Die Nachrichten

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Originaltitel: Die Nachrichten - Regie: Matti Geschonneck - Drehbuch: Alexander Osang, nach seinem Roman "Die Nachrichten" - Kamera: Wedigo von Schultzendorff - Schnitt: Inge Behrens - Musik: Biber Gullatz, Andreas Schäfer, Hans-Peter Ströer - Darsteller: Jan Josef Liefers, Nina Kunzendorf, Uwe Kockisch, Dagmar Manzel, Henry Hübchen, Thomas Thieme, Anna Schudt, Herbert Feuerstein, Marie Gruber, Udo Samel, Christine Schorn, Hermann Beyer, Ingeborg Westphal u.a. - 2005; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Jan Landers ist Tagesschau-Sprecher. Der 34-Jährige hat eine viel versprechende berufliche und gesellschaftliche Karriere vor sich – bis die "Spiegel"-Redakteurin Doris Theyssen und der Lokalreporter Thomas Raschke zufällig bei der Außenstelle der Gauck-Behörde in Neubrandenburg auf eine Karteikarte über einen IM "Pankow" stoßen und vermuten, dass es sich dabei um den Decknamen von Jan Landers handelte ...
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Kritik

Auf tragikomische Weise kritisieren Alexander Osang und Matti Geschonneck in "Die Nachrichten" die Mediengesellschaft und stellen die Frage, wie weit ein Journalist bei seinen Recherchen für eine gute Story gehen darf. Der Film besticht nicht zuletzt aufgrund der hervorragenden Besetzung.
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Hamburg 1995. Jan Landers (Jan Josef Liefers) ist Sprecher der wichtigsten Nachrichtensendung im Deutschen Fernsehen: „Die Nachrichten“. Als der Moderator Branstein vom „Tagesjournal“ zu einem Privatsender wechselt, plant der gemeinsame Vorgesetzte Grundmann (Udo Samel), Jan Landers zu dessen Nachfolger zu machen. Das wäre für den nach der Wende aus Ostdeutschland nach Hamburg gekommenen, inzwischen vierunddreißigjährigen Sohn eines Schlossers und einer Sekretärin eine sensationelle Karriere. Auch privat kann er mehr als zufrieden sein: Bei einer Vernissage lernt er die Galeristin Margarethe Beer (Nina Kunzendorf) kennen, die sich gerade von ihrem Freund Martin getrennt hat und Jan nach ein paar Wochen mit nach Sylt nimmt, um ihn ihrem dort lebenden Vater vorzustellen, dem Hamburger Brauereibesitzer Johannes Beer. Jan beschließt, endgültig von Berlin nach Hamburg zu ziehen und sieht sich nach einem Loft für sich und Margarethe um.

Zur selben Zeit erhält die ebenfalls aus den neuen Bundesländern stammende „Spiegel“-Redakteurin Doris Theyssen (Dagmar Manzel) den Auftrag, über erfolgreiche Karrieristen aus dem Osten zu schreiben. Sie stellt eine Liste geeigneter Personen zusammen und schickt sie ihrem langjährigen Freund Bernhard Blöger (Thomas Thieme), der die Gauck-Behörde in Berlin leitet. Vielleicht steht einer Namen auch in den Akten des Ministeriums für Staatssicherheit.

Drei der von Doris Theyssen Genannten – darunter Jan Landers – waren zumindest zeitweise in Neubrandenburg und sollen von der dortigen Außenstelle der Gauck-Behörde überprüft werden. Als die Anfrage aus Berlin eintrifft, unterhält Reichelt (Herbert Feuerstein), der Leiter der Dienststelle, sich gerade mit dem Reporter Thomas Raschke (Uwe Kockisch), der für die Lokalzeitung „NAZ“ einen Artikel über die Arbeit der örtlichen Gauck-Behörde schreiben will. Als Reichelt kurz das Büro verlässt, notiert Raschke sich heimlich die drei Namen.

Kurz darauf setzt er einen korrupten Mitarbeiter der Gauck-Behörde darauf an und überredet ihn schließlich, ihm die Originalkarteikarte des IM (informeller Mitarbeiter der Stasi) mit dem Decknamen „Pankow“ zu beschaffen, bei dem es sich um Jan Landers handeln soll, der in Neubrandenburg seinen Militärdienst abgeleistet hatte. So kommt es, dass Reichelt die Karte nicht mehr findet, als Doris Theyssen ihn aufsucht, um die Unterlagen einzusehen. Die dazu gehörige Akte fehlt ebenfalls.

Doris Theyssen und Thomas Raschke merken bald, dass sie beide hinter Jan Landers her sind. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Doris Theyssen unterrichtet Bernhard Blöger darüber, dass der bekannte „Nachrichten“-Sprecher Jan Landers möglicherweise für die Stasi gearbeitet hatte. Blöger gibt die Information an den Sender weiter, und der Intendant Dr. Stein verlangt daraufhin von Grundmann, Jan Landers bis zur Klärung der Angelegenheit nicht mehr vor die Kamera zu lassen. „Stellen Sie sich vor, wenn Landers die Meldung über seine eigene Enttarnung vorliest!“ Als Jan Landers von Grundmann mit dem Verdacht konfrontiert wird, fällt er aus allen Wolken, denn er kann sich nicht erinnern, jemals Kontakt mit der Stasi gehabt zu haben. Gerade erst war die „Spiegel“-Redakteurin Doris Theyssen bei seinen Eltern Ingrid (Christine Schorn) und Werner Landers (Hermann Beyer) in Berlin, um sie über ihren berühmten Sohn zu befragen. Jan hielt das Interesse an seiner Person für ein weiteres Zeichen seines Erfolgs, aber jetzt weiß er, dass er sich auf den „Spiegel“-Artikel nicht zu freuen braucht.

Thomas Raschke ruft Jan Landers an, um ein persönliches Treffen zu vereinbaren, und Landers, der an einer möglichst raschen Aufklärung interessiert ist, fährt nach Neubrandenburg. Mit Unterstützung Raschkes beginnt Landers sich an frühere Vorgesetzte während seiner Dienstzeit in Neubrandenburg zu erinnern. Einer von ihnen, der inzwischen eine Fahrschule betreibt, stellt ihm einen Anruf eines ehemaligen Stasi-Offiziers in Aussicht, verrät aber nicht, um wen es sich handelt, weil er dem Betreffenden die Entscheidung überlassen will.

Inzwischen hat Doris Theyssen den Rat ihres Freundes Bernhard Blögers befolgt und mit seiner Hilfe den damaligen Führungsoffizier des IM Pankow ermittelt: Carsten Zelewski (Henry Hübchen). Der arbeitslose frühere Offizier wohnt mit seiner alkoholkranken Frau Karin (Ingeborg Westphal) in einem Plattenbau in Neubrandenburg. Die „Spiegel“-Redakteurin sucht ihn auf, aber vor einem Gespräch möchte er erst einmal seine Aufzeichnungen durchsehen. 3000 D-Mark bietet Doris Theyssen ihm für Informationen über Jan Landers an und verabredet einen weiteren Termin mit ihm.

Von dem Fahrschulleiter kontaktiert, trifft Carsten Zelewski sich mit Jan Landers und erzählt ihm, er habe damals versucht, ihn für die Mitarbeit bei der Stasi zu gewinnen. Jan sei aufgefallen, weil er nach dem abgebrochenen Studium als Diskjockey verbotene Platten aufgelegt habe, beispielsweise „So ein ganz heißes Mädchen aus Pankow“ von Udo Lindenberg. Damit wollte man ihn unter Druck setzen, aber es wurde nichts daraus.

Als Doris Theyssen ein weiteres Mal zu Carsten Zelewski kommt, öffnet dessen betrunkene Frau Karin die Tür und lässt sie in die Wohnung. Sie hat offenbar noch nicht bemerkt, dass ihr Mann sich vom Balkon gestürzt hat und tot ist. In seinem Abschiedsbrief an Karin schrieb Carsten Zelewski, er hätte beinahe jemanden für Geld verraten und seine Seele verkauft. Das halte er nicht mehr aus. Karin soll der „Spiegel“-Redakteurin sagen, dass Jan Landers nichts mit der Stasi zu tun hatte.

Bei der „Neubrandenburger Allgemeinen Zeitung“ (NAZ) freut man sich, denn Raschke hat das Material für einen Artikel über den „Nachrichten“-Sprecher beisammen: die Karteikarte der Stasi, die Namen der Führungsoffiziere, die Information über die Suspendierung vom Dienst, Fotos von Jan Landers und Margarethe Beer, die augenscheinlich ein Paar sind. Während der „Spiegel“ frühestens am Montag etwas über Jan Landers bringen kann, soll Raschkes Artikel bereits in der Wochenendausgabe der NAZ groß aufgemacht erscheinen.

Aber nachdem Doris Theyssen den Abschiedsbrief gelesen hat, ruft sie Bernhard Blöger an und teilt ihm mit, dass sich vermutlich ein Reporter der NAZ unrechtmäßig eine Karteikarte aus der Gauck-Behörde beschafft hat. Daraufhin setzt Blöger sich mit dem Chefredakteur der NAZ in Verbindung und droht ihm mit Konsequenzen. Im letzten Augenblick wird Raschkes Beitrag durch einen Artikel aus der Schublade ersetzt.

Doris Theyssen schickt Jan Landers eine Kopie der Akte, die ohne sein Wissen von der Stasi über ihn angelegt worden war. Reichelt fand sie inzwischen. Im Begleitbrief heißt es: „Lieber Herr Landers, ich habe die Geschichte nie geschrieben. Sie hat von Anfang an nicht gestimmt und nur Unglück gebracht. Wie auch immer, anbei die Kopie Ihrer Akte, ich habe keine Verwendung mehr dafür und Belastendes steht ja sowieso nicht drin. Viele Grüße, Doris Theyssen.“

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Matti Geschonneck verfilmte den Bestseller „Die Nachrichten“ (S. Fischer Verlag, Frankfurt/M 2000) des aus Ostdeutschland stammenden „Spiegel“-Journalisten Alexander Osang (*1962), der auch selbst das Drehbuch schrieb.

„Die Nachrichten“: Ein kleines Panorama unserer dünnhäutigen Gesellschaft, in der das Menschenschicksal am seidenen Faden hängt, weil ein Gerücht oder eine anonyme Denunziation den Absturz bedeuten kann. (Matti Geschonneck)

Auf tragikomische Weise kritisieren Alexander Osang und Matti Geschonneck in „Die Nachrichten“ die Mediengesellschaft und stellen die Frage, wie weit ein Journalist bei seinen Recherchen für eine gute Story gehen darf. Der Film besticht nicht zuletzt aufgrund der hervorragenden Besetzung. Das gilt für die Hauptfiguren (Jan Josef Liefers, Dagmar Manzel, Uwe Kockisch) ebenso wie für Nebenrollen (Henry Hübchen, Herbert Feuerstein, Nina Kunzendorf, Udo Samel).

Die Dreharbeiten für „Die Nachrichten“ fanden vom 15. September bis 22. Oktober 2004 in Hamburg, Berlin, Neubrandenburg und auf Sylt statt.

Beim Fernsehfilm-Festival 2005 in Baden-Baden gab es für „Die Nachrichten“ den Hauptpreis.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Ministerium für Staatssicherheit (Stasi)

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.