Henning Mankell : Die fünfte Frau

Die fünfte Frau
Originalausgabe: Den femte kvinnan Ordfront Verlag, Stockholm 1996 Die fünfte Frau Übersetzung: Wolfgang Butt Paul Zsolnay Verlag, Wien 1998 Süddeutsche Zeitung / Kriminalbibliothek Band 2, München 2006, 523 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

In Südschweden werden drei Männer auf besonders grausame Weise ermordet und es sieht so aus, als handele es sich um ein und denselben Täter. Kommissar Kurt Wallander und seine Kollegen verfolgen eine Reihe von Spuren, aber sie tappen lange Zeit im Dunkeln. Erst als Wallander vermutet, dass nicht ein Mann, sondern eine Frau die Anschläge durchgeführt hat, kommt Bewegung in die Aufklärung der Mordserie ...
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Kritik

In dem Thriller "Die fünfte Frau" geht es nicht um die Frage whodunit. Henning Mankell schildert jede Mordtat bevor die Opfer gefunden werden. Die Spannung ergibt sich aus der Diskrepanz zwischen dem Wissen der Leser und der Polizei.
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Algerien, Mai 1993: Muslimische Fundamentalisten dringen nachts in ein Kloster des Ordens der Christlichen Schwestern in El Qued ein und schneiden den vier schlafenden Nonnen und einer zufällig dort übernachtenden schwedischen Touristin die Kehlen durch. Die sechsundvierzigjährige Tochter der ermordeten Schwedin erhält am 19. August Post von Françoise Bertrand, die bei der zentralen algerischen Mordkommission arbeitet. Françoise informiert Yvonne Ander über den Tod ihrer Mutter Anna, schickt ihr den Pass und die Briefe, die bei der Leiche gefunden wurden und teilt ihr mit, dass Anna Anders Ermordung aufgrund politischer Weisungen in Algerien vertuscht wird.

Am 21. September des folgenden Jahres geht der achtundsiebzigjährige frühere Autoverkäufer Holger Eriksson von seinem einsamen Hof nördlich von Ystad zu einem Turm auf seinem Anwesen, den er sich errichten ließ, um die Vögel besser beobachten zu können. Auf dem Weg muss er einen Graben überqueren. Als er den Steg betritt, zerbrechen die Bretter.

Drei Tage später kommt der seit fünf Jahren geschiedene Kurt Wallander mit seinem an Alzheimer erkrankten Vater von einer einwöchigen Romreise nach Schweden zurück und nimmt seinen Dienst als Kriminalkommissar in Ystad wieder auf.

Vanja Andersson, die dreiundfünfzig Jahre alte Angestellte des Blumenladens „Cymbia“ in Ystad, zeigt am 26. September einen nächtlichen Einbruch im Geschäft an: Eine Scheibe ist zerbrochen, auf dem Boden findet die Polizei geronnenes Blut, aber gestohlen wurde offenbar nichts. Der Besitzer des Blumengeschäfts, der neunundvierzigjährige Witwer Gösta Runfelt, ist nicht da; er wollte an diesem Morgen zu einer Orchideensafari nach Nairobi fliegen. Durch einen Anruf beim Reisebüro „Specialresor“ in Malmö findet Vanja Andersson jedoch heraus, dass Runfelt nicht an Bord der Maschine war.

Der Heizöllieferant Sven Tyrén meldet sich bei der Polizei in Ystad: Obwohl er mit Holger Eriksson einen Liefertermin vereinbart hatte, scheint niemand auf dem Hof zu sein. Da Tyrén den Gedichte schreibenden und Vögel beobachtenden Sonderling seit zehn Jahren beliefert und weiß, dass dieser alle Termine stets eingehalten hat, macht er sich Sorgen. Als Kurt Wallander das Anwesen inspiziert, fällt ihm eine Schar Krähen auf und er geht näher hin. Unter einem offenbar angesägten und zerbrochenen Holzsteg entdeckt Wallander die von Krähen angefressene Leiche eines Mannes, wie in einer Tierfalle auf neun spitzen Bambusstäben aufgespießt. Holger Eriksson! Vermutlich starb er erst nach stundenlangen Qualen.

In Erikssons Safe findet Kurt Wallander das von November 1960 bis Juli 1961 im Belgisch-Kongo geführte Tagebuch eines Söldners namens Harald Berggren und ein Foto, das ihn zusammen mit seinen Kameraden Terry O’Banion und Simon Marchand zeigt. Johan Ekberg in Brynäs, ein Zweiunddreißigjähriger, der sich mit dem Thema Fremdenlegion auskennt, erkennt Harald Berggren auf dem Foto und weiß, dass dieser sich vor sieben Jahren in Sollentuna nördlich von Stockholm erschoss.

Am 3. Oktober 1994 wird Kurt Wallander von der Nachricht überrascht, dass sein Vater einen tödlichen Schlaganfall hatte. Wegen der fieberhaften Ermittlungen in dem Mordfall bleibt ihm kaum Zeit für die Trauer.

Lars Olsson stößt am 11. Oktober bei einem Orientierungslauf im Wald auf eine zwischen zwei Baumstämmen hängende männliche Leiche. Es handelt sich um Gösta Runfelt. Vanja Andersson identifiziert den Toten und wundert sich darüber, dass er stark abgemagert ist. Der Gerichtsmediziner stellt fest, dass er vor weniger als vierundzwanzig Stunden erwürgt wurde. Dabei wurde Runfelt bereits seit 26. September vermisst. Kurt Wallander vermutet, dass der Mörder das Opfer zwei Wochen lang gefangen hielt, bis es so geschwächt war, dass es sich nicht mehr wehren konnte.

Obwohl Holger Eriksson und Gösta Runfelt auf verschiedene Weise starben, glaubt Wallander schon aufgrund der außergewöhnlichen Grausamkeit der Taten an einen Zusammenhang.

Außer seiner Wohnung hatte Runfelt noch einen Kellerraum gemietet. Aus den auf einem Laptop gespeicherten Daten geht hervor, dass er nicht nur das Blumengeschäft betrieb, sondern seit September 1983 auch als Privatdetektiv tätig war.

Das ahnten weder Vanja Andersson noch die erwachsenen und verheirateten Kinder des Toten: der siebenundzwanzigjährige Wirtschaftsprüfer Bo Runfelt und dessen vier Jahre jüngere Schwester Lena Lönnerwall. Die Nachricht vom Tod ihres Vaters nehmen sie ungerührt entgegen, und Bo Runfelt macht kein Geheimnis daraus, dass seine Mutter Eva von ihrem Ehemann bis zu ihrem Tod am 5. Februar 1984 misshandelt worden war [Gewalt in der Ehe]. Eva Runfelt starb bei einem Spaziergang mit ihrem Mann auf dem Stångsjön nördlich von Älmhult im südlichen Småland. Angeblich war sie auf dem zugefrorenen See eingebrochen und ertrunken. Bo Runfelt könnte sich aber auch vorstellen, dass sie von seinem Vater ermordet wurde.

Während der Nachtschicht am 13. Oktober auf der Entbindungsstation des Krankenhauses in Ystad bemerkt die zweiundsechzigjährige Hebamme Ylva Brink am Korridor eine unbekannte Frau in Schwesternkleidung, die ihr schon einmal in der Nacht auf den 1. Oktober aufgefallen war. Als sie die Fremde anspricht, wird sie von ihr niedergeschlagen.

Eriksson hat einen Teil seines Vermögens – 100 000 Kronen – der Svenstaviks Kyrka im südlichen Jämtland vermacht. Kurt Wallander erkundigt sich dort bei Robert Melander, der dem Kirchenvorstand angehört, nach Holger Eriksson und hört auf diese Weise von einer Polin namens Krista Haberman, die Kontakt mit dem Toten gehabt hatte, bis sie 1967 verschwand.

Kurt Wallander hält es für möglich, dass Krista Haberman damals von Eriksson ermordet und auf seinem Grundstück nördlich von Ystad vergraben wurde. Er lässt einen Bagger kommen und ordnet eine Suche nach Gebeinen an.

Der einundfünfzigjährige, in Lund lebende Forschungsassistent Eugen Blomberg bemerkt am 17. Oktober auf der Straße eine Fremde, die sich wie unter Schmerzen krümmt und wortlos auf ihren Wagen deutet, als er näher kommt. Als er sie stützt und zu ihrem Auto führt, betäubt die kräftige Frau ihn plötzlich mit Äther. Sie bringt den Bewusstlosen zum Krageholmssjön bei Brodda, steckt ihn in einen Sack mit eingenähten Gewichten, trägt ihn auf einen Bootssteg und legt ihn dort ab. Erst als er zu sich kommt, und ein Loch in den Sack tritt, kippt sie ihn ins Wasser.

Seine Leiche wird noch in derselben Nacht von dem Schichtarbeiter Nils Göransson gefunden.

Kurt Wallander und sein Kollege Kalle Birch in Lund überbringen der Witwe Kristina Blomberg die Nachricht. Sie wundern sich, dass die Lehrerin keine Trauer zeigt, aber da reißt sie sich die Bluse herunter und zeigt den Kriminalkommissaren die Narben an ihren Armen: ihr Mann hat sie immer wieder misshandelt.

Inzwischen ist Kurt Wallander vollends überzeugt, dass er es mit einem Serienmörder zu tun hat.

Aufgebracht durch die grauenvollen Morde, werfen die Leute der Polizei Untätigkeit und Inkompetenz vor. Eine „Bürgerwehr“ formiert sich.

Als der schlecht sehende Angestellte Åke Davidsson am 17. Oktober mit seinem Auto von Lödinge nach Malmö aufbricht, sich im Dunkeln verfährt und nach dem Weg fragt, wird er von Eskil Bengtsson, einem Anführer der neuen „Bürgerwehr“, und drei weiteren Männern, irrtümlich für einen Dieb gehalten und krankenhausreif geschlagen. Kurt Wallander verhaftet die Täter und sorgt dafür, dass die Medien darüber berichten.

Kurz darauf verprügeln ältere Schüler Terese, die Tochter von Wallanders Kollegen Martinsson.

Von Eugen Blomberg führt eine Spur zu Katarina Taxell. Die dreiunddreißigjährige Lehrerin aus Lund hatte ein Verhältnis mit ihm und gebar am 15. Oktober im Krankenhaus in Ystad ein Kind. Sie leugnet, am 1. oder 13. Oktober nachts Besuch gehabt zu haben, aber Wallander glaubt ihr nicht.

Obwohl Katarina Taxells Wohnung in Lund rund um die Uhr bewacht wird, ist sie plötzlich verschwunden. Zu spät entdeckt die Polizei einen unkontrollierten Hinterausgang.

Die lesbische Lehrerin Annika Carlman in Lund erinnert sich, vor drei Jahren zufällig eine Bekannte ihrer Kollegin Katarina Taxell als Kellnerin im Speisewagen gesehen zu haben. Weil sie ihren alten Terminkalender aufgehoben hat, kann sie den Zug und das Datum – 19. Februar 1991 – genau angeben. Karl-Henrik Bergstrand, ein Manager der Bahngesellschaft, findet heraus, wer damals Dienst hatte: Margarete Nystedt. Sie wechselte zwar vor einem Jahr den Arbeitgeber, aber Bergstrand kann Wallander mit ihrer Adresse in Malmö weiterhelfen. Margarete Nystedt ist nicht da, als Kurt Wallander sie aufsuchen will. Von den Nachbarn erfährt er, dass sie inzwischen auf den zwischen Malmö und Kopenhagen verkehrenden Flugbooten beschäftigt ist. Er trifft sie im Terminal. Sofort ist ihm klar, dass diese zarte junge Frau nicht über die Körperkräfte verfügt, um beispielsweise einen Mann wie Eugen Blomberg zu einem Bootssteg zu tragen. Immerhin sagt sie aus, dass Katarina Taxell im Frühjahr 1991 für einige Zeit als Lehrerin aussetzte und als Speisewagenkellnerin arbeitete. Wallander verlangt von Karl-Henrik Bergstrand die Namen aller, die im Februar 1991 mit Katarina Taxell zusammen Dienst in einem Zug hatten.

Krista Haberman, Eva Runfelt, Katarina Taxell, Margarete Nystedt – wer ist die fünfte Frau?

Katarina Taxell hatte sich von Yvonne Ander überreden lassen, die Wohnung durch den Hinterausgang zu verlassen und vorläufig mit ihrem Säugling zu ihr ins Haus der in Algerien ermordeten Mutter ihrer Rächerin in Vollsjö zu ziehen. Dort hatte Yvonne Ander auch Gösta Runfelt zwei Wochen lang in einem alten Backofen gefangen gehalten. Offiziell gemeldet ist sie in einer Wohnung in Ystad.

Durch die zufällige Ziehung eines Zettels aus einem vorbereiteten Packen ermittelt sie ihr nächstes Opfer: Tore Grundén. Dessen Frau kam vor zehn Jahren bei einem angeblichen Unfall ums Leben: Grundén war rückwärts aus der Garage gefahren und hatte sie übersehen. Yvonne Ander, die damals in dem Krankenhaus als Hilfsschwester arbeitete, merkte zwar, dass die Frau mehrmals überrollt wurde, aber die Polizei ermittelte nicht weiter. Die selbst ernannte Rächerin weiß, dass der Bankangestellte Tore Grundén in Hässleholm wohnt und in Malmö arbeitet. Er wird wohl am 22. Oktober wie immer den Zug um 7.50 Uhr nehmen.

Auf Holger Erikssons Grundstück werden am 21. Oktober Knochen einer weiblichen Leiche mit eingeschlagenem Schädel gefunden.

Bei der Überprüfung der Liste mit den Namen der Bahnangestellten, die im Februar 1991 mit Katarina Taxell zusammen Dienst hatten, stößt die Polizei auf Yvonne Ander. In ihrer Wohnung in Ystad ist sie nicht. Kurt Wallander findet dort ein Notizbuch mit etwa vierzig Männernamen, darunter Holger Eriksson, Gösta Runfelt und Eugen Blomberg. Auf einem eingelegten Zettel steht der Name Tore Grundén, dazu die Notiz „Hässleholm, 22. Oktober, 7.50 Uhr“. Karl-Henrik Bergstrand bestätigt Kurt Wallanders Verdacht: Yvonne Ander ist für den Zug, der am 22. Oktober um 7.50 Uhr in Hässleholm abfährt, eingeteilt.

Durch ein Foto in Yvonne Anders Wohnung in Ystad wird Kurt Wallander auf ein Haus in Vollsjö aufmerksam. Dort treffen er und seine Kollegen in der Nacht auf den 22. Oktober zwar nicht Yvonne Ander, aber Katarina Taxell und das Neugeborene an. Zeit, mit ihr zu reden, haben sie nicht, denn sie müssen rechtzeitig in Hässleholm sein.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Drei Minuten vor der Abfahrt des Zuges treffen Wallander, Martinsson und Hansson dort ein. Die Polizei weiß nicht, wie Yvonne Ander und Tore Grundén aussehen. Plötzlich packt eine Frau auf dem Bahnsteig einen neben ihr wartenden Mann. Offenbar will sie ihn vor den Zug werfen. Wallander schreit. Yvonne Ander lässt Tore Grundén los. Wallanders Kollegen rennen los. Die Frau schlägt Martinsson zu Boden, tritt Hansson zwischen die Beine und nimmt ihm seine Dienstwaffe ab, bevor sie flieht.

Weil Kurt Wallander ahnt, dass die Mörderin nach diesem Vorfall allein sein und nachdenken will, kann er sich vorstellen, dass sie sich zu Erikssons Beobachtungsturm zurückgezogen hat. Mit seiner Kollegin Ann-Britt Höglund fährt er hin. Von zwei Seiten her schleichen sie sich an. Bevor Kurt Wallander Yvonne Ander durch einen Schuss in den Oberschenkel zu Boden bringt, schießt sie auf Ann-Britt Höglund und trifft sie in den Bauch.

Zunächst schweigt Yvonne Ander. Erst am 3. November beginnt sie, Kurt Wallander von sich zu erzählen. Ihr Vater hatte sie und ihre Mutter Anna verlassen. Später musste sie hilflos zusehen, wie ihr Stiefvater ihre Mutter misshandelte. Als Anna Ander noch einmal schwanger wurde, erzwang der Mann eine Abtreibung. Yvonne hat das Bild noch immer vor sich: Wie ihre Mutter mit gespreizten Beinen auf einem über den Küchentisch ausgebreiteten Laken liegt und ein angetrunkener Arzt den Abortus einleitet. Als Hilfsschwester im Krankenhaus lernte sie immer wieder misshandelte Frauen kennen. Offenbar konnte sie ihre Wut auf die Männer unter Kontrolle halten, bis sie von der zufälligen Ermordung ihrer Mutter in Algerien erfuhr. Da glaubte sie, selbst für Gerechtigkeit sorgen zu müssen – wie die Mitglieder der „Bürgerwehr“.

Am 5. Dezember 1994 nimmt Yvonne Ander sich mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben.

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Der Thriller „Die fünfte Frau“ von Henning Mankell dreht sich um das Thema Selbstjustiz. Eine in der Kindheit traumatisierte Frau, deren Mutter während einer Algerienreise Zufallsopfer fundamentalistischer Mörder wird, rächt andere, von Männern misshandelte Frauen. Zur selben Zeit formiert sich eine „Bürgerwehr“, deren Mitglieder schon mal versehentlich jemanden für einen Dieb halten und krankenhausreif schlagen. Die Motivation dieser Menschen, die überzeugt sind, dass sie selbst für Gerechtigkeit sorgen müssen, weil die Polizei ihrer Aufgabe nicht gewachsen ist, bleibt allerdings ein wenig klischeehaft und wird nicht weiter ausgeleuchtet.

Wie in den anderen Kriminalromanen von Henning Mankell auch, geht es in „Die fünfte Frau“ nicht um die Frage, wer der Mörder bzw. die Mörderin ist. Das erfährt der Leser lange vor der Polizei, denn der schwedische Schriftsteller schildert jede Mordtat aus der Sicht eines Opfers oder der Serienmörderin, bevor er dann wieder die Perspektive wechselt und Kurt Wallander bei dessen zeitraubenden, zermürbenden Ermittlungen über die Schulter schaut. Die Spannung ergibt sich also gerade aus der Diskrepanz zwischen dem Wissen des Lesers und dem Erkenntnisstand der Polizei, nicht aus dem whodunit, sondern bei der Beobachtung Wallanders, der auf falsche Fährten und in Sackgassen gerät, bevor er die grauenvolle Mordserie aufklärt kann.

Über jede auch noch so unbedeutende Figur erfahren wir eine Menge zumeist irrelevanter Details. „Farbig“ ist allenfalls Kommissar Kurt Wallander, nicht zuletzt, weil Henning Mankell dessen Privatleben nicht ausspart.

Zum Markenzeichen der Kriminalromane des Schweden gehören politische und gesellschaftskritische Passagen. Die fehlen auch in „Die fünfte Frau“ nicht, aber es handelt sich um schablonenhafte Betrachtungen. Beispiel:

Das Land, in dem er [Kurt Wallander] aufgewachsen war, sein Schweden, das Land, das nach dem Krieg aufgebaut worden war, hatte nicht so felsenfest auf Urgestein gestanden, wie sie geglaubt hatten. Unter dem Ganzen hatte sich verdeckter Morast befunden. Schon damals waren die neuen Wohnblocksiedlungen als „unmenschlich“ bezeichnet worden. Wie konnte man verlangen, dass Menschen, die dort lebten, ihre „Menschlichkeit“ unversehrt bewahren würden? Die Gesellschaft war härter geworden. Menschen, die sich in ihrem eigenen Land überflüssig oder gar unwillkommen fühlten, reagierten mit Aggressivität und Verachtung. (Seite 218)

Fazit: „Die fünfte Frau“ ist ein komplexer, gekonnt aufgebauter und spannender Thriller, dem eine Straffung gut getan hätte.

Birger Larsen verfilmte den Bestseller: „Die fünfte Frau“.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006
Textauszüge: © Paul Zsolnay Verlag

Birger Larsen: Die fünfte Frau

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