließ ihn die Verzweiflung der Alkoholikerin Sarah ignorieren, und als diese sich deshalb das Leben nahm, zog er sich vor fünfundzwanzig Jahren aus dem Geschäft zurück.

Der gealterte Zyniker unterhält sich gerade mit seiner neuen Lebensgefährtin, der Barbesitzerin Janelle (Helen Shaver), über den Alkoholhandel, mit dem er inzwischen sein Geld verdient. Da fällt ihm das außergewöhnliche Talent eines unerfahrenen Billardspielers auf: Vincent Lauria (Tom Cruise). Julian (John Turturro), der beste Billardspieler am Ort, verliert sein ganzes Geld an den Fremden, der so begeistert ist, dass er auch ohne Julians Einsatz weitermachen möchte. Eddie lädt Vincent und dessen attraktive, selbstbewusste Begleiterin Carmen (Mary Elizabeth Mastrantonio) zum Abendessen ein und versucht, dem Jüngeren klarzumachen, dass er menschliches Verhalten studieren müsse, um beim Billard ganz nach oben zu kommen. Eddie wäre bereit, Vincent bis zu der großen Billardmeisterschaft in Atlantic City in sechs Wochen alle Tricks beizubringen. Um Vincent zu beeindrucken, wettet er mit ihm um den Betrag der Restaurantrechnung, er werde mit einer Frau an der Theke, die gerade einen Kerl abblitzen ließ, innerhalb von zwei Minuten aus der Tür gehen. Eddie gewinnt die Wette, denn es handelt sich um eine Bekannte namens Diane (Elizabeth Bracco).

Am nächsten Tag taucht Carmen bei Eddie auf und kommt auf das Angebot vom Vorabend zurück. Die frühere Kellnerin hat nicht nur seinen Trick bei der Wette durchschaut, sondern auch begriffen, dass sich mit Vincent nach einer entsprechenden Ausbildung viel Geld machen ließe. Die beiden sind seit einem Jahr ein Paar. Carmens damaliger Freund brach in Vincents Elternhaus ein und wurde danach von der Polizei festgenommen. Auf dem Polizeirevier lernten Carmen und Vincent sich kennen. Sie zeigt Eddie den wertvollen Brillant-Anhänger, den sie in ihrem Décolleté trägt. Der stammt aus der Beute. Als Vincent ihn zum ersten Mal an ihr sah, meinte er arglos, seine Mutter besitze auch so ein Schmuckstück.

Carmen hilft Eddie, Vincent zu überzeugen. Sie werden gemeinsam von Spielhalle zu Spielhalle reisen. Eddie übernimmt alle Kosten und verlangt sechzig Prozent von Vincents Gewinnen.

Als Janelle, die mit Eddie Ferien auf den Bahamas geplant hat, durch einen Zufall von dem Vorhaben erfährt, trennt sie sich im Streit von ihm.

Es gehe beim Billard nicht um das Spiel, erklärt Eddie seinem Schüler, sondern einzig und allein um Geld.

In einer der ersten Hallen trifft Vincent auf einen Greis mit einem künstlichen Kehlkopf. Aus Mitleid lässt er ihn gewinnen. Nach dem Spiel stellt sich heraus, dass der Alte als Lockvogel für eine Gaunerbande arbeitet, deren Mitglieder Vincent ausrauben wollen. Eddie, der es rechtzeitig ahnte und Carmen bat, das Auto vor die Tür zu fahren, haut seinen Schützling heraus und schärft ihm noch einmal ein, dass er kein Herz haben dürfe, sondern immer nur ans Geld denken müsse.

Bei einer anderen Gelegenheit warnt er Vincent davor, sich von dem berühmten Billardspieler Moselle (Bruce A. Young) herausfordern zu lassen. Nach einem Sieg über Moselle würden reiche Zocker wie der ebenfalls anwesende Earl (Robert Agins) auf ihn, statt auf Moselle setzen, und Eddie könnte dann nicht mehr mit einer hohen Quote für seine Wette auf Vincent rechnen.

Im Hotel versucht Carmen, Eddie anzumachen, aber er lässt keinen Zweifel daran, dass er an nichts anderem als einer geschäftlichen Partnerschaft interessiert ist, die er nicht durch eine Affäre gefährden will. Als Eddie merkt, dass Carmen allein ist, ahnt er, dass Vincent zurückgegangen ist, um gegen Moselle zu spielen. Tatsächlich findet er die beiden an einem Billardtisch. Nach der Partie geht Eddie mit Vincent zum Auto. Der junge Billardspieler ist euphorisch, weil er Moselle schlug und 150 Dollar gewann, aber Eddie erklärt ihm wütend, dass er zugleich ein paar Tausend Dollar verlor. Die könnte Eddie nämlich in den nächsten Tagen durch Wetteinsätze gewinnen, wenn Vincent nicht der Ruf eines hervorragenden Billardspielers vorauseilen würde. „Um zu gewinnen, musst du Hirn und Mumm haben“, schimpft Eddie. „Von dem einen hast du zu wenig, vom anderen zu viel.“

In der nächsten Stadt spielt Vincent bereits eine Weile Billard; erst dann kommen Eddie und Carmen herein und turteln wie ein frisch verliebtes Paar. Zwischendrin setzt Eddie 500 Dollar auf Vincent und provoziert dadurch einen anderen Zocker, der Vincents Gegner für stärker hält, den Einsatz auf 1000 Dollar zu erhöhen. Vincent gewinnt.

Obwohl dieses Manöver vorher abgesprochen war, ist Vincent eifersüchtig und beschwert sich während der Weiterfahrt. Während Carmen längst verstanden hat, auf was es ankommt, fällt es Vincent schwer, immer wieder den Trottel zu mimen, um die Wettgewinne in die Höhe zu treiben. Er würde sich lieber mit anderen Billardspielern messen.

Eines Abends spielt Eddie zum ersten Mal seit fünfundzwanzig Jahren wieder selbst – und fällt auf einen Bluff herein. Da drückt er Vincent das ganze Geld in die Hand, das er bei sich hat und rät ihm, sich in den verbleibenden Tagen ohne ihn auf das Turnier in Atlantic City vorzubereiten, denn er könne ihm nichts mehr beibringen. Vincent weist das Geld zurück, aber Carmen nimmt es.

Nach der Trennung von Vincent und Carmen trainiert auch Eddie für Atlantic City.

Eddie ruft Janelle an, weil sie ihm fehlt. Sie reist ihm nach Atlantic City nach, hat ihm verziehen und möchte nach ihrer gemeinsamen Rückkehr zu ihm ziehen.

Im Verlauf des Turniers treffen Eddie und Vincent als Gegner aufeinander. Eddie gewinnt die Partie und freut sich ungemein darüber – bis Vincent ihm ein paar Stunden später einen Umschlag mit Geld hinwirft und ihn darüber aufklärt, dass er aufgrund der Quoten nicht auf sich, sondern ein paar tausend Dollar auf Eddie gesetzt hatte und absichtlich verlor, um den Gewinn einzustreichen.

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Während der nächsten Turnierrunde besinnt Eddie sich plötzlich, schraubt wortlos seinen Queue auseinander, packt ihn ein und lässt seinen verblüfften Gegner Laurenco Kennedy (Alvin Anastasia) am Billardtisch stehen. Er scheidet aus dem Meisterschaftsturnier aus. Plötzlich hat er begriffen, wie abstoßend es ist, mit allen Tricks nach hohen Wettgewinnen zu trachten, statt ehrlich zu spielen. Aus einem naiven, enthusiastischen und begabten Billardspieler hat der Zyniker einen berechnenden Zocker gemacht. Das bereut Eddie jetzt. Er wirft Vincent den Geldumschlag hin und fordert ihn zu einer Partie heraus. Jetzt will er wissen, wer von ihnen beiden der bessere Billardspieler ist. Die Leidenschaft hat Eddie wieder gepackt. „Wenn ich dich hier nicht packe, dann packe ich dich in einem Monat in Houston, und wenn ich dich da nicht packe, einen weiteren Monat später in New Orleans. Ich bin wieder da!“

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Das Spielerdrama „Die Farbe des Geldes“ ist die Fortsetzung des Films „Haie der Großstadt“ von Robert Rossen aus dem Jahr 1961.

Haie der Großstadt (1961) – Originaltitel: The Hustler – Regie: Robert Rossen – Buch: Robert Rossen und Sidney Carroll – Kamera: Eugen Schüfftan – Darsteller: Paul Newman, Piper Laurie, Jackie Gleason, George C. Scott, Myron McCormick u. a. – „Oscars“ für Kamera und Ausstattung

Vordergründig dreht sich „Die Farbe des Geldes“ ums Billardspiel, aber das ist nur die Kulisse für eine fesselnde psychologische Studie über zwei Männer mit grundverschiedenen Lebensauffassungen: einen gealterten Zyniker, dem es nur um Geld geht, und einen naiven, enthusiastischen Billardspieler, der sich mit anderen im sportlichen Zweikampf messen will. Durch die Begegnung lernen beide voneinander.

Die nuancenreiche Mimik ist hier wichtiger als action; das eigentliche Geschehen zeigt sich in Dialogen, Gesten und Blicken. Paul Newman wurde für sein ebenso zurückhaltendes wie subtiles Spiel zu Recht mit einem „Oscar“ ausgezeichnet. Richard Price hat das meisterhafte Drehbuch nach dem Roman „Die Farbe des Geldes“ von Walter Trevis (1928 – 1984) geschrieben. Einen maßgeblichen Anteil am Gelingen des von Martin Scorsese ruhig und souverän inszenierten Films hat auch die elegant kreisende Kameraführung, für die Michael Ballhaus verantwortlich war.

Außer der Filmmusik von Robbie Robertson sind der Gefangenenchor aus der Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi und folgende Songs in „Die Farbe des Geldes“ zu hören:

  • Elmer Bernstein: „Walk On The Wild Side“
  • Gilbert Bécaud: „The Day The Rains Came“
  • Eric Clapton: „It’s In The Way You Use It“
  • Salve D’Esposito: „Anema e core“
  • Don Henley, Danny Kortchmar und J. D. Souther: „Who Owns This Place?“
  • Antonio Carlos Jobim: „The Girl From Ipanema“
  • Bert Kaempfert: „Strangers In The Night“
  • Mark Knopfler: „Two Brothers and a Stranger“
  • Ruth Lowe: „I’ll Never Smile Again“
  • Robert Palmer: „Let Yourself in for It“
  • Muddy Waters: „Still A Fool“
  • Warren Zevon: „Werewolves of London“
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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