Der amerikanische Freund

Der amerikanische Freund

Der amerikanische Freund

Originaltitel: Der amerikanische Freund - Regie: Wim Wenders - Drehbuch: Wim Wenders, nach dem Roman "Ripleys Game oder Der amerikanische Freund" von Patricia Highsmith - Kamera: Robby Müller - Schnitt: Peter Przygodda - Musik: Jürgen Knieper - Darsteller: Dennis Hopper, Bruno Ganz, Lisa Kreuzer, Gérard Blain, Nicholas Ray, Samuel Fuller, Peter Lilienthal, Daniel Schmid, Jean Eustache, Rudolf Schündler, Sandy Whitelaw, Lou Castel u.a. - 1977; 123 Minuten

Inhaltsangabe

Der 35-jährige Restaurateur Jonathan Zimmermann ist an Leukämie erkrankt. Kurz nachdem er bei einer Kunstauktion den Amerikaner Tom Ripley kennen gelernt hat, bietet ihm ein Franzose, der über seine Krankheit Bescheid weiß, eine Viertelmillion für einen Mord. Aus Verzweiflung willigt Jonathan ein, denn er glaubt, er müsse seine Frau und seinen Sohn finanziell absichern und habe selbst nichts mehr zu verlieren ...
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Kritik

Bei seiner Verfilmung des Thrillers "Ripleys Game oder Der amerikanische Freund" von Patricia Highsmith verlagert Wim Wenders den Akzent auf die Beziehung der beiden Hauptfiguren, die von Bruno Ganz und Dennis Hopper differenziert dargestellt werden.
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Der fünfunddreißig Jahre alte, aus Zürich stammende Restaurateur Jonathan Zimmermann (Bruno Ganz), der in Hamburg eine kleine Werkstatt für Bilderrahmen betreibt, sorgt sich um seine Ehefrau Marianne (Lisa Kreuzer) und seinen kleinen Sohn Daniel (Andreas Dedecke), denn er ist an Leukämie erkrankt und befürchtet, sterben zu müssen, ohne die beiden finanziell absichern zu können.

Auf einer Kunstauktion im Dezember 1976 beobachtet er, wie ein Amerikaner namens Allan Winter (David Blue) für mehr als 60 000 D-Mark ein Gemälde des amerikanischen Malers Andrew Pogash Derwatt (Nicholas Ray) ersteigert. Gantner (Rudolf Schündler), ein guter Bekannter, macht ihn mit einem anderen Teilnehmer der Auktion bekannt – Tom Ripley (Dennis Hopper) –, aber Jonathan brüskiert den Amerikaner, weil er nichts für Leute übrig hat, die Gemälde als Objekte für Geldanlagen betrachten. Als Jonathan fort ist, entschuldigt Gantner dessen Benehmen gegenüber Tom Ripley mit der unheilbaren Krankheit.

Tom Ripley, ein guter Freund Derwatts, pendelt zwischen den USA und Deutschland. Kurz nach der Kunstauktion taucht der Franzose Raoul Minot (Gérard Blain) bei ihm in seiner Villa in Hamburg auf und erinnert ihn daran, dass er ihm noch einen Gefallen schuldig sei. Raoul verlangt von Tom Ripley, dass dieser ihm einen Auftragsmörder besorgt.

Am nächsten Tag betritt Tom Ripley Jonathans Werkstatt und übergibt ihm einen Stich, den er rahmen soll. Jonathan entschuldigt sich für sein Benehmen.

Jonathan wundert sich über ein Telegramm einer Verwandten, der man erzählt hat, dass sein baldiger Tod zu befürchten sei. Beunruhigt läuft er zu seinem Arzt Dr. Gabriel (Heinz Joachim Klein), aber der versichert ihm, es müsse sich um ein Gerücht handeln, denn es gebe keine Anhaltspunkte für eine rapide Verschlimmerung der Erkrankung.

Raoul setzt sich mit Jonathan in Verbindung und bietet ihm 250 000 D-Mark auf einem Schweizer Bankkonto für einen Mord in Paris. Das hält Jonathan zunächst für einen Scherz. Der Fremde weiß, dass er todkrank ist, nichts mehr zu verlieren hat und das Geld für seine Hinterbliebenen benötigt. Trotzdem lehnt Jonathan den Vorschlag ab. Raoul gibt jedoch nicht auf: Er schickt ihm kurze Zeit später ein Kuvert voll Banknoten und ruft ihn aus Paris an. Mit dem Geld soll Jonathan ein Flugticket kaufen, am nächsten Morgen mit der ersten Maschine nach Paris fliegen und sich von einer Koryphäe (Sandy Whitelaw) im American Hospital untersuchen lassen. Raoul holt ihn vom Flughafen ab, fährt mit ihm zum Krankenhaus und anschließend zum Hotel. Am Nachmittag erhält Jonathan die vorläufige Diagnose: Die Leukämie sei so weit fortgeschritten, dass er nur noch wenige Wochen zu leben habe, heißt es. Während er noch versucht, Haltung zu bewahren, drückt Raoul ihm das Foto eines Mannes in die Hand. Das sei Samuel Ingraham (Daniel Schmid), ein jüdischer Killer aus New Jersey, erklärt er. Den soll Jonathan erschießen. Der ist so durcheinander und verzweifelt, dass er sich nicht länger dagegen sträubt.

Raouls Komplize Rodolphe (Lou Castel) bringt ihn zur Metro, zeigt ihm Samuel Ingraham und lässt Jonathan dann allein weiterfahren. Einen Revolver hat der Restaurateur bereits erhalten. Den hält er in seiner rechten Manteltasche. Als der Mafioso aussteigt, ist Jonathan vor Erschöpfung eingenickt. Im letzten Augenblick springt er aus der Metro und sucht nach seinem Opfer. Er stolpert und schlägt sich die Schläfe blutig, aber dann findet er Samuel Ingraham wieder. Auf einer Rolltreppe in der Metrostation La Défense erschießt er ihn.

Mit dem Zug kehrt er nach Hamburg zurück.

Marianne glaubt nicht, dass Jonathan wegen einer medizinischen Untersuchung in Paris war, doch als Beweis reicht er ihr den erschreckenden Befund aus dem American Hospital.

Als Tom Ripley sein gerahmtes Bild abholen möchte, ist es noch nicht fertig. Es werde noch etwas dauern, erklärt Jonathan, weil er am nächsten Tag in München zu tun habe.

Raoul möchte für das Geld noch einen zweiten Mord: Jonathan soll zu einer weiteren Untersuchung nach München fahren und noch einen amerikanischen Gangster töten. Auf dem Bahnsteig zeigt Raoul ihm die Zielperson und deren Leibwächter. Während der Fahrt versucht Jonathan, sich in einer der Toiletten zu erhängen und dann zu erschießen, aber er bringt es nicht fertig. Zufällig sieht der Mafioso, dass Jonathan einen Revolver hat und stürzt sich auf ihn. In diesem Augenblick wird er von Tom Ripley niedergeschlagen. Der befindet sich überraschenderweise ebenfalls im Zug. Tom Ripley hilft Jonathan, auch den misstrauisch gewordenen Bodyguard zu überwältigen und beide Männer aus dem fahrenden Zug zu werfen.

Obwohl Tom Ripley bei dem Anschlag geholfen und Jonathan das Leben gerettet hat, verzichtet er auf den angebotenen Anteil an der Viertelmillion, und er schärft Jonathan ein, Raoul glauben zu lassen, er habe die Gangster allein getötet. Warum er im Zug gewesen sei und ihm geholfen habe, fragt Jonathan. Weil er ihn als Rache für sein unhöfliches Benehmen bei der Kunstauktion zwar in einen Mord verwickeln wollte, aber Raoul ihn entgegen der ursprünglichen Abmachung zu einem weiteren Anschlag gezwungen habe.

Als Marianne, die den neuen amerikanischen Freund ihres Mannes von Anfang an nicht leiden konnte und inzwischen auch Jonathan misstraut, die Wohnung offenbar für immer verlässt und Daniel mitnimmt, kauert Jonathan sich in einer Zimmerecke zusammen. Dort trifft Raoul ihn an. Dessen Apartment in Paris wurde durch eine Explosion verwüstet. Er hält es für einen Racheanschlag der betroffenen Mafia-Familie und will von Jonathan wissen, wieso jemand eine Verbindung zwischen dem Mord und ihm herstellen konnte. Lethargisch erzählt Jonathan, dass Tom Ripley im Zug war und ihm half. „Dieses Schwein!“, zischt Raoul und stürmt hinaus.

Jonathan ruft Tom Ripley an, und der Amerikaner holt ihn zu sich in die Villa. Als er erfährt, was geschehen ist, rechnet er mit einem Racheakt Raouls und legt sich zusammen mit Jonathan auf die Lauer.

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Nachts versucht jemand, in die Villa einzudringen. Jonathan reißt ihn zu Boden. Der Fremde schlägt mit dem Kopf auf und stirbt. Tom Ripley zieht die Jacke des Toten an und setzt auch den Hut auf. Unterhalb der Villa steht ein Krankenwagen. Am Steuer sitzt ein älterer Gangster, im Sanitäterbereich befinden sich Raoul, eine Frau – Angie (Satya De La Manitou) – und ein vollständig mit Bandagen umwickelter Patient (Wim Wenders). Tom Ripley lockt den Fahrer aus dem Wagen und stößt ihn eine Steintreppe hinunter. Raoul kämpft mit dem vermeintlichen Patienten, bis dieser sich nicht mehr bewegt und verschwindet im Dunkeln. Angie, die bereits vor dem Kampf aus dem Auto sprang, holt ihre Handtasche und verlässt ebenfalls den Parkplatz.

Mit dem Krankenwagen will Tom Ripley die Leichen beseitigen. Jonathan soll mit Tom Ripleys Straßenkreuzer folgen. Bevor sie losfahren können, taucht Marianne auf, die zurückgekommen ist und nach ihrem Mann gesucht hat. Sie berichtet Jonathan, sie habe sich mit Dr. Gabriel in Verbindung gesetzt und von ihm erfahren, dass die Befunde aus Paris gefälscht sind. Tom Ripley bittet Marianne, sich anstelle ihres erschöpften Mannes ans Steuer des Pkws zu setzen. Sie fahren ans Meer. Während Tom Ripley den Krankenwagen mit den Leichen am Strand in Brand setzt, drängt Jonathan seine Frau auf den Beifahrersitz, fährt unvermittelt mit der Limousine los und lässt seinen amerikanischen Freund allein am Strand zurück. Aber nach ein paar hundert Metern verliert er die Kontrolle über das Fahrzeug und bricht tot am Steuer zusammen. Marianne kann gerade noch die Handbremse ziehen und den von der Straße abgekommenen Wagen zum Stehen bringen.

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Wim Wenders verfilmte den 1974 veröffentlichten Thriller „Ripley’s Game“ (deutsch: „Ripleys Game oder Der amerikanische Freund“, 1977) von Patricia Highsmith. Während es Patricia Highsmith wie immer um die Frage geht, wie ein Alltagsmensch zum Mörder werden kann, legt Wim Wenders in seinem bedächtig erzählten Film den Akzent auf die Beziehung zwischen Jonathan Zimmermann und seinem amerikanischen Freund Tom Ripley. Das sind zwei differenzierte Charaktere, die von Bruno Ganz und Dennis Hopper glaubwürdig und eindrucksvoll dargestellt werden.

Übrigens hat Wim Wenders einige Nebenrollen mit Regie-Kollegen besetzt („weil das die einzigen Gauner sind, die ich kenne“, soll er gewitzelt haben): Jean Eustache, Samuel Fuller, Nicholas Ray, Daniel Schmid, Peter Lilienthal. Und er selbst wirkt als Komparse mit.

Liliana Cavani verfilmte den Thriller 2002 noch einmal: „Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund“. Weitere Verfilmungen der Geschichten über Tom Ripley: „Nur die Sonne war Zeuge“ von René Clément (1960) und „Der talentierte Mr Ripley“ von Anthony Minghella (1999).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Liliana Cavani: Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund
Patricia Highsmith (Kurzbiografie)
Wim Wenders (Kurzbiografie)

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