Ripley's Game oder Der amerikanische Freund

Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund

Ripley's Game oder Der amerikanische Freund

Ripley's Game oder Der amerikanische Freund – Originaltitel: Ripley's Game – Regie: Liliana Cavani – Drehbuch: Liliana Cavani und Charles McKeown, nach dem Roman "Ripleys Game oder Der amerikanische Freund" von Patricia Highsmith – Kamera: Alfio Contini – Schnitt: Jon Harris – Musik: Ennio Morricone – Darsteller: John Malkovich, Dougray Scott, Ray Winstone, Evelina Meghangi, Chiara Caselli, Lena Headey, Uwe Mansshardt, Hanns Zischler, Paolo Paoloni, Maurizio Lucà, Sam Blitz u.a. – 2002; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Der skrupellose Gangster Tom Ripley, der ein schlossähnliches Anwesen in Venetien bewohnt, soll seinem früheren Komplizen Reeves helfen, der in Berlin von konkurrierenden Verbrecherorganisationen bedrängt wird. Tom Ripley rät ihm, den unheilbar an Leukämie erkrankten Rahmenmacher Jonathan Trevanny als Auftragskiller anzuwerben. Aus Verzweiflung willigt Trevanny ein, denn er glaubt, er müsse seine Frau und seinen Sohn finanziell absichern und habe selbst nichts mehr zu verlieren ...
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Kritik

Die von Liliana Cavani spannend und stringent inszenierte Neuverfilmung des Patricia-Highsmith-Thrillers "Ripleys Game oder Der amerikanische Freund" wird v. a. von John Malkovich getragen, der die Filmfigur perfide und widersprüchlich wirken lässt.
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Der eitle, skrupellose Betrüger Tom Ripley (John Malkovich), der auch vor Bluttaten nicht zurückschreckte, hat sich zur Ruhe gesetzt und wohnt mit seiner schönen Lebensgefährtin Luisa Harari (Chiara Caselli), einer erfolgreichen Konzertpianistin, auf einem schlossähnlichen Anwesen in Venetien.

Eines Tages taucht sein früherer Komplize Reeves (Ray Winstone) auf. Der Ganove, der in Berlin einige Nachtklubs betreibt, wird von der Russenmafia bedrängt. Würde er seinen Konkurrenten selbst töten, fiele der Verdacht sofort auf ihn. Deshalb erwartet er von Tom Ripley, dass dieser nach Berlin fliegt und den Mord für ihn durchführt. Das lehnt Ripley zwar ab, denn er will nicht für einen lumpigen Auftragskiller gehalten werden, aber er schlägt Reeves eine Lösung vor: Er weiß, dass der in der Nachbarschaft lebende Bilderrahmenmacher Jonathan Trevanny (Dougray Scott) unheilbar an Leukämie erkrankt ist, nicht mehr lang leben wird und sich Sorgen um die Zukunft seiner Ehefrau Sarah (Lena Headey) und seines kleinen Sohnes Matthew (Sam Blitz) macht.

Trevanny hält Reeves‘ Angebot zunächst für einen schlechten Scherz, und als er begreift, dass es dem Gangster ernst ist, weist er es entrüstet zurück. Aber er hat nichts zu verlieren und könnte die 100 000 Dollar für die Versorgung von Sarah und Matthew gut gebrauchen. Reeves bezahlt ihm zunächst unverbindlich eine Reise nach Berlin, damit er sich dort von einer Koryphäe untersuchen lassen kann. Nachdem Dr. Wentzel (Nikolaus Deutsch) den Befund bestätigt hat, lässt Trevanny sich von Reeves eine Pistole geben und erschießt dessen Gegenspieler in einer Insektenausstellung.

Die 100 000 Dollar, die er dafür bekommt, versteckt er nach seiner Rückkehr in der Küche unter dem Spülbecken, denn seine Frau glaubt, er sei nur in Berlin gewesen, um sich im Rahmen eines Forschungsprojektes untersuchen zu lassen.

Unerwartet verlangt Reeves einen zweiten Mord von Trevanny. Diesmal soll er einen weiteren Konkurrenten mit einer Drahtschlinge im Zug erdrosseln. Tom Ripley hilft ihm, den Mafiaboss unbemerkt in der Toilette zu töten und die beiden Leibwächter auszuschalten.

Sarah, die inzwischen die 100 000 Dollar unter dem Spülbecken gefunden hat, wirft ihrem Mann vor, sie zu belügen und macht sich große Sorgen. Sie ahnt allerdings nicht, dass auch sie und ihr Sohn in Gefahr sind. Einer der beiden Leibwächter hat nämlich den Anschlag überlebt, und Reeves, der vergeblich bei Tom Ripley Zuflucht sucht, führt die Verbrecherorganisation unbeabsichtigt nach Italien.

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Tom Ripley gelingt es, die Angreifer zu überwältigen und zu töten. Er packt die drei Toten in den Kofferraum ihrer Limousine, in dem bereits Reeves‘ Leiche liegt und setzt das Fahrzeug in Brand. Während er zu Trevanny zurückgeht, der im Auto auf ihn wartet, bestellt er ungerührt übers Handy Blumen, die Luisa für einen bevorstehenden Auftritt geliefert werden sollen.

Ein anderes Mordkommando nimmt Sarah und Matthew als Geiseln und bringt Trevanny in seine Gewalt. Im letzten Augenblick greift Tom Ripley ein. Er kann auch diese drei Verbrecher töten, aber er wäre selbst durch eine Kugel ums Leben gekommen, wenn Trevanny sich nicht vor ihn geworfen hätte. Sarah muss zusehen, wie ihr Mann stirbt. Tom Ripley übergibt ihr die 50 000 Dollar, die Reeves für den zweiten Mordanschlag bezahlte, aber sie spuckt ihm hasserfüllt ins Gesicht.

Nur eine Minute zu spät trifft Tom Tipley im Konzertsaal ein und hört Luisa zu.

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Wim Wenders verfilmte den 1974 von Patricia Highsmith veröffentlichten Thriller „Ripley’s Game“ (deutsch: „Ripleys Game oder Der amerikanische Freund“, 1977) bereits 1977: „Der amerikanische Freund“.

Die Italienerin Liliana Cavani verlegte die Geschichte in ihrer spannend und stringent inszenierten Neuverfilmung „Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund“ von Hamburg nach Berlin bzw. Venetien und in die Gegenwart. Ihr Augenmerk galt dem schillernden Charakter Tom Ripley und seinen raffinierten Schachzügen. Sie verzichtete zwar auf einige Details der literarischen Vorlage, die ihn besonders abstoßend wirken lassen, aber das glich John Malkovich aus: Er verlieh der perfiden Filmfigur eine Menge widersprüchlicher Facetten und spielte alle anderen Darsteller scheinbar mühelos an die Wand.

Weitere Verfilmungen der Geschichten über Tom Ripley: „Der talentierte Mr Ripley“ von René Clément (1960), „Der talentierte Mr Ripley“ von Anthony Minghella (1999).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

Patricia Highsmith (Kurzbiografie)
Wim Wenders: Der amerikanische Freund

Liliana Cavani (kurze Biografie / Filmografie)
Liliana Cavani: Der Nachtportier

David Wonschewski - Blaues Blut
Statt einer Handlung mit anschaulich gestalteten farbigen Szenen folgen wir Beobachtungen und Gedanken des ebenso klugen wie skurrilen Erzählers. So wird "Blaues Blut" zur mit Aperçus gespickten philosophischen Achterbahnfahrt weitab vom Mainstream, vorgetragen mit gedanklichem Furor und einer außergewöhnlich kraftvollen poetischen Sprache.
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