Wer liebt, hat recht

Wer liebt, hat recht

Wer liebt, hat recht

Originaltitel: Wer liebt, hat recht - Regie: Matti Geschonneck - Drehbuch: Hannah Hollinger, nach dem Roman "Wer liebt, hat recht" von Anita Lenz - Kamera: Rudolf Blahacek - Schnitt: Petra Heymann - Musik: Stephan Zacharias - Darsteller: Iris Berben, Robert Atzorn, Sibylle Canonica, Ulrike Kriener, Michael Gwisdek, Christian Näthe, Daniela Preuß, Erni Mangold u.a. - 2002; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Nach 27 Jahren Ehe erfährt Maja in Berlin, dass ihr während der Woche in Tübingen arbeitender Mann Helmut dort mit einer Geliebten ein Kind gezeugt hat. Aus einem anfangs harmlosen Flirt war mehr geworden, aber Helmut konnte sich nicht entscheiden und hätte am liebsten ein Doppelleben geführt. Jetzt begreift der 55-Jährige, dass er wählen muss, aber er möchte seine Ehefrau nicht verlieren und seiner Geliebten und dem Kind gerecht werden.
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Kritik

"Wer liebt, hat Recht" ist ein Ehedrama, in dem kein Geschirr zertrümmert, sondern auf differenzierte Weise die Zerrissenheit der Beteiligten veranschaulicht wird, die ernsthaft um eine Lösung des Konfliktes ringen.
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Helmut (Robert Atzorn) und Maja (Iris Berben) sind seit siebenundzwanzig Jahren verheiratet. Helmut ist Literaturprofessor und lebt während der Woche in Tübingen. Maja übersetzt Architekturbücher aus dem Italienischen und ist in der gemeinsamen Wohnung in Berlin geblieben, weil sie auf die Großstadt nicht verzichten möchte.

Seinen fünfundfünfzigsten Geburtstag feiert Helmut mit Maja, dem siebenundzwanzigjährigen Sohn Andrej (Christian Näthe) und dessen Freundin Monika (Daniela Preuß) in seinem Ferienhaus in der Toskana. Dabei teilt Andrej seiner Mutter mit, dass Monika ein Kind von ihm bekommt. Weil Maja sich ein paar Stunden später verplappert, erfährt es auch der Vater, der davon offenbar nicht sehr begeistert ist, zumal Andrej sich als Künstler versucht und auf absehbare Zeit nicht genügend Geld verdienen wird.

Angeblich hat Helmut am nächsten Morgen in Tübingen zu tun. Maja begleitet ihn, fährt aber mit dem Zug weiter nach Berlin und wartet dort auf ihn. Sie ahnt nicht, dass Helmut inzwischen nach Lugano fliegt und in einem Krankenhaus seine Geliebte Claire (Sibylle Canonica) besucht, die an seinem Geburtstag von einem Sohn entbunden wurde, dessen Vater er ist.

In Berlin treffen Maja und Helmut sich mit dem befreundeten Proktologen-Ehepaar Bert und Christine (Michael Gwisdek, Ulrike Kriener) zu einem Essen. Dabei fragt Bert ohne Hintergedanken, was Helmut in Lugano gemacht habe. Er sah ihn nämlich dort am Flughafen. Auf dem Heimweg gesteht Helmut seiner Frau, er habe eine Affäre gehabt und sei an seinem 55. Geburtstag Vater geworden. Maja ist entsetzt und überlegt, ob sie sich scheiden lassen soll. Aber sie lässt sich von ihrem Mann zum Essen ausführen.

Ich erinnere mich an zwei weitere Flaschen Mineralwasser, an Rinderfilet englisch gebraten und an ein Glas Prosecco und dass er gesagt hat, ich sei schön. Ich erinnere mich an seine Augen und an seine schönen grauen Haare und dass sie frisch gewaschen waren. Ich erinnere mich an das Hemd, das er an diesem Abend getragen hat, das graue leinene, das ich ihm einmal geschenkt hatte, und daran, dass ich im Klo gekotzt habe. Und wieder hinauswankte und noch eine Zigarette anzündete. Und dass ich ihn geliebt habe an diesem Abend, dass ich an diesem Abend genau wusste, dass ich ihn immer geliebt habe, dass ich mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen mag, dass ich mich verloren fühlen würde ohne ihn, dass er attraktiv ist, dass er intelligent ist, dass er schöne Hände hat und dass er eine Sau ist und ich eine Sau liebe […] Irgendwann sind wir aus dem Lokal gegangen, wir waren schon seit einer Stunde die Letzten. Wir sind nach Hause getrottet, er hat mir seinen Arm um die Schultern gelegt und gemeint, er sei froh, dass ich es nun wisse. (Anita Lenz: Wer liebt, hat recht. Die Geschichte eines Verrats; im Film gesprochen von Iris Berben)

Kurze Zeit später erzählt Christine ihrer Freundin Maja, sie habe herausgefunden, dass es sich bei der Geliebten um die vierundvierzigjährige in Tübingen beschäftigte Wissenschaftlerin Claire Eberhart handelt, die Maja vor längerer Zeit bei einem Empfang vorgestellt worden war. Eine Entbindungsstation in Lugano hatte Claire vorgezogen, weil dort ihre Mutter (Erni Mangold) zu Hause ist. (Claires Vater hatte die Familie vor vierzig Jahren verlassen und war nach Südamerika ausgewandert.)

Währenddessen teilt Helmut Claire mit, er sei sich klar darüber geworden, dass er Maja liebt und nicht verlassen möchte. Selbstverständlich werde er für sein Kind sorgen, aber er könne nicht mit Claire zusammen eine neue Familie gründen. „Ich habe uns alle belogen.“ Durch die Trennung von seiner Familie hatte er sich während der Woche einsam gefühlt und sich auf eine Beziehung mit der ebenfalls allein in Tübingen lebenden Kollegin eingelassen. Aus dem Flirt, den er für harmlos gehalten hatte, war dann mehr geworden, aber Helmut konnte sich nicht entscheiden und hätte am liebsten ein Doppelleben geführt. Inzwischen ist ihm klar geworden, dass er sich entscheiden muss.

Als er nach Berlin kommt, wirft Maja ihm vor, von einer „Affäre“ gesprochen und ihr die Wahrheit verschwiegen zu haben. Sie war inzwischen bei einer auf Scheidungsrecht spezialisierten Rechtsanwältin, die ihr jedoch klarmachte, dass die Alimente für das Kind Vorrang hätten und Maja deshalb im Fall einer Scheidung nur mit geringen Unterhaltsleistungen ihres Mannes rechnen könnte. („Helmut hat mich in die Armut gebumst“, klagte Maja danach ihrer Freundin Christine.)

Auf Drängen Andrejs erklärt Maja sich bereit, Helmut noch eine Chance zu geben, aber nur unter der Bedingung, dass er ohne Abstriche zu seiner Familie zurückkehre. Sie verlangt, dass er jeden Kontakt zu Claire und ihrem Sohn einstellt: „Keine Kindergeburtstage, keine Besuche im Tierpark, nichts!“ Helmut ist schon beinahe entschlossen, darauf einzugehen, da ruft Claire an und berichtet, am Kopf des kleinen Felix habe man eine Deformierung festgestellt, es bestehe der Verdacht auf eine Behinderung. Wie soll Maja gegen ein behindertes Kind kämpfen? Sie kann nichts dagegen machen, dass Helmut mit Claire und dem Kind einen Spezialisten konsultiert. Der stellt glücklicherweise fest, dass Felix völlig gesund ist.

Seinen achtundzwanzigsten Hochzeitstag vergisst Helmut; an diesem Tag hat er einen Termin beim Jugendamt, um Felix offiziell als seinen Sohn anzuerkennen.

Während Maja sich nun doch von Helmut trennt und in das Landhaus in der Toskana zurückzieht, gelingt es Claire, sich von ihrer besitzergreifenden Mutter zu lösen, die nach Tübingen kam, um ihren Enkel zu betreuen und ihre Tochter zu entlasten: Claire schickt sie nach Lugano zurück und bleibt allein mit ihrem Kind in Tübingen.

Von Andrej erfährt Helmut, wo Maja ist. Sofort setzt er sich in seinen Wagen und fährt zu ihr in die Toskana. Gemeinsam kehren sie nach Berlin zurück: Majas Liebe zu ihrem Mann behält die Oberhand.

Dort erzählt Christine ihrer Freundin, Bert wolle die Scheidung einreichen.

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Die gelernte Buchhändlerin, Historikerin und Berliner Journalistin Anita Lenz (*1945) veröffentlichte einen autobiografischen Roman mit dem Titel „Wer liebt, hat recht. Die Geschichte eines Verrats“ (Kiepenheuer & Witsch, Köln 2000, 185 Seiten, ISBN 3-462-02949-5), in dem sie schonungslos protokolliert, wie sie im Alter von vierundfünfzig Jahren reagierte, als sie erfuhr, dass ihr Mann, ein Literaturprofessor, an seinem Arbeitsort in Tübingen ein Verhältnis hatte und seine Geliebte gerade in einem Krankenhaus in Marseille (im Film: Lugano) das von ihm gezeugte Kind zur Welt brachte. Mit dem Buch versuchte Anita Lenz wohl, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten.

Iris Berben fand den Roman von Anita Lenz so beeindruckend, dass sie eine Verfilmung initiierte und selbst die weibliche Hauptrolle übernahm. „Wer liebt, hat recht“ ist ein Ehedrama, in dem kein Geschirr zertrümmert, sondern auf differenzierte Weise die Zerrissenheit der Beteiligten veranschaulicht wird, die ernsthaft um eine Lösung ringen. Es geht um die intensive Auseinandersetzung mit dem Konflikt eines Fünfundfünfzigjährigen, der seine Ehefrau nicht verlieren möchte und auch seiner Geliebten und dem mit ihr gezeugten Kind gerecht zu werden versucht. Erzählt wird vorwiegend aus der Perspektive der Ehefrau, die ihren Mann nach wie vor liebt, aber nicht bereit ist, ihn mit einer anderen Frau und einem Kind außerhalb ihrer Familie zu teilen. Gegen eine Rivalin hätte sie kämpfen können, aber durch das Kind ist das Dilemma beinahe unlösbar geworden. Iris Berben, Robert Atzorn und Sibylle Canonica spielen ihre Rollen sehr überzeugend.

„Wer liebt, hat recht. Die Geschichte eines Verrats“ gibt es auch als Großdruck-Ausgabe bei dtv und als Hörbuch, gesprochen von Iris Berben.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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"Tod in Florenz" ist ein unterhaltsamer, passagenweise volkstümlicher Kriminalroman von Magdalen Nabb, der allerdings formal nicht ganz überzeugt.
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