Der Alte Affe Angst

Der Alte Affe Angst

Der Alte Affe Angst

Originaltitel: Der Alte Affe Angst - Regie: Oskar Roehler - Drehbuch: Oskar Roehler - Kamera: Hagen Bogdanski - Schnitt: Uli Schön - Musik: Martin Todsharow - Darsteller: André Hennicke, Marie Bäumer, Vadim Glowna, Christoph Waltz, Catherine Flemming, Herbert Knaup, Nina Petri, Jutta Hoffmann, Hilde Van Mieghem, Hermann Beyer, Ingrid van Bergen u.a. - 2003; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Robert und Marie sind seit einiger Zeit ein Paar und wohnen auch gemeinsam in einem großzügigen Apartment in Berlin. Robert liebt Marie, aber er vermag Liebe und Sexualität nicht zu vereinbaren. Deshalb geht er zwar heimlich ins Bordell, ist aber im Bett mit Marie impotent. Sie zeigt viel Verständnis für ihn und versucht alles, um seine Begierde zu erregen, aber er ist so mit seiner Angst beschäftigt, dass er nicht merkt, wie er sie in den Selbstmord treibt ...
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Kritik

"Der Alte Affe Angst" ist eine kammerspielartige, schonungslose Auseinandersetzung mit dem Thema Liebe, die bei Oskar Roehler nie glücklich oder romantisch ist, sondern immer mit Leid und Schmerz einhergeht. André Hennicke und Marie Bäumer gelingt es, das Gefühlschaos sehr glaubhaft darzustellen.
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Der Theaterregisseur Robert (André Hennicke) und die Krankenhaus-Kinderärztin Marie (Marie Bäumer) sind seit einiger Zeit ein Paar und wohnen auch gemeinsam in einem großzügigen Apartment in Berlin. Robert liebt Marie – soweit es seine Ängste und Neurosen zulassen. Sein Psychotherapeut (Christoph Waltz) kann ihm nicht helfen: Robert vermag Liebe und Sexualität nicht zu vereinbaren. Deshalb reagiert er sich zwar heimlich mit einer Prostituierten im Bordell ab, aber wenn er mit Marie im Bett liegt, ist er impotent. Marie zeigt viel Verständnis für ihn und versucht alles, um seine Begierde zu erregen, aber er verkrampft sich nur bei dem vergeblichen Versuch, eine Erektion zu bekommen.

Dann erfährt Robert auch noch durch einen Anruf seines Vaters Klaus (Vadim Glowna), dass dieser unheilbar krebskrank ist und nicht mehr lang zu leben hat. Obwohl sich der Schriftsteller nie viel um seinen Sohn kümmerte und die beiden seit Jahren kaum noch Kontakt hatten, fährt Robert sofort zu ihm. Klaus kann sich aufgrund der fortgeschrittenen Krebserkrankung nicht mehr konzentrieren und sieht keine Möglichkeit mehr, seinen neuen Roman fertigzustellen. Er gibt sich auf.

Klaus‘ Lebensgefährtin Brigitte (Hilde Van Mieghem) fühlt sich durch die Pflege des Todkranken erschöpft und verlangt von Robert, dass er sie ablöst, aber dazu ist dieser nicht bereit.

Unmittelbar nachdem Klaus gestorben ist, erfährt Marie bei einer gynäkologischen Untersuchung durch einen Kollegen (Ralf Bauer), dass sie schwanger ist. Die Befruchtung erfolgte offenbar beim einzigen erfolgreichen Koitus mit Robert in den letzten Monaten. Das Paar freut sich ungemein.

Die ältere Hauptdarstellerin Hannelore (Ingrid van Bergen) bricht während der Proben zu Roberts neuer Inszenierung auf der Bühne zusammen, und der Arzt rät ihr dringend von weiteren Auftritten ab.

In seiner Verzweiflung lässt Robert sich mit dem schwulen, rauschgiftsüchtigen Theaterkollegen Wolfgang (Herbert Knaup) ein, der ihn mit nach Monte Carlo nehmen möchte. Marie ertappt die beiden zusammen im Bad beim Schnupfen von Kokain.

Wenige Tage später kommt Robert von einem Besuch bei der Prostituierten nach Hause und merkt erst jetzt, dass seine Unterhose und seine Genitalien mit Menstruationsblut verschmiert sind. Marie hat ihm beim Ausziehen zugesehen und kommt auf diese Weise dahinter, dass Robert ins Bordell geht. Sie verlangt von ihm, sie hinzuführen und ihm die Prostituierte zu zeigen. Zufällig kennt sie Laura (Eva Habermann) und weiß, dass die aus Russland stammende Prostituierte HIV positiv ist, denn im Krankenhaus behandelt sie Lauras kleinen, krebskranken Sohn.

Marie ist erschüttert darüber, dass Robert sich und sie dem Risiko einer Aids-Erkrankung ausgesetzt hat. Sie sieht keinen Sinn mehr darin, weiter für ihre Liebe zu kämpfen. Allein nimmt sie sich im Forum-Hotel am Alexanderplatz ein Zimmer und schneidet sich in der Badewanne die Pulsadern auf [Suizid].

Robert kennt die einige Jahre alten Narben an Maries Handgelenken und begreift plötzlich, dass sie sehr viel verletzlicher ist, als er glaubte. Aufgeregt sucht er sie, aber ihr Hotelzimmer ist leer: Marie besann sich kurz vor seinem Eintreffen, stieg aus der Badewanne, verband sich die Handgelenke und ist inzwischen im Zug unterwegs zu ihren Eltern (Hermann Beyer, Jutta Hoffmann).

Im Elternhaus erleidet Marie eine Fehlgeburt. Um sicherzugehen, dass sie nicht noch einmal versucht, sich das Leben zu nehmen, wird sie vorübergehend in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen und dort von einer Ärztin (Nina Petri) betreut.

Robert besucht sie und geht mit ihr im Park spazieren.

Bei der nächsten Probe im Theater findet er das Pathos seines Stückes unerträglich und läuft davon.

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„Der Alte Affe Angst“ ist eine kammerspielartige, schonungslose Auseinandersetzung mit dem Thema Liebe, die bei Oskar Roehler nie glücklich oder romantisch ist, sondern immer mit Leid und Schmerz einhergeht. André Hennicke und Marie Bäumer gelingt es, das Gefühlschaos sehr glaubhaft darzustellen. Außergewöhnlich sind nicht zuletzt die unkontrollierten Schreikrämpfe Maries. Für diese Rolle wurde Marie Bäumer 2003 mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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