Golfkrieg 1990/91


In der Nacht auf den 2. August 1990 überfielen irakische Truppen Kuwait. Damit wollte der irakische Diktator Saddam Hussein nach dem gescheiterten Krieg gegen den Iran (1. Golfkrieg, 1980 – 1988) in den Besitz der Ölquellen des kleinen aber reichen Nachbarstaates kommen. Der Irak wäre auf diese Weise nach Saudi-Arabien, den USA und der Sowjetunion zum viertgrößten Ölförderstaat der Welt aufgestiegen. Den Emir Jaber Al Ahmad Jaber Al Sabah, der mit Familienangehörigen über die Grenze nach Saudi-Arabien floh, erklärte die irakische Regierung für abgesetzt, und sie annektierte Kuwait.

Um diesen eklatanten Bruch des Völkerrechts zu ahnden und den status quo ante wieder herzustellen, schickten die USA und rund zwanzig andere Regierungen Streitkräfte in den Nahen Osten. Der Truppenaufmarsch diente zunächst dazu, Saddam Hussein vor einem Übergriff auf Saudi-Arabien abzuschrecken, dessen Erdölfelder für die Industrienationen von entscheidender Bedeutung waren. (Saddam Hussein scheint allerdings 1990 gar nicht vorgehabt zu haben, Saudi-Arabien anzugreifen.)

Um sich gegen einen internationalen Militärschlag unter Führung der USA zu wappnen, ließ Saddam Hussein die von seinen Männern aufgegriffenen 11 000 Ausländer an strategisch wichtige Orte verschleppen, wo man sie als „lebendige Schutzschilde“ festhalten wollte.

Während die USA ihre Truppen am Persischen Golf bis zum Jahreswechsel auf Angriffstärke brachten, führten die Regierungen in Bagdad und Washington in den Medien einen Propagandakrieg.

Am 9. September 1990 trafen sich US-Präsident George Bush sen. und der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow demonstrativ in Helsinki und forderten die irakische Regierung nach einer siebenstündigen Unterredung einmütig zum Rückzug aus Kuwait auf.

Dem österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim (26. August), dem amerikanischen Politiker Jesse Jackson (2. September), dem früheren britischen Premierminister Edward Heath (23. Oktober), dem ehemaligen japanischen Ministerpräsidenten Yasuhiro Nakasone (6. November) und Altbundeskanzler Willy Brandt (9. November) gelang es, Saddam Hussein zur Freilassung von insgesamt 449 Geiseln zu überreden.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, der bereits am 6. August Wirtschaftssanktionen gegen den Irak verhängt hatte, stimmte am 29. November einer von den USA eingebrachten Resolution zu und drohte dem Irak ultimativ mit militärischen Maßnahmen.

Am 9. Januar 1991 trafen sich US-Außenminister James Baker und sein irakischer Amtskollege Tariq Aziz in Genf, doch die Weltöffentlichkeit hoffte vergeblich auf eine friedliche Beilegung der Krise.

Nach Ablauf des UN-Ultimatums begann am 17. Januar die Operation „Desert Storm“ (Wüstensturm) zur Befreiung Kuwaits mit einem von US-amerikanischen, britischen, saudi-arabischen und kuwaitischen Militärmaschinen durchgeführten und von Kriegsschiffen im Persischen Golf mit Marschflugkörpern unterstützten Luftschlag gegen den Irak.

Über 600 000 Soldaten standen den Alliierten im Golfkrieg zur Verfügung. Sie waren damit den Irakern weit überlegen – ganz abgesehen von den materiellen Ressourcen. Erstmals wurde ein High-Tech-Krieg mit „intelligenten“ Waffen und elektronischen Kommunikationssystemen geführt: Der „Stealth“- bzw. „Tarnkappen“-Bomber F-117A war aufgrund seiner Form und einer speziellen Beschichtung vom gegnerischen Radar nicht auszumachen. Cruise Missiles vom Typ „Tomahawk“ wurden von Bordcomputern über eine Reichweite von 2500 Kilometern ins Ziel gelenkt. 1000-Kilogramm-Bomben folgten einem manuell

auf das Ziel gerichteten Laserstrahl. Das Waffensystem F-4G („Wild Weasel“) diente dazu, Raketen auf die Quelle gegnerischer Radarstrahlen abzufeuern. Aus in 12 000 Meter Höhe fliegenden AWAC-Maschinen konnte jede Flugbewegung überwacht werden. Das Globale Navigationssystem (GPS) ermöglichte es amerikanischen Soldaten, auch in Wüstengebieten ohne markante Felsen ihren Standort präzise zu bestimmen.

Trotz des enormen Aufwands kam es auch im Golfkrieg durch fehlgeleitete Raketen und Bomben zu „Kollateralschäden“, beispielsweise am 13. Februar 1991, als ein Marschflugkörper den Ameriyaa-Luftschutzbunker in Bagdad zerstörte und nach irakischen Angaben 314 Zivilisten, darunter 91 Kinder, tötete. In den Medien wurde zwar der Eindruck „chirurgischer Operationen“ erweckt, aber die „präzisionsgeführte Munition“ (smart bombs) machte in Wirklichkeit nur einen Bruchteil der im Golfkrieg eingesetzten Bomben aus.

Die gesamte Kriegsberichterstattung unterlag der Zensur durch US-Militärs. Beide Kriegsparteien bedienten sich der Medien, um den Gegner (und die Öffentlichkeit) irrezuführen. So tauchte in westlichen Medien die Lüge auf, irakische Soldaten hätten in kuwaitischen Krankenhäusern Säuglinge aus Brutkästen gerissen und getötet.

Saddam Hussein rief seine Landsleute zur „Mutter aller Schlachten“ auf, aber er hatte keine Chance gegen die Übermacht. Am 24. Februar begann die Bodenoffensive: Auf breiter Front rückten die Amerikaner und ihre Verbündeten in Kuwait und im Süden des Iraks vor, stießen kaum auf Gegenwehr und kesselten die Republikanische Garde nach zwei Tagen ein. Allerdings konnten die Alliierten nicht verhindern, dass die Iraker 950 Ölquellen in Kuwait anzündeten und ein ökologisches Desaster verursachten. Aus zerstörten Hafenanlagen und Pipelines flossen pro Tag eine halbe Million Liter Öl in den Persischen Golf.

Am 27. Februar akzeptierte die Regierung in Bagdad bedingungslos alle UNO-Resolutionen über die Wiederherstellung des status quo ante in Kuwait. Am nächsten Morgen verkündete George Bush das vorläufige Ende des Golfkriegs. Der Waffenstillstand trat am 12. April 1991 offiziell in Kraft. Zwei Tage später kehrte Emir Jaber Al Ahmad Jaber Al Sabah nach Kuwait zurück.

Während die Zahl der gefallenen alliierten Soldaten mit 343 angegeben wurde, sollen auf irakischer Seite bis zu 100 000 Soldaten und 5 000 bis 15 000 Zivilisten ums Leben gekommen sein.

Um sicherzustellen, dass der Irak die vorhandenen Bestände an ballistischen Raketen vernichtete und keine Massenvernichtungswaffen herstellte, wurde im April 1991 eine Kontrollkommission der UN gegründet (UNSCOM).

Zum Schutz der schiitischen Bevölkerung richteten die USA und die Briten am 26. August 1991 im Südirak eine Verbotszone für irakische Flugzeuge ein. Eine entsprechende Maßnahme im Interesse der im Nordirak lebenden Kurden folgte am 3. September 1996.

© Dieter Wunderlich 2005

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"22 Bahnen" lässt sich als Entwicklungsroman bzw. Coming-of-Age-Geschichte lesen, aber es geht vor allem um eine kaputte Familie, um Zusammenhalt, Überforderung, Verantwortung, Aufbruch, Freiheit – und eine Liebesgeschichte. Caroline Wahls schriftstellerisches Können ist erstaunlich, weil es sich bei "22 Bahnen" um ihren Debütroman handelt.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.