Der Schlachter

Der Schlachter

Der Schlachter

Der Schlachter – Originaltitel: Le boucher – Regie: Claude Chabrol – Drehbuch: Claude Chabrol – Kamera: Jean Rabier – Schnitt: Jacques Gaillard – Musik: Pierre Jansen – Darsteller: Stéphane Audran, Jean Yanne, Roger Rudel, Mario Beccaria, Pascal Ferone, William Guerault, Mario Beccara, Antonio Passalia, William Guérault, Pasquale Ferone u.a. – 1970, 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der durch seine Erlebnisse im Indochinakrieg traumatisierte Schlachter Popoul verliebt sich in die einsame Lehrerin Hélène, die sich zwar auf eine Freundschaft mit ihm einlässt, aber aufgrund einer schlimmen Erfahrung vor der Liebe zurückschreckt. Als sie auf die Leiche einer erstochenen jungen Frau stößt und daneben das Feuerzeug findet, das sie Popoul kürzlich schenkte, bricht für sie erneut eine Welt zusammen ...
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Kritik

Inzwischen wirkt der Psychothriller "Der Schlachter" von Claude Chabrol steif und altmodisch, aber als düstere Parabel ist er noch immer sehenswert.

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Als Hélène (Stéphane Audran) vor zehn Jahren eine große Enttäuschung mit einem Mann erlebte, benötigte sie drei Jahre, um darüber hinwegzukommen. Seither arbeitet sie als Lehrerin in einer Provinzstadt. Als sich der Schlachter Popoul (Jean Yanne) bei einer Hochzeitsfeier in sie verliebt, lässt sie sich zwar auf eine Freundschaft mit ihm ein, bittet ihn jedoch, sie nicht zu küssen. Popoul, der sagt, er habe seinen Vater, der auch Schlachter gewesen war, gehasst, erzählt viel von seinen grauenvollen Erlebnissen im Indochinakrieg.

In der Nähe des Ortes wird die Leiche eines erstochenen Mädchens gefunden. Gendarmen aus der nächsten größeren Stadt ermitteln in dem Mordfall. Doch bevor sie eine Spur finden, stößt Hélène bei einem Schulausflug mit ihrer Klasse auf die Leiche der Braut, bei deren Hochzeit sie neben dem Schlachter saß. Neben der Toten liegt das Feuerzeug, das sie ihrem neuen Freund vor ein paar Tagen schenkte. Unbemerkt nimmt sie es an sich und legt es zu Hause in eine Schublade. Sie hält Popoul für den gesuchten Serienmörder, verrät ihn aber nicht.

Als er ihr Cognac-Kirschen bringt und Feuer gibt, sieht sie das Feuerzeug in seiner Hand. Er hat es also doch nicht verloren. Der Mörder muss zufällig das gleiche Feuerzeug gehabt haben. Hélène weint vor Freude.

Ein weiteres Mädchen wird ermordet.

Popoul streicht Wände und Decken ihrer Wohnung. Als er einen Lappen sucht, um Farbflecke wegzuwischen, entdeckt er das Feuerzeug in der Schublade, nimmt es an sich und geht.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Hélène bemerkt das Fehlen des Feuerzeugs, ahnt die Zusammenhänge und verriegelt in panischer Angst die Türen. Der Schlachter möchte sie unbedingt sprechen, aber sie lässt ihn nicht herein und vertröstet ihn auf den nächsten Morgen. Es gelingt Popoul dennoch, ins Haus zu kommen. Mit einem Schlachtermesser in der Hand geht er auf sie zu. Er könne nicht anders, als die Mädchen zu erstechen, erklärt er. Es komme über ihn. Nur in Hélènes Nähe fühle er sich gut. Er habe nächtelang an sie gedacht. Als er merkte, dass er das Feuerzeug verloren hatte, fuhr er in die nächste Stadt und kaufte ein neues, das genauso aussah wie das geschenkte, um sie zu täuschen. Angsterfüllt starrt Hélène den Schlachter an. Plötzlich sticht er zu, rammt sich das Messer in den Bauch – und bittet sie, ihm zu helfen. Hélène zieht ihm das Messer heraus und gibt ihm ein Tuch, das er auf die Wunde pressen soll, während sie ihn zum Auto bringt und ins Krankenhaus fährt.

Dort stirbt der Schlachter noch im Aufzug.

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In dem Psychothriller „Der Schlachter“ zeichnet Claude Chabrol das Porträt eines psychisch gestörten Mannes, der eine Lehrerin über alles liebt, ein unauffälliges Leben führt und den Ort aber auch als unerkannter Serienmörder in Angst und Schrecken versetzt. Parallel dazu sehen wir eine traumatisierte Frau, die sich zu dem Schlachter hingezogen fühlt und ihn nicht verrät, als sie durchschaut, dass es sich bei ihm um den gesuchten Mörder handelt. Wieder einmal leuchtet Claude Chabrol in die Abgründe, die hinter der scheinbar heilen Fassade des bürgerlichen Lebens klaffen.

Inzwischen wirkt „Der Schlachter“ steif und altmodisch, aber als düstere Parabel ist der Film noch immer sehenswert.

Die Hauptdarstellerin Stéphane Audran war übrigens mit Claude Chabrol verheiratet.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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