Hereafter. Das Leben danach

Hereafter. Das Leben danach

Hereafter. Das Leben danach

Hereafter. Das Leben danach – Originaltitel: Hereafter – Regie: Clint Eastwood – Drehbuch: Peter Morgan – Kamera: Tom Stern – Schnitt: Joel Cox, Gary D. Roach – Musik: Clint Eastwood – Darsteller: Matt Damon, Cécile De France, Jay Mohr, Bryce Dallas Howard, Frankie McLaren, George McLaren, Thierry Neuvic, Marthe Keller u.a. – 2010; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Nach einem Nahtoderlebnis schreibt die französische Fernsehmoderatorin Marie Lelay ein Buch mit dem Titel "Hereafter". – Der Amerikaner George hat seit einer schweren Krankheit in der Kindheit Kontakt zu Toten, ob er will oder nicht. Sein Bruder will die "Gabe" vermarkten, aber George empfindet sie als Fluch. – In London verliert der 12-jährige Marcus durch den Tod seines Zwillingsbruders seinen Halt, denn die allein erziehende Mutter ist alkoholkrank und drogensüchtig.
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Kritik

In drei separaten, erst am Ende zusammengeführten Handlungsblöcken zeigt Clint Eastwood drei Menschen, die auf verschiedene Weise mit dem Tod in Berührung kommen: "Hereafter. Das Leben danach".
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Marie Lelay (Cécile De France), die populäre Moderatorin der politischen Sendung „Fenêtre sur l’événement“ im französischen Fernsehen, verbringt die Ferien mit ihrem Freund Didier (Thierry Neuvic) in Thailand. Während Didier am 26. Dezember 2004 noch im Bett liegen bleibt, steht Marie auf und geht in den Ort, um Geschenke zu kaufen. Dabei gerät sie in den Tsunami. Verzweifelt kämpft sie in den gewaltigen Wassermassen ums Überleben, bis sie von einem Balken am Kopf getroffen wird und das Bewusstsein verliert. Zwei Thailänder (Ferguson Reid / Derek Sakakura) ziehen sie aus dem Wasser und versuchen sie zu reanimieren, aber nach einigen Minuten geben sie auf. Sie halten die Touristin für tot – bis diese plötzlich Wasser erbricht und die Augen aufschlägt.

Zurück in Paris, versagt Marie im Interview mit dem Konzernchef Guillaume Belcher (Stéphane Freiss), denn sie ist unkonzentriert und es fallen ihr keine kritischen Nachfragen ein. Man ihr deshalb, eine Auszeit zu nehmen. Marie geht darauf ein und beschließt, ein Buch über den früheren Staatspräsidenten François Mitterand zu schreiben.

Das Nahtoderlebnis hat Marie irritiert. Während Didier überzeugt ist, dass mit dem Tod einfach alles zu Ende ist, grübelt Marie über die Möglichkeit nach, dass es ein Jenseits gibt. Ihr Literaturagent Michael (Jean-Yves Berteloot) ist entsetzt, als sie statt über Mitterand ein Buch mit dem Titel „Hereafter“ schreiben will, denn er nimmt an, dass sich für so ein esoterisches Thema kein Verlag finden wird.

Marie lässt sich jedoch nicht beirren und sucht in den Schweizer Bergen Dr. Claudia Rousseau (Marthe Keller) auf, die medizinische Leiterin eines Hospizes, die sich seit Jahren mit Nahtoderfahrungen beschäftigt, aber von ihren Kollegen nicht ernst genommen wird. Weil Claudia Rousseau hofft, dass das Buch einer berühmten Fernsehmoderatorin von vielen Menschen gelesen wird, stellt sie ihr das gesammelte Material zur Verfügung.

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San Francisco. Als Kind war George Lonegan (Matt Damon) schwer krank und wäre beinahe gestorben. Seither hat er Kontakt zu Toten, ob er will oder nicht. Er erblickt sie, sobald er jemandem die Hand gibt und überhaupt bei jedem Körperkontakt. Sie reden mit George und wenden sich über ihn an ihre Hinterbliebenen. Einige Jahre lang machten George und sein älterer Bruder Billy (Jay Mohr) daraus ein Geschäft, für das sie auf einer eigenen Website warben. Aber George empfindet das, was Billy eine Gabe nennt, als Fluch, denn es konfrontiert ihn nicht nur mit Trauer und Tod, sondern macht ihn darüber hinaus einsam, weil er bei Bekanntschaften jeden Körperkontakt zu vermeiden versucht. Deshalb hörte er vor zwei Jahren mit den „Readings“ auf und nahm einen Job als Fabrikarbeiter an.

Dennoch drängt Billy ihn, ausnahmsweise ein Reading mit seinem Geschäftspartner Christos (Richard Kind) durchzuführen. George sieht dessen an multipler Sklerose gestorbene Ehefrau. Sie bedaure es sehr, dass ihr Mann sie jahrelang pflegen musste, sagt sie und rät Christos, sich endlich auf eine neue Beziehung einzulassen. Mehrmals wiederholt sie das Wort „June“. Das sei sehr wichtig, meint sie. George vermutet, dass es sich um den Monatsnamen handelt, aber Christos erklärt später, so habe die Krankenschwester geheißen, die ihn bei der Pflege seiner Frau unterstützte. Er hatte sich in sie verliebt, unterdrückte jedoch seine Gefühle aus Rücksicht auf seine Frau.

Um nicht jeden Abend allein zu Hause zu sein und Hörbücher von Charles Dickens abzuspielen, nimmt George an einem zehnwöchigen Kochkurs teil, den der Italiener Carlo (Steven R. Schirripa) leitet. Dabei lernt er Melanie (Bryce Dallas Howard) kennen, eine junge Frau, die erst kürzlich nach San Francisco zog und offen zugibt, dass sie auf der Suche nach Bekanntschaften ist. Während Carlo seine Instruktionen gibt, an alle Sinne appelliert und als Hintergrundmusik Arien aus der Oper „Turandot“ von Giacomo Puccini abspielt, kommen George und Melanie sich näher.

Schließlich fahren sie nach einer der Kochstunden zu Georges Wohnung, um dort gemeinsam zu kochen und zu essen. Durch eine Nachricht Billys auf dem Anrufbeantworter erfährt Melanie, dass George eine „Gabe“ hat. Neugierig fragt sie danach und als er widerstrebend von seinen Kontakten zu Toten erzählt, drängt sie ihn, ein Reading mit ihr durchzuführen. Dabei sieht er ihre verstorbenen Eltern. Der Vater bittet seine Tochter um Verzeihung für das, was er ihr als Kind antat.

Da bedauert Melanie, dass sie George zu dem Reading drängte, denn es hat ihre aufkeimende Beziehung zerstört. Sie bleibt dem Kochkurs fern, und George sieht sie nicht wieder.

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London. Die zwölfjährigen Zwillinge Jason und Marcus (Frankie McLaren, George McLaren) gehen mit ihren Ersparnissen zu einem Fotografen (Charlie Creed-Miles) und bitten ihn um ein Doppelporträt, das sie ihrer allein erziehenden Mutter Jackie (Lyndsey Marshal) in einem Bilderrahmen schenken wollen.

Als Jackie spätabends nach Hause kommt, ist sie betrunken. Ohne das neue Bild zu beachten, torkelt sie in ihr Schlafzimmer.

Am nächsten Morgen wollen zwei Mitarbeiter des Sozialamts (Rebekah Staton, Declan Conlon) mit der alkoholkranken und drogensüchtigen Mutter sprechen. Jason und Marcus halten die beiden hin, bis es ihnen gelungen ist, ihre Mutter wachzukriegen und das Gröbste aufzuräumen. Jackie verlässt die Wohnung unbemerkt durch eine Hintertür und tut kurz darauf so, als komme sie vom Einkaufen.

Als die Mitarbeiter des Sozialamts weg sind, gibt Jackie Marcus ein Rezept und bittet ihn, ihr das entsprechende Medikament aus der Apotheke zu holen. Weil Marcus noch rasch Hausaufgaben machen muss, springt Jason für ihn ein. Auf der Straße telefoniert er mit Marcus, der das auf dem Rezept stehende Präparat googelt und herausfindet, dass es die Auswirkungen des Heroin-Entzugs mildert.

Vier Jugendliche (Marcus Boyea, Franz Drameh, Tex Jacks, Taylor Doherty) sehen Jason auf der Straße mit dem Handy und stellen sich ihm in den Weg, um es ihm abzunehmen. Beim Versuch, vor ihnen wegzurennen, gerät Jason vor einen Lieferwagen. Der Fahrer bremst zwar noch, kann aber den Zusammenprall nicht mehr verhindern. Jason stirbt noch an der Unfallstelle.

Während Jackie sich nach dem Schock in eine Entzugsklinik einweisen lässt, kommt Marcus zu Pflegeeltern (Niamh Cusack, George Costigan). Der Zwölfjährige spricht mit Angela und Denis kaum ein Wort, und die Lehrerin (Claire Price) macht sich Sorgen um ihn, weil er im Unterricht geistesabwesend ist. Marcus trauert um seinen Bruder, der ihm bisher Halt gab. Er stiehlt Geld von seinen Pflegeeltern und bezahlt damit zwielichtige Personen wie Ellen Joyce (Selina Cadell), die behaupten, eine Verbindung zu Toten herstellen zu können. Rasch durchschaut Marcus, dass es sich durchweg um Betrüger handelt.

Am 7. Juli 2005 ist Marcus in der U-Bahn-Station Charing Cross. Er trägt eine Kappe, die Jason gehörte, und als er gerade einsteigen will, wird sie ihm vom Kopf gerissen. Während Marcus die Kappe vom Boden aufhebt, fährt die U-Bahn ab. Kurz darauf explodiert der Zug im Tunnel.

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In der Fabrik, in der George arbeitet, werden 30 Prozent der Arbeitsplätze gestrichen. Auch er bekommt einen Auflösungsvertrag angeboten. Da sieht Billy eine neue Chance, die „Gabe“ seines Bruders zu vermarkten und mietet Räume für lukrative Gruppenreadings an.

Aber George fliegt nach London und nimmt an einer Führung durch das für seinen Lieblingsdichter Charles Dickens eingerichtete Museum im Stadtteil Holborn teil. Durch ein Plakat erfährt er, dass gerade die Londoner Buchmesse stattfindet. Er fährt hin und hört sich die Lesung aus einem Buch von Charles Dickens an. Danach kommt er zufällig an einem Stand vorbei, wo eine ihm unbekannte Französin aus ihrem neuen Buch „Hereafter“ liest. George kauft sich ein Exemplar und lässt es sich von der Autorin Marie Lelay signieren. Als sie ihn bei der Rückgabe des Buches an der Hand berührt, sieht er sie bewusstlos unter Wasser treiben.

Im nächsten Augenblick wird er von Marcus angesprochen. Der Junge kennt sein Gesicht aus dem Internet und weiß, dass er Kontakt mit Toten aufnehmen kann. Marcus drängt ihn, es für ihn zu tun, aber George weist ihn zurück und kehrt in sein Hotel zurück. Der Junge folgt ihm und wartet trotz der Kälte stundenlang vor dem Hotel, bis George, der ihn durchs Fenster sieht, hinuntergeht und ihn heraufholt. Im Reading erzählt Jason, es gehe ihm gut und lässt seinem Zwillingsbruder ausrichten, dass dieser von jetzt an allein zurechtkommen müsse. Er habe zum letzten Mal eingegriffen, indem er ihm in der U-Bahn-Station die Kappe vom Kopf schlug. Dann entfernt Jason sich. „Wohin geht er?“, fragt Marcus, und George antwortet: „Ich weiß es nicht.“

Noch am selben Abend erhält George im Hotelzimmer einen Anruf von Marcus. Dem Jungen fiel auf, dass George die französische Autorin mit besonderen Augen ansah. Deshalb erkundigte er sich beim Verlag des Buches „Hereafter“ nach ihr und erfuhr, in welchem Hotel sie übernachtet. Diese Information gibt er George weiter.

George fährt hin, aber Marie Lelay ist nicht in ihrem Zimmer. Er hinterlässt ihr eine Nachricht und schlägt ihr ein Treffen vor. Tatsächlich kommt sie, und als sie sich die Hand geben, sieht George nichts Übernatürliches.

Marcus darf zum ersten Mal seine Mutter in der Entzugsklinik besuchen, und sie fallen sich in die Arme.

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In „Hereafter. Das Leben danach“ beschäftigen sich Peter Morgan (Drehbuch) und Clint Eastwood (Regie) mit der Frage nach dem Jenseits. Was geschieht mit uns nach dem Tod? Indem sie zeigen, wie jemand Verbindung mit Toten aufnimmt, postulieren sie, dass es ein Jenseits gibt. Aber sie geben weder eine Antwort auf die Frage, wie es beschaffen ist, noch leiten sie daraus eine esoterische Botschaft ab. Stattdessen konzentrieren sie sich darauf, wie Menschen mit dem Verlust von Angehörigen, dem Tod und Nahtoderfahrungen umgehen.

Der Film beginnt mit einer gewaltigen Szene, mit dem Tsunami vom 26. Dezember 2004. Wie Marie Lelay in den Fluten ums Überleben kämpft, wird mit teils im offenen Meer, teils im Wassertank entstandenen Aufnahmen, Bluescreen-Technik und am Computer geschaffenen Effekten atemberaubend dargestellt. Clint Eastwood zeigt damit gleich zu Beginn, dass jederzeit eine (Natur-)Katastrophe über uns hereinbrechen kann.

Die Tsunami-Episode gehört zu einem von drei zunächst separat geführten Handlungssträngen, die auf drei verschiedenen Kontinenten spielen und erst am Ende (in einer konstruiert wirkenden Weise) in London zusammengeführt werden. Dabei springt Clint Eastwood nicht ständig zwischen den Handlungssträngen hin und her, sondern hält sie in größeren Blöcken zusammen.

Während der Tsunami grandios in Szene gesetzt ist, wirkt die Veranschaulichung der Nahtoderfahrung und der „Readings“ (Séancen) einfallslos.

Erzählt wird die nicht ganz kitschfreie Handlung ruhig, schnörkellos und stringent.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

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