Die weiße Löwin

Die weiße Löwin

Die weiße Löwin

Die weiße Löwin - Originaltitel: Den vita lejoninnan - Regie: Pelle Berglund - Drehbuch: Pelle Berglund, nach dem Roman "Die weiße Löwin" von Henning Mankell - Kamera: Tony Forsberg - Schnitt: Leif Kristiansson - Musik: Thomas Lindahl - Darsteller: Rolf Lassgård (Rolf Lassgard), Charlotte Sieling, Cecilia Zwick-Nash, Jesper Christensen, Tshamano Sebe, Basil Appollis, Ernst Günther, Pontus Gustafsson, Dipuo Huma, Marius Weyers, Lee-Ann Van Rooi u.a. - 1996; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Ein wohlhabender Bure plant, durch die Ermordung Nelson Mandelas bei der Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo die Beendigung der Apartheid in Südafrika zu verhindern. Ein ehemaliger KGB-Offizier leitet die Aktion. Um den Verdacht von den Weißen abzulenken, wird ein schwarzer Profikiller engagiert und zur Vorbereitung nach Skandinavien geschickt. Dort wird der schwedische Kommissar Kurt Wallander auf ihn aufmerksam ...
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Kritik

In den ersten Minuten erfahren die Zuschauer, dass ein Mordanschlag auf Nelson Mandela geplant ist und wer an der Vorbereitung des Attentats mitwirkt. In "Die weiße Löwin" geht es nicht darum, herauszufinden, wer der Mörder ist, sondern Wallander bei seinen Ermittlungen zu beobachten.
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Der wohlhabende Rassist Jan Dekker (Marius Weyers) ist Mitglied einer Burenorganisation, die 1993 durch die Ermordung des schwarzen Hoffnungsträgers Nelson Mandela die Beendigung der Apartheid und der weißen Alleinregierung in Südafrika verhindern will. Der ehemalige KGB-Offizier Konovalenko (Jesper Christensen) leitet die Aktion, und um den Verdacht von den Weißen abzulenken, wird der schwarze Profikiller Mabasha (Tshamano Sebe) engagiert, der allerdings noch nicht erfährt, wer die Zielperson ist, sondern mit Konovalenko nach Schweden reist. Dort mieten sich die beiden Männer in einem abgelegenen Haus bei Ystad ein und führen Schießübungen durch, wobei der Russe keinen Zweifel daran lässt, dass er es widerwärtig findet, mit einem Schwarzen zusammenarbeiten zu müssen.

Als sich die Maklerin (Siw Erixon) auf dem Weg zu einem Verkaufsobjekt verirrt und bei dem Haus, in dem die beiden Attentäter sich aufhalten, nach dem Weg fragen will, wundert sie sich über die ungewöhnliche Antennenanlage. Konovalenko erschießt sie. Dann fragt er zynisch den Afrikaner, ob er nicht eine Weiße haben wolle, solange sie noch warm sei. Zornig stürzt Mabasha sich auf ihn. Konovalenko ergreift eine Axt und hackt ihm den rechten Zeigefinger ab, aber bevor er Mabasha erschießen kann, läuft dieser fort.

Kommissar Kurt Wallander (Rolf Lassgård) bearbeitet die Vermisstenanzeige von Robert åkerblom (Pontus Gustafsson). Während sich die Polizei bei dem Haus umsieht, das Louise åkerblom inspizieren wollte, hören sie eine gewaltige Explosion und sehen schwarzen Rauch aufquellen: Konovalenko hat das als Unterschlupf benützte Haus in die Luft gesprengt, um Spuren zu beseitigen.

Kurz darauf wird die Leiche der Maklerin im Kofferraum ihres Wagens gefunden, den der Täter in einem dünn zugefrorenen See versenkt hatte. In den verkohlten Trümmern des zerstörten Hauses stößt die Polizei auf eine seltene Pistole und ein professionelles Funkgerät neuester Bauart. Auf dem Hof davor entdeckt man einen abgetrennten schwarzen Zeigefinger. Der Fingerabdruck ist bei Interpol registriert: Bei der südafrikanischen Polizei soll es eine Akte über den Auftragskiller Mabasha geben. Kurt Wallander telefoniert mit seinem Kollegen John September (Basil Appollis) in Kapstadt und erfährt, dass Mabasha vor kurzem im Haus des weißen Rassisten Dekker gesehen wurde. Dekker wiederum traf sich auch konspirativ mit dem Geheimdienstchef Franz Wiermann (Gideon De Wet). Was haben die Buren mit dem schwarzen Auftragskiller vor?

In seiner Verzweiflung wendet Mabasha sich an Kommissar Wallander, bittet darum, in Schutzhaft genommen und so rasch wie möglich in seine Heimat abgeschoben zu werden. Als zwei Polizisten Mabasha zu einem Streifenwagen bringen, um ihn zum Flughafen zu fahren, hält neben ihnen eine Limousine, zwei Männer springen heraus, erschießen die Beamten mit automatischen Gewehren und zerren Mabasha in ihr Fahrzeug, das von einer Frau gefahren wird. Kurt Wallander, der den Überfall vom Fenster aus beobachtet, hetzt hinterher und wird Zeuge, wie Mabasha regelrecht hingerichtet wird.

Um mehr über Mabashas Auftraggeber herauszufinden, fliegt Kurt Wallander zu John September nach Südafrika. Dekker wurde inzwischen von einer Schwarzen erschossen, mit der er eine Tochter hatte. In seinem Notizbuch ist das Datum 10. Dezember 1993 vermerkt. Als Wallander auch noch auf einen Zeitungsausriss mit einem Foto des Rathauses von Oslo stößt, kombiniert er, dass der offenbar geplante Mordanschlag etwas mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an Nelson Mandela und Frederik Willem de Klerk zu tun hat, die dort in wenigen Tagen – am 10. Dezember – stattfinden wird.

Tatsächlich ist der afrikanische Profikiller Sikori Tsiki (Richard Sseruwwagi) bereits als Ersatz für Mabasha in Oslo eingetroffen. Am Abend vor der Preisverleihung versteckt er sich im Maschinenraum eines Fahrstuhls. Von den Lüftungsöffnungen hat er einen freien Blick auf den Eingang des Rathauses.

Während die ersten Festgäste eintreffen, geht Kurt Wallander unruhig auf und ab. Da nähert sich ein Heißluftballon. Es stellt sich zwar rasch heraus, dass er von Journalisten gemietet wurde, aber beim Blick nach oben fällt Wallander auf, dass bei einem benachbarten Hochhaus Tauben herumflattern. Wurden sie aufgeschreckt? Lauert dort oben der Attentäter? Der schwedische Kommissar läuft in das Haus.

Inzwischen erschießt Konovalenko den Afrikaner, der sein Gewehr bereits in Stellung brachte, damit am Tatort die Leiche eines schwarzen Killers gefunden wird. Als er gerade selbst auf Nelson Mandela anlegt, reißt Wallander die Tür auf. Konovalenko entkommt und rast mit seinem Auto los. Wallander verfolgt ihn. Hinter einer Kuppe steht Konovalenko und schießt auf ihn. Die Windschutzscheibe zersplittert. Wallander bleibt nichts anderes übrig, als Gas zu geben und den Verbrecher umzufahren.

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Henning Mankells Roman „Die weiße Löwin“ („Den vita lejoninnan“), der dritte Band aus seiner Romanreihe über den schwedischen Kommissar Kurt Wallander, erschien 1993. Die deutsche Übersetzung von Erik Gloßmann folgte zwei Jahre später.

Nach „Mörder ohne Gesicht“ und „Hunde von Riga“ verfilmte Pelle Berglund auch „Die weiße Löwin“. Auf den Titel geht Wallanders Tochter Linda (Cecilia Zwick-Nash) kurz ein, als sie erzählt, ihr afrikanischer Freund habe Südafrika eine „weiße Löwin“ genannt, weil das Land ebenso gefährdet sei.

Der Politthriller spielt zwar vor dem Hintergrund der Machtübergabe von Frederik Willem de Klerk an Nelson Mandela und der Auszeichnung der beiden südafrikanischen Politiker mit dem Friedensnobelpreis am 10. Dezember 1993, aber die Problematik wird nur klischeehaft angedeutet, etwa wenn Kurt Wallander seinen afrikanischen Kollegen John September besucht und irritiert feststellt, dass dieser mit seiner Frau in einem Township lebt. „Es kommt nicht auf den Beruf an“, erklärt der Taxifahrer, „sondern auf die Hautfarbe.“

Trotz des realistischen Hintergrunds ist nicht alles an der Geschichte plausibel. Unglaubwürdig ist es beispielsweise, wenn der südafrikanische Geheimdienstchef Kurt Wallander und John September höchstpersönlich observiert und sich dann durch einen Streifenpolizisten, der ihn nach seinem Führerschein fragt, davon abhalten lässt, ihnen weiter zu folgen.

In den ersten Minuten erfahren die Zuschauer, dass ein Mordanschlag auf Nelson Mandela geplant ist und wer an der Vorbereitung des Attentats mitwirkt, denn sie erleben das Geschehen nicht nur aus der eingeschränkten Perspektive des schwedischen Kommissars Kurt Wallander, sondern aus verschiedenen Blickwinkeln. Überdies ist bekannt, dass Nelson Mandela 1993 nicht getötet wurde: Der geplante Anschlag wird also nicht gelingen. Dementsprechend geht es in „Die weiße Löwin“ nicht darum, herauszufinden, wer der Mörder ist, sondern Wallander bei seinen Ermittlungen zu beobachten.

Statt auf einen glamourösen Helden setzen Henning Mankell und Pelle Berglund auf einen widersprüchlichen Charakter und dessen Alltag. Zu diesem Zweck werden auch Szenen aus Kurt Wallanders Privatleben eingestreut, etwa wenn sein alter Vater (Ernst Günther) ihn beim Kartenspiel mit der Absicht überrascht, seine zwanzig Jahre jüngere Haushälterin Gertrud Anderson zu heiraten.

Deutsche Synchronsprecher in „Die weiße Löwin“:

  • Uwe Friedrichsen (Kurt Wallander)
  • Rainer Schmitt (John September)
  • Rolf Becker (Dekker)
  • Holger Mahlich (Konovalenko)
  • Konstantin Graudus (Mabasha)
  • Marion Martienzen (Baiba)
  • Svenja Pages (Linda)

Weitere Verfilmungen von Henning Mankells Werken mit Rolf Lassgård (*1955) in der Rolle des Kommissars Kurt Wallander:

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004 – 2007

Nelson Mandela: Der lange Weg zur Freiheit

Henning Mankell (Kurzbiografie)

Pelle Berglund: Mörder ohne Gesicht
Pelle Berglund: Hunde von Riga

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Das Buch trägt zwar den Untertitel "Eine Lebensgeschichte", aber Christine Büchner hat keine chronologische Biografie geschrieben, sondern nähert sich Hildegard von Bingen in thematisch gegliederten Kapiteln.
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