Tod einer Polizistin

Tod einer Polizistin

Tod einer Polizistin

Originaltitel: Tod einer Polizistin – Regie: Matti Geschonneck – Drehbuch: Magnus Vattrodt nach einer Vorlage von Bernd Lange – Kamera: Theo Bierkens – Schnitt: Ursula Höf – Musik: Ludwig Eckmann, Nikolaus Glowna – Darsteller: Götz George, Jürgen Vogel, Uwe Kockisch, Rosalie Thomass, Uwe Preuss, Michael Schenk, Isabel Bongard, Maryam Zaree, Samir Fuchs, Alexander Hauff, Therese Hämer, Alexander Hörbe, Adelheid Kleineidam, Michael Krabbe, Marco Noack, Marc Rissmann u.a. – 2012; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Frank Keller wurde vor 15 Jahren wegen der Tötung einer Polizistin zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Als sein Antrag, die gegen ihn verhängte Sicherungsverwahrung aufzuheben, abgelehnt wird, bricht er aus. Er überrascht den inzwischen pensionierten Kommissar Bruno Theweleit, der ihn damals festgenommen hatte, und schlägt ihn wütend zusammen. Dann macht er sich auf die Suche nach Samir Nasrallah, mit dem er damals Drogen auf der Straße verkauft hatte, denn er glaubt, sein Komplize habe die Polizistin erschossen ...
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Kritik

Der spannende, erstklassig besetzte und von Matti Geschonneck auf "Tatort"-Niveau inszenierte Fernsehkrimi "Tod einer Polizistin" veranschaulicht, wie unzuverlässig die Wahrnehmung ist.

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Berlin. Frank Keller (Jürgen Vogel) wurde vor 15 Jahren wegen der Ermordung der Polizistin Dagmar Reuth zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Nun hoffen er und seine Anwältin Nina Klingen (Therese Hämer), dass bei einer richterlichen Anhörung die gegen ihn verhängte Sicherheitsverwahrung aufgehoben wird. Aber der Richter lehnt den entsprechenden Antrag ab. Daraufhin schlägt Keller in der Toilette seinen Bewacher brutal nieder, entreißt ihm die Pistole, nimmt die Anwältin als Geisel und flieht mit ihr in ihrem Auto. Unterwegs wechselt er in einen gestohlenen Lieferwagen, auf dessen Ladefläche er die Geisel ankettet. Dieses Fahrzeug stellt er schließlich bei seinem früheren Kumpel Rudi Mommertz (Alexander Hörbe) in einer Garage ab, die zu dessen Kfz-Werkstatt gehört. Nina Klingen fleht ihn in Todesangst an, sie freizulassen, weil sie Diabetikerin sei, aber er achtet nicht weiter auf sie und weist auch Mommertz nicht darauf hin, dass sich in dem Lieferwagen eine Frau befindet.

Die Polizei organisiert eine Großfahndung, die von Michael Pacht (Uwe Preuss) geleitet wird. Aus Personalnot werden auch Polizeianwärter wie Lena Frey (Rosalie Thomass) eingesetzt, die gerade erst mit ihrer Ausbildung bei dem vom aktiven Dienst pensionierten Hauptkommissar Bruno Theweleit (Götz George) an der Polizeiakademie begonnen haben.

Bruno Theweleit lebt allein mit seinem Hund in einem Bungalow am Stadtrand. Dort wird er von Frank Keller überfallen und zusammengeschlagen. Durch Zufall nähert sich in diesem Augenblick Lena Frey dem Haus. Theweleit schreit um Hilfe. Keller springt aus der Terrassentüre, wirft die Polizistin um und rennt weg.

Daraufhin ordnet Pacht Personenschutz für Theweleit an. Lena Frey, Wolfgang Henning (Michael Schenk) und zwei weitere Polizisten lösen sich als Wachen vor dem Bungalow ab.

Keller taucht als Nächstes in dem Gemüseladen auf, den der Libanese Samir Nasrallah (Samir Fuchs) mit seiner Schwester Eden Nasrallah (Maryam Zaree) führt. Samir, der damals mit Keller zusammen Drogen auf der Straße verkauft hatte, mit ihm verhaftet worden war und gegen ihn ausgesagt hatte, versteckt sich, seit er im Fernsehen von Kellers Ausbruch gehört hat. Keller trifft deshalb nur Eden und ihr Baby an. Er befindet sich noch im Laden, als Kommissar Günther Lehmann (Uwe Kockisch) hereinkommt und sich ebenfalls nach Samir erkundigt. Der sei für sechs Wochen zu Verwandten im Libanon gereist, lügt Eden, und den Mann auf dem Fahndungsfoto – Frank Keller – kenne sie nicht.

In der Zwischenzeit entdeckt Rudi Mommertz in dem von Keller abgestellten Lieferwagen eine bewusstlose Frau. Er fährt sie zur Charité und legt sie vor der Klinik ab. Kurz darauf wird die Polizei alarmiert, und Lehmann eilt ins Krankenhaus, aber die Anwältin ist noch nicht vernehmungsfähig.

Keller passt seine Tochter Sarah Wächter (Isabel Bongard) an einer Bushaltestelle ab. Bei seiner Verurteilung war sie zwei Jahre alt. Sie wuchs dann bei Pflegeeltern auf. Die Briefe, die er ihr aus der Haft schrieb, warf sie später ungelesen weg. Während er nun mit ihr zu sprechen versucht, erhält er einen Anruf. Sarah hört den Namen Gadaffi (Alexander Hauff).

Aufnahmen von Überwachungskameras am Eingang der Charité bringen die Polizei auf die Spur des Mannes, der die Bewusstlose dort ablegte. Als die Polizei zu der Werkstatt kommt, kauert Mommertz mit einer klaffenden Stirnwunde am Boden. Keller schlug ihn mit einer Eisenstange nieder, nachdem er herausgefunden hatte, dass Mommertz mit der Anwältin zur Charité gefahren war.

Theweleit will nicht untätig zu Hause sitzen. Als er darauf besteht, mit seinem Wagen in die Innenstadt zu fahren, zwingt Lena Frey ihn, sie mitzunehmen. Sie halten in der Nähe des Ladens der Geschwister Nasrallah. Eden hat gerade mit Hilfe von zwei Männern ihr Auto vollgepackt und lässt sich von Theweleit nicht daran hindern, wegzufahren. Der pensionierte Kommissar prügelt sich mit den beiden Männern, bis Lena Frey mit gezogener Waffe dazwischen geht.

Kurz darauf passt Theweleit Sarah Wächter an der Bushaltestelle ab, an der sie bereits von ihrem Vater angesprochen wurde. In seiner barschen Art fragt er sie nach Keller, aber sie sagt ihm nichts. Erst als Lena Frey sich mitfühlend an sie wendet, verrät sie der Polizistin, dass sie ihren Vater nach dem Ausbruch gesehen und den Namen Gadaffi gehört habe.

Theweleit staunt über den Erfolg seiner jungen Kollegin und fährt sofort mit ihr zu Gadaffi. Dessen kleiner Sohn Hannes läuft ins Obergeschoss. Lena Frey folgt ihm – und trifft in einem der oberen Zimmer auf Frank Keller. Er beteuert, die Polizistin nicht erschossen zu haben. Er sei damals mit der Tatwaffe in der Hand aus einer Ohnmacht erwacht. Vermutlich habe sein Komplize Samir die Polizistin getötet und dann den Verdacht auf ihn gelenkt, sagt er. Nach einem kurzen Wortwechsel kommt es zwischen Keller und Lena Frey zum Kampf. Schließlich springt Keller vom Balkon. Dabei verletzt er sich am Bauch.

Günther Lehmann, der rasch dazukommt, ärgert sich darüber, dass Lena Frey den Ausbrecher entkommen ließ. Sie hätte auf ihn schießen müssen, meint er, sei jedoch in der Situation überfordert gewesen.

Lena Frey besucht Nina Klingen im Krankenhaus. Die Anwältin ist weder auf die Polizei noch auf ihren Mandanten Frank Keller gut zu sprechen und erwartet neue Fragen zur Geiselnahme, aber die junge Polizistin möchte stattdessen wissen, ob sie es für möglich halte, dass Keller zu Unrecht wegen Mordes verurteilt wurde. Nina Klingen berichtet schließlich, dass an der Tatwaffe keine DNA-Spuren sichergestellt wurden und der Angeklagte erst am zwölften Verhandlungstag auf ihren Rat hin gestand, die Polizistin erschossen zu haben. Die Verteidigerin hatte ihn dazu überredet, und zwar in der Erwartung, dass er im Fall eines Geständnisses ohne Sicherungsverwahrung davonkäme. Diese Hoffnung erwies sich dann allerdings als trügerisch.

Nachdem Lena Frey die alte Akte studiert hat, stellt sie Bruno Theweleit zur Rede. Der alte Hase versucht die Polizeianwärterin einzuschüchtern und fragt sie, ob sie ihm schludrige Ermittlungen im Fall Frank Keller vorwerfen wolle. Als sie sieht, dass er eine Pistole auf einen Tisch gelegt hat, unterstellt sie ihm, dass er darauf aus sei, Keller bei einem erneuten Auftauchen zu erschießen. Der pensionierte Kommissar wirft sie hinaus.

Keller, der sich inzwischen mit einem Schlafsack und einem Camping-Kocher im U-Bahn-Tunnel bei der Station Gleisdreieck in Berlin eingerichtet hat, erfährt von den zwei Kerlen, die Eden Nasrallah beim Packen halfen, wo sie sich aufhält. Als Eden ihm nicht sagen will, wo sich ihr Bruder versteckt, nimmt er einen Pfeifkessel mit kochendem Wasser vom Herd und droht, das Baby damit zu verbrühen. Eden nennt ihm allerdings einen falschen Ort.

Erst als kurz darauf die Polizei zu ihr kommt, verrät sie Samirs Versteck.

Samir befürchtet, dass er nicht lebend aus der Situation herauskommen werde. Deshalb nimmt er mit seinem Smartphone ein Video für seine Schwester auf, in dem er berichtet, was vor 15 Jahren tatsächlich geschah.

Als er durchs Fenster der Laube, in der er sich aufhält, mehrere Polizeifahrzeuge erblickt, schleicht er sich davon. Lehmann sieht ihn und folgt ihm. Als der Kommissar den Flüchtigen stellt, redet er scheinbar wohlwollend mit ihm und nimmt ihm das Messer ab, das er in der Hand hält. Aber nachdem Samir verraten hat, wo Frank Keller sich versteckt, ersticht Lehmann den Libanesen.

Während seine Kollegen noch nach Samir suchen, fährt Lehmann zu Theweleit, sagt ihm, er habe Samir getötet und nennt ihm Kellers Versteck. Theweleit verlässt daraufhin den Bungalow durch die Terrassentüre und fährt mit Lehmanns Wagen zur U-Bahn-Station Gleisdreieck. Die beiden Polizisten, die zu seinem Schutz abgestellt sind, bemerken erst nach einer Weile, dass er nicht mehr im Haus ist und schlagen Alarm.


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Lena Frey findet Samirs Leiche und auch dessen Smartphone. Mit Pacht zusammen schaut sie sich das Video an. Samir berichtet, dass er und Frank Keller damals von Theweleit, Lehmann und Dagmar Reuth verfolgt wurden. Keller ging zu Boden, und während Theweleit ihm die Pistole abnahm, näherte sich die Polizistin von hinten. Theweleit hörte das Geräusch, glaubte, es sei der andere Drogendealer und schoss sofort mit der Waffe, die er in der Hand hatte. Nachdem er seinen Irrtum erkannt hatte, wischte er die Pistole ab und legte sie in die Hand des Ohnmächtigen. Als Theweleit und Lehmann dann auch Samir Nasrallah in ihrer Gewalt hatten, brachten sie ihn mit Drohungen dazu, vor Gericht gegen seinen Komplizen auszusagen.

Günther Lehmann weist bei seiner Verhaftung darauf hin, dass Theweleit zu Kellers Versteck im U-Bahntunnel am Gleisdreieck unterwegs sei.

Dort geht Theweleit auf Keller zu. Der springt auf. Beide haben eine Pistole in der Hand. Noch immer glaubt Keller, dass Samir die Polizistin getötet habe. Der sei inzwischen auch tot, sagt Theweleit, und es spiele überhaupt keine Rolle, wer damals geschossen habe. Aufgrund von Theweleits Äußerungen begreift Keller, dass die Polizistin von ihrem Kollegen erschossen wurde. Der meint höhnisch, wenn Keller nicht eingesperrt worden wäre, hätte er früher oder später jemanden ermordet. Bei Leuten, die zum Dreck und Abschaum der Gesellschaft gehörten wie er, sei nichts anderes zu erwarten. Dann hebt er die Pistole und zielt auf Keller.

Als die Polizei in den U-Bahn-Tunnel kommt, ist ein Schuss zu hören. Für Theweleit kommt jede Hilfe zu spät. Keller wird abgeführt. „Er wollte mich umbringen“, sagt er. Aber in Theweleits Pistole steckt kein Magazin. Sie ist ungeladen. Offenbar war es seine suizidale Absicht, von Keller erschossen zu werden und den damals zu Unrecht Verurteilten nun doch noch zum Polizistenmörder zu machen. „Ein sturer Hund“, meint Pacht.

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Bei „Tod einer Polizistin“ handelt es sich um einen von Matti Geschonneck inszenierten Fernsehkrimi. Der Film dreht sich um einen Mann, der behauptet, er sei zu Unrecht zu 15 Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. „Tod einer Polizistin“ veranschaulicht, wie unzuverlässig die Wahrnehmung ist: Anfangs halten wir Frank Keller für einen skrupellosen Gewalttäter, dann müssen wir nach und nach unsere Meinung über ihn und andere Figuren ändern.

Mit Götz George, Jürgen Vogel, Rosalie Thomass, Uwe Kockisch, Uwe Preuss und anderen ist der spannende Thriller „Tod einer Polizistin“ erstklassig besetzt. Die Inszenierung bewegt sich auf „Tatort“-Niveau.

Unplausibel ist beispielsweise, dass jemand brutal zusammengeschlagen wird, ihm aber gleich darauf nichts mehr anzumerken ist und nicht einmal Hämatome zu sehen sind, obwohl er ins Gesicht getreten wurde.

Die Dreharbeiten fanden vom 20. März bis 25. April 2012 in Berlin und Umgebung statt. Der Arbeitstitel lautete „Endspiel“.

Die Premiere von „Tod einer Polizistin“ wurde am 3. Oktober 2012 auf dem Filmfest Hamburg im Cinemaxx 3 gefeiert. Im Fernsehen war der Krimi erstmals am 14. Januar 2013 zu sehen (ZDF).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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