Der falsche Mann
Der falsche Mann
Inhaltsangabe
Kritik
New York City 1953. Christopher Emmanuel („Manny“) Balestrero (Henry Fonda) ist achtunddreißigjährig Jahre alt, seit neun Jahren mit Rose (Vera Miles) verheiratet, hat mit ihr zwei Söhne – den achtjährigen Robert (Kippy Campbell) und den drei Jahre jüngeren Gregory (Robert Essen ) – und verdient den Lebensunterhalt für sich und seine Familie als Bassist in einem Nachtklub, in dem er sich selbst keinen Drink leisten könnte. Weil der Zahnarzt Rose die Weisheitszähne ziehen und dafür 300 Dollar in Rechnung stellen will – was vier Monatsgehälter von Balestrero entspricht – sucht er die Versicherungsgesellschaft im Victor-Moore-Building auf, bei der Rose eine Lebensversicherung hat und erkundigt sich, wie hoch er die Police beleihen kann.
Die Angestellte am Schalter glaubt, in ihm einen Kriminellen wiederzuerkennen, der die Versicherung bereits zweimal überfiel. Unter dem Vorwand, die Police prüfen zu müssen, redet sie heimlich mit ihren Kolleginnen, und die teilen ihren Verdacht. Der Direktor verständigt daraufhin die Polizei, die Balestrero vor seiner Haustür festnimmt, sobald er von einem Besuch bei seiner Mutter (Esther Minciotti) und seinem kranken Vater kommt. Die drei Beamten fordern ihn auf, in ihr Auto einzusteigen und lassen ihn nicht einmal seiner Frau Bescheid sagen.
Balestrero ist ein grundanständiger und zuverlässiger Mann, der seine Familie liebt, nicht trinkt und auch sonst keine Laster hat. Deshalb sorgt Rose sich, als er nicht zur vereinbarten Zeit nach Hause kommt.
Auf dem Polizeirevier erfährt Balestrero, dass man ihn aufgrund einer Zeugenaussage verdächtigt, ein gesuchter Verbrecher zu sein, der im letzten Jahr zweimal das Büro der Versicherungsgesellschaft im Victor-Moore-Building überfiel und dabei 270 Dollar raubte. Polizeilieutenant Bowers (Harold Stone) fährt mit ihm zu zwei Delikatessen-Geschäften, die vor einiger Zeit überfallen wurden, damit die Besitzer beurteilen können, ob es sich bei ihm um den gesuchten Täter handelt. Naiv, freundlich und ohne sich dagegen aufzulehnen tut Balestrero, was ihm gesagt wird. Bowers diktiert ihm den Text eines Zettels, den der Räuber der Versicherungsangestellten am Schalter zuschob – und Balestrero macht den gleichen Orthographiefehler wie der Täter. Als dann auch noch zwei Mitarbeiterinnen der Versicherung bei einer Gegenüberstellung Balestrero als Täter identifizieren, wird er eingesperrt.
Am nächsten Vormittag entscheidet der Untersuchungsrichter, dass Balestrero gegen eine Kaution von 7500 Dollar bis zum Prozess freigelassen werden kann. Doch woher soll er so viel Geld nehmen? Überrascht hört Balestrero einige Zeit später, dass er das Gefängnis verlassen kann: Sein Schwager Gene Conforti und dessen Frau Olga (Nehemiah Persoff, Lola DAnnunzio ) haben das Geld für ihn hinterlegt.
Rose überredet die Sekretärin des Strafverteidigers Frank OConnor (Anthony Quayle), ihr und ihrem Mann kurzfristig einen Termin zu geben. Der Rechtsanwalt macht dem Ehepaar Balestrero klar, dass es nur eine Chance gibt, einem Schuldspruch der Geschworenen zu entgehen: Ein hieb- und stichfestes Alibi.
Einen der beiden Tage, an denen die Versicherungsgesellschaft überfallen wurde, verbrachten Manny und Rose Balestrero im Rahmen eines Kurzurlaubs in einem Hotel auf dem Land. Unverzüglich fahren sie hin. Der Wirt Luigi Ferraro (Dan Terranova) und eine Hotelangestellte erkennen sie wieder, und als Balestrero sich erinnert, dass es an dem entscheidenden Tag regnete und er mit drei Fremden auf der Veranda Karten spielte, blättern sie im Gästebuch. Zwei der Namen finden sie. Balestrero und Rose machen sich auf den Weg – aber beide Männer sind inzwischen verstorben. Von dem dritten Mann weiß Balestrero nur noch, dass es sich um einen Boxer handelte, aber auf den Namen kommt er nicht mehr.
Unvermittelt gibt Rose jede Hoffnung auf: Es mache keinen Unterschied, ob Balestrero schuld sei oder nicht, meint sie, man werde ihn so oder so verurteilen. Sie verkraftet die Anspannung und die Hilflosigkeit nicht, zieht sich in sich zurück, bildet sich ein, wegen ihrer Zahnschmerzen an allem Schuld zu sein und nimmt keinen Anteil mehr an dem Geschehen. Sie wird so apathisch, dass Balestrero sie in eine psychiatrische Anstalt bringen muss.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Ohne die Unterstützung seiner Frau muss Balestrero sich dem Gerichtsverfahren stellen. Aufgrund des für ihn unbefriedigenden Verlaufs beantragt Frank OConnor nach einiger Zeit eine Vertagung der Verhandlung.
Bevor das Gericht wieder zusammentritt, wird der Täter (Richard Robbins) bei einem weiteren Überfall auf ein Delikatessengeschäft festgenommen. Durch sein Geständnis entlastet er Balestrero, der die gute Nachricht sofort seiner Frau bringen will und enttäuscht ist, als sie ihm gleichgültig zuhört.
Zwei Jahre später wird Rose geheilt entlassen.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)In seinem Roman „The True Story of Christopher Emmanuel Balestrero“ schilderte James Maxwell Anderson (1888 – 1959) den authentischen Fall eines unbescholtenen Familienvaters, der sich vor Gericht wegen mehrerer Raubüberfälle verantworten musste, die er gar nicht begangen hatte. Zusammen mit Agnus McPhail schrieb Maxwell Anderson auch das Drehbuch für den Film „Der falsche Mann“. Alfred Hitchcock verzichtete in „Der falsche Mann“ darauf, wie üblich kurz durchs Bild zu laufen und erläutert stattdessen im Vorspann, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt.
Es geht um einen Unschuldigen, der aufgrund von Zeugenaussagen in die Mühlen des Polizei- und Justizsystems gerät und einer Verurteilung nur entgeht, weil der wahre Täter im letzten Augenblick bei einem weiteren Raubüberfall festgenommen werden kann.
Der Authentizität des Falles entsprechend, handelt es sich bei „Der falsche Mann“ um einen betont sachlichen Film. Die Schwarz-Weiß-Bilder sind zwar sorgfältig gestaltet und ausgeleuchtet, aber unaufdringlich und unspektakulär. Um dicht an der Wirklichkeit bleiben zu können, nahm Alfred Hitchcock Längen in Kauf. Henry Fonda sorgt allerdings durch sein schauspielerisches Können für eine beklemmende Wirkung des Films.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005
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