Side Effects

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Side Effects. Tödliche Nebenwirkungen – Originaltitel: Side Effects – Regie: Steven Soderbergh – Drehbuch: Scott Z. Burns – Kamera: Steven Soderbergh alias Peter Andrews– Schnitt: Steven Soderbergh alias Mary Ann Bernard – Musik: Thomas Newman – Darsteller: Jude Law, Rooney Mara, Catherine Zeta-Jones, Channing Tatum u.a. – 2013; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Martin Taylor verbüßte eine Haftstrafe wegen Insiderhandels. Seine Ehefrau Emily ist augenscheinlich von der Situation über­fordert. Im Parkhaus rast sie gegen eine Betonwand. Sie bleibt zwar nahezu unver­letzt, wird aber wegen des Suizid-Versuchs in eine Klinik gebracht. Der Psychiater Dr. Jonathan Banks behandelt sie ambulant und verordnet ihr schließlich ein Antidepressum, dessen Nebenwirkungen noch nicht ausreichend erforscht sind. Kurz darauf ersticht Emily ihren Mann und beteuert dann, sich an nichts erinnern zu können ...
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Kritik

"Side Effects" ist mal Psycho- und Verschwörungsthriller, dann Gerichts­drama oder Heist-Movie. Der von Steven Soderbergh chrono­logisch und mit überraschenden Wendungen entwickelten Handlung fehlt es an Plausibilität.
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Nachdem Martin Taylor (Channing Tatum) eine vierjährige Haftstrafe wegen Insiderhandels verbüßt hat, holen ihn seine Mutter (Ann Dowd) und seine Ehefrau Emily (Rooney Mara) vom Gefängnis ab.

Mit Hilfe eines Hedgefonds-Managers, den er während der Haft kennenlernte, will Martin wieder zu Geld kommen. Seine labile Frau ist augenscheinlich von der Situation überfordert. Auf dem Weg zu ihrem Auto im Parkhaus in New York kippt sie versehentlich ihre Handtasche aus, und der Parkwächter (Haraldo Alvarez) hilft ihr, die herausgefallenen Sachen wieder aufzuheben. Sie wirkt nervös. Nachdem sie eingestiegen und aus der Parklücke gefahren ist, gibt sie Vollgas und rast offenbar absichtlich gegen eine Betonwand mit der Aufschrift „Exit“. Emily bleibt zwar nahezu unverletzt, wird jedoch in eine psychiatrische Klinik gebracht, weil die Polizei davon ausgeht, dass es sich um einen Suizid-Versuch handelte. Eigentlich müsste sie ein paar Tage zur Beobachtung bleiben, aber sie überredet Dr. Jonathan Banks (Jude Law), sie unter der Auflage zu entlassen, dass sie regelmäßig zu ihm in die Praxis kommt.

In der ersten Therapiestunde erzählt die 28-Jährige dem aus England stammenden Psychiater, dass sie aus Connecticut nach New York gezogen sei, um Grafikdesign zu studieren. Sie jobbte in einer Bar und lernte dabei Martin kennen. Vor fünf Jahren heirateten sie. Dr. Banks erfährt, dass seine neue Patientin bereits in Connecticut neun Monate lang wegen Depressionen in Behandlung war, und zwar bei Dr. Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones). Er setzt sich mit seiner Kollegin in Verbindung, die ihn darüber aufklärt, dass Emily eine Fehlgeburt hatte, nachdem ihr Ehemann verhaftet worden war.

Banks verordnet Emily Antidepressiva, aber ein Erfolg bleibt aus. In einer U-Bahn-Station tritt sie an die Bahnsteigkante, als der Zug einfährt. Ein Polizist (Victor Cruz) reißt sie zurück.

Victoria Siebert macht ihren Kollegen auf ein neues Medikament aufmerksam, dessen Nebenwirkungen – Side Effects – allerdings noch nicht umfassend erforscht sind: Ablixa. Zu diesem Mittel habe ihr auch ihre Kollegin Julia aufgrund guter eigener Erfahrungen geraten, sagt Emily. Jonathan Banks lässt sich daraufhin von einer Pharmareferentin (Elizabeth Rodriguez) in ein Programm zur Erforschung von Nebenwirkungen des Präparats aufnehmen. Dafür erhält er 50 000 Dollar, die er gut gebrauchen kann, weil seine Frau Dierdre (Vinessa Shaw) gerade arbeitslos wurde, die Tochter eine teure Privatschule besucht und die Hypotheken für die Villa getilgt werden müssen.

Ablixa scheint das richtige Antidepressivum für Emily zu sein: Sie fühlt sich gestärkt und hat wieder Freude am Leben. Martin ist froh darüber. Allerdings fällt ihm auf, dass sie nun schlafwandelt: Sie steht nachts auf, bewegt sich wie ein Roboter, arbeitet in der Küche und nimmt ihn nicht wahr, wenn er mit ihr spricht. Gegen diese unerwünschte Nebenwirkung verordnet Dr. Banks weitere Psychopharmaka, aber die somnabulen Zustände bleiben. Und als Martin seine Frau eines Nachts in der Küche anspricht, wo sie Gemüse schneidet, ersticht sie ihn. Danach legt sie sich ins Bett.

Einige Stunden später ruft sie aufgeregt die Polizei an. Sie habe geschlafen, sagt sie, sei dann aufgewacht und habe ihren Mann blutüberströmt auf dem Boden liegend vorgefunden. Martin ist tot. Aufgrund der Spuren schließt die Polizei einen Einbruch aus, und weil an der Tatwaffe Emilys Fingerabdrücke sichergestellt werden, sind die Ermittler sicher, dass sie ihren Mann erstach. Emily beteuert, sie könne sich an nichts erinnern.

Reporter stürzen sich auf Jonathan Banks und wollen von ihm wissen, ob er seine Patientin medikamentös falsch eingestellt habe. Es geht um die Frage, ob Emily eine Mörderin sei oder ihr behandelnder Arzt einen Fehler gemacht habe.

Gegen den Rat des Arztes und der Ärztin (Peter Friedman, Laila Robins), mit denen er die Gemeinschaftspraxis betreibt, weist Banks vor Gericht darauf hin, dass er seiner Patientin ein noch nicht vollständig erforschtes Psychopharmakon verordnet habe und setzt sich mit Emilys Verteidigerin (Sheila Tapia) zusammen dafür ein, die Angeklagte als vorübergehend unzurechnungsfähig zu erklären. Weil durch das damit verbundene Eingeständnis, einen Kunstfehler gemacht zu haben, Banks Reputation und die der Gemeinschaftspraxis gefährdet ist, trennen sich die beiden Partner von ihm.

Richter, Staatsanwalt und Verteidigerin einigen sich in einem Nebenzimmer darauf, Emily in eine geschlossene psychiatrische Klinik einzuweisen.

Erst nach dem Abschluss des Gerichtsverfahrens wundert Banks sich darüber, dass Emily sich anschnallte, bevor sie mit ihrem Auto gegen die Betonwand fuhr. Er beginnt, eigene Nachforschungen anzustellen und findet rasch heraus, dass es in dem Büro, in dem Emily arbeitete, keine Kollegin namens Julia gibt. Schließlich kommt er zu dem Schluss, dass Emily sowohl die Symptome als auch die Selbstmordversuche vorgetäuscht habe, um ihren Ehemann ungestraft ermorden zu können. Möglicherweise ging es dabei auch um Börsenwetten auf einen Absturz der Aktien des Ablixa-Herstellers. Fieberhaft sucht er nach Möglichkeiten, seinen Verdacht zu beweisen. Darüber vergisst er, seinen kleinen Sohn vom Kindergarten abzuholen.


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Er erklärt Emily, er wolle sie im Rahmen der Therapie mit Hilfe einer Psychodroge in eine Art hypnotischen Schlaf versetzen und ihr in diesem Zustand Fragen stellen. Emily willigt ein, und während er ihr das Präparat in die Armvene injiziert, antwortet sie immer schläfriger und legt dann ihren Kopf auf den Tisch. Da Banks nichts als eine harmlose Kochsalzlösung verwendete, ist er sich nun sicher, dass Emily ihre Depressionen ebenso wie die Suizid-Versuche vortäuschte. Aber der Staatsanwalt ist nicht bereit, den Fall neu aufzurollen.

Als Dierdre Banks, die ohnehin über die obsessiven Privatermittlungen ihres Mannes frustriert ist, in der Post Fotos findet, die ihn mit seiner nackten Patientin Emily zeigen, verlässt sie ihn. (Als Zuschauer wissen wir, dass das Kuvert von Victoria Siebert abgeschickt wurde. Woher sie die Aufnahmen hat und wie sie zustande kamen, erfahren wir allerdings auch nicht.)

Um Emily unter Druck zu setzen, bringt Banks sie dazu, bei der Elektroschock-Behandlung einer anderen Patientin zuzuschauen. Dann tut er so, als halte er diese schmerzhafte Therapie auch in ihrem Fall für angebracht. Emily fürchtet sich und randaliert, wird jedoch von Pflegern mit einer entsprechenden Injektion ruhiggestellt.

Als Nächstes verabredet Banks sich unter einem Vorwand mit Victoria Siebert vor der Klinik. Er verlässt sich darauf, dass Emily aus dem Fenster schaut und sie beobachtet. Mehrmals fasst er seine Kollegin so an, als habe er ein enges Verhältnis mit ihr. Victoria Siebert lässt es seltsamerweise ohne Abwehrbewegung zu. Es sieht so aus, als verstünden sich die beiden hervorragend. Wie von Banks erwartet, fühlt Emily sich von Victoria Siebert verraten.

Um sich an ihr zu rächen, gesteht sie Banks die Wahrheit.

Nachdem Martin verhaftet worden war, fühlte sie sich niedergeschlagen und suchte deshalb die Psychiaterin auf, die sie im Lauf der Zeit für ein lesbisches Verhältnis gewann. Victoria brachte ihr das Simulieren psychischer Störungen bei, und Emily klärte sie über die Möglichkeiten des Insiderhandels an der Börse auf. Die beiden Frauen nahmen sich vor, den Ablixa-Aktienkurs zu manipulieren. Nachdem sie über entsprechende Derivate auf fallende Kurse gesetzt hatten, täuschte Emily eine Depression ebenso wie die Symptome der Ablixa-Nebenwirkungen vor, ermordete ihren Mann, der wegen der neuen Beziehung ohnehin störte, und brachte damit das Medikament in Verruf.

Emily schlägt Banks vor, mit einem Gutachten für die Aufhebung der Zwangseinweisung zu sorgen. Als Gegenleistung ist sie bereit, bei der Beschaffung von Belastungsmaterial gegen Victoria mitzuwirken.

Tatsächlich kommt Emily gegen strenge Auflagen frei. Sie sucht Victoria auf, die sie sogleich fragt, ob sie auch nichts über das gemeinsam begangene Verbrechen verraten habe. Als sie Emily lüstern umarmt, findet sie an deren Körper ein Abhörgerät. Im nächsten Augenblick stürmt ein Sondereinsatzkommando der Polizei den Raum und nimmt die Psychiaterin wegen Wertpapierbetrugs und Verabredung zum Mord fest.

Emily kann wegen des Mordes nicht erneut vor Gericht gestellt werden. Banks fordert sie jedoch zur Einnahme starker Psychopharmaka auf, und als sie sich weigert, lässt er sie wegen Verstoßes gegen die gerichtlichen Auflagen erneut in die geschlossene psychiatrische Klinik einweisen.

Mit seiner Frau versöhnt er sich wieder.

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In den USA werden pro Jahr 30 bis 40 Milliarden Dollar für Psychopharmaka ausgegeben. Den größten Anteil nehmen Antidepressiva ein. Allein davon wurden beispielsweise 2011 in Deutschland 1,2 Milliarden Tagesdosen verordnet. Die Einnahme von Psychopharmaka kann dazu führen, dass ein Patient nicht mehr in der Lage ist, sich selbst bewusst zu kontrollieren, also in seiner Zurechnungsfähigkeit und damit auch Schuldfähigkeit eingeschränkt wird.

Scott Z. Burns (Drehbuch) und Steven Soderbergh (Regie) analysieren in dem Kinofilm „Side Effects. Tödliche Nebenwirkungen“ zwar nicht die damit verbundenen gesellschaftlichen und juristischen Probleme, zeigen aber an einem Beispiel, dass Verbrecher die durch die angebliche Einnahme von Psychopharmaka verursachte Schuldunfähigkeit gezielt einsetzen könnten.

„Side Effects. Tödliche Nebenwirkungen“ beginnt mit Aufnahmen eines blutverschmierten Fußbodens. Das lässt Schlimmes ahnen. Dann springen wir zeitlich drei Monate zurück, und von da an entwickeln Scott Z. Burns und Steven Soderbergh die in einer von Großkonzernen und Börsenspekulanten dominierten Welt spielende Handlung chronologisch. Aber „Side Effects. Tödliche Nebenwirkungen“ verändert sich fortwährend, ist mal Psycho- und Verschwörungsthriller, dann Gerichtsdrama oder Heist-Movie.

Dazu passen die unerwarteten Wendungen. Allerdings tragen Scott Z. Burns und Steven Soderbergh zu dick auf: Den letzten Twists fehlt es ebenso wie einigen anderen Szenen an Plausibilität.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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