Charlotte Link : Die Entscheidung

Die Entscheidung
Die Entscheidung Originalausgabe Blanvalet Verlag, München 2016 ISBN 978-3-7645-0441-0, 576 Seiten ISBN 978-3-7341-0522-7 (Taschenbuch) ISBN 978-3-641-19980-7 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Als ein Übersetzer aus Hamburg an der Riviera einer jungen Französin in Not hilft, gerät er in einen lebensgefährlichen Strudel von Ereignissen, denn sie wird von einer Verbrecherorganisation verfolgt, die schöne junge Frauen in Osteuropa mit falschen Versprechungen ködert, diese z.B. nach Paris verschleppt und zur Prostitution zwingt.
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Kritik

Charlotte Link veranschaulicht, wie mitunter in bester Absicht Entscheidungen getroffen werden, die fatale Konsequenzen haben. "Die Entscheidung" ist ein spannender Krimi, keine psychologische Studie, aber Charlotte Link gibt sich nicht mit einem Räderwerk von Ereignissen zufrieden, sondern beschäftigt sich auch mit den Charakteren der Figuren und ihren Beweggründen.
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La Cadière / Les Lecques, 14. Dezember 2015

Eigentlich wollte Simon Lemberger die Weihnachtszeit mit der 12-jährigen Tochter und dem drei Jahre jüngeren Sohn zusammen im Ferienhaus seines Vaters in La Cadière zwischen Toulon und Marseille verbringen. Aber im letzten Augenblick erklärt ihm seine Ex-Frau Maya am Telefon, dass die Kinder lieber bei ihr und ihrem Lebensgefährten Leon bleiben. Simon hat in Hamburg ebenfalls wieder eine neue Beziehung, aber Kristina Dembrowski, deren Ehe vor fünf Jahren zerbrach, ist verärgert darüber, dass er sie zunächst nicht in Südfrankreich dabei haben wollte, weil die Kinder noch nichts von ihr wissen. Die 41-jährige Geschäftsführerin eines Unternehmens in Hamburg lässt sich nicht zum Lückenbüßer machen. Sie wirft dem ein Jahr jüngeren Übersetzer vor, er versuche es allen recht zu machen und lasse sich zum Beispiel von Maya auch zwei Jahre nach der Scheidung noch immer manipulieren.

„[…] dass du nicht lebst, wie du es möchtest. Das ist der rote Faden. Ob es um deinen Vater, deine Exfrau oder um deine Kinder geht – jeder macht mit dir, was er will. Und zwar deshalb, weil du es geschehen lässt. Weil du immerzu Gründe findest, dich den Forderungen, den Ansprüchen oder dem Willen der anderen unterzuordnen. Aus Rücksichtnahme oder Mitgefühl oder Verständnis oder was weiß ich.“

Bei einem Spaziergang am Strand von Les Lecques trifft Simon auf zwei Männer, die mit einer jungen, verwahrlosten und augenscheinlich magersüchtigen Frau streiten. Nathalie Boudin ist 20 Jahre alt und wurde in einem der leerstehenden Ferienapartments erwischt. Sie habe sich dort eingenistet, schimpft der Hausmeister. Simon schlichtet die Auseinandersetzung, indem er für die beiden aufgebrochenen Türschlösser bezahlt und seinen Namen mit der Adresse in La Cadière hinterlässt. Und weil er die junge Frau nicht im Winter im Freien übernachten lassen kann, nimmt er sie mit ins Haus seines Vaters.

Nathalie befürchtet, dass sie vor fünf Tagen in Lyon einen Mann umgebracht habe, dem sie in die Wohnung gefolgt war, weil er ihr etwas zu Essen angeboten hatte. Als Yves versuchte, sie zu vergewaltigen, schlug sie ihn mit einer Flasche nieder und ließ bei der Flucht ihre Handtasche mit Ausweis, Geld und Handy zurück.

Lyon, 15. Dezember 2015

Weil Nathalie panische Angst vor der Polizei hat, ruft Simon nicht dort an, sondern fährt stattdessen mit dem Mädchen nach Lyon.

Yves Wohnungstüre ist unverschlossen. Er liegt mit durchgeschnittener Kehle auf dem Küchenboden. Die Leiche ist noch warm. Offenbar überlebte er Nathalies Schlag mit der Flasche und wurde soeben erst ermordet. Nathalie fleht Simon an, nicht die Polizei zu verständigen. Ohne nach der Handtasche zu suchen, kehren die beiden zum Auto zurück.

Nathalie Boudin, Metz / Paris, 2002 – 2015

Als Nathalie sieben Jahre alt war, verließ der Vater sie und ihre alkoholkranke Mutter in Metz. Später fiel Nathalie wegen ihrer Magersucht einer Lehrerin am Gymnasium auf. Weil deren Versuche, mit ihrer Mutter zu sprechen, allesamt scheiterten, schaltete sie schließlich das Jugendamt ein. Die Mutter musste zum Alkohol- und Tablettenentzug in eine Klinik, und weil der Vater nicht bereit war, die Tochter aufzunehmen, kam sie zu einer geschiedenen Frau namens Éliane.

Mit 17 verliebte sich Nathalie in den sieben Jahre älteren Kurierfahrer Jérôme Deville, und als dieser ein Jahr später zu der Spedition Denegri Transports in Paris wechselte, wartete Nathalie bis zu ihrem 18. Geburtstag, brach dann die Schule kurz vor dem Baccalauréat ab und zog zu ihm in die Banlieue.

Am 8. Dezember 2015 rief Jérôme sie während einer Speditionsfahrt nach Kopenhagen an. Er forderte sie nachdrücklich auf, Paris sofort zu verlassen und im Ferienapartment seines Onkels in Les Lecques an der Riviera auf ihn zu warten. Als Anhalterin schaffte Nathalie es zunächst bis nach Lyon. Von dort flüchtete sie dann nach der Begegnung mit Yves weiter.

Les Lecques / La Cadière / Marseille, 15./16. Dezember 2015

Ob Jérôme es inzwischen nach Les Lecques geschafft hat? Simon und Nathalie finden das Ferienapartment seines Onkels, dessen Schlösser noch nicht ausgetauscht wurden, durchwühlt und verwüstet vor.

In der Parkbucht gegenüber dem Ferienhaus von Simons Vater in La Cadière steht ein fremdes Auto. Warten die Verbrecher bereits auf Simon und Nathalie?

„Wenn die von dem Apartment [in Les Lecques] wussten, werden sie auch herausbekommen haben, wer dort zuständig ist. Dann haben sie sicher den Hausmeister aufgesucht …“

Simon und Nathalie ziehen es vor, in einem Hotel zu übernachten.

Am nächsten Morgen finden sie die Parkbucht leer vor. Aber in das Ferienhaus wurde eingebrochen. Im Inneren sieht es noch schlimmer als in dem Apartment am Strand aus. Augenscheinlich handelt es sich nicht um einen Raub, denn es liegen wertvolle Gegenstände herum.

„Was ist denn hier passiert?“, fragt jemand auf Deutsch. Es ist Kristina Dembrowski. Sie flog doch noch von Hamburg nach Marseille. Bei dem Auto in der Parkbucht handelte es sich um ihren Mietwagen. Sie wundert sich nicht nur über die Verwüstung im Haus, sondern auch über die halb so alte Frau, mit der Simon – wie er selbst sagt – die Nacht in einem Hotel verbrachte.

Simon bleibt nichts anderes übrig, als die Police municipale zu verständigen. Thierry Leboyer und Thérèse Perrin sehen sich um und befragen Simon, Kristina und Nathalie.

Kristina bedauert ihren Entschluss, und nachdem sich die Polizisten verabschiedet haben, sagt sie:

„Ich mache, was ich will, und ich will jetzt nach Hause!“

Kurz entschlossen fährt sie zum Flughafen Marseille-Marignane. Während sie sich noch an einem Schalter nach Flügen erkundigt und erfährt, dass es vor dem nächsten Morgen keine Möglichkeit gibt, nach Hamburg zu starten, wird sie von zwei Herren angesprochen: „Kristina Dembrowski?“ Die beiden zücken Ausweise und stellen sich als Kommissare der Police nationale vor. Sie hätten ein paar Fragen, sagen sie, und würden sie dann in ein Hotel bringen.

Les Lecques, 17. Dezember 2015

Weil das Haus in La Cadière unbewohnbar ist, mietet Simon eines der Ferienapartments in Les Lecques. Dort werden er und Nathalie am nächsten Morgen von einem aus Toulon gekommenen Polizeileutnant befragt, einem unverheirateten 38-Jährigen aus Marseille namens Jean Caparos.

Er weiß inzwischen, dass der Tote in Lyon Yves Soler hieß, 42 Jahre alt war und seit langem von Sozialhilfe lebte. Auch nach Jérôme Deville hat sich die Polizei erkundigt und herausgefunden, dass der LKW-Fahrer von einer Tour nach Kopenhagen nicht zurückgekehrt ist. Sowohl von ihm als auch von dem Lastwagen und der Fracht fehlt jede Spur. Der Hausmeister der Ferienapartments berichtete der Polizei, dass er am Vortag von zwei Männern nach dem Jérôme Devilles Onkel gehörenden Apartment gefragt wurde. Von ihm erfuhren die beiden Unbekannten auch die Ferienadresse des Deutschen, der Nathalie geholfen hatte.

Jean Caparos‘ Vorgesetzte, die Kommissarin Inès Rosarde, unterrichtet Nathalie darüber, dass nun auch die Kollegen in Metz nach Jérôme fahnden, und zwar im Zusammenhang mit der Ermordung einer Frau namens Jeanne Berney.

Sie war von 2006 bis 2009 mit Jérôme liiert. Am 15. Dezember hat jemand die 25-jährige Laborangestellte in ihrer Wohnung gefoltert und ermordet. Die Tote wurde von ihrer im selben Haus wohnenden fünf Jahre älteren Freundin Valérie Moraux gefunden. Die Zeugin berichtete der Kommissarin Nicole Duroi, dass ihr im Treppenhaus ein Mann begegnet sei, der offenbar zu Jeanne gewollt habe. Auf dem nach Valéries Angaben gezeichneten Phantombild erkennen Jeannes Eltern den früheren Freund ihrer Tochter: Jérôme Deville. Wussten die Verbrecher von der Beziehung und folterten Jeanne, bis sie ihnen Jérômes mögliches Versteck an der Riviera verriet?

Les Lecques / Hyères / Le Tholonet, 18./19. Dezember 2015

Inès Rosarde berichtet Simon, was die Polizei über Kristina Dembrowski herausfand, die bisher nicht in Hamburg eingetroffen ist. Ihr Mietwagen wurde am Flughafen abgegeben, aber ihr Name steht auf keiner Passagierliste. Ein Angestellter erinnerte sich an die Deutsche, die am Schalter von zwei angeblichen Beamten der Police nationale gebeten worden war, sie aufs Revier zu begleiten. Schnell stellte sich heraus, dass die beiden Unbekannten nicht von der Polizei waren. Kristina wurde verschleppt!

Aus Sicherheitsgründen bringt die Kommissarin Simon und Nathalie in ein Schutzhaus der Polizei in der Nähe von Hyères. Dort werden sie rund um die Uhr von Jean Caparos und dessen Kollegen Hasnainy Halabi bewacht.

Am selben Abend findet der 83-jährige Rentner Edmond Girod in Le Tholonet bei Aix-en-Provence eine schwer verletzte Deutsche im Fonds seines aufgebrochenen Autos. Sie stirbt im Krankenwagen. Es handelt sich um Kristina.

Maya versucht, ihren Ex-Mann zu erreichen und hinterlässt ihm mehrere Nachrichten. Sie möchte die Kinder nun doch zu ihm schicken. Offenbar sind sie ihr und vor allem Leon lästig geworden. Statt zurückzurufen, wirft Simon sein Handy wütend gegen die Wand und tritt auf das zerbrochene Gerät.

Hyères, 20. Dezember 2015

Während Jean Caparos an diesem Morgen ein Loch im Zaun repariert, kommt Nathalie mit nichts als einem winzigen Slip und einem zu engen T-Shirt, unter dem sich die Brüste abzeichnen, aus ihrem Zimmer. Hasnainy Halabi versucht, sie nicht anzustarren. Jemand mit einer Pistole in der Hand reißt die Tür auf. Der Polizei-Leutnant greift nach seiner Waffe. Der Eindringling erschießt ihn. Nathalie fällt Jérôme um den Hals.

Er schlug den Polizisten am Zaun nieder, nahm ihm die Waffe ab und stürmte herein. Simon ahnt, dass Nathalies Auftritt dazu diente, Hasnainy Halabi abzulenken. Sie muss sein kaputtes Handy repariert und mit Jérôme telefoniert haben.

Simon bleibt nichts anderes übrig, als Jérôme zu helfen, den bewusstlosen Polizisten ins Haus zu tragen, aufs Sofa zu legen und zu fesseln.

‒  ‒  ‒

Sofia, November 2015

In der Hoffnung, Arbeit zu finden, zog Kiril Dankov im April 2015 mit seiner Frau Ivana und den fünf Kindern von der südbulgarischen Stadt Plovdiv in die Metropole Sofia. Aber er wird nirgendwo genommen und weiß schließlich nicht mehr, wie er die Familie ernähren und die Miete bezahlen soll. Die Heizung ist trotz eisiger Temperaturen bereits abgeschaltet. Sein am Flughafen beschäftigter Freund Dano Lukajev kennt einen Kollegen, der ihm von einer Model-Agentur in Rom erzählt hat und vermittelt Kiril einen Kontakt mit der Chefin Vjara. Die elegante, weltgewandte Dame verspricht der 17-jährigen Ninka eine große Karriere als Fotomodell, zahlt den Eltern 1500 Euro und sagt Ninka weitere 1500 Euro Vorschuss zu. Ein paar Tage später, am 1. Dezember, reist Ninka ab.

Sofia, 15. Dezember 2015

Ivana macht sich Sorgen, weil sie von Ninka nichts mehr gehört hat. Die Familie verfügt zwar nicht über ein Telefon, aber Ivana schrieb ihrer Tochter eigens die Nummer einer Nachbarin auf.

Von Dano Lukajev erhält Kiril die Adresse des Mannes, der die Agentur ins Gespräch brachte. Er heißt Gregor Semjonov. Dessen Frau Katarina Semjonova öffnet Kiril, und nachdem er sein Anliegen geschildert hat, nimmt sie ihn mit in die Wohnung. Dort findet Kiril außer Gregor Semjonov auch ein Mädchen in Ninkas Alter vor: die Tochter Selina.

Selina träumte von einer Karriere als Model im Westen. Aber statt nach Rom wurde sie nach Paris gebracht. Unterwegs nahm ihr einer der wechselnden Fahrer den Pass und das Handy ab. In dem Pariser Vorort Goussainville brachte man sie in einem Haus unter, in dem noch ein halbes Dutzend anderer Mädchen eingesperrt waren. Eine Frau namens Taisia hatte dort das Sagen. Sie verprügelte Selina ebenso wie die beiden Aufpasser Igor und Sergej, um sie gefügig zu machen. Wegen der Blutergüsse konnten sie Selina allerdings erst einmal nicht, wie die anderen Mädchen, zu Freiern bringen.

Am zehnten Tag, am 7. Dezember, gelang Selina die Flucht. Der letzte Fahrer hatte ihr ein Prepaid-Handy gekauft und war mit ihr in Kontakt geblieben. Er hatte sich in sie verliebt und wollte ihr helfen. Es war ein Franzose. Jérôme Deville arbeitete für eine internationale Spedition und  hatte gerade erst angefangen, bei dem Menschenhandel als Chauffeur mitzumachen. Er versprach Selina, sie nach Sofia zu bringen und bei den Verbrechern auszusteigen. Weil ihn die Spedition am 4. Dezember nach Kopenhagen geschickt hatte und er nicht auffallen wollte, bat er seinen Kollegen François Rigot, nahe des Hauses in Goussainville auf Selina zu warten. Und weil sie schließlich nicht mehr glaubte, dass Jérôme noch einmal auftauchen würde, schlug sie sich als Anhalterin ohne Papiere nach Sofia durch.

Dort fürchtet sie sich noch immer vor den Verbrechern, denn sie hat bei der Flucht Taisias Laptop mitgenommen. Der ist zwar mit einem Passwort geschützt, aber es ist zu vermuten, dass darauf brisante Daten über die Menschenhändler gespeichert sind. Aber statt zur Polizei zu gehen, taucht die Familie Semjonov nach Kirils Besuch unter.

Sofia / Mirkovo / Süddobruschda, 18./19. Dezember 2015

Ivana klammert sich an die Hoffnung, durch Hinweise von Selina ihre Tochter retten zu können. Sie macht Selinas früheren Freund Sarko ausfindig und erfährt, dass Gregor Semjonov einen Sohn aus erster Ehe hat. Boris Semjonov betreibt eine Tischlerei in Mirkovo.

Nachdem ihm Ivana berichtet hat, was geschehen ist, bringt er sie zu der abgelegenen Datscha in der Süddobruschda, wo sich die Familie versteckt.

Süddobruschda / Dulowo 20./21. Dezember 2015

Ivana warnt Gregor: Die Verbrecher könnten in seinem Umfeld auf Dano stoßen, von Kiril hören und über ihn an Boris herankommen. Dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie hier auftauchen würden. Ivana ist es sogar ohne Gewalt gelungen, sie hier aufzuspüren.

In der Nacht machen sie sich zu Fuß auf den Weg zum nächsten Ort, nach Dulowo.

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Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Hyères / Toulon, 21. Dezember 2015

Jérôme sucht nach Nathalie. Sie ist verschwunden. Es war wohl ein Fehler, ihr von Selina zu erzählen.

Lieutenant Jean Caparos taucht unvermittelt mit einer Pistole in der Hand auf und verlangt die andere Waffe von Jérôme. Nathalie ist auch wieder da. Sie hat ihn befreit. Caparos sagt, er habe seine Kollegen alarmiert.

Als Simon die Einzelteile seines kaputten Handys in den Sofaritzen findet, begreift er, dass Nathalie nicht sein Gerät reparierte, wie er bisher annahm, sondern ein anderes zugespielt bekam, damit sie Jérôme anlocken konnte.

Jean Caparos arbeitet wegen seiner hohen Schulden seit einiger Zeit mit den Menschenhändlern zusammen. Als Gegenleitung für die aktuelle Aktion versprach man ihm ein Flugticket nach Argentinien und ein gut gefülltes Auslandskonto.

Inès Rosarde fällt schließlich auf, dass immer nur Jean Caparos Meldung macht, obwohl aus Sicherheitsgründen vereinbart ist, dass die beiden Polizisten sich auch am Telefon ablösen. Bevor sie ihrem Argwohn nachgehen kann, trifft eine Nachricht vom Innenministerium in Paris ein: die bulgarische Polizei hat den Namen Jean Caparos in auf einem Laptop gespeicherten Listen einer Verbrecherorganisation gefunden. Unverzüglich setzt Inès Rosarde in Toulon ein SEK nach Hyères in Marsch.

Während Jérôme auf dem Dachboden Zuflucht sucht, erschießt Simon den korrupten Polizisten, der mit Nathalie als Geisel zur gesicherten Haustür geht, um sie für die soeben mit einem Auto eingetroffenen Killer zu öffnen.

Die beiden Mörder entkommen zwar dem SEK, aber die Chefin von Denegri Transports wird als Drahtzieherin des Menschenhandels ebenso verhaftet wie zahlreiche andere Mitglieder der Verbrecherorganisation, deren Namen über den von Selina mitgenommenen Laptop gefunden wurden.

La Cadière, 24. Dezember 2015

Madeleine Denegri wusste nicht, wer den Laptop mit den brisanten Daten bei sich hatte.Deshalb ließ sie nach Selina, Jérôme oder dessen Freundin Nathalie suchen. Die Mörder folterten Jeanne Berney, bis sie erfuhren, wo Jérôme sich verstecken könnte. Kristina Dembrowski sollte ihnen verraten, wo Simon und Nathalie zu finden sein würden. Sie starb, ohne etwas verraten zu haben. Auf Yves Soler stießen die Verbrecher, als sie Nathalies Handy anwählten und er sich meldete.

Jérôme sitzt bereits in Untersuchungshaft. Er muss mit einer mehrjährigen Freiheitsstrafe rechnen.

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Der Kriminalroman „Die Entscheidung“ von Charlotte Link dreht sich um eine Verbrecherorganisation, die schöne junge Frauen in Osteuropa mit falschen Versprechungen ködert, beispielweise nach Paris verschleppt und dort zur Prostitution zwingt. Einer Betroffenen gelingt die Flucht – und sie löst damit eine Ereigniskette mit mehreren Toten aus.

Charlotte Link veranschaulicht, wie mitunter in bester Absicht Entscheidungen getroffen werden, die fatale Konsequenzen haben. Der deutsche Übersetzer Simon Lemberger hilft in Südfrankreich einer 20-jährigen Französin und gerät dadurch in einen lebensgefährlichen Strudel von Ereignissen. Fast zur gleichen Zeit will ein bulgarisches Ehepaar in Sofia der ältesten Tochter eine vielversprechende Karriere als Model in Rom verschaffen. Damit, so glauben die Eltern, würden sie das Beste für Ninka und die Not leidende siebenköpfige Familie tun. Eine verheerende Fehleinschätzung.

Dass in „Die Entscheidung“ offen bleibt, ob Ninka zu ihrer Familie zurückkehrt, wird nicht allen Leserinnen und Lesern gefallen. Aber Charlotte Link unterstreicht dadurch, dass es viele Betroffene gibt, die sich nur an Hoffnungen klammern können.

Die Handlung des Thrillers „Die Entscheidung“ spielt im November/Dezember 2015, im Jahr des Terroranschlags auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris (7. Januar). Charlotte Link entwickelt sie im ständigen Wechsel zwischen den verschiedenen, hauptsächlich auf Frankreich und Bulgarien verteilten Handlungssträngen, die sie immer stärker zusammenführt. Eingefügt sind Passagen in abweichender Schrift, in denen Nathalie in der Ich-Form zu Wort kommt.

„Die Entscheidung“ ist ein spannender Krimi, keine psychologische Studie, aber Charlotte Link gibt sich nicht mit einem Räderwerk von Ereignissen zufrieden, sondern beschäftigt sich auch mit den Charakteren der Figuren und ihren Beweggründen.

Den Kriminalroman „Die Entscheidung“ von Charlotte Link gibt es in einer gekürzten Fassung auch als Hörbuch, gelesen von Friederike Kempter (978-3-8371-3986-0).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2019
Textauszüge: © Blanvalet Verlag

Charlotte Link: Die Rosenzüchterin
Charlotte Link: Die Täuschung
Charlotte Link: Der fremde Gast
Charlotte Link: Das Echo der Schuld
Charlotte Link: Das andere Kind
Charlotte Link: Im Tal des Fuchses
Charlotte Link: Die Betrogene

Ellen Berg - Willst du Blumen, kauf dir welche
Auf unterhaltsame Weise zweifelt Ellen Berg an der Möglichkeit einer sinnvollen Partner­vermittlung durch Algorithmen und plädiert stattdessen für Romantik in der Liebe. Bei "Willst du Blumen, kauf dir welche" handelt es sich um eine flotte, leichte und vergnügliche Mischung aus Komödie, Satire, Märchen und Wohlfühllektüre.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.