Henning Mankell

Henning Mankell wurde 1948 in Härjedalen bei Stockholm als Sohn eines Richters geboren. Mit siebzehn zog er nach Stockholm und wurde Regieassistent am Riks Theater. 1972 erfüllte er sich einen Traum und reiste erstmals nach Afrika. Das Land wurde zu seiner zweiten Heimat. Mankell arbeitete als Schriftsteller, Theaterregisseur und Intendant in Schweden, bis er 1985 eingeladen wurde, in Maputo (Mosambik) ein professionelles Theater aufzubauen. Daraufhin verbrachte er mehr als die Hälfte seiner Zeit in Maputo.

Ein Welterfolg wurde die Kriminalroman-Reihe, die Henning Mankell über den schwedischen Kriminalkommissar Kurt Wallander geschrieben hat:

  • Mördare utan ansikte (1991; Mörder ohne Gesicht, 2001)
  • Hundarna i Riga (1992; Hunde von Riga, 2000)
  • Den vita lejonninan (1993; Die weiße Löwin 1998)
  • Mannen som log (1994; Der Mann, der lächelte, 2001)
  • Villospår (1995; Die falsche Fährte, 1999)
  • Den femte kvinnan (1996; Die fünfte Frau, 1998)
  • Steget efter (1997; Mittsommermord, 2000)
  • Brandvägg (1998; Die Brandmauer, 2001)
  • Den orolige mannen (2009; Der Feind im Schatten, 2010)
  • Handen (2013; Mord im Herbst, 2013)

Mit den Erzählungen in dem 1999 veröffentlichten Band „Wallanders erster Fall“ lieferte Henning Mankell die Vorgeschichte der Hauptfigur nach. Im Jahr 2002 knüpfte er mit dem Kriminalroman „Vor dem Frost“ an die erfolgreiche Reihe an, wies Kurt Wallander jedoch nur eine Nebenrolle zu und führte dessen Tochter Linda als Hauptfigur ein.
2009 schloss Henning Mankell die Romanreihe mit „Der Feind im Schatten“ ab. Aber bereits 2004 hatte er für den vom niederländischen Buchhandel ausgerufenen „Monat des spannenden Buchs“ einen weiteren Kriminalroman über Kurt Wallander geschrieben, der zunächst nur in niederländischer Sprache veröffentlicht worden war. 2012 stimmte Henning Mankell einer Veröffentlichung in Schweden und im deutschsprachigen Raum zu. So erschien im Jahr darauf „Handen“ / „Mord im Herbst“.

Pelle Berglund („Mörder ohne Gesicht“, „Hunde von Riga“, „Die weiße Löwin“), Leif Lindblom („Der Mann, der lächelte“, „Die falsche Fährte“), Birger Larsen („Die fünfte Frau“, „Mittsommermord“) und Lisa Siwe („Die Brandmauer“) haben die Kriminalroman-Reihe von Henning Mankell über Kommissar Kurt Wallander mit Rolf Lassgård (*1955) in der Hauptrolle verfilmt. Nach Motiven der Erzählung „Die Pyramide“ von Henning Mankell und ebenfalls mit Rolf Lassgård in der Titelrolle drehte Daniel Lind Lagerlöf 2007 den Film „Wallanders letzter Fall“.

Am 2. Juni 2006 startete die ARD die erste von dreizehn geplanten Folgen einer Fernsehserie unter dem Titel „Mankells Wallander“ mit Krister Henriksson in der Titelrolle. Die ersten drei Folgen: „Vor dem Frost“ (Regie: Kjell-Ake Andersson), „Tod in den Sternen“ (Regie: Jørn Faurschou), „Eiskalt wie der Tod“ (Regie: Jørn Faurschou).

Am 10. November 2008 wurde der erste von sechs Fernsehfilmen ausgestrahlt, in dem Kommissar Kurt Wallander von Kenneth Branagh verkörpert wurde: „Sidetracked“ (Regie: Philip Martin). In der ersten Staffel folgten: „Firewall“ (Regie: Niall MacCormick, 7. Dezember 2008) und „One Step Behind“ (Regie: Philip Martin, 14. Dezember 2008). In der ARD liefen die drei Filme am 29. Mai („Kommissar Wallander. Die falsche Fährte“), 31. Mai („Kommissar Wallander. Die Brandmauer“) und 1. Juni 2009 („Kommissar Wallander. Mittsommermord“).

Ende Januar 2014 gab Henning Mankell bekannt, dass kurz zuvor zwei Tumore bei ihm diagnostiziert worden seien. Er starb am 5. Oktober 2015.

Kurz zuvor hatte er noch seinen letzten Roman veröffentlicht: „Die schwedischen Gummistiefel“.

Thomas Steinfeld schrieb über Henning Mankell:

Da ist der einsame, alternde Mann, auf dessen Schultern eine diffuse Schuld lastet. Da ist das Verbrechen, das scheinbar unmotiviert, aber immer unerbittlich zuschlägt. Da sind die zaghaften und oft unglücklichen Versuche, einem anderen Menschen zu vertrauen oder ihm seinerseits zu erlauben, die Seele des Helden zu berühren.
Das von Henning Mankell begründete Genre mag, eben weil das Verbrechen darin hauptsächlich als Gemetzel wirksam ist, eher eine theologische Veranstaltung sein denn eine kriminalistische: Die Welt (oder auch: die schwedische Gesellschaft) ist ein Jammertal, und der Weg hinaus führt durch den Alkoholismus, die Einsamkeit, die Demenz oder ein anderes Opfer an sich selbst. Da es diesen Weg immerhin gibt, so unsicher er auch sein mag, erzählt dieses Genre indessen nicht von der Hölle, sondern vom Fegefeuer.
(Süddeutsche Zeitung, 29. September 2016)

© Dieter Wunderlich 2005 – 2016

Henning Mankell: Der Sandmaler
Henning Mankell: Mörder ohne Gesicht (Verfilmung)
Henning Mankell: Hunde von Riga (Verfilmung)
Henning Mankell: Die weiße Löwin (Verfilmung)
Henning Mankell: Der Mann, der lächelte (Verfilmung)
Henning Mankell: Die falsche Fährte (Verfilmung)
Henning Mankell: Die fünfte Frau (Verfilmung)
Henning Mankell: Mittsommermord (Verfilmung)
Henning Mankell: Die Brandmauer (Verfilmung)
Henning Mankell: Wallanders erster Fall
Henning Mankell: Der Mann mit der Maske
Henning Mankell: Der Mann am Strand
Henning Mankell: Der Tod des Fotografen
Henning Mankell: Die Pyramide (Verfilmung)
Henning Mankell: Der Chronist der Winde
Henning Mankell: Die rote Antilope
Henning Mankell: Die Rückkehr des Tanzlehrers (Verfilmung)
Henning Mankell: Kennedys Hirn (Verfilmung)
Henning Mankell: Die italienischen Schuhe
Henning Mankell: Der Chinese (Verfilmung)
Henning Mankell: Der Feind im Schatten
Henning Mankell: Erinnerung an einen schmutzigen Engel

Thomas Steinfeld (Hg.) - Hundert große Romane des 20. Jahrhunderts
In dem Buch sind alle so genannten Patentexte versammelt, mit denen die 100 Titel der zwei Romanreihen der "Süddeutsche Zeitung Bibliothek" 2004/2005 bzw. 2007/2008 jeweils samstags in der Süddeutschen Zeitung vorgestellt wurden.
Hundert große Romane des 20. Jahrhunderts