Chéri

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Chéri

Chéri. Eine Komödie der Eitelkeiten – Originaltitel: Chéri – Regie: Stephen Frears – Drehbuch: Christopher Hampton nach den Romanen "Chéri" und "Chéris Ende" von Colette – Kamera: Darius Khondji – Schnitt: Lucia Zucchetti – Musik: Alexandre Desplat – Darsteller: Michelle Pfeiffer, Kathy Bates, Rupert Friend, Felicity Jones, Frances Tomelty, Iben Hjejle, Tom Burke, Anita Pallenberg, Harriet Walter u.a. – 2009; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Paris in der Belle Époque. Bei Charlotte Peloux und Léa de Lonval handelt es sich um zwei ehemalige Kurtisanen, die durch ihre Arbeit reich geworden sind. Charlottes 19-jähriger Sohn Fred, ein verwöhnter Müßiggänger, lässt sich auf eine Affäre mit Léa ein. Sie hat sich nie auf die romantische Liebe eingelassen, das wäre nicht professionell gewesen. Mit Fred, den sie Chéri nennt, will sie das ebenso halten. Erst als Chéri von seiner Mutter verheiratet wird, merken beide, dass sie sich ernsthaft verliebt haben ...
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Kritik

"Chéri" ist eine Tragikomödie über starke Frauen und das Altern, aber auch über Lebenslügen und die Gedankenlosigkeit in Beziehungen. Optisch überzeugt die Roman-verfilmung, aber Stephen Frears konnte sich nicht zwischen einem ironisches Gesellschaftsporträt und einem Melodram entscheiden.
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Paris in der Belle Époque. Fred (Rupert Friend), ein 19-jähriger Müßiggänger, ist der verwöhnte Sohn der ehemaligen Kurtisane Charlotte Peloux (Kathy Bates), die ihm ein Luxusleben ermöglicht. Gelangweilt und seiner zahlreichen Affären überdrüssig, lässt er sich mit Léa de Lonval (Michelle Pfeiffer) ein, einer früheren Konkurrentin seiner Mutter, die inzwischen zu deren Freundeskreis gehört. Die gebildete, geistreiche, weltgewandte, selbstständige und noch immer schöne Frau hat sich gerade ebenfalls ins Privatleben zurückgezogen, und aufgrund des erarbeiteten Reichtums fehlt es ihr an nichts. Um ihr Wohl kümmern sich Bedienstete wie die Haushälterin Rose (Frances Tomelty) und der Gärtner Marcel (Joe Sheridan).

Léa hat sich nie auf die romantische Liebe eingelassen, das wäre nicht professionell gewesen. Mit Fred, den sie Chéri nennt, will sie das ebenso halten. Sie genießt es, von einem jungen Mann begehrt zu werden, der ihr Sohn sein könnte und schläft gern mit ihm, doch über Liebe wird nicht gesprochen. Zu ihrer Überraschung dauert die Affäre an.

Nach sechs Jahren eröffnet Charlotte der Geliebten ihres Sohnes, sie habe mit der ebenfalls reich gewordenen Kollegin Marie Laure (Iben Hjejle) eine gute Partie für ihn arrangiert. Er soll deren 18-jährige Tochter Edmée (Felicity Jones) heiraten. Léa, die schon viel früher damit rechnete, von Chéri verlassen zu werden, kauft ihm zum Abschied eine kostbare Perle.

Die trägt er bei der Trauung. Die Flitterwochen verbringt das junge Paar in Italien.

Erst als Chéri fort ist, begreift Léa, dass sie ihn liebt.

Als sie bei Charlotte zu Besuch ist, erträgt sie das Getue Lilis (Gaye Brown), einer exaltierten älteren Frau, mit ihrem minderjährigen Lover Guido (Rollo Weeks) nicht.

Um ihren Liebeskummer zu vergessen, reist sie kurz entschlossen mit Rose nach Biarritz und nimmt sich ein Zimmer in einem Luxushotel, das früher eines ihrer Jagdreviere war. Als sie auf dem Balkon steht, fällt ihr ein Adonis auf, der seine kräftigen Muskeln mit Hanteln trainiert. Er ist mit seiner Mutter hier. Die bittet Léa beim Abendessen an ihren Tisch. Danach nimmt Léa den jungen Mann mit aufs Zimmer. Aber er ist kein Ersatz für Chéri.

Der kommt entnervt aus Italien zurück. Auch ihm wurde inzwischen bewusst, dass Léa und er sich etwas vormachten, als sie so taten, als handele es sich bei ihrer Beziehung bloß um eine unverbindliche Affäre. Nun erfährt er von seiner Mutter, dass Léa verreist und Gerüchten zufolge mit einem neuen jungen Liebhaber zusammen ist. Verzweifelt lässt er Edmée sitzen, zieht ins Hotel und stürzt sich erneut ins Pariser Nachtleben.

Als Léa zu Ohren kommt, dass Chéri seine Frau verlassen hat, bricht sie ihren Aufenthalt in Biarritz ab. Erfreut darüber, dass Léa wieder in Paris ist, kehrt Chéri zu Edmée zurück, denn er stellt sich nun eine Dreiecksbeziehung mit einer Ehefrau und einer Geliebten vor. Nach Mitternacht taucht er unangemeldet bei Léa auf. Ein Smaragdring weckt seine Eifersucht, aber Léa hat in sich selbst gekauft und versichert ihm, es gebe keinen Rivalen. Sie gestehen sich ihre Liebe und gehen miteinander ins Bett. Léa, die davon ausgeht, dass Chéri sich scheiden lässt, fängt sogleich an, die gemeinsame Zukunft zu organisieren.

Chéri lehnt sich dagegen auf, von Léa ebenso wie von seiner Mutter bevormundet zu werden. Durch das Zusammenleben mit einer jüngeren Frau ist er erwachsener geworden. Léa begreift, dass er gar nicht vorhat, sich scheiden zu lassen. Als sie ihm erklärt, dass er sie nicht als Geliebte neben seiner Frau haben könne, geht er.

Er fühlt sich nun frei. Erst sehr viel später begreift er, dass sie beide bestraft wurden, Léa, weil sie so viel älter ist, und er, weil er die einzige Frau aufgab, die er hätte lieben können. Er holt seinen alten Revolver hervor und erschießt sich [Suizid].

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Die Tragikomödie „Chéri“ basiert auf zwei Romanen der französischen Schriftstellerin Colette: „Chéri“ (1920) und „Chéris Ende“ (1926).

Die Geschichte spielt im Paris der Belle Époque. Christopher Hampton (Drehbuch) und Stephen Frears (Regie) führen uns in die Demimonde erfolgreicher Kurtisanen, die zwar ihre Tätigkeit aus Altersgründen nicht mehr ausüben können, denen es jedoch aufgrund des erarbeiteten Reichtums an nichts fehlt. Das wirkt sehr modern; man denkt dabei an arrivierte Geschäftsfrauen, die erst an ein Privatleben denken, wenn sie den Zenit ihrer Karriere überschritten haben. „Chéri. Eine Komödie der Eitelkeiten“ ist ein Film über starke Frauen und das Altern, aber auch über Lebenslügen, Selbsttäuschungen und die Gedankenlosigkeit in Beziehungen.

Wie in Stephen Frears Romanverfilmung „Gefährliche Liebschaften“ werden spitzzüngige Formulierungen in „Chéri. Eine Komödie der Eitelkeiten“ als Waffe benutzt. Da sagt beispielsweise Charlotte Peloux zu Léa de Lonval: „Sie duften so gut! Finden Sie nicht auch, dass nun, da die Haut etwas schlaffer wird, das Parfüm sich besser hält?“

Die Ausstattung ist prächtig, und die Bilder sind nicht nur opulent, sondern auch wie Gemälde arrangiert. Optisch überzeugt „Chéri. Eine Komödie der Eitelkeiten“, aber Stephen Frears konnte sich offenbar nicht zwischen einem ironischen Gesellschaftsporträt und einem gefühlsstarken Melodram entscheiden.

Deutsche Synchronisation von „Chéri. Eine Komödie der Eitelkeiten“ (Buch und Regie: Beate Klöckner): Katja Nottke (Léa de Lonval), Regina Lemnitz (Charlotte Peloux), Tobias Nath (Chéri), Jill Böttcher (Edmée), Kathrin Zimmermann (Marie Laure), Sonja Deutsch (Rose), Judy Winter (Erzählerin), Peter Fricke (Erzähler) u. a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

Colette (tabellarische Biografie)

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