The Good Thief

The Good Thief

The Good Thief

Originaltitel: The Good Thief – Regie: Neil Jordan – Drehbuch: Neil Jordan, nach dem Film "Drei Uhr nachts" von Jean-Pierre Melville und Auguste Le Breton – Kamera: Cris Menges – Schnitt: Tony Lawson – Musik: Elliot Goldenthal – Darsteller: Nick Nolte, Tchéky Karyo, Emir Kusturica, Nutsa Kukhianidze, Ouassini Embarek, Marc Lavoine, Said Taghmaoui, Gérard Darmon, Marc Lamoine, Mark Polish, Mike Polish, Ralph Fiennes u.a. – 2002; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Der mehrfach vorbestrafte Meisterdieb Bob Montagnet lebt in Nizza. Nachdem er sein letztes Geld bei einer Pferdewette verloren hat, plant er einen Millionencoup. Weil er weiß, dass er von der Polizei observiert wird und mit einem Spitzel rechnet, tut er so, als bereite er einen Raubüberfall auf den Safe eines Spielkasinos in Monte Carlo vor. In Wahrheit hat er es auf wertvolle Gemälde des Kasinos abgesehen. Zur gleichen Zeit beabsichtigt ein Kasino-Angestellter, mit seinem Zwillingsbruder zusammen das Geld aus dem Tresor zu stehlen ...
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Kritik

Neil Jordan legte "The Good Thief" als Mischung aus Charakterstudie und Gaunerkomödie an. Bei der Vorbereitung und Durchführung eines Millionencoups kommt es immer wieder zu unerwarteten Wendungen.
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Sechs Mal saß der in Nizza lebende Gauner Bob Montagnet (Nick Nolte) – „Bob le Flambeur“ – wegen Einbrüchen im Gefängnis. Im Grunde ist der Amerikaner kein schlechter Mensch, und Roger (Tchéky Karyo), der Kommissar, der ihn überführte, möchte deshalb verhindern, dass er ihn noch einmal verhaften muss. Als Roger befürchtet, dass Bob einen neuen Coup plant, setzt er alles daran, mehr darüber zu erfahren und das Vorhaben rechtzeitig zu vereiteln.

Tatsächlich beabsichtigt Bob, noch einmal ein großes Ding zu drehen, denn sein letztes Geld hat er bei einer Pferdewette verloren. Sein alter Freund Raoul (Gérard Darmon) brachte ihn auf die Idee, das Spielkasino „Riviera“ in Monte Carlo auszurauben. 80 Millionen Francs sollen dort im Safe liegen. Noch wertvoller sind die von den japanischen Besitzern des Kasinos als Publikumsmagnet gekauften Gemälde von Picasso, Cézanne, Modigliani und anderen. Kaum jemand weiß allerdings, dass an den Wänden des Kasinos nur Kopien hängen. Die Originale befinden sich im gut gesicherten Tresorraum einer benachbarten Villa.

Bob ist nicht nur spielsüchtig, sondern auch drogenabhängig. Um vom Heroin loszukommen, kettet er sich mit Handschellen ans Metallgestell seines Bettes. Den Schlüssel gibt er der siebzehnjährigen Prostituierten Anne (Nutsa Kukhianidze), die er von ihrem Zuhälter Remi (Marc Lavoine) befreit und vorübergehend bei sich aufgenommen hat. Sie soll die Handschellen jedoch unter keinen Umständen aufschließen, bevor er den Entzug überstanden hat.

Als Bob wieder klar denken kann, beginnt er zusammen mit Raoul und seinem jungen Schützling Paulo (Saïd Taghmaoui), den Coup vorzubereiten. Um das Projekt finanzieren zu können, verkauft Bob dem Kunsthändler Tony Angel (Ralph Fiennes) einen vor längerer Zeit gestohlenen Picasso.

Die Sicherheitsanlage in der Villa wurde von dem russischen Neon-Künstler und Computer-Freak Vladimir (Emir Kusturica) konzipiert und eingebaut. Ohne ihn wäre niemand in der Lage, an die Gemälde heranzukommen. Vladimir verspricht Bob, beim nächsten Update der Anlage einen Bug einzubauen.

Weil Bob merkt, dass er von Roger observiert wird und außerdem mit einem Verräter rechnet, bespricht er zur Ablenkung der Polizei in Yvonnes (Patricia Kell) Bar einen Überfall auf die 80 Millionen im Safe des Spielkasinos. Parallel dazu, laufen unter strengster Geheimhaltung die Vorbereitungen für den Raub der Gemälde aus der Villa.

Wie von Bob einkalkuliert, gibt es einen Polizeispitzel: Um nicht abgeschoben zu werden, bietet der Nordafrikaner Said (Ouassini Embarek) Roger Informationen über Bobs neuen Coup an.

Als Bob merkt, dass er und Paulo nicht nur von der Polizei, sondern auch von einem Unbekannten beschattet werden, lässt er ihn von dem zu seiner Bande gehörenden Transvestiten Philippa (Sarah Bridges) überwältigen. Es handelt sich um einen Angestellten des Kasinos „Riviera“, der Zugang zum Safe hat. Niemand in Monte Carlo weiß von der Existenz eines eineiigen Zwillingsbruders. Die beiden heißen Albert und Bertram (Mark Polish, Michael Polish). Am Abend vor dem Formel Eins Grand Prix Rennen will einer der beiden den Safe ausrauben, während der andere sich im Kasino zeigt und auf diese Weise für ein Alibi sorgt. Albert fiel auf, dass Paulo im Kasino mit einer im Feuerzeug versteckten Minikamera fotografierte. Deshalb befürchteten er und sein Bruder, eine konkurrierende Bande könne ihren Plan durchkreuzen. Nun wollen sie sich mit Bob zusammentun, aber der verrät seine wahren Absichten nicht und hält die beiden hin.

Paulo erfährt von dem Zuhälter Remi, dass Anne von Said mit Heroin versorgt und ausgehorcht wird. Sie wohnt inzwischen bei Paulo, der sich in sie verliebt hat und einen 80-Millionen-Coup auf ein Spielkasino in Monte Carlo erwähnte, um ihr zu imponieren. Diese Information gab Anne an Said weiter. Paulo sucht Said in Nizza, und als er ihn mit Roger in einem Café sitzen sieht, erschießt er ihn. Er entkommt zwar, aber Remi verrät der Polizei den Namen des Mörders.

Bob bleibt nichts anderes übrig, als ihn über die Grenze nach San Remo zu schicken. Nun muss er sich wieder selbst um Anne kümmern. Als er mit ihr nach Hause kommt, erwartet ihn Tony Angel mit seinem Bodyguard Kozinski (Roland Munter). Der Kunsthändler, der inzwischen herausfand, dass es sich bei dem Picasso um eine Fälschung handelt, droht, Anne etwas anzutun, wenn er sein Geld von Bob nicht zurückbekomme.

Statt sich nach Italien abzusetzen, tut Paulo sich mit den Zwillingen Albert und Bertram zusammen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Am Tag vor dem Autorennen rückt Bobs Gang durch einen Abwasserkanal bis unter die Villa neben dem Kasino vor und beginnt damit, die Decke aufzubohren, um in den Raum mit den Gemälden zu kommen.

Abends geht Bob mit Anne gut gekleidet ins Kasino und beginnt zu spielen. Dass es überall von Polizisten wimmelt, bleibt ihm nicht verborgen. Gerade deshalb lässt er sich hier sehen.

Philippa, die zu der Gruppe gehört, die in die Villa eindringen will, hat die Aufgabe, rechtzeitig das Gas abzudrehen, damit es beim Durchbruch nicht zu einer Explosion kommt. Weil das Absperrventil im Kanal von Spinnweben umhüllt ist und Philippa seit ihrer Geschlechtsumwandlung an einer Spinnenphobie leidet, bat sie Paulo bei der Generalprobe, für sie einzuspringen. Anders als vorgesehen, ist Paulo nun aber nicht da. Um die Spinnennetze nicht berühren zu müssen, steckt Philippa eine Brechstange durch die Speichen des Ventilrads. Beim Versuch, es zu drehen, bricht es ab. Bevor Philippa etwas unternehmen kann, explodiert der Boden unter dem Tresorraum. Damit ist der Coup gescheitert. Alle bis auf Philippa flüchten. Der über sein Versagen verzweifelte Transvestit wird von Roger verhaftet.

Der Kommissar fährt ins Kasino, um Bob die Nachricht vom gescheiterten Raub der Gemälde überbringen. Bob, der an Annes Seite endlich wieder einmal eine Glückssträhne hat, sitzt vor Jeton-Stapeln im Wert von mehreren Millionen Francs. Er sprengt die Bank. Am frühen Morgen beendet der Kasino-Manager (Laurent Grevill) das Spiel, doch als er Bobs Jetons einwechseln möchte, stellt er fest, dass der Safe leer ist. (Er wurde in der Nacht von Paulo und den Zwillingen ausgeraubt.) Bob muss sich mit einem Scheck begnügen, aber auch so wird er Tony Angel das Geld zurückgeben und neu anfangen können.

Roger weiß, dass die Bande, die versuchte, die Gemälde zu rauben, für Bob arbeitete, aber er kann ihm nichts nachweisen, zumal Bob die ganze Zeit über im Kasino spielte. Er ist froh, Bob nicht verhaften zu müssen.

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Bei „The Good Thief“ (Titel im Kino) bzw. „Der Dieb von Monte Carlo“ (Titel im Fernsehen) handelt es sich um ein Remake des Gangsterfilms „Drei Uhr nachts“ von Jean-Pierre Melville und Auguste Le Breton, in dem Roger Duchesne die Hauptrolle spielte.

Drei Uhr nachts – Originaltitel: Bob le Flambeur – Regie: Jean-Pierre Melville – Drehbuch: Jean-Pierre Melville, Auguste Le Breton – Kamera: Maurice Blettery, Henri Decaë – Schnitt: Monique Bonnot – Musik: Eddie Barclay, Jo Boyer – Darsteller: Roger Duchesne, André Garet, Isabelle Corey, Daniel Cauchy, Gérard Buhr, Guy Decomble, Claude Cerval, Howard Vernon, Colette Fleury, Simone Paris, René Havard u.a. – 1956; 95 Minuten

Neil Jordan machte aus der Vorlage eine Mischung aus Charakterstudie und Gaunerkomödie. Er zeigt in „The Good Thief“ die widersprüchlich schillernde Persönlichkeit eines alternden Spielers, Gauners und Gentlemen, der hohe Einsätze wagt. Zugleich erzählt Neil Jordan von einem irrwitzigen Coup dieses Meisterdiebs. So wie es im Kasino „Riviera“ in Monte Carlo nicht nur echte Gemälde und Kopien gibt, sondern auch einen Angestellten mit einem eineiigen Zwillingsbruder, von dem dort niemand etwas ahnt, tarnt Bob Montagnet den Millionenraub, den er eigentlich vorhat, durch einen vorgetäuschten Coup. Bei der Vorbereitung und Durchführung des Plans kommt es fortwährend zu unerwarteten Wendungen. Dass in „The Good Thief“ – ähnlich wie bei „Oceans Eleven“, „Die Thomas Crown Affäre“ und anderen Gaunerkomödien – nicht alles plausibel ist, schmälert das Vergnügen nicht, zumal Neil Jordan ohnehin augenzwinkernd erzählt und Nick Nolte mit einer selbstironisch angelegten Darstellung überzeugt.

Der Titel „The Good Thief“ – also: der gute Dieb – stammt aus dem Neuen Testament. „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“, verkündet Jesus einem der beiden Männer, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden (Lukas 23, 43). Dysmas, der rechts von ihm hängt, wies den dritten Gekreuzigten zurecht, als dieser Jesus aufforderte, sie alle drei vor dem Tod zu retten und ihn dann verhöhnte, weil er es nicht tat.

Gedreht wurde „The Good Thief“ in Nizza, Monte Carlo und Ventimiglia.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

Neil Jordan (kurze Biografie / Filmografie)

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Martin Suter - Die dunkle Seite des Mondes
"Die dunkle Seite des Mondes" ist eine Mischung aus Psychothriller und Wirtschaftskrimi. Martin Suter wechselt nicht nur fortwährend zwischen den Handlungssträngen hin und her, sondern schildert an einigen Stellen auch ein- und dieselbe Szene aus verschiedenen Blickwinkeln.
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