Kleine schmutzige Tricks

Kleine schmutzige Tricks

Kleine schmutzige Tricks

Kleine schmutzige Tricks – Originaltitel: Dirty Pretty Things – Regie: Stephen Frears – Drehbuch: Steve Knight – Kamera: Chris Menges – Schnitt: Mick Audsley – Musik: Nathan Larson – Darsteller: Chiwetel Ejiofor, Audrey Tautou, Sergi López, Sophie Okonedo, Benedict Wong, Zlatko Buric, Damon Younger, Paul Bhattacharjee u.a. – 2002; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der nigerianische Arzt Okwe lebt illegal in London, arbeitet tagsüber als Taxifahrer, nachts als Hotelportier und schläft auf einer Couch, die ihm die türkische Asylbewerberin Senay Gelik zur Verfügung stellt, wenn sie nicht in ihrer Wohnung ist, sondern Zimmer im Hotel putzt. Als Okwe herausfindet, dass der Chefportier einen heimlichen Organhandel betreibt und Senay bereit ist, eine Niere zu spenden, um einen Pass zu bekommen, mit dem sie in New York ein neues Leben anfangen kann, greift er ein ...
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Kritik

"Kleine schmutzige Tricks" ist eine Mischung aus Gesellschaftskritik, Milieustudie, Thriller, Lovestory und Großstadtmärchen. Trotz des ernsten Themas gibt es auch komische und romantische Szenen.
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Der nigerianische Flüchtling Okwe (Chiwetel Ejiofor) lebt illegal in London, arbeitet tagsüber als Taxifahrer, nachts als Hotelportier und schläft auf einer Couch, die ihm die zweiundzwanzigjährige türkische Asylbewerberin Senay Gelik (Audrey Tautou) vormittags zur Verfügung stellt, wenn sie nicht in ihrer Wohnung ist, sondern Zimmer in dem Hotel putzt, in dem auch Okwe beschäftigt ist.

Eines Nachts entdeckt Okwe in der verstopften Toilette eines der Hotelzimmer ein menschliches Herz. Er packt es in einen Beutel, zeigt es am Morgen dem eitlen Chefportier Juan (Sergi López) und drängt ihn, die Polizei anzurufen, aber Juan weist darauf hin, dass Okwe illegal in England lebt und wohl lieber nichts mit den Behörden zu tun hätte.

Okwe, der in Nigeria als Arzt tätig war, hilft anderen Flüchtlingen in London, indem er ihnen notwendige Medikamente verschafft, die sein Freund Guo Yi (Benedict Wong) für ihn aus der Apotheke des Krankenhauses stiehlt, in dem der chinesische Immigrant die Aufgabe hat, Abfälle aus den Operationssälen zu verbrennen.

Durch einen Hinweis aus der Nachbarschaft wird die Einwanderungsbehörde auf Senay aufmerksam: Sie soll einen afrikanischen Flüchtling bei sich untergebracht haben. Im letzten Augenblick entkommt Okwe durchs Fenster. Aber die beiden Beamten verdächtigen nun Senay, einer Arbeit nachzugehen, obwohl ihr das während des Asylverfahrens verboten ist. Deshalb lauern sie ihr am nächsten Morgen im Hotel auf. Okwe bittet seinen älteren russischen Kollegen Iwan (Zlatko Buric), der sich gerade in einem der Zimmer mit der Prostituierten Juliette (Sophie Okonedo) abmüht, Senay zu warnen. Unmittelbar vor dem Eingang fängt Iwan sie ab.

Weil Senay es nicht wagt, weiter im Hotel zu arbeiten, fängt sie als Näherin in einer Textilfabrik an. Zwei Tage später suchen die Beamten von der Einwanderungsbehörde dort nach ihr, und der asiatische Unternehmer erpresst Senay daraufhin zu Oralsex. Andernfalls werde er sie melden, droht er.

Senay und Okwe haben sich verliebt, doch der Afrikaner lässt keine Romanze zu: „Für dich und mich geht es nur ums Überleben“, behauptet er düster.

In Juans Büro stößt Okwe auf zwei Afrikaner. Einer von ihnen stöhnt vor Schmerzen, und als Okwe nachsieht, entdeckt er eine schlecht vernähte Wunde in der Nierengegend. Er rät den beiden, sich ins Krankenhaus fahren zu lassen, aber davon wollen sie nichts wissen.

Als Juan herausfindet, dass Okwe Arzt ist, offenbart er ihm, was dieser ohnehin bereits ahnt: Der Chefportier betreibt einen illegalen Organhandel und lässt die Spender heimlich nachts im Hotel operieren. Weil immer wieder Spender aufgrund nachlässig durchgeführter Operationen sterben oder entnommene Organe unbrauchbar werden, drängt Juan den nigerianischen Arzt, die Eingriffe zukünftig vorzunehmen und zeigt ihm das Foto eines todkranken achtjährigen Mädchens, das dringend einer Organtransplantation bedarf. Juan kennt keine Skrupel und meint, alle Beteiligten könnten zufrieden sein: Die Spender bekommen von ihm gefälschte Pässe, die Kranken die benötigten Organe, und er wird dafür gut bezahlt. Okwe soll für seine Beteiligung einen Pass bekommen.

Als der Textilfabrikant in jeder Pause von Senay befriedigt werden will, hält sie es nicht mehr aus, beißt ihn in den Penis und läuft davon. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Juan: Um einen Pass zu bekommen, mit dem sie in New York ein neues Leben anfangen kann, ist sie bereit, eine Niere herzugeben. Juan quartiert sie in einem der Hotelzimmer ein und verlangt von ihr erst einmal Sex. Dabei ist er weniger rücksichtsvoll als der Asiate, der sich mit Fellatio begnügte, um der Muslimin nicht die Jungfräulichkeit zu rauben: Juan defloriert Senay brutal im Stehen.

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Okwe findet heraus, dass Senay am nächsten Tag eine Niere entnommen werden soll. Er stellt sich Juan als Arzt zur Verfügung. Mit Hilfe von Guo besorgt Okwe sich im Krankenhaus sterile Tücher und Instrumente. Im Hotelzimmer bereitet er die Operation vor. Als Juan hereinkommt, liegt Senay mit geschlossenen Augen unter einem Operationstuch auf dem Bett. Nachdem Okwe die beiden Pässe erhalten hat, fordert er Juan auf, ihm zu assistieren und reicht ihm vorher noch eine Flasche Bier: „Damit ihre Hände nicht zittern.“ Juan trinkt und verliert nach wenigen Minuten das Bewusstsein. Senay springt auf und hilft Okwe, Juan aufs Bett zu legen. Der Arzt entnimmt dem Organhändler eine Niere und bringt sie in einer von Juliette mit Eis gefüllten Schachtel zur Tiefgarage hinunter, wo Juans Geschäftspartner sie in Empfang nimmt.

Vor dem Hotel wartet Guo mit dem Auto auf Okwe und Senay. Sie verabschieden sich von Juliette, und Okwe fordert Iwan auf, in einer Stunde einen Krankenwagen zu rufen. Guo bringt die beiden zum Flughafen. Unterwegs erklärt Okwe, er könne Senay nicht nach New York begleiten, denn er müsse in Lagos nach seiner siebenjährigen Tochter schauen. Seine Frau war bei einem politisch motivierten Bombenanschlag auf sein Haus ums Leben gekommen.

Senay schreibt Okwe die Adresse ihrer Cousine in New York auf. Auf dem Weg zu ihrem Flugzeug formt sie mit den Lippen still die Worte „Ich liebe dich“, und Okwe antwortet auf die gleiche Weise.

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„Kleine schmutzige Tricks“ („Dirty Pretty Things“) ist eine Mischung aus Gesellschaftskritik, Milieustudie, Thriller, Lovestory und Großstadtmärchen. Obwohl bedrückende Themen wie illegaler Organhandel und Migration im Mittelpunkt stehen, ist es Steve Knight (Drehbuch) und Stephen Frears (Regie) gelungen, komische und romantische Szenen einzubauen. Zu der farbigen Handlung und den Märchenfiguren – mutiger Held, Hure mit Herz – passen auch die bunten Bilder von Chris Menges (Kamera).

Die Premiere fand am 5. September 2002 bei den Filmfestspielen in Venedig statt. In den USA kam „Dirty Pretty Things“ am 18. Juli 2003 ins Kino. In Deutschland gibt es „Kleine schmutzige Tricks“ nur als DVD (seit 14. Juli 2006) und im Fernsehen (Erstausstrahlung am 17. März 2007).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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