Richard Kämmerlings : Das kurze Glück der Gegenwart

Das kurze Glück der Gegenwart
Das kurze Glück der Gegenwart. Deutschsprachige Literatur seit '89 Originalausgabe: Klett-Cotta, Stuttgart 2011 ISBN: 978-3-608-94607-9, 208 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Nachdem Richard Kämmerlings in der Einleitung über die deutsche Gegenwartsliteratur im Allgemeinen nachgedacht hat, legt er neun thematische Querschnitte durch die deutschsprachige Literatur seit '89: Berlin als Topos des Terrors, Krieg, Erzählen in der Porno-Ära, Erinnerungen in Ost und West, Globalisierung und Börsenspekulation, die soziale Frage, Familienromane, Provinz- und Migrationsromane, Tod und Sterben.
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Kritik

Der Stil des Buches "Das kurze Glück der Gegenwart" ist feuilletonistisch. Richard Kämmerlings leitet jedes Kapitel mit einer gesellschafts-politischen Bestandsaufnahme ein und beschäftigt sich dann mit entsprechenden Beispielen aus der deutschsprachigen Literatur seit '89.

Wozu Neues? Wenn nicht zur Erkenntnis des Neuen, also der Gegenwart?

Warum sollte jemand Neuerscheinungen lesen, wenn er daraus keinen Gewinn in der Gegenwartserkenntnis ziehen kann? Literatur soll die Sicht des Lesers auf die Welt verändern.

Weltliteratur ist Erfahrungsersatz. Gegenwartsliteratur aber ist Erfahrungsdeutung.

Seine eigene Wahrnehmung sei vor allem durch „Abfall für alle. Roman eines Jahres“ (1999) von Rainald Goetz verändert worden, schreibt Richard Kämmerlings.

Ich konnte mir bis dahin kaum vorstellen, dass es so ein unabhängiges Gesamtbewusstsein geben kann, eine Instanz, die alles filtern und scannen und clearen konnte wie eine riesige Kläranlage des Zeitgeistes.

Wer es heute liest, kann noch einmal teilhaben an dem paradoxen Unternehmen, zugleich mittendrin statt nur dabei zu sein und sich dennoch in Reflexionsdistanz aufzuhalten. Die extremstmögliche Abbildung eines Bewusstseins, das den ganzen medialen Irrsinn, die Feuilletondebatten, die politischen Talkshows, die Kunst, das Theater und den Pop seiner Zeit aufsaugt, filtert und verschlagwortet.

Von der Gegenwartsliteratur erwartet Richard Kämmerlings ein „seismografisches Verhältnis […] zu den sozialen, politischen oder technischen Entwicklungen ihrer Zeit“.

Die Gegenwartsliteratur kann ihren Auftrag aber nur einlösen, wenn sie sich ihrer Zeit auch zuwendet. Wenn sie Themen und Stoffe, Obsessionen und Ängste, Fantasien und Hoffnungen ihrer Epoche in Erzählungen ausprägt. Wenn sie Formen und Sprechweisen findet und erfindet, die dem Bewusstseinsstand der Gegenwart gewachsen sind. Literatur ist ihre Zeit, in Geschichten gefasst.

An mehreren Stellen des Buches beschäftigt sich Richard Kämmerlings mit der durch Maxim Biller angestoßenen „Fiktionalitätsdebatte“. Biller hatte 2003 den Roman „Esra“ veröffentlicht und dabei entschlossen seine Forderung nach „angewandtem Realismus“ verwirklicht, so konsequent, dass eine seiner früheren Geliebten und deren Mutter gegen die Veröffentlichung klagten, weil sie sich darin wiedererkannten, und das Buch gerichtlich verboten wurde. Norbert Gstrein zog daraus die Lehre und reagierte in „Die ganze Wahrheit“ (2010) mit einer „sicherlich böswilligen Fiktionalisierung von Ulla Unseld-Berkéwicz“.

Das subtile Spiel mit Fakten und Fiktionen, das Gstrein betreibt, hat auch hier eine literarische Qualität, gerade weil es treffen und verletzten will […]
Gstrein […] rechnet mit seiner Exverlegerin ab, indem er in der Deckung einer komplexen Erzählkonstruktion Gerüchte und üble Nachrede streut […]
Aber Gstrein, von Billers Poetik sonst denkbar weit entfernt, steht hier eindeutig in den Fußstapfen dieses angewandten Realismus.

Ein thematischer Umschwung habe in den Neunzigerjahren eingesetzt, erklärt Richard Kämmerlings:

War das bis dahin vornehmlich Literatur gegen die eigene Zeit gewesen, wurde sie zu einer Literatur für die eigene Zeit. Gegenwartsliteratur – das sind große Bücher vom Hier und Heute. Von heutigen Problemen und Themen, von heutigen Menschen und ihren Fragen, ihren Bedrohungen und ihren Rettungen.

Nachdem er in der Einleitung seines Buches „Das kurze Glück der Gegenwart“ über die deutsche Gegenwartsliteratur im Allgemeinen nachgedacht hat, legt Richard Kämmerlings neun thematische Querschnitte durch die deutschsprachige Literatur seit der Wende.

Im ersten und achten Kapitel beschäftigt er sich mit der neuen Hauptstadt Berlin bzw. mit der Provinz. Dabei kommt Richard Kämmerlings übrigens zu dem Schluss, dass es in Berlin umgekehrt wie in Paris sei: In Berlin gelten eher die am Ort geborenen Bewohner als Provinzler und nicht die Zugezogenen.

Der in der Nacht des 9. November 1989 in Berlin spielende Roman „Nox“ (1995) von Thomas Hettche sei das „Paradebeispiel für die Remythisierung Berlins“, meint Richard Kämmerlings.

Bierernst verwandelt er [Thomas Hettche] die Stadt in ein Zwischenreich, das vor höherer Bedeutung nur so wabert.

Eher ein Berlin- als ein Nazi-Roman ist für Richard Kämmerlings das Buch „Flughunde“ (1995) von Marcel Beyer, das er zu den zehn wichtigsten der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur der letzten zwanzig Jahre zählt. Als „eine tragikomische und groteske Variante des geschichtspolitisch aufgeladenen Berlin-Romans“ nennt er „Abwesende Tiere“ (2002) von Martin Kluger.

Mit „Abwesende Tiere“ erreichte die deutschsprachige Gegenwartsliteratur einen Höhe- und Endpunkt, was die Kontamination der Gegenwart durch die nationalsozialistische Vergangenheit betrifft.

Ulrich Pelzer geht es in „Teil der Lösung“ (2007) nicht mehr um die Auseinandersetzung mit dem „Dritten Reich“, sondern um eine Diagnose der gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Situation.

Nicht nur in und über Berlin, sondern auch in der Provinz entsteht hervorragende Gegenwartsliteratur.

Provinziell ist die deutschsprachige Literatur auch dann nicht, wenn sie von der Provinz erzählt.

Als Beispiele nennt Richard Kämmerlings: „Der Hahnenkönig“ (1993) von Norbert Scheuer, „Wäldchestag“ von Andreas Maier, „Dorfpunks“ (2004) von Rocko Schamoni und „Fleisch ist mein Gemüse“ (2004) von Heinz Strunk.

Im Kapitel über den Provinz-Roman geht Richard Kämmerlings auch auf die Literatur der Migranten ein. Die Verbindung sieht er darin, dass in beiden Fällen die Herkunft der Autoren bzw. Figuren eine Rolle spielt. Feridun Zaimoglu („Kanak Sprak“, 1995; „Liebesbrand“, 2008) bezeichnet er als „Sprachrohr der Migranten“. Neben María Cecilia Barbetta („Änderungsschneiderei Los Milagros“, 2008) erwähnt er in diesem Zusammenhang Sherko Fatah („Das dunkle Schiff“, 2008) und vor allem Terézia Mora mit dem Roman „Alle Tage“ (2004), der auch auf seiner Liste der zehn wichtigsten Bücher der Gegenwartsliteratur der letzten zwanzig Jahre steht.

Richard Kämmerlings wundert sich darüber, dass Krieg in der deutschen Literatur seit 1989 kaum eine Rolle spielt. Dabei gäbe es genügend Ansatzpunkte: Terrorangriffe vom 11. September 2001, Afghanistan-, Golf- und Balkankriege.

Vom Bosnienkrieg handelt der Roman „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ (2006) von Sasa Stanisic, „eines der intensivsten Bücher der Nullerjahre“. Über eine Traumatisierung durch den Golfkrieg von 1990/91 geht es in „Das amerikanische Hospital“ von Michael Kleeberg. In „September. Fata Morgana“ (2010) von Thomas Lehr verlieren zwei Väter ihre Töchter, der eine am 11. September 2001 im World Trade Center, der andere bei einem Bombenanschlag 2004 in Bagdad. Norbert Gstrein befasst sich in „Das Handwerk des Tötens“ (2003) weniger mit den Balkankriegen als mit der Berichterstattung darüber.

Ein invalider deutscher Heimkehrer aus dem Afghanistankrieg steht im Mittelpunkt des Romans „Deutscher Sohn“ (2010) von Ingo Niermann und Alexander Wallasch. Aber es handelt sich dabei nicht um einen Kriegsroman, sondern eher um ein metaliterarisches Spiel, ein Pendant zu „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche.

Statt um Kriegseinsätze geht es in „Hochzeitsvorbereitungen“ (2003) von Marcus Braun um den Zivildienst.

Erst in den Neunzigerjahren sei es der im Westen aufgewachsenen, von Florian Illies porträtierten „Generation Golf“ (2000) bewusst geworden, meint Kämmerlings, dass ihre „Sicht der Welt keine definitive, alleingültige ist, sondern der sehr spezielle Blick einer von materieller Sorglosigkeit verwöhnten Alterskohorte“.

Das erste Meisterwerk, das die jüngere ostdeutsche Literatur der Neunziger hervorgebracht hat, war […] Ingo Schulzes Buch „Simple Storys“.

Auf die ostdeutsche Vergangenheit schauen auch zurück: Annett Gröschner („Moskauer Eis“, 2000), Jochen Schmidt („Triumphgemüse“, Erzählungen, 2000), Jana Hensel („Zonenkinder“, 2002), Antje Ravic Strubel („Tupolew 134“, 2004) und Julia Schoch („Mit der Geschwindigkeit des Sommers“, 2009).

Bei „Herr Lehmann“ (2001) und „Neue Vahr Süd“ (2004) von Sven Regener handelt es sich zwar ebenfalls um Erinnerungsliteratur, aber sie unterscheidet sich von der in Ostdeutschland.

Während sie im Westen zum Medium der Erinnerung wird, zum Gefäß, muss sie im Osten die Erinnerungen ersetzen. Das merkt man am Ton. Während die Westautoren sich ironisch-schmunzelnd, heiter-melancholisch der Vergangenheit nähern, ist der Osten ernst und unversöhnlich (wie Annett Gröschner) […] Diese Kontamination mit Schwärze hat nichts mit dem Weißt-du-noch eines Sven Regener zu tun.

Das literarisch bedeutendste Beispiel für diese Erinnerungsliteratur West ist sicherlich David Wagners Roman „Meine nachtblaue Hose“.

Es sei bemerkenswert, meint Richard Kämmerlings, dass in diesem Zusammenhang verstärkt Road Novels geschrieben werden: „Schwarzweißroman“ (2005) von Marion Poschmann, „Geld oder Leben“ (2006) von Jan Böttcher, „AnarchoShnitzel schrieen sie“ (2006) von Oliver Maria Schmitt, „Samuels Reise“ (2006) von Gernot Wolfram, „Die Kosmonautin“ (2008) von Jo Lendle, „Neuling“ (2009) von Michael Ebmeyer, „Tschick“ (2010) von Wolfgang Herrndorf.

Anfang 2008 soll der einunddreißigjährige Bankmitarbeiter Jérôme Kerviel innerhalb von kurzer Zeit das Fünfzigtausendfache seines Monatsgehalts an der Börse verzockt haben. Damit überholte die Realität die Fiktion. Das Sujet wurde jedoch erst danach von der Literatur aufgegriffen, von Kristof Magnusson in „Das war ich nicht“ (2010).

Richard Kämmerlings meint, das Thema Börsenspekulation komme in der Gegenwartsliteratur zu kurz. Einen Grund dafür sieht er in der Komplexität der Zusammenhänge.

Wer die Gegenwart darstellen will, muss sie erst einmal durchschaut haben.

Allerdings könnte auf diesem Gebiet der auktoriale Erzähler „sein Comeback als Chaosforscher“ feiern. Mit herkömmlichen Mitteln lässt sich das Thema zumal vor dem Hintergrund der Globalisierung nicht behandeln.

Ein Tolstoi der Finanzkrise würde die Romanform sprengen.

Es geht nicht um die Abbildung einer bestimmten „Welt“ wie im Gesellschaftsroman des neunzehnten Jahrhunderts; naiver Realismus ist nicht mehr die angemessene Art und Weise der Erfassung von Wirklichkeit. Gegenwärtigkeit ist nicht allein eine Frage des Gegenstands, des Settings. Denn für eine Darstellung und Analyse einer so komplexen Sphäre wie der Finanzwelt bedarf es eben auch neuer Erzählstrukturen.

Als gelungenes Beispiel der Darstellung komplexer Systeme in einem Roman führt Richard Kämmerlings einen US-amerikanischen Autor an: William Gaddis mit „J R“. Immerhin wagen sich auch in Deutschland einige Autoren an komplexe Plots heran: Rainer Merkel („Das Jahr der Wunder“, 2001), Thomas Lehr („42“, 2005), Norbert Niemann („Willkommen neue Träume“, 2008) und Norbert Zähringer: „Als ich schlief“ (2006), „Einer von vielen“ (2009).

Einen Wirtschaftsroman schrieb Ernst-Wilhelm Händler unter dem Titel „Welt aus Glas“ (2009). Bei „Deutschland macht dicht“ (2010) von Dietmar Dath handelt es sich um eine „apokalyptische Finanzkatastrophen-Satire“. Und Jörg-Uwe Albig treibt in „Berlin Palace“ (2010) die Globalisierung auf die Spitze.

Wegen der „Verschnöselung der jüngeren Literatur“ durch hohe Vorschüsse für Debütromane habe man die soziale Frage seit 1989 vernachlässigt, meint Richard Kämmerlings. Immerhin nennt er einige Gegenbeispiele: „Morgen. Später Abend“ (2005) von Claudia Klischat, „Gewalten“ (Erzählungen, 2010) von Clemens Meyer, „Deutschboden“ (2010) von Moritz von Uslar.

„Morgen. Später Abend“ ist ein sehr ambitioniertes, schwieriges Buch. Es hat nicht die Leichtigkeit und den kalauernden Sprachwitz des Lesebühnen-Routiniers Kirsten Fuchs, die ein aus jahrelanger harter Arbeit erprobtes Gefühl dafür hat, wann die nächste Pointe fallen muss.

Clemens Meyer komme ihm vor „wie ein Hooligan, der im Fußballstadion die VIP-Loge aufmischt“, schreibt Richard Kämmerlings.

Moritz von Uslar lebte drei Monate in einer brandenburgischen Kleinstadt, um das Material für seinen Roman „Deutschboden“ zu sammeln.

Tatsächlich begegnet er den Einwohnern seines „Oberhavel“ genannten Örtchens wie den Mitgliedern eines fremden Volkes. Er beobachtet die Rituale, wie man es im tiefsten afrikanischen Busch tun würde, und hält dabei seine eigene Beobachterposition stets im Bewusstsein des Lesers.

Da waren wirklich alle Typen miteinander zugange, also Dauer-blau mit Freitagabend-blau mit Gerade-ausgelernt mit Alles-gehabt-alles-verloren mit Die-Geschäfte-laufen mit Noch-nie-gearbeitet mit Du-musst-ein-Schwein-sein mit Scheiß-Weiber-Scheiß-Politiker mit Ich-kenne-mich-aus-in-den-modernen-Zeiten mit Lass-mal-gut-sein-Alter. (Moritz von Uslar: Deutschboden)

Weil es im Internet pornografische Bilder und Filme en masse gibt, könnte der pornografische Roman auf den ersten Blick wie ein Anachronismus wirken. Aber Richard Kämmerlings nennt zwei Gegenbeispiele: „Nabokovs Katze“ (1999) von Thomas Lehr und „Feuer brennt nicht“ (2009) von Ralf Rothmann.

Eine neue Avantgarde hätte keine DVD zu fürchten. Nur wenn die Schriftsteller versuchen, mit den bescheidenen Mitteln realistischen Erzählens den personell und finanziell hochgerüsteten Identifikations- und Überwältigungsmaschinen der Bildmedien die Stirn zu bieten, werden sie scheitern.

Dass nur wenige junge Autoren über Familienbeziehungen schreiben, führt Richard Kämmerlings darauf zurück, dass sie selbst nach der Abnabelung vom Elternhaus erst einmal ungebunden sein möchten.

Familie ist Herkunft, nicht Zukunft.

John von Düffel („Vom Wasser“, 1998; „Houwelandt“, 2004), Arno Geiger („Es geht uns gut“, 2005) und Thomas von Steinaecker („Wallner beginnt zu fliegen“, 2007) schrieben Familien- bzw. Generationenromane. Clemens J. Setz – „das größte Genie der jüngeren Literatur“ – beschreibt ferne, übermächtige Vaterfiguren und das Ringen der Söhne um Autonomie: „Söhne und Planeten“ (2007), „Die Frequenzen“ (2009). Als einen der besten Romane über Eltern und Kinder schätzt Richard Kämmerlings „Kürzere Tage“ (2009) von Anna Katharina Hahn.

Im letzten Kapitel beschäftigt sich Richard Kämmerlings mit dem Tod und dem Sterben in der deutschsprachigen Literatur seit ’89. Einen ergreifenden Roman über dieses Thema veröffentlichte Christoph Peters 1999 unter dem Titel „Stadt Land Fluss“. Sibylle Lewitscharoff lässt in „Consummatus“ (2006) Tote auftreten. 2008 veröffentlichte Ulla Unseld-Berkéwicz ein Buch über das Sterben ihres Ehemanns Siegfried Unseld: „Überlebnis“. Im Jahr darauf erschienen „Herr Adamson“ von Urs Widmer, „Du stirbst nicht“ von Kathrin Schmidt und „Tagebuch einer Krebserkrankung“ von Christoph Schlingensief.

Abschließend nennt Richard Kämmerlings die für ihn wichtigsten zehn Bücher der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit ’89.

  • Marcel Beyer: Flughunde (1995)
  • Ingo Schulze: Simple Storys (1998)
  • Rainald Goetz: Abfall für alle (1999)
  • Thomas Lehr: Nabokovs Katze (1999)
  • Christoph Peters: Stadt Land Fluss (1999)
  • Annett Gröschner: Moskauer Eis (2000)
  • Martin Kluger: Abwesende Tiere (2002)
  • Ernst-Wilhelm Händler: Wenn wir sterben (2002)
  • Terézia Mora: Alle Tage (2004)
  • Clemens J. Setz: Die Frequenzen (2009)

Auf Autorinnen und Autoren, die bereits vor 1989 wichtig waren – zum Beispiel: Christa Wolf, Elfriede Jelinek, Peter Handke, Botho Strauß, Brigitte Kronauer, Wilhelm Genazino –, geht Richard Kämmerlings in „Das kurze Glück der Gegenwart. Deutschsprachige Literatur seit ’89“ nicht ein. Auch über „Die Vermessung der Welt“ (2005) von Daniel Kehlmann, „Die Mittagsfrau“ (2007) von Julia Frank und „Der Turm“ (2008) von Tellkamp schreibt er nichts, denn diese Romane rechnet er nicht zur Gegenwartsliteratur.

Der Stil des Buches „Das kurze Glück der Gegenwart. Deutschsprachige Literatur seit ’89“ ist feuilletonistisch. Richard
leitet jedes Kapitel mit einer gesellschaftspolitischen Bestandsaufnahme zum Thema ein. Erst dann beschäftigt er sich mit entsprechenden Beispielen aus der Gegenwartsliteratur. Zwischendurch erwähnt er auch internationale Autoren wie Pat Barker, Umberto Eco, William Gaddis, Michel Houellebeq, Stewart O’Nan, Thomas Pynchon, Philip Roth, David Foster Wallace.

Verrisse gibt es so gut wie keine; Richard Kämmerlings konzentriert sich stattdessen auf vorbildliche Beispiele. „Das kurze Glück der Gegenwart“ vermittelt einen guten Überblick über die deutschsprachige Literatur seit ’89 und regt dazu an, bisher versäumte Bücher endlich zu lesen. Dabei erleichtert ein Namensregister das Nachschlagen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Textauszüge: © J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger

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