Hammett

Hammett

Hammett

Originaltitel: Hammett - Regie: Wim Wenders - Drehbuch: Ross Thomas, Dennis O'Flaherty und Thomas Pope nach einem Roman von Joe Gores - Kamera: Joseph Biroc - Schnitt: Janice Hampton, Marc Laub, Robert Q. Lovett und Randy Roberts - Musik: John Barry - Darsteller: Frederic Forrest, Peter Boyle, Marilu Henner, Roy Kinnear, Elisha Cook jr., Lydia Lei, R. G. Armstrong, Richard Bradford, Michael Chow, David Patrick Kelly, Sylvia Sidney, Jack Nance, Elmer L. Kline u.a. - 1982, 90 Minuten

Inhaltsangabe

Die fiktive Geschichte spielt 1928 im Chinesenviertel (chinatown) von San Francisco. Auf der Suche nach einer vermissten chinesischen Prostituierten stößt der Kriminalromanautor Samuel Dashiell Hammett auf die reichsten Männer der Stadt, die sich in einem Fotoatelier mit einer jungen chinesischen Prostituierten zu Sexspielen trafen und nun erpresst werden ...

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Kritik

Der wortkarge, zynische Protagonist, die hervorragend fotografierten sepiagetönten Bilder im Stil der Dreißigerjahre, die Musik aus dem jazz age und die dichte film noir-Atmosphäre verbinden sich in "Hammett" zu einer geglückten Hommage an Dashiell Hammett
(1894 - 1961).
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San Francisco, 1928. Samuel Dashiell Hammett (Frederic Forrest) ist vierunddreißig und lebt seit acht Jahren in San Francisco. Jimmy Ryan (Peter Boyle), der ihn von der Straße aufgelesen hatte, brachte ihn als Privatdetektiv in der Pinkerton Agentur unter und lehrte ihn alles Erforderliche. Inzwischen verarbeitet Hammett sein Wissen und seine Erfahrungen in Kriminalgeschichten, die in „Black Mask“ und anderen Magazinen veröffentlicht werden. Seine Kurzgeschichten werden zwar viel gelesen, aber die Honorare reichen gerade zum Leben.

Hammett sitzt in seiner Wohnung, in der die Statue eines schwarzen Falken steht, an der Schreibmaschine und hat gerade wieder ein Manuskript abgeschlossen. Erschöpft lässt er sich aufs Bett fallen und betrinkt sich. Als er wieder zu sich kommt, sitzt Jimmy Ryan in der niemals abgesperrten Wohnung des Kriminalschriftstellers und liest das neue Manuskript, in dessen Hauptfiguren er sich und seine frühere Ehefrau erkennt, eine Kollegin bei Pinkerton, die einen kleinen Gauner erschoss, um an die wertvolle Perlenkette zu kommen, die dieser gestohlen hatte. Ryan gab ihr fünfzehn Minuten Vorsprung, dann verständigte er die Polizei. – Ryan, der inzwischen auch nicht mehr bei Pinkerton arbeitet, sondern sich vor drei Jahren selbstständig machte, ersucht Hammett, ihm bei der Suche nach einer jungen Chinesin namens Crystal Ling (Lydia Lei) zu helfen. Widerwillig begleitet Hammett seinen früheren Freund und Kollegen nach Chinatown, wo er viele Bekannte hat, die ihm Hinweise geben könnten. In dem Gewirr düsterer Gassen kommt Hammett nicht nur das Manuskript abhanden, das er in einen Briefkasten werfen wollte, sondern er verliert auch Ryan aus den Augen.

Während er Ryan sucht, trifft er auf Polizeidetective Tom Bradford (Richard Bradford) und dessen Vorgesetzten, Lieutenant O’Mara (R.G. Armstrong). Hammett fragt sie nach Crystal Ling, aber statt seine Frage zu beantworten, warnen sie ihn, weiter nach ihr zu suchen und raten ihm, den Namen zu vergessen. Das schreckt Hammett nicht ab, im Gegenteil: Jetzt will er selbst herausfinden, was mit der jungen Chinesin los ist.

Einen Unbekannten (David Patrick Kelly), der ihn verfolgt und sich dann bei einem Schuhputzer eine Zeitung vors Gesicht hält, lacht er aus.

Noch jemand läuft ihm nach. Als Hammett den Mann packt, nennt er seinen Namen – Gary Salt (Jack Nance) – und gibt sich als Journalist aus, der an einem Artikel über Chinatown arbeitet. Von ihm erhält Hammett ein Foto der Gesuchten.

Unvermittelt findet Hammett abends in seiner Wohnung eine eingeschlafene junge Chinesin vor und errät unschwer, dass es sich um Crystal Ling handelt. Die Siebzehnjährige erzählt ihm, dass ihre Eltern sie vor acht Jahren verkauften und sie jetzt aus Fongs Bordell fortgelaufen sei. Hammett lässt sie in seiner Wohnung, während er den Verbrecherkönig Fong Wie Yau (Michael Chow) aufsuchen will. Bevor er das Haus verlässt, schaut er kurz bei seiner Nachbarin und Geliebten Kit Conger (Marilu Henner) vorbei. Falls er nicht bis zum nächsten Morgen zurückkehrt, soll sie Detective Tom Bradford anrufen und ihm mitteilen, er sei zu Fong gegangen.

Fong empfängt Hammett in einem pompös eingerichteten Büro. Vor ihm liegt das neueste Manuskript des Schriftstellers. Der Chinese will wissen, wo Crystal ist, und als der Schriftsteller behauptet, es nicht zu wissen, wird er von Fongs Leibwächter (James Quinn) zusammengeschlagen. In einer Kammer, die zu einem Bordell in Fongs Gebäudekomplex gehört, kommt er Stunden später wieder zu sich. Er steht auf und folgt einer jungen Chinesin, die ihn verstohlen zu einem Gitter führt, mit dem ein Bodenloch abgedeckt ist, indem Ryan gefangen gehalten wird. Nachdem Hammett seinen früheren Kollegen herausgezogen hat, werden sie von Fongs Leuten verfolgt, aber es gelingt ihnen, zu entkommen. Vor dem Gebäude laufen sie der von Kit alarmierten Polizei in die Hände.

Bradford nimmt Hammett mit und zeigt ihm eine in der Nacht aufgefundene Leiche, deren Kopf zwar mit einem Baseballschläger völlig zertrümmert ist, bei der es sich jedoch um Crystal Ling handeln soll.

Hammetts Wohnung wurde durchwühlt. Eine Wand ist mit Blut verschmiert. Das ist eine deutliche Warnung!

Salt, der immer wieder auftaucht, hat ein Los bei sich, auf dessen Rückseite die Namen und Telefonnummern der sechs reichsten Männer San Franciscos notiert sind. Was hat das zu bedeuten? Hammett bittet Kit, ihn zu begleiten und lässt sich von Eli (Elisha Cook jr.), einem befreundeten Taxifahrer, zu dem Losverkäufer fahren. Der erkennt die Chinesin auf dem Foto, das Hammett ihm zeigt. Die sei häufig hier vorbeigekommen, sagt er und zeigt auf ein Fotoatelier in der Nähe: „Da ging sie ständig hin.“ – An der Tür steht der Name „Salt“. Hammet schiebt mit einem Trick den Riegel des Türschlosses zurück. Während er und Kit sich in dem Atelier umsehen, hören sie plötzlich Stimmen. Kit steckt noch ein Päckchen Fotos ein, das sie unter einem Blumenstock findet, dann müssen sie und Hammett sich verstecken: Salt kommt mit dem Unbekannten herein, der unlängst Hammett verfolgte. Der verlangt bestimmte Fotos; Salt greift unter den Blumenstock, will noch etwas erklären, kommt aber nicht mehr dazu, weil der andere ihn erschießt.

Auf jedem der Fotos ist einer der reichsten Männer der Stadt mit Crystal Ling in einer verfänglichen Situation abgebildet.

Hammett steigt durch ein Fenster in die Wohnung des Industriellen Eddie Hagedorn (Roy Kinnear) ein, der auf einem der Fotos zu sehen ist. Zunächst stößt er auf Salts Mörder. Offenbar handelt es sich um Hagedorns Leibwächter. Hammatt schlägt ihm die Pistole aus der Hand und sperrt ihn ein. Dann redet er mit Hagedorn und klärt ihn darüber auf, was gerade im Atelier des Porno-Fotografen geschah. In diesem Augenblick stürzt sich der Leibwächter, der sich inzwischen befreien konnte, auf Hammett – aber Hagedorn erschießt den Versager.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Kurze Zeit später wird Hammett zur Polizei gerufen. In einem Raum sitzen O’Mara, Bradford, Ryan, Fong, Hagedorn und vier weitere Geschäftsleute, die mit den Fotos erpresst werden. Für die Negative sollen sie 1 Million Dollar bezahlen. Hammett wird aufgefordert, die Geldübergabe durchzuführen.

Während Hammett im dichten Nebel auf den Steg am Fisherman’s Wharf hinausgeht, warten Kid und Eli beim Taxi. Falls etwas ins Wasser fällt oder ein Schuss knallt, sollen sie Bradford verständigen. An der vereinbarten Stelle wird Hammett von Crystal Ling erwartet. Er ist nicht besonders überrascht, denn er hatte trotz des unidentifizierbaren Gesichts der Leiche erkannt, dass es sich nicht um Crystal handelte. Die Chinesin, die eine Pistole in der Hand hat, nimmt den Geldkoffer in Empfang und übergibt Hammett die Negative. Da taucht ihr Partner Ryan hinter Crystal auf, hält ihr eine Pistole an den Kopf und fordert sie auf, ihre Waffe ins Wasser zu werfen. Auch Kid und Eli hören das Aufplatschen. Crystal greift unauffällig in ihren Mantel und schießt mit einer zweiten Pistole durch den Stoff. Ryan bricht tot zusammen, und die Chinesin geht mit dem Geld zu ihrem Auto.

Neben Kid und Eli stehen bereits O’Mara, Bradford und ein paar weitere Polizeibeamte. Hammett übergibt ihnen die Negative.

Wieder setzt Dashiell Hammett sich an seine Schreibmaschine und macht aus den Erlebnissen der letzten Tage einen Kriminalroman.

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In dieser fiktiven Geschichte stößt der Kriminalromanautor Samuel Dashiell Hammett auf die reichsten Männer San Franciscos, die sich in einem Fotoatelier mit einer jungen chinesischen Prostituierten zu Sexspielen trafen und nun erpresst werden. Es ist eine düstere Welt voller Verbrechen und Korruption, die Wim Wenders in seinem spannenden, nostalgischen Film zeigt. Der wortkarge, zynische Protagonist, die hervorragend fotografierten sepiagetönten Bilder im Stil der Dreißigerjahre, die Musik aus dem jazz age und die dichte film noir-Atmosphäre verbinden sich zu einer geglückten Hommage an Samuel Dashiell Hammett, der mit seinen Kurzgeschichten und fünf Romanen einen neuen Stil kreiierte und neben Raymond Chandler (1888 – 1959) als bedeutendster amerikanischer Kriminalautor in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt.

„Hammett“ war Wim Wenders‘ Debüt in Hollywood. Francis Ford Coppola, der ihn 1978 geholt hatte und den Film produzierte, redete dem deutschen Regisseur dann allerdings ständig drein, ließ mehrmals das Drehbuch ändern, kritisierte Wim Wenders Regiearbeit und zwang ihn schließlich, vier Fünftel der ersten Fassung noch einmal neu zu drehen. Auf diese Weise zogen die Arbeiten sich jahrelang hin. Zwischendurch kehrte Wim Wenders nach Europa zurück. Seine frustrierenden Erfahrungen in Hollywood verarbeitete er in „Der Stand der Dinge“, und während „Hammett“ ein Misserfolg wurde, erhielt Wim Wenders für „Der Stand der Dinge“ 1982 bei den Filmfestspielen in Venedig einen „Goldenen Löwen“.

„Der Stand der Dinge“ (1982) – Regie: Wim Wenders – Drehbuch: Wim Wenders und Robert Kramer – Kamera: Martin Schäfer, Henri Alekan und Fred Murphy – Darsteller: Patrick Bauchau, Paul Getty III, Viva Auder, Samuel Fuller u. a. – 1982
In „Der Stand der Dinge“ erzählt Wim Wenders von den Schwierigkeiten des Filmemachens: Ein Filmregisseur dreht in Portugal einen Science-Fiction-Film mit dem Titel „The Survivors“. Als das Geld ausgeht, fliegt er nach Hollywood zurück – und stellt fest, dass die Produzenten kein Geld mehr in seinen eigenwilligen Film investieren wollen, weil ihnen der erwartete Profit zu gering erscheint.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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Nele Neuhaus - Muttertag
Wer gern spannende, farbig inszenierte Kriminalromane mit lebendigen Figuren und einem gehörigen Maß an Komplexität liest, wird an "Muttertag" − dem neunten Band einer Buchreihe von Nele Neuhaus − Freude haben.
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