Marianne Faithfull


Marianne Faithfull (eigentlich: Marian Evelyn Faithfull) wurde am 29. Dezember 1946 im Londoner Stadtteil Hampstead geboren. Ihr Vater Robert Glynn Faithfull war britischer Offizier und Psychologie-Professor. Bei ihrer aus Wien stammenden Mutter Eva von Sacher-Masoch handelte es sich um eine Enkelin des österreichischen Schriftstellers Leopold von Sacher-Masoch (1836 – 1895; „Venus im Pelz“).

Anfang der Sechzigerjahre begann Marianne Faithfull öffentlich zu singen. Mit der Ballade „As Tears Go By“ von Mick Jagger (* 1943) und Keith Richards (* 1943) von den „Rolling Stones“ schaffte sie 1964 den Durchbruch als Pop- und Rock-Sängerin.

Nach der Eheschließung mit dem Künstler John Dunbar (* 1943) am 6. Mai 1965 in Cambridge zogen sie und ihr Mann nach London, wo Marianne Faithfull am 10. November ihren Sohn Nicholas gebar. Wenig später verließ sie John Dunbar und nahm ihren Sohn mit zum „Rolling Stones“-Gründer Brian Jones (1942 – 1969) und seiner Muse Anita Pallenberg (* 1944). Als Mick Jaggers Geliebte sorgte sie für Schlagzeilen. „My first move was to get a Rolling Stone as a boyfriend. I slept with three and decided the lead singer was the best bet.“ (Marianne Faithfull in „New Musical Express“) 1968 erlitt sie eine Fehlgeburt.

Charles Wilp (1932 – 2005) fotografierte Marianne Faithfull hinter einer Glasscheibe mit Eiskristallen für die Afri-Cola-Werbung.

Als Irina stand Marianne Faithfull 1967 in Tschechows Stück „Drei Schwestern“ im Royal Court Theatre in London auf der Bühne. Im selben Jahr sagte sie in „I’ll Never Forget What’s ‚is Name“ („Was kommt danach …?“, Regie: Michael Winner) zum ersten Mal in der Filmgeschichte das Wort „fuck“. Zwei Jahre später war sie als Ophelia in einer Verfilmung des Schauspiels „Hamlet“ von Tony Richardson zu sehen.

Die „Rolling Stones“ übernahmen den von Marianne Faithfull geschriebenen Song „Sister Morphine“ in ihr Album „Sticky Fingers“. Mariannes Drogenabhängigkeit (Haschisch, Kokain, Heroin) verstärkte sich, nachdem sie sich im Mai 1970 von Mick Jagger getrennt hatte. Sie verlor noch im selben Jahr das Sorgerecht für ihren Sohn, und ihre Mutter soll aus Verzweiflung über sie einen Selbstmordversuch unternommen haben.

1979 schaffte Marianne Faithfull mit dem Ulrike Meinhof gewidmeten Album „Broken English“ ihr Comeback. Dass ihre Stimme inzwischen rau geworden war, passte zu den Songs.

Im selben Jahr heiratete sie ihren Jugendfreund Ben Brierly.

In der ersten Hälfte der Achtzigerjahre lebte Marianne Faithfull in New York. Dort stürzte sie vermutlich unter Drogeneinfluss über eine Treppe und brach sich den Kiefer. Erst nach einem Entzug im Jahr 1985 gelang es Marianne Faithfull, sich endgültig von der Drogenabhängigkeit zu befreien.

In Cambridge, Massachusetts, hatte sie eine Affäre mit Howard Tose, einem drogenabhängigen und psychisch kranken Amerikaner, der schließlich aus dem Fenster ihres gemeinsamen Apartments im 14. Stock sprang.

1987 begann Marianne Faithfull eine neue Karriere als Blues- und Jazz-Sängerin.

Nach der Scheidung von Ben Brierly (1987) heiratete Marianne Faithfull 1988 den Schriftsteller und Schauspieler Giorgio Della Terza, aber auch diese Ehe zerbrach nach kurzer Zeit und wurde 1991 geschieden.

Anlässlich des Mauerfalls führte Roger Waters (* 1943) am 21. Juli 1990 in Berlin seine Rockoper „The Wall“ auf, und Marianne Faithfull übernahm die Rolle von Pinks Mutter.

1993 spielte Marianne Faithfull im Gate Theatre in Dublin die Seeräuber-Jenny in der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Ihr Album „Twentieth Century Blues“ ist eine Hommage an die Musik der Weimarer Republik, besonders an Kurt Weill.

Unter dem Titel „Faithfull. An autobiography“ veröffentlichte Marianne Faithfull 1994 den ersten Teil ihrer Autobiografie (Co-Autor David Dalton).

2004 trat Marianne Faithfull fünfundsiebzigmal in dem Theaterstück „The Black Rider. The Casting of the Magic Bullets“ von Robert Wilson, Tom Waits und William S. Burroughs auf (Uraufführung: Hamburg 1990). Im selben Jahr veröffentlichte sie das Album „Before the Poison“. Während ihrer Promotion-Tour brach sie in Mailand auf der Bühne erschöpft zusammen.

Im September 2006 wurde bekannt, dass Marianne Faithfull an Brustkrebs erkrankt war. Einen Monat später ließ sie sich in Frankreich operieren.

Ihr Können als Schauspielerin bewies sie vor allem 2007 mit der Titelrolle in „Irina Palm“.

Am 27. Mai 2008 hieß es, Marianne Faithfull müsse auf ärztliche Anweisung für mindestens ein halbes Jahr alle geplanten Auftritte absagen.

Autobiografien von Marianne Faithfull

  • Marianne Faithfull: Faithfull. Eine Autobiografie (Originaltitel: „Faithfull. An Autobiography“, Übersetzung: Sigrid Ruschmeier, Zweitausendeins, Frankfurt/M 1995, 367 Seiten, ISBN 3-86150-116-3)
  • Marianne Faithfull: Memories (Originaltitel: „Memories, Dreams and Reflections“, Übersetzung: Elfriede Peschel, Blanvalet, München 2009, 319 Seiten,
    ISBN: 978-3-7645-0306-2)

© Dieter Wunderlich 2009

Patrice Chéreau: Intimacy
Sofia Coppola: Marie Antoinette
Sam Garbarski: Irina Palm

Julian Barnes - Die einzige Geschichte
Julian Barnes überlässt in "Die einzige Geschichte" dem Protagonisten Paul das Wort. Der blickt als 70-Jähriger zurück auf die Beziehung mit Susan, die ein halbes Jahrhundert zuvor begann. Im ersten Teil verwendet er die Ich-Form, in der Mitte des Buches wechselt er zum Du, und im dritten Teil spricht er von sich in der dritten Person Singular, also noch distanzierter.
Die einzige Geschichte