Invictus. Unbezwungen
Invictus. Unbezwungen
Inhaltsangabe
Kritik
Nelson Mandela (Morgan Freeman) wird am 11. Februar 1990 nach 27 Jahren Haft auf der Gefängnisinsel Robben Island freigelassen und am 9. Mai 1994 zum ersten schwarzen Staatspräsidenten Südafrikas gewählt.
Bei seinem Amtsantritt in Pretoria fallen ihm leere Büros auf und er begreift, dass viele Weiße nicht für ihn arbeiten wollen. Daraufhin bittet er seine Assistentin Brenda Mazibuko (Adjoa Andoh), alle anwesenden Regierungsmitarbeiter zusammenzurufen. In einer bewegenden Rede fordert er sie dazu auf, ihm dabei zu helfen, das durch die Apartheid zerrissene Land zu einen.
Als die Sicherheitschefs Jason Tshabalala (Tony Kgoroge) und Linga Moonsamy (Patrick Mofokeng) nach der kurzen Ansprache des Präsidenten mit ihren Männern – es sind ausschließlich Schwarze – die Einsatzpläne besprechen, stehen unvermittelt vier weiße Polizisten in der Tür. „Bin ich verhaftet“, fragt Jason. „Nein, Sir, wir sind Ihnen zugeteilt“, lautet die verblüffende Antwort. Der Security-Chef kann es nicht glauben und vergewissert sich beim Präsidenten persönlich. Der erklärt ihm: „Versöhnung beginnt hier.“ Nelson Mandela weiß, dass seine Bodyguards in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und legt gerade deshalb Wert auf eine gemischte Mannschaft.
Als die südafrikanischen Rugby-Nationalmannschaft, die „Springboks“, gegen England verliert, wollen die schwarzen Sportfunktionäre die Gelegenheit nutzen, den Namen und die Farben des Teams zu ändern. Rugby war immer ein Sport der Weißen, und weil die Springboks die Apartheid repräsentierten, wurden sie bis 1992 von anderen Nationalmannschaften boykottiert. Während das Sportkomitee noch tagt, erfährt Nelson Mandela, dass die Nationalmannschaft einen neuen Namen bekommen soll. Da lässt er sich statt zu einer geplanten Unterredung mit ausländischen Gästen zu der Versammlung der Sportfunktionäre fahren. Er drängt sie, von ihrem Vorhaben abzulassen, denn es würde den Graben zwischen Weißen und Schwarzen vertiefen. Nelson Mandela ruft die Schwarzen zu Toleranz und Versöhnung auf. Mit einer knappen Mehrheit gewinnen schließlich die Befürworter einer Beibehaltung des Namens Springboks und der Farben Grün und Gold die Abstimmung.
Angesichts der gewaltigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Aufgaben, die der Staatspräsident zu bewältigen hat, wundern sich seine Mitarbeiter darüber, dass er so viel Zeit und Energie auf ein scheinbar nebensächliches Thema wie Rugby verschwendet. Aber Nelson Mandela sieht die Chance, die ein erfolgreiches Rugby-Team für die Überwindung des Rassenhasses bietet, zumal Südafrika 1995 der Austragungsort für die Rugby-Weltmeisterschaft sein wird. Er lädt Jacobus Francois Pienaar (Matt Damon), den Kapitän der Springboks, zum Tee ein. Pienaar wuchs in einer Burenfamilie auf. Seine Eltern (Patrick Lyster, Penny Downie) verachten die Schwarzen, und vor allem sein Vater hält den Wahlsieg des ANC im April 1994 für eine Katastrophe. Trotz dieser Sozialisation ist der junge Mannschaftskapitän vom schwarzen Staatspräsidenten beeindruckt, und Mandelas leidenschaftliches Engagement für die Überwindung der Rassentrennung überzeugt auch ihn. Francois Pienaar versteht, dass eine erfolgreiche Teilnahme an der Rugby-Weltmeisterschaft dazu beitragen könnte, das Land zu einen.
Durch einen Anruf beim Präsidenten des südafrikanischen Rugby-Verbands (Danny Keogh) erreicht Nelson Mandela, dass die Springboks nicht in abgeschiedenen Sportstadien trainieren, sondern in Townships. Auf diese Weise werden die weißen Rugby-Spieler mit den Lebensbedingungen ihrer schwarzen Landsleute konfrontiert, und Schwarze, die beim Training zusehen, können für die Sportart begeistert werden.
Vor der Weltmeisterschaft besucht Nelson Mandela die Springboks. Weil er sich im Flugzeug die Namen der Spieler und ihr Aussehen auf Fotos eingeprägt hat, kann er jeden von ihnen mit Namen ansprechen, als er ihnen die Hand gibt.
Die Springboks erzielen überraschende Siege und schaffen es zur Verwunderung der Öffentlichkeit bei der Weltmeisterschaft bis ins Finale. Am 24. Juni 1995 treffen sie im Ellis Park Stadion in Johannesburg auf die „All Blacks“, die neuseeländische Rugby-Mannschaft, die vor dem Spiel einen Kampftanz der Maori aufführt. Da staunt das südafrikanische Team, dessen Mitglieder mit einer Ausnahme weiß sind. Nelson Mandela sitzt im Publikum. Francois Pienaar schwört seine Männer darauf ein, alles zu geben. Am Ende der regulären Spielzeit steht es unentschieden. In der Verlängerung entscheiden die Springboks das Match für sich. Als der Staatspräsident im grün-goldenen Trikot der Springboks aufs Feld geht und dem Mannschaftskapitän den Pokal überreicht, jubeln nicht nur Schwarze und Weiße auf den Tribünen des Stadions, sondern überall im Land.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)2008 veröffentlichte John Carlin das Buch „Playing the Enemy. Nelson Mandela and the Game that Changed a Nation“ („Der Sieg des Nelson Mandela. Wie aus Feinden Freunde wurden“, Übersetzung: Andrea Schleipen, Herder Verlag, Freiburg 2008, 320 Seiten, ISBN 9783451298592). Anthony Peckham (Drehbuch) und Clint Eastwood (Regie) adaptierten das Buch fürs Kino.
Der Titel des Films „Invictus. Unbezwungen“ bezieht sich auf ein Gedicht von William Ernest Henley aus dem Jahr 1875, das Nelson Mandela auf der Gefängnisinsel Robben Island Kraft gab: „[…] I thank whatever gods may be / For my unconquerable soul. / In the fell clutch of circumstance / I have not winced nor cried aloud. / Under the bludgeonings of chance / My head is bloody, but unbowed. [ ] I am the master of my fate: / I am the captain of my soul.“
„Invictus. Unbezwungen“ ist kein Biopic. Der Film beginnt erst mit Nelson Mandelas Freilassung aus dem Gefängnis (1990) und seiner Wahl zum Staatspräsidenten (1994). Dann konzentriert Clint Eastwood sich darauf, wie Nelson Mandela ein Sportereignis (1995) dafür nutzt, Weiße und Schwarze in Südafrika gleichermaßen zu begeistern. Diese Beschränkung ist auch mit einer Simplifizierung verbunden. In der Realität war der während der Apartheid aufgestaute Hass zwischen Weißen und Schwarzen sehr viel schlimmer, als Clint Eastwood das in „Invictus. Unbezwungen“ zeigt. Entsprechend komplex war der Versöhnungsprozess. Immerhin ist es wohl richtig, dass die Begeisterung über den Sieg der „Springboks“ die Nation ein Stück weit einigte.
Zur historischen Wahrheit gehört übrigens auch, dass die neuseeländischen „All Blacks“, die 1985 die Weltmeisterschaft gewonnen hatten und auch 1995 in Südafrika zu den Favoriten zählten, durch eine in ihren Reihen grassierende Lebensmittelvergiftung geschwächt waren.
Wer sich nicht für Rugby interessiert, könnte sich in der letzten halben Stunde von „Invictus. Unbezwungen“ langweilen, denn da wird nur noch das Endspiel der Weltmeisterschaft 1985 in Johannesburg nachgestellt.
Morgan Freeman gelingt es eindrucksvoll, die charismatische Persönlichkeit Nelson Mandelas darzustellen. Er trägt den Film. Aber nicht nur Morgan Freeman wurde für einen „Oscar“ nominiert, sondern auch Matt Damon.
Wegen Morgan Freeman ist „Invictus. Unbezwungen“ sehenswert. Zu Clint Eastwoods Meisterleistungen zählt der Film allerdings nicht. Dafür ist er zu naiv, unkompliziert und pathetisch.
Justin Chadwick verfilmte die Autobiografie „Der lange Weg zur Freiheit“ von Nelson Mandela mit Idris Elba in der Titelrolle.
Mandela. Der lange Weg zur Freiheit – Originaltitel: Mandela. Long Walk to Freedom – Regie: Justin Chadwick – Drehbuch: William Nicholson, nach dem Buch „Der lange Weg zur Freiheit“ von Nelson Mandela – Kamera: Lol Crawley – Schnitt: Rick Russell – Musik: Alex Heffes – Darsteller: Idris Elba, Naomie Harris, Tony Kgoroge, Terry Pheto, Riaad Moosa, Jamie Bartlett, Lindiwe Matshikiza, Deon Lotz u.a. – 2013; 145 Minuten
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012
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