The Limey
The Limey
Inhaltsangabe
Kritik
Der Engländer Wilson (Terence Stamp) verbüßt wegen eines bewaffneten Raubüberfalls seine dritte oder vierte Haftstrafe. Als er nach neun Jahren freikommt, fliegt er nach Los Angeles, wo seine Tochter Jennifer (Melissa George) vor einiger Zeit angeblich bei einer nächtlichen Fahrt die Kontrolle über ihr Auto verlor und tödlich verunglückte. Getrieben wird er nicht nur von Rachegefühlen gegen den mutmaßlichen Mörder, sondern auch von seinem schlechten Gewissen, weil er sich zu wenig um Jennifer gekümmert hatte.
Der Latino Ed (Luis Guzman), der mit Jennifer befreundet war, bringt Wilson auf die Spur des aalglatten Plattenproduzenten Terry Valentine (Peter Fonda), der mit seiner jungen Geliebten, seinem Anwalt Avery (Barry Newman) und einigen Bodyguards eine Traumvilla auf den Klippen bewohnt.
Zunächst trifft Wilson in einer Fabrik auf einen Freund Valentines. Die hier als Lagerarbeiter getarnten Gangster schlagen ihn zusammen und schleppen den beinahe Bewusstlosen auf den Hof, wo sie ihn liegen lassen. Der Engländer steht wieder auf, nimmt seine Pistole und erschießt die Männer bis auf einen, der fliehen kann.
Der Entkommene warnt Valentine über dessen Anwalt Avery.
Inzwischen hat Wilson von Ed erfahren, wo er Jennifers beste Freundin, die Schauspielerin Elaine (Lesley Ann Warren), finden kann. Von ihr möchte er mehr über seine Tochter erfahren und auf diese Weise seinen Verdacht erhärten, dass sie nicht durch einen Unfall starb, sondern von ihrem Liebhaber Valentine ermordet wurde.
Ed und Wilson schleichen sich auf einer Party Valentines ein. Wilson denkt daran, Valentine zu erschießen, aber als Ed ihn davor zurückhalten will, meint er: Das wäre auch zu einfach für den Mörder seiner Tochter. Der müsse in den letzten Minuten verstehen, warum er stirbt. Als die beiden Eindringlinge auffallen, stößt Wilson einen Leibwächter von den Klippen und flieht mit Ed im Auto. Avery verfolgt sie über die Küstenstraße. Als er vor seinem Auto kniend auf die beiden schießt, legt Ed den Rückwärtsgang ein und stößt zurück. Averys Auto kippt in den Abgrund; er selbst bleibt unverletzt und hört den Namen „Wilson“. Es handelt sich also um Jennys Vater!
Gegenüber der Polizei behauptet Valentine, bei dem Toten handele es sich um einen drogensüchtigen Mitarbeiter, der sich selbst in die Tiefe gestürzt habe. Ein unbekannter Partygast habe ihn noch daran hindern wollen, aber es sei vergeblich gewesen.
Avery warnt Valentine: Jennys Vater sei wohl nach L. A. gekommen, um den Tod seiner Tochter zu rächen. Da fällt Valentine auf, dass Jennifers Foto an der Wand fehlt.
Als der von Avery auf Wilson angesetzte Berufskiller Stacy (Nicky Katt) sich an sein Opfer heranschleicht, retten diesem zwei Männer einer rivalisierenden Verbrecherbande das Leben.
Weil es Valentine zu heiß wird, setzt er sich mit seiner Entourage in ein Sommerhaus ab.
Auch dort spürt Wilson ihn auf. Auf der Flucht über die Felsen stürzt Valentine. Er gesteht Wilson, dass er befürchtet habe, Jenny wolle einen großen Heroin-Deal der Polizei verraten. Wilson erinnert sich, dass seine Tochter ihm schon als kleines Mädchen immer wieder mit der Polizei gedroht hatte. Das war nur ein Spiel gewesen. Valentine ermordete das Mädchen und ließ es dann wie einen Verkehrsunfall aussehen. Wilson dreht sich angewidert um und geht weg. Nachdenklich fliegt er zurück nach London.
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Weil britische Seeleute früher Limonensaft gegen Skorbut tranken, bezeichnen die Amerikaner die Engländer geringschätzig als „Limey“.
Die Geschichte, die Steven Soderbergh in „The Limey“ unterkühlt und schnörkellos erzählt, ist einfach. Aber sie ist auch eher zweitranging. Sehenswert ist in diesem Fall weniger das „Was“ als das „Wie“. Soderbergh durchbricht ständig die chronologische Entwicklung, indem er zeitlich vor- und zurückspringt. Das ist zunächst nichts Neues – Vor- und Rückblenden kennen wir auch aus vielen anderen Filmen –, aber hier geschieht es nicht nur im Großen, sondern auch in einzelnen Szenen: Soderbergh wechselt zum Beispiel innerhalb eines Dialogs die Einstellung, während der Ton weiterläuft; Gesprochenes überlagert also Bilder, die zeitlich davor oder danach spielen: Die Stimmen lösen sich von den Körpern. „The Limey“ ist auf diese Weise voller Erinnerungen, Déjà-vus und Vorahnungen.
Es geht um die Ideale von 1968, um verpasste Chancen, die Prägung von Menschen durch zurückliegende Ereignisse und die Unmöglichkeit, die Vergangenheit ungeschehen zu machen.
Übrigens:
(1) Als Wilsons Erinnerungen blendet Steven Soderbergh auch Szenen aus einem früheren Film mit Terence Stamp ein (Ken Loach: Poor Cow, 1967).
(2) Die gezeigte Traumvilla in den Hollywood Hills gehörte in Wirklichkeit Maurice Tuchman, dem ehemaligen Kurator des Los Angeles Country Museum of Art.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003
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