Charlotte Link : Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld
Originalausgabe: Das Echo der Schuld Blanvalet Verlag, München 2006 ISBN: 978-3-7645-0231-7, 542 Seiten Taschenbuch: Wilhelm Goldmann Verlag, München 2009 ISBN: 978-3-442-46853-9, 542 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Am 18. August 2006 wird das Boot der deutschen Weltumsegler Nathan und Livia Moor vor den Hebriden von einem Frachter gerammt und versenkt. Weil sie alles in ihr Projekt investierten, bleibt ihnen nichts außer den Sachen, die sie am Leib tragen. Gegen den Rat ihres Mannes nimmt Virginia Quentin die Schiffbrüchigen fürs Erste im Ferienhaus auf. Wie von Frederic befürchtet, erweist Nathan Moor sich als Klette. Als in der Nähe zwei Mädchen ermordet werden, sorgen Virginia und Frederic sich um ihre 7-jährige Tochter Kim ...
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Kritik

"Das Echo der Schuld" ist ein komplexer, spannender Thriller mit unerwarteten Wendungen. Charlotte Link entwickelt mehrere Handlungsstränge nebeneinander und arbeitet die Motivation der differenzierten Charaktere sorgfältig heraus.
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Nach sechs Tagen auf der Insel Skye setzt das deutsche Ehepaar Nathan und Livia Moor seine Weltumsegelung auf der „Dandelion“ am 17. August 2006 fort.

Drei Wochen bevor sie geheiratet hatten, war Livias Mutter gestorben. Weil ihr Vater seit einem Schlaganfall auf einen Rollstuhl angewiesen war und gepflegt werden musste, sich jedoch weigerte, in einem Heim zu leben und zu geizig war, um eine Hilfskraft zu bezahlen, blieb Livia nichts anderes übrig, als ihn rund um die Uhr zu betreuen, zwölf Jahre lang. Während Livia sich still mit der Einschränkung ihrer Freiheit abfand, kam Nathan nicht mit der Situation zurecht. Er träumte von einer Karriere als Schriftsteller, aber es wollte ihm kein Roman gelingen. Sie lebten von der Pension, die Livias Vater bekam. Nach dem Tod des alten Mannes vor einem Jahr wollte Nathan das Vermisste nachholen. Deshalb überredete er Livia, alle Brücken in Deutschland abzubrechen und um die Welt zu segeln. Sie verkauften das von Livias Vater geerbte, noch mit Hypotheken belastete Haus, kauften die „Dandelion“ und lösten alle Bankkonten auf. Um die Reisekasse aufzubessern, nehmen sie Gelegenheitsjobs an, wenn sie für ein paar Tage irgendwo anlegen. So arbeitete Livia auf Skye als eine Art Haus- und Kindermädchen für die englische Familie Quentin in deren Ferienhaus in Dunvegan.

In der Nacht auf den 18. August merkt Nathan gerade noch rechtzeitig, dass ein Frachter direkt auf sie zukommt. Von ihrer aufblasbaren Rettungsinsel aus beobachten sie hilflos, wie ihr Segelboot unter dem Bug des Dampfers zersplittert und untergeht. Es bleibt ihnen nur das, was sie auf dem Leib tragen. Alles andere versinkt unwiederbringlich im Meer.

Als Virginia Quentin am 19. August in den Nachrichten hört, dass ein deutsches Seglerpaar vor den äußeren Hebriden verunglückte, ahnt sie, dass es sich um Livia und Nathan Moor handelt.

Virginia ist seit 1997 mit dem Bankier Frederic Quentin verheiratet, der vorhat, bei der nächsten Gelegenheit für einen Sitz der Tories im Unterhaus zu kandidieren. Bis vor zwei Jahren wohnte das Ehepaar mit seiner 1999 geborenen Tochter Kim in London. Dann zogen sie auf Virginias Wunsch nach Ferndale, in das abgelegene Herrenhaus der Familie Quentin bei King’s Lynn in der Grafschaft Norfolk. Frederic hat jedoch die meiste Zeit in London zu tun. Die Sommerferien 2006 verbrachte die Familie wie üblich auf Skye; am nächsten Morgen werden sie nach Ferndale zurückfahren.

Frederic Quentin warnt seine Frau davor, den Schiffbrüchigen Hilfe anzubieten, denn er befürchtet, dass diese sich an jeden Strohhalm klammern und nicht mehr loslassen. Für solche Notfälle, meint er, sei die deutsche Botschaft da. Gegen Frederics Rat bringt Virginia dem mittellosen Paar, das vorläufig in einer Bed-and-Breakfast-Pension außerhalb von Portree untergekommen ist, abgelegte Kleidungsstücke. Außerdem bietet sie den beiden an, bis zur Rückreise nach Deutschland in ihrem Ferienhaus zu wohnen. Die Moors nehmen das Angebot an und bekommen von Livia auch noch etwas Geld.

Am 26. August steht unerwartet Nathan Moor in der Türe von Ferndale House. Frederic ist bereits wieder in London, und Kim übernachtet bei einer Freundin in King’s Lynn. Er habe mit Livia wegen ihres Schockzustands nicht auf Skye bleiben können, erklärt Nathan. Sie liege jetzt in einem Krankenhaus in King’s Lynn. Virginia verspricht, Livia zu besuchen und richtet Nathan das Gästezimmer her.

In den Telefongesprächen mit ihrem Mann erwähnt sie nicht, dass Nathan im Haus ist. Frederic möchte unbedingt, dass sie ihn am 1. September zu einer Dinnerparty bei Sir James Woodward in London begleitet. Die Einladung sei äußerst wichtig für seine politische Karriere, und es würde einen schlechten Eindruck hinterlassen, wenn er dort ohne Ehefrau auftauchte. Virginia leidet unter Depressionen und fühlt sich nicht in der Lage, bei Empfängen als Gattin eines aufstrebenden Politikers aufzutreten, aber sie verspricht Frederic, es sich zu überlegen.

In den Nachrichten wird über zwei kurz nacheinander ermordete Mädchen berichtet. Am 7. August war die in King’s Lynn wohnende dreiundzwanzigjährige Drogerieverkäuferin Liz Alby mit ihrer viereinhalb Jahre alten Tochter Sarah zum Baden nach New Hunstanton gefahren. Während das Kind am Strand schlief, kaufte Liz an einer Imbissbude an der Bushaltestelle zwei Cola und zwei belegte Baguettes. Dabei musste sie länger warten, weil eine Handball-Mannschaft vor ihr da war. Als sie zurückkam, war Sarah verschwunden. Die Leiche des sexuell missbrauchten und dann erdrosselten Mädchens wurde am 24. August in der Nähe von Castle Rising gefunden. Drei Tage später kam die achtjährige Rachel Cunningham nicht vom Kindergottesdienst zurück, und es stellte sich heraus, dass sie gar nicht in der Kirche war. Claire und Robert Cunningham meldeten ihre Tochter als vermisst. Man entdeckte das ebenfalls vergewaltigte und erdrosselte Kind am 29. August in den Parkanlagen von Schloss Sandringham.

Als Nathan ein Foto von Virginia in der Hand hält, das er nur aus einer Schublade genommen haben kann, ärgert sie sich zunächst über das schlechte Benehmen, doch als er sie fragt, wo die lebenslustige Frau auf dem Bild geblieben sei, steigen Erinnerungen in ihr auf. Die jetzt Sechsunddreißigjährige war nicht immer depressiv und melancholisch, sondern es gab eine Zeit, in der sie alles ausprobierte: Alkohol, Haschisch, Kokain, One-Night-Stands. Sie erzählt ihrem acht Jahre älteren Gast von ihrem Jugendfreund Michael Clark. Mit vierzehn hatten sie erstmals nackt am Strand gelegen und sich geküsst, aber dabei war Virginia Delaney bewusst geworden, dass der scheue, introvertrierte Junge keine erotische Wirkung auf sie ausübte. Ein Jahr später ließ sie sich von einem Neunzehnjährigen deflorieren, aber die Beziehung hielt nur einige Monate. Als sie sich in Cambridge für ein Literaturstudium immatrikulierte, beschloss Michael, an derselben Universität Geschichte zu studieren, und sie nahmen sich zusammen eine Wohnung. Mit zweiundzwanzig verliebte Virginia sich in einen Rechtsanwalt namens Andrew Stewart und begann mit ihm eine vor Michael verheimlichte Affäre. Nach sechs Wochen erfuhr sie, dass Andrew verheiratet war. Er versprach ihr, er werde sich scheiden lassen, doch als seine Frau Susan schwanger wurde, machte er einen Rückzieher. Michael träumte von einer Familie, die er mit Virginia gründen wollte, aber sie hielt ihn hin. Dann zog im Nachbarhaus ein Ehepaar mit einem siebenjährigen Sohn ein. Michael verbrachte viel Zeit mit dem lebhaften Nachbarjungen Tommi. Weil die Einfahrt abschüssig war, beschwor er Virginia, das Auto immer abzuschließen, denn er befürchtete, dass Tommi sich hinters Steuer setzen und die Handbremse lösen könnte. Genau das passierte am 25. März 1995. Tommi rollte auf die Straße und wurde durch den Aufprall eines anderen Autos aus der noch offenen Fahrertüre hinausgeschleudert. Er fiel ins Koma. Michael, der den Wagen am Vortag noch benutzt hatte, gab sich die Schuld am Tod des Siebenjährigen. Als dieser starb, hinterließ er Virginia einen Abschiedsbrief und verschwand spurlos.

Während eines Telefongesprächs mit Kim erfährt Frederic, dass Nathan sich in Ferndale aufhält. Verärgert stellt er Virginia zur Rede. Um ihn zu beschwichtigen, verspricht sie ihm, nach London zu kommen und an der Dinnerparty teilzunehmen. Kim soll bei Grace und Jack Walker bleiben, dem über sechzig Jahre alten Verwalterehepaar von Ferndale. Dort ist das Kind gern, denn Grace Walker verwöhnt es wie eine Großmutter ihr eigenes Kind.

Am 31. August wartet Frederic jedoch vergeblich im Bahnhof King’s Cross auf seine Frau. Ihr Handy ist ausgeschaltet, und unter dem Anschluss von Ferndale meldet sich niemand. Die Walkers bestätigen ihm, dass Virginia Kim zu ihnen gebracht habe und dann mit ihrem Wagen losgefahren sei.

Noch in der Nacht kehrt Frederic nach Ferndale zurück. Am nächsten Morgen fährt er zum Krankenhaus in King’s Lynn, um Livia Moor nach ihrem Mann zu fragen. Sie wird gerade entlassen, aber Nathan holt sie nicht ab: Er ist ebenso verschwunden wie Virginia. Frederic nimmt Livia mit nach Ferndale und bringt sie im Gästezimmer unter.

Wurde Virginia von Nathan entführt? Am 3. September überlegt Frederic, ob Virginia im Ferienhaus auf Skye sein könne. Er ruft dort an – und sie hebt tatsächlich ab. Ja, Nathan sei bei ihr. Sie lieben sich und wollen zusammenbleiben. Frederic, der Nathan vom ersten Augenblick an nicht ausstehen konnte, kann es nicht fassen.

Weil er nach London muss, vertraut er Kim wieder dem Verwalterehepaar an. Er weiß, dass sie sich dort wohlfühlt.

Am selben Tag (3. September) besucht der Geistliche Ken Jordan das Ehepaar Cunningham, um ihm Trost zu spenden. Er wundert sich, als Claire erwähnt, dass Rachel sich vor dem Kirchgang am 27. August auf den Diavortrag eines Pfarrers aus London gefreut habe. Der Kindergottesdienst wurde von Donald Asher gehalten, und Ken Jordan hätte es erfahren, wenn ein Gast aus London erwartet worden wäre. Er rät Claire und Robert, die Polizei zu verständigen. Dann geht er zu Rachels bester Freundin Julia Lewis. Das Kind sträubt sich zunächst, etwas zu verraten, denn es hatte Rachel versprochen, das Geheimnis zu bewahren, aber durch geduldiges Zureden erreichen Ken und die Eltern, dass Julia dann doch berichtet, was sie weiß: Rachel war bereits am 6. August von einem Fremden angesprochen worden, als sie auf den Beginn des Kindergottesdienstes gewartet hatte. Er sei ein Freund des Pfarrers und ebenfalls ein Geistlicher, soll er gesagt haben. Angeblich wollte er Donald Asher und die Kinder eine Woche später mit einem Dia-Vortrag über Indien überraschen, und Rachel sollte ihm bei der Vorbereitung helfen. Weil Rachel am nächsten Tag mit ihren Eltern in die Ferien fuhr, verabredeten sie sich für den 27. August im Chapman’s Close.

Das neue Schuljahr beginnt am 4. September. Kim vermisst an diesem Tag ihre Mutter. Statt Virginia holt Grace sie von der Schule ab, aber die alte Frau kann sich kaum auf den Beinen halten, denn sie ist an Grippe erkrankt und hat hohes Fieber. Ihr Mann, der auch als Lastwagenfahrer arbeitet, ist mit einer Ladung Styropor nach Plymouth unterwegs. Kim möchte die neuen Schulbücher einbinden, aber Grace ist nicht in der Lage, Papier zu kaufen. Sie muss sich hinlegen. Als sie nach ein paar Stunden aufwacht, ist Kim nicht mehr da. Grace bittet Livia, im Haupthaus nach dem Kind zu suchen, aber es ist verschwunden. Gerade als Grace die Polizei anrufen will, kommen Virginia und Nathan. – Nachdem Virginia durch ein Telegramm ihres Mannes erfahren hatte, dass er in London zu tun hat, Grace an Grippe erkrankt ist und Jack einen Transportauftrag erledigt, hielt sie es auf Skye nicht mehr aus. – In ihrer Verzweiflung über Kims Verschwinden ruft sie Frederic an. Dem fällt schließlich das Baumhaus ein, das er vor drei Jahren für Kim gebaut hatte. Tatsächlich wird das Kind dort gefunden.

Livia fährt am nächsten Tag nach London und lässt sich von der deutschen Botschaft weiterhelfen. Sie will nach Deutschland, wo eine Freundin ihrer verstorbenen Mutter bereit ist, sie vorläufig aufzunehmen.

Am 6. September fällt der Betreiberin eines Maklerbüros in King’s Lynn ein Mädchen auf, das schon mehrmals stundenlang vor dem Schaufenster stand. Sie holt das offenbar die Schule schwänzende Kind herein und besteht darauf, die Mutter anzurufen. Erst als die Maklerin damit droht, sie der Polizei zu übergeben, gibt Jamie ihr die Nummer. Ihre allein erziehende Mutter Doris Brown holt sie sofort ab. Nach längerem Zureden erzählt das Mädchen, worauf es vor dem Maklerbüro wartete. Jamie feiert in Kürze ihren neunten Geburtstag, aber die Mutter kann aus finanziellen Gründen keine Party für sie ausrichten, obwohl das Jamies größter Wunsch wäre. Am 28. August hatte Jamie im Schreibwarengeschäft gegenüber dem Maklerbüro traurig vor dem Regal mit Einladungskarten gestanden. Da sprach ein Fremder sie an und schlug ihr schließlich vor, die Geburtstagsparty für sie zu veranstalten. Freudig ging Jamie darauf ein und verabredete sich mit dem Mann, um in seinem Haus die Einzelheiten zu planen. Doch zum vereinbarten Zeitpunkt wurde Doris krank, und Jamie durfte die Wohnung nicht verlassen, sondern musste für ihre Mutter sorgen. Seither hoffte sie, den Fremden am Schreibwarengeschäft wiederzusehen.

Doris Brown geht sofort mit ihrer Tochter zur Polizei.

Bevor Frederic am 6. September aus London eintrifft, verlässt Nathan Ferndale und quartiert sich in einer Bed-and-Breakfast-Pension in Huntingdon ein. Virginia leiht ihm ein Auto und wird auch die Rechnung bezahlen.

Weil Virginia ihren Mann vom Bahnhof in King’s Lynn abholen und sich in einem Café mit ihm aussprechen will, bittet sie Nathan, Kim um 17 Uhr von der Schule abzuholen. Grace ist noch zu krank, um in die Stadt zu fahren, und Jack wird erst am Abend aus Plymouth zurückerwartet. Dann schaltet sie ihr Handy aus, weil sie befürchtet, Nathan könne sie sonst während ihrer Unterredung mit Frederic anrufen.

Kurz vor 17 Uhr ruft Nathan Grace an. Er habe eine Autopanne, seit also nicht in der Lage, Kim abzuholen und könne Virginia nicht erreichen. Grace ruft ihren Mann an, aber Jack meint, er sei noch zu weit von King’s Lynn entfernt, das schaffe er nicht. Also bleibt Grace nichts anderes übrig, als aufzustehen und sich anzuziehen. Weil ihr wegen des Fiebers schwindlig ist, dauert es etwas länger, und es ist bereits 17.15 Uhr, als sie vor der Schule einparkt. Kim ist nicht da. Auch im Gebäude findet Grace sie nicht.

Diesmal bleibt die Suche nach dem Kind ergebnislos.

Am Abend klingelt das Telefon. Frederic hebt ab. Ein Mann meldet sich mit verzerrter Stimme und verlangt 100 000 Pfund Lösegeld für Kim.

Superintendent Jeffrey Baker, der die Sonderkommission zur Fahndung nach dem Mörder von Sarah Alby und Rachel Cunningham leitet, hält Nathan Moor aufgrund der Aussagen von Frederic und Virginia Quentin für verdächtig, denn offenbar zerrt der pädophile Serienmörder die Mädchen nicht mit Gewalt ins Auto, sondern er baut jeweils eine persönliche Beziehung zu ihnen auf. Das trifft auch auf Nathan und Kim zu. Kim wäre ohne weiteres bei ihm eingestiegen. Für die Autopanne, die Nathan gehabt haben will, kann er keine Zeugen benennen. Hat er sie nur erfunden und in Wirklichkeit Kim von der Schule abgeholt?

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Virginia fährt nach Hunstanton, trifft Nathan jedoch nicht an. In seinem Zimmer findet sie einen Kassettenrecorder für Kinder, der Kim gehört. Damit lassen sich Stimmen verzerren. Sie hat das Gerät noch in der Hand, als Nathan in der Türe steht. Wohin er Kim gebracht habe, will sie von ihm wissen, aber er beteuert, nichts mit der Entführung des Mädchens zu tun zu haben. Nur den Erpressungsversuch gibt er zu. Virginia ist entsetzt darüber, dass der Mann, von dem sie glaubte, er liebe sie, ihre verzweifelte Lage ausnutzen wollte. Sie unterrichtet Jeffrey Baker, der Nathan daraufhin nochmals vernimmt.

Rachel Cunningham wird am 8. September beerdigt. Die Polizei ersucht Liz Alby, Doris und Jamie Brown sowie das Ehepaar Quentin, an der Zeremonie teilzunehmen und sich umzusehen, denn es kommt hin und wieder vor, dass ein Mörder bei der Bestattung seiner Opfer auftaucht. Bei Liz, Frederic und Virginia geht es um die Frage, ob sie einen der Männer auf dem Friedhof schon zuvor gesehen haben; Jamie, so hofft man, werde den Mann aus dem Schreibwarengeschäft wiedererkennen. Unter den Trauergästen ist jedoch niemand, der ihnen bekannt vorkommt. Erst als sie den Friedhof verlassen, wird Jamie blass – und deutet auf Jack Walker, der gekommen ist, um Frederic und Virginia Quentin abzuholen. Auch Liz Alby kann sich an ihn erinnern: Er hob ihr in New Hunstanton die Badetasche auf, die ihr heruntergefallen war, als sie die kreischende Sarah vom Karussell weggezerrt hatte.

Bei der Vernehmung leugnet Jack Walker zunächst alles, aber dann gibt er zu, Sarah Alby und Rachel Cunningham missbraucht und ermordet zu haben. Kim habe er jedoch nichts getan, beteuert er. Als Grace ihn am 6. September anrief, war er schon dicht vor King’s Lynn. Um nicht in Versuchung zu kommen, log er und behauptete, es nicht bis 17 Uhr zu schaffen. Dann erlag er jedoch dem Drang, holte Kim ab und gegrabschte sie im Auto. Aus Sorge, dass Kim es ihren Eltern sagen würde, hält er sie in dem leer stehenden Gebäude der Spedition Trickle & Son versteckt. Dort findet die Polizei das halb verdurstete Kind in einer Kiste.

Lange Zeit hatte Jack Walker gegen seine Perversion angekämpft und war Verwalter des einsamen Herrenhauses der in London wohnenden Quentins geworden, um der Versuchung aus dem Weg zu gehen. Als Virginia vor zwei Jahren mit ihrer Tochter nach Ferndale zog, brannten bei ihm die Sicherungen durch. Kim konnte er nichts tun, dafür stand ihm das von seiner Frau verwöhnte Kind zu nah. Stattdessen missbrauchte und ermordete er die anderen Mädchen.

Grace Walker, die nichts von der Pädophilie ihres Mannes ahnte, ist am Boden zerstört. Sie reist am 12. September zu ihrem Bruder nach Kent. Frederic fährt sie zum Bahnhof. Während er fort ist, taucht unerwartet Nathan in Ferndale auf. Er wurde zwar nicht inhaftiert, darf die Gegend jedoch nicht verlassen und wird wohl mit einer Bewährungsstrafe wegen versuchter Erpressung davonkommen. Virginia macht ihm klar, dass es keine gemeinsame Zukunft mehr für sie gibt.

Nur ihrem Mann hat sie inzwischen anvertraut, was am 24. März 1995 geschehen war. An dem Abend war Michael mit dem Rad zu Freunden gefahren. Virginia hatte sich noch einmal mit Andrew Stewart getroffen, und zwar in einem Hotelzimmer in Huntingdon. Dann war sie nach Hause geeilt und hatte gehofft, vor Michael einzutreffen. Das war ihr gelungen, aber sie hatte vergessen, das Auto abzuschließen. – Sie weiß, dass sie Michael finden und ihm die Wahrheit sagen muss. Nur so wird es ihr gelingen, von der Vergangenheit loszukommen und ihre Depression zu überwinden. Frederic will ihr dabei helfen, aber es ist noch unklar, ob sie auf Dauer zusammenbleiben werden.

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In dem Bestseller „Das Echo der Schuld“ von Charlotte Link geht es um Schuld und Verantwortung, die destruktive Wirkung von Traumatisierungen und die Suche nach dem richtigen Lebensweg. Aber „Das Echo der Schuld“ ist kein tiefschürfendes Familiendrama, sondern ein spannender Thriller, der die Leserinnen und Leser bis zum Schluss mit unerwarteten Wendungen fesselt. Charlotte Link entwickelt mehrere Handlungsstränge nebeneinander und lässt sie am Ende gekonnt zusammenlaufen. Die eigentliche Geschichte spielt sich zwischen dem 6. August und dem 12. September 2006 ab. Zwischendurch erfahren wir in mehreren Rückblenden, was elf Jahre zuvor eine der Hauptfiguren traumatisierte. Die komplexe Handlung wird stringent erzählt; Charlotte Link hat die Charaktere differenziert herausgearbeitet und lässt uns deren Motivation sehr genau nachvollziehen.

Markus O. Rosenmüller verfilmte den Roman „Das Echo der Schuld“ von Charlotte Link.

Originaltitel: Das Echo der Schuld – Regie: Markus O. Rosenmüller – Drehbuch: Annette Hess, nach dem Roman „Das Echo der Schuld“ von Charlotte Link – Kamera: Stefan Spreer – Schnitt: Claudia Klook – Musik: Gary Marlowe – Darsteller: Anna Loos, Sophie Rois, Michael von Au, Lea Müller, Daniel Morgenroth, Jürgen Heinrich, Wolfgang Häntsch, Judy Winter, Natalia Avelon, Oliver Bootz, Martin Umbach, Andrea Eckert, Jesse Inman, Hannes Wegener, Stella Adorf, Ralf Rueller, Jennifer Karen, Michaela Caspar, Lars Joermann, Crisjan Zöllner u.a. – 2009; 180 Minuten

Charlotte Link wurde am 5. Oktober 1963 als Tochter der Journalistin und Buchautorin Almuth Link (* 1938) in Frankfurt am Main geboren. Mit sechzehn schrieb sie den historischen Roman „Cromwells Traum oder die schöne Helena“ (1985). Ihren Roman „Am Ende des Schweigens“ nominierte man 2004 für den Deutschen Bücherpreis. Einige ihrer Bücher erwiesen sich als Bestseller. Allein in Deutschland sollen bisher (2009) mehr als neun Millionen Exemplare ihrer auch in andere Sprachen übersetzten Romane verkauft worden sein. Fürs Fernsehen verfilmt wurden außer „Das Echo der Schuld“ die „Sturmzeit“-Trilogie („Sturmzeit“, „Wilde Lupinen“, „Die Stunde der Erben“), „Die Rosenzüchterin“ und „Die Täuschung“. Unter den Werken von Charlotte Link gibt es Trivialliteratur, aber auch eindrucksvolle Romane wie das Familiendrama „Die Rosenzüchterin“ (2000) oder die Thriller „Das Haus der Schwestern“ (1999) und „Das Echo der Schuld“ (2006).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009
Textauszüge: © Blanvalet Verlag

Charlotte Link: Die Rosenzüchterin
Charlotte Link: Die Täuschung
Charlotte Link: Der fremde Gast
Charlotte Link: Das andere Kind
Charlotte Link: Im Tal des Fuchses
Charlotte Link: Die Betrogene
Charlotte Link: Die Entscheidung

Annika Büsing - Koller
"Koller" ist eine turbulente, kurzweilige Road Novel über Liebe und Sex, Freiheit und Selbstbestimmung. Die Darstellung ist flott und locker, anschaulich und lebendig, prägnant, einfallsreich und mit augenzwinkernden Formulierungen gespickt. Annika Büsing gelingt es, die Romanfiguren durch deren Sprache zu charakterisieren.
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