True Grit

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True Grit

True Grit. Vergeltung – Originaltitel: True Grit – Regie: Ethan Coen, Joel Coen – Drehbuch: Joel Coen und Ethan Coen, nach einem Roman von Charles Portis – Kamera: Roger Deakins – Schnitt: Ethan und Joel Coen alias Roderick Jaynes – Musik: Carter Burwell – Darsteller: Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper, Domhnall Gleeson, Leon Russom, Elizabeth Marvel, Ed Corbin u.a. – 2010; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Der Zyniker Marshal Cogburn, ein verwahrloster alter Gesetzeshüter, lässt sich gegen Bezahlung darauf ein, einer altklugen und nassforschen Göre dabei zu helfen, den Mörder ihres Vaters zu jagen, hinter dem auch ein Texas Rancher her ist, der sich das Kopfgeld verdienen möchte. Der Verbrecher erweist sich als einfältiger Kerl, kaum unmoralischer als der Marshal an der Seite des Mädchens. Durch die Selbstjustiz der 14-Jährigen wird die Ordnung nicht wiederhergestellt ...
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Kritik

"True Grit", die Neuverfilmung eines Romans von Charles Portis durch die Coen-Brüder, ist ein bedächtiger Abgesang auf die im klassischen Western propagierten Moralvorstellungen.
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Der betrunkene Landarbeiter Tom Chaney (Josh Brolin), der gerade sein Geld verspielt hat, erschießt bei einem Streit in den 1870er Jahren in Fort Smith/Arkansas den Farmer Frank Ross.

Dessen 14-jährige Tochter Mattie (Hailee Steinfeld) fährt mit der Bahn nach Fort Smith, um die Leiche zu identifizieren und einen Sarg für ihren Vater zu kaufen, während die Mutter bei Matties jüngeren Geschwistern Victoria und Little Frank bleibt. Nachdem Mattie den Bestatter (Jarlath Conroy) bezahlt hat, schickt sie den Landarbeiter Yarnell (Roy Lee Jones) mit dem Sarg nach Hause. Sie selbst hat noch einige andere Dinge zu erledigen und übernachtet deshalb in der Leichenhalle.

Tom Chaney ist mit dem Pferd seines Opfers in ein Indianergebiet geflohen, wo er sich der Bande von Lucky Ned Pepper (Barry Pepper) angeschlossen haben soll. Weil das geraubte Tier bei Colonel Stonehill (Dakin Matthews) im Stall stand, macht Mattie ihn für den Verlust verantwortlich. Außerdem will sie von ihm das Geld zurück, das ihr Vater für drei Ponys bezahlte, die ihre Familie jetzt nicht mehr benötigt. Durch ebenso zähes wie intelligentes Feilschen erhält das Mädchen am Ende 320 Dollar von Stonehill.

Die nächsten beiden Nächte verbringt Mattie in der Pension, in der auch ihr Vater ein Zimmer genommen hatte. Allerdings muss sie sich das Bett mit einer schnarchenden alten Frau teilen, weil viele Menschen nach Fort Smith gekommen sind, um eine öffentliche Hinrichtung zu sehen.

Als drei Männer öffentlich gehenkt werden, steht Mattie unter den Zuschauern und erkundigt sich nach dem Sheriff und dem Marshal. Danach beobachtet sie eine Gerichtsverhandlung, bei der Marshal J. Reuben („Rooster“) Cogburn (Jeff Bridges) vorgeworfen wird, einen Kriminellen ohne Not erschossen zu haben. Die Darstellung des verwahrlosten, alkoholkranken Marshals ist zwar widersprüchlich und er muss zugeben, dass er bereits 23 Männer tötete, aber er geht straffrei aus.

Mattie hält ihn für den Mann, der ihr helfen soll, Tom Chaney zur Rechenschaft zu ziehen. Als sie ihn aufsucht, sitzt er allerdings im Klohäuschen und ist nicht bereit herauszukommen, obwohl sie ihm 50 Dollar für die Ergreifung des Mörders bietet.

Am nächsten Morgen, als Mattie aufwacht, sitzt ein Fremder bei ihr im Zimmer. LaBœuf (Matt Damon), ein Texas Ranger, war bei ihrer Mutter, die ihr ausrichten lässt, dass sie sofort nach Hause kommen soll. LaBœuf ist ebenfalls hinter Tom Chaney her, weil dieser in Texas einen Senator erschoss. Mattie will jedoch nicht zwei Männer bezahlen und hat noch immer vor, Cogburn für die Jagd auf Chaney anzuheuern.

Tatsächlich gelingt es ihr durch Hartnäckigkeit, den versoffenen, im Lager eines chinesischen Ladens hausenden Marshal zu überreden. Er verspricht, am nächsten Morgen mit ihr aufzubrechen. Allerdings verlangt er 100 statt 50 Dollar.

Mattie kauft ein Reitpferd, nimmt den Revolver an sich, den sie bei den Sachen ihres toten Vaters fand, und trifft pünktlich bei Cogburn ein. Der ist allerdings schon fort. Er hat ihr eine Bahnfahrkarte hinterlassen und einen Zettel, auf dem er sie auffordert, zu ihrer Mutter zurückzukehren und ihm die Ergreifung des Mörders zu überlassen.

Kurz entschlossen folgt Mattie ihm. Sie erblickt ihn mit LaBœuf zusammen auf der anderen Seite des Slave River. Offenbar wollen sich die beiden Männer die in Texas auf Chaney ausgesetzte Kopfprämie teilen. Der von ihnen vorsorglich instruierte Fährmann (Ty Mitchell) weigert sich, Mattie überzusetzen, aber die 14-Jährige treibt ihr Pferd ins Wasser und lässt es den Fluss durchschwimmen. LaBœuf will das Mädchen auf keinen Fall dabei haben. Er reißt sie vom Pferd und verprügelt ihr den Hintern, bis ihm Cogburn Einhalt gebietet. Daraufhin reitet LaBœuf allein weiter, und Cogburn nimmt Mattie notgedrungen mit.

Unterwegs erzählt er ihr, dass seine Frau Nola mit dem Sohn zu ihrem ersten Ehemann zurückgekehrt sei und ihn auch Edna, seine zweite Frau verlassen habe.

In einer Baumkrone hängt ein Toter. Ob es sich um Chaney handelt? Mattie klettert hinauf und schneidet den Strick durch. Der Tote fällt zu Boden. Cogburn schaut ihn an, kennt ihn jedoch nicht. Da kommt ein Indianer angetrabt und nimmt die Leiche mit. Kurz darauf taucht ein seltsamer Kauz im Bärenfell und mit einem übergestülpten Bärenkopf auf (Ed Lee Corbin), der behauptet, Zähne ziehen und Krankheiten heilen zu können.

Gegen Abend erreichen Cogburn und Mattie eine Hütte. Während Mattie aufs Dach klettert, ruft Cogburn und begehrt Einlass. Eine Männerstimme aus dem Inneren der Hütte fordert ihn jedoch auf, zu verschwinden. Daraufhin deckt Mattie den Schornstein ab, und der Qualm zwingt die beiden Ganoven, die sich in der Hütte aufhalten, die Türe zu öffnen. Es handelt sich um Emmett Quincy (Paul Rae) und den Jungen Moon (Domhnall Gleeson). Moon hat eine Kugel im Oberschenkel und leidet unter starken Schmerzen. Als er verrät, dass sie Lucky Ned Pepper sahen, trennt ihm Quincy mit einem Messerhieb die Finger der rechten Hand ab und ersticht ihn. Cogburn erschießt daraufhin Quincy. Bevor Moon stirbt, sagt er noch, dass die Bande am Abend zur Hütte kommen wolle.

Cogburn versprach Moon, ihn zu begraben, aber dafür ist der Boden zu stark gefroren.

Der Marshal und das Mädchen legen sich auf die Lauer. Ein einzelner Reiter nähert sich. Es ist LaBœuf. Kurz darauf tauchen einige Männer aus der Bande auf und überraschen den Texas Ranger. Cogburn eröffnet das Feuer. Nur einer der Banditen entkommt. Die anderen liegen tot am Boden. Aber auch LaBœuf wurde in die linke Schulter getroffen. Nachdem Cogburn ihm die beim Sturz halb durchgebissene Zungenspitze abgerissen hat, wirft ihm LaBœuf lispelnd vor, der Schuss, der ihn verletzte, sei von ihm abgegeben worden.

Wie kleine Jungen vergleichen die beiden Männer ihre Schießkünste, in dem sie auf in die Luft geworfene Whiskyflaschen und Maisbrote zielen. Dabei hat der einäugige Cogburn keinen Erfolg, während LaBœuf jedes Mal trifft.

Cogburn, der den ganzen Tag über trinkt, ist am Lagerfeuer so betrunken, dass LaBœuf keine Chance mehr sieht, mit ihm Chaney aufzugreifen. Resigniert will er nach Texas zurückkehren und reitet noch in der Nacht los.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Während der Marshal am nächsten Morgen noch seinen Rausch ausschläft, geht Mattie zum nahen Fluss, um Wasser zu holen. Dabei trifft sie unerwartet auf Chaney, der gerade Pferde tränkt. Mattie schießt auf ihn und verletzt ihn, aber er überwältigt das Mädchen und zerrt es ans andere Ufer, wo Lucky Ned Pepper mit der Bande lagert. Chaney behauptet, nicht das Kind, sondern Marshal Cogburn habe ihn angeschossen.

Weil Mattie so tut, als habe der Marshal 50 Männer bei sich, reitet Ned mit seinen drei Männern los, um Verstärkung zu holen. Chaney bleibt mit Mattie zurück.

Als der Mörder ihr mit einem Messer an die Kehle geht, taucht plötzlich LaBœuf auf und schlägt ihn nieder. Zur gleichen Zeit stellt Cogburn sich den vier Banditen in den Weg. Bei der Schießerei kommen Neds Kumpane ums Leben. Aber Cogburn liegt neben seinem toten Pferd wehrlos am Boden, und Ned zielt mit einem Revolver auf ihn. Bevor er abdrücken kann, tötet LaBœuf den Bandenchef mit einem Fernschuss aus seiner Sharps Rifle.

Im nächsten Augenblick wird LaBœuf von Chaney niedergeschlagen, der inzwischen wieder zu sich gekommen ist. Mattie erschießt den Mörder ihres Vaters mit LaBœufs Gewehr, wird jedoch vom Rückstoß der Waffe umgeworfen und stürzt in eine Höhle, wo sie von einer Schlange gebissen wird.

Cogburn und LaBœuf ziehen sie aus der Höhle. Der Marshal reitet mit der Verletzten los, um sie zum Arzt zu bringen. Als das Pferd zusammenbricht, erschießt Cogburn es und trägt das Mädchen zu einer bewohnten Hütte.

25 Jahre später: Mattie (jetzt: Elizabeth Marvel) hat durch den Schlangenbiss einen Arm verloren. Als sie damals zu sich kam, war Cogburn bereits fort und sie konnte sich nicht bei ihm bedanken. Kürzlich teilte er ihr in einem Brief mit, dass er in einer Wild West Show auftrete und lud sie ein, sich das anzusehen. Als Mattie hinkommt, erfährt sie, dass Cogburn vor drei Tagen starb.

Von LaBœuf hat sie nie wieder etwas gehört.

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Bei „True Grit“ handelt es sich um eine Neuverfilmung des gleichnamigen Romans von Charles Portis aus dem Jahr 1968 („Die mutige Mattie“ / „True Grit“, Übersetzung: Richard K. Flesch, Rowohlt Verlag, Reinbek 1969) durch die Brüder Ethan Coen und Joel Coen. Die ursprüngliche Verfilmung stammt von Henry Hathaway. John Wayne bekam damals für die Rolle einen „Oscar“.

Der Marshal (Kino) / Der Marshall (DVD) – Originaltitel: True Grit – Regie: Henry Hathaway – Drehbuch: Marguerite Roberts, nach dem Roman „True Grit“ von Charles Portis – Kamera: Lucien Ballard – Schnitt: Warren Low – Musik: Elmer Bernstein – Darsteller: John Wayne, Kim Darby, Glen Campbell, Jeremy Slate, Robert Duvall, Dennis Hopper, Alfred Ryder, Strother Martin, Jeff Corey, Ron Soble u.a. – 1969; 125 Minuten

„True Grit“ kann man als Hommage an das Genre des Western und als Abgesang auf die im klassischen Western propagierten Moralvorstellungen verstehen. Ein verwahrloster alter Gesetzeshüter, ein Zyniker, dem es nichts ausmacht, Männer zu erschießen, lässt sich gegen Bezahlung darauf ein, einer altklugen und vorlauten, nassforschen und unerschrockenen Göre dabei zu helfen, den Mörder ihres Vaters zu jagen, hinter dem auch ein Texas Rancher her ist, der sich das Kopfgeld verdienen möchte. Der Verbrecher taucht erst auf, als die Hälfte des Films bereits vorbei ist und erweist sich als einfältiger Kerl, kaum unmoralischer als der Marshal an der Seite des Mädchens. Durch seinen Tod wird die Ordnung nicht wiederhergestellt. Dass das Kind durch die Selbstjustiz seine Unschuld verliert, symbolisiert ein Schlangenbiss.

Auch wenn die eine oder andere Szene wohl parodistisch gemeint ist, verzichten die Coen-Brüder in „True Grit“ weitgehend auf Ironie. Skurril ist vor allem der Auftritt eines durch die Gegend reitenden Dendisten im Bärenfell.

Erzählt wird die schlichte Geschichte aus der Perspektive des Mädchens. Auf die Rolle der 14-jährigen Mattie, die von der bei den Dreharbeiten erst 13 Jahre alten Hailee Steinfeld eindrucksvoll gespielt wird, auch wenn das im Drehbuch vorgeschriebene altkluge Gerede nervt, bezieht sich der Titel „True Grit“, der mit „echter Mumm“ übersetzt werden kann. Ihren an Jack in „König der Fischer“ und den Althippie Jeff Lebowski („The Dude“) in „The Big Lebowski“ erinnernden Partner verkörpert Jeff Bridges.

Für einen Western gibt es in „True Grit“ nur wenige Schießereien. Bemerkenswert ist es, wie viel Zeit Ethan Coen und Joel Coen nach einem Gewehrschuss von LaBœuf vergehen lassen, bis der Getroffene in der Ferne vom Pferd kippt. Dazu passt auch die bedächtige Erzählweise.

Mit „True Grit“ wurden im Februar 2011 die 61. Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet.

In zehn Kategorien wurde „True Grit“ für einen „Oscar“ nominiert (Film, Drehbuch, Regie, Hauptdarsteller Jeff Bridges, Hauptdarstellerin Hailee Steinfeld, Kamera, Szenenbild, Kostüme, Ton, Tonschnitt). Am Ende ging der Film jedoch leer aus.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

Joel und Ethan Coen (Kurzbiografie / Filmografie)

Ethan und Joel Coen: Blood Simple. Eine mörderische Nacht
Ethan und Joel Coen: Arizona Junior
Ethan und Joel Coen: Miller’s Crossing
Ethan und Joel Coen: Barton Fink
Ethan und Joel Coen: Hudsucker. Der große Sprung
Ethan und Joel Coen: Fargo
Ethan und Joel Coen: The Big Lebowski
Ethan und Joel Coen: O Brother, Where Art Thou? Eine Mississippi Odyssee
Ethan und Joel Coen: Der unauffällige Mr Crane. The Man Who Wasn’t There
Ethan und Joel Coen: Ein (un)möglicher Härtefall
Ethan und Joel Coen: Ladykillers
Ethan und Joel Coen: No Country for Old Men
Ethan und Joel Coen: Burn After Reading
Ethan und Joel Coen: A Serious Man
Ethan und Joel Coen: Inside Llewyn Davis

Urs Widmer - Im Kongo
Der zum Teil höchst komische Roman "Im Kongo" ist eine Farce auf die Heuchelei der Gesellschaft und auf sinnlos gewordene Rituale des Alltags sowie eine Anklage gegen Rassismus; außerdem eine liebevolle Hommage des Autors an Joseph Conrads "Herz der Finsternis".
Im Kongo