Don Winslow : Die Sprache des Feuers

Die Sprache des Feuers
Originalausgabe: California Fire & Life Simon & Schuster, New York 1999 Die Sprache des Feuers Übersetzung: Chris Hirte Suhrkamp Verlag, Berlin 2012 ISBN: 978-3-518-46350-5, 419 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

In Orange County südlich von Los Angeles arbeiten korrupte Geschäftsleute, Ärzte und Juristen mit konkurrierenden mafiösen Strukturen von Russen, Armeniern und Vietnamesen zusammen. So stellt es Don Winslow in seinem Roman "Die Sprache des Feuers" dar. Zwischen dem organi­sier­ten Verbrechen, der Wirtschaft, der Polizei und der Justiz gibt es viele Verbindungen. Wo die Grenzen zwischen Gut und Böse verlaufen, ist da nicht immer ganz klar. Deutlicher sehen wir, dass von Gerichten keine Gerechtigkeit zu erwarten ist ...
mehr erfahren

Kritik

"Die Sprache des Feuers" ist ein fulminanter Kriminalroman. Don Winslow reißt uns in atem­berau­ben­der Geschwindigkeit durch eine Handlung mit immer neuen Wen­dun­gen. Die Sprache besteht aus kurzen, flotten Sätzen.
mehr erfahren

Jack Wade wuchs in Dana Point in Orange County auf. Das war damals noch ein kleiner kalifornischer Badeort. Nach der Highschool begann er ein Bauingenieur-Studium an der Universität von San Diego, aber das brach er ab, bewarb sich als Brandermittler bei der Polizei von Orange County und absolvierte die Feuerwehrschule.

Denkt, wenn er was vom Bauen versteht, versteht er auch was vom Gegenteil.

Zwar erfüllt er seine Aufgaben gewissenhaft, aber er meint selbst:

„Ich arbeite, um zu leben, ich lebe, um zu surfen.“

Bei den Ermittlungen nach einem Brandanschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum begegnet er der aus Mexiko stammenden Polizistin Letitia („Letty“) del Rio, die sogar in einer Uniform hinreißend aussieht.

Sie nimmt ihn mit ins Schlafzimmer und bringt ihm nicht nur Spanisch bei, sondern auch den Sinn des Lebens.

Jack spart für einen Ring; sie reden übers Heiraten und Kinderkriegen. Aber in Jacks siebtem Dienstjahr ändert sich alles.

Als das Teppichlager „Atlas“ des Armeniers Kazimir („Kazzy“) Azmekian abbrennt und dabei auch ein Mensch ums Lebens kommt, ziehen Jack Wade und sein Kollege Brian Bentley aus der informellen Aussage des Zeugen Porfirio Guzman den Schluss, dass es sich um Brandstiftung handelt. Offenbar hat Theodore („Teddy“) Kuhl, der Anführer einer Biker-Gang, das Feuer gelegt, vermutlich im Auftrag des Besitzers. Weil es sich bei Kazzy Azmekian um den Kopf einer mafiösen Organisation handelt, will Jack auf keinen Fall von der Zeugenaussage Gebrauch machen, denn in diesem Fall geriete Porfirio Guzmans in Lebensgefahr. Also prügelt Jack aus Teddy Kuhl ein Geständnis heraus. Das reicht für eine Anklage gegen den Brandstifter und seinen Auftraggeber Kazzy Azmekian. Vor Gericht widerruft der Biker allerdings sein Geständnis. Er kenne Mr Azmekian überhaupt nicht und habe bei der Vernehmung nur alles Mögliche erfunden, weil er von Wade geschlagen worden sei. Jack Wade leugnet, Gewalt angewendet zu haben. Aussage steht gegen Aussage. Den Ausschlag gibt Brian Bentley: Er bestätigt, dass Teddy Kuhl von Jack Wade schwer misshandelt wurde und nennt den Namen des Belastungszeugen. Kammerrichter Dennis Mallon lässt Jack Wade auf der Stelle wegen Meineids festnehmen. Porfirio Guzman soll vor Gericht aussagen. Doch er ist spurlos verschwunden. Jack zweifelt nicht daran, dass er von Kazzy Azmekians Leuten ermordet wurde. Das Gericht spricht Teddy Kuhl frei, Kazzy Azmekian kassiert 2 Millionen Dollar von der California Fire and Life Mutual Insurance, Jack wird zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und aus dem Polizeidienst entlassen.

Obwohl Jack nach dieser Geschichte nicht mehr glaubt, jemals wieder eine ordentliche Anstellung zu bekommen, hält Letty del Rio zu ihm. Weil Jack keine Zukunft mehr für sie beide sieht, trennt er sich jedoch von ihr.

Zwei Monate später bietet ihm Billy Hayes, der Chef der Schadensabteilung bei California Fire and Life, überraschend einen Job als Schadensregulierer an.

Billy Hayes ist seit acht Jahren bei California Fire and Life. Zuvor lebte und arbeitete er in Phoenix. Als dort die Mafia-Familie Trescia Schutzgeld von ihm erpressen wollte, suchte Billy deren Boss Joe Trescia auf und hielt dessen Sohn einen 44er Colt an den Kopf.

Fünf Ganoven standen um ihn rum und trauten sich nicht, ihre Schießeisen rauszuholen, weil sie wussten, dass dieser Irre keine Hemmungen hatte, Joe Juniors Gehirn an der Wand zu verspritzen. Was Joe Senior sehr verdrossen hätte.

Billy Hayes brauchte in Arizona kein Schutzgeld zu bezahlen. In Kalifornien kam er zu der Auffassung, dass es Rechtsanwälte statt Feuerwaffen gebe. Und er weiß, dass es für einen geschädigten Versicherten nichts Besseres als eine Ablehnung der Schadensforderung durch die Versicherung gibt, sofern er über den richtigen Anwalt verfügt. Denn der schlägt dann vor Gericht weit mehr als einen Ersatz für den entstandenen Schaden heraus.

In der Nacht auf den 28. August 1997 – Jack Wade arbeitet inzwischen seit zwölf Jahren als Schadensregulierer für Billy Hayes – brennt das Wohnhaus des 43 Jahre alten Unternehmers Nicky Vale nieder.

Seit sich das Ehepaar Vale trennte, wohnt Nicky Vale bei seiner Mutter in Monarch Bay. In der Nacht, in der das Feuer wütet, hat er die beiden Kinder bei sich: die siebenjährige Natalie und ihren drei Jahre jüngeren Bruder Michael. Aber die verkohlte Leiche seiner Ehefrau Pamela wird in den Trümmern gefunden. Als Jack eintrifft, hat Brian Bentley die polizeilichen Untersuchungen bereits abgeschlossen: Die 34-Jährige, deren Alkoholkrankheit bekannt ist, legte sich Bentleys Bericht zufolge volltrunken ins Bett und ließ eine brennende Zigarette in eine Wodka-Pfütze fallen.

Der Nachbar Howard Meissner wurde gegen 4 Uhr morgens durch das Gebell des Yorkshire-Terriers Leo der Familie Vale geweckt, sah das Feuer und wählte die Notrufnummer. Jack wundert sich darüber, dass der Schoßhund nachts im Garten war. Er weiß, dass die meisten Brandstifter ihre Haustiere in Sicherheit bringen, bevor sie Feuer legen. Außerdem fällt ihm auf, dass Howard Meissner von blutroten Flammen und schwarzem Rauch berichtet. Zu erwarten wären jedoch gelbe oder orange Flammen und grauer bis brauner Rauch. Der Ruß auf den Splittern geborstener Fenster deutet ebenfalls auf Brandbeschleuniger hin.

Die Villa ist bei California Fire and Life mit 5 Millionen Dollar versichert, der Hausrat mit 1,25 Millionen, und dazu kommen noch 250 000 Dollar aus der für Pamela Vale abgeschlossenen Lebensversicherung.

Jack sucht den Hausbesitzer auf. Nicky Vale heißt eigentlich Dasjatnik Valeshin. Er sei Jude und Russe, sagt er. Nach dem Austausch von ein paar Höflichkeiten erkundigt er sich nach der Schadensregulierung durch die Versicherungs­gesellschaft. Mrs Valeshin kündigt an, dass ihr Sohn und die Enkel bis zur Wiedererrichtung des niedergebrannten Hauses bei ihr wohnen können, sie dafür allerdings California Fire and Life 2000 Dollar monatlich in Rechnung stellen werde.

Er habe die Kinder am Vortag gegen 15 Uhr geholt, sagt Nicky Vale, und sei von etwa 18.30 Uhr bis 20.45 Uhr mit ihnen in einem Restaurant gewesen.

„Was haben Sie gemacht, als die Kinder im Bett waren?“
Nicky lacht. »Ich bin jetzt auch Amerikaner, also hab ich ferngesehen.

Seine Mutter bestätigt, dass er das Haus erst wieder am Morgen verlassen habe, nachdem er durch einen Anruf von dem Feuer erfahren hatte.

Die außergewöhnlich hohe Deckung der Hausratversicherung erklärt Nicky Vale mit seiner wertvollen Sammlung englischer Möbel aus dem 18. Jahrhundert. Zufällig habe er die Einrichtung am 21. Juni durch eine Videoaufnahme dokumentiert.

Jack findet heraus, dass bei der Autopsie kein Rauch in Pamela Vales Lunge gefunden wurde. Und der Gerichtsmediziner Dr. Winston Ng berichtet ihm, dass die Brandblasen keine Entzündungsringe aufwiesen. Die Frau war also bereits tot, als sie verbrannte. Weil die Leiche in der Boxerpose aufgefunden wurde, die entsteht, wenn die Totenstarre noch nicht eingetreten ist und die Hitze des Feuers die Arm- und Beinmuskulatur kontrahiert, muss Pamela Vale kurz vor dem Brand noch gelebt haben. In ihrem Blut werden Spuren von Barbituraten gefunden. Trotz dieser Indizien bleibt Brian Bentley dabei, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe: Die Frau starb eben an einer Mischung aus Alkohol und Schlaftabletten, ließ die brennende Zigarette fallen und verursachte das Feuer.

Nachdem Nicky Vale erzählte, dass er Jude sei, hätte Jack keine christliche Trauerfeier in der Kirche erwartet, aber dann fällt ihm ein, dass Pamela eine shiksa war. Als der Witwer seine Trauerrede beendet, hört Jack hinter sich die Stimme einer Frau:

DU HAST SIE UMGEBRACHT, DU DRECKSKERL! […] DU HAST MEINE SCHWESTER UMGEBRACHT!

Jack hält die beiden Wachleute zurück, die die Frau gewaltsam aus der Kirche schleifen wollen und führt sie selbst behutsam hinaus. Es ist Letty del Rio.

„Mein Gott, Letty“, sagt er. „Du hättest mir sagen können, dass sie deine Schwester war.“

Pamela war Lettys jüngere Halbschwester. Die mexikanische Mutter hatten sie gemeinsam. Sie wuchsen auf einer armseligen Farm bei Perris/Kalifornien auf. Der Stiefvater soff, die Mutter schuftete: Alkoholiker und Workaholic. Pamela erbte den Hang zur Flasche, Letty die Arbeitswut. Letty arbeitete bereits bei der Polizei, als Pamela im Alter von 17 Jahren die Schule abbrach, von zu Hause fortging, sich in Santa Monica mit vier anderen Mädchen ein billiges Zimmer teilte und als Bedienung in einer Kneipe jobbte. Mit ihrer Schönheit eroberte sie die Partyszene von Hollywood. So lernte sie im Alter von 22 Jahren Nicky Vale kennen. Das Paar wurde von einem Rabbi und einem Pfarrer zugleich getraut. Nach der Geburt des Sohnes lag sie noch im Wochenbett, als sie von einer Freundin erfuhr, dass Nicky sie mit einer Serviererin betrog. Als sie ihn nach einem Seitensprung mit ihrer Freundin Leslie zur Rede stellte, zwang er sie auf die Knie und erklärte ihr, dass es bereits viele Leslies gegeben habe, gebe und geben werde. Daraufhin begann Pamela zu trinken. Dann ließ sie sich in einer Entzugsklinik behandeln.

Als Pam aus dem Entzug kommt, ist sie eine andere.
Selbstbewusst und stark.
Stellt Nicky ein Ultimatum: Entweder, du hörst auf zu koksen, oder die Ehe wird geschieden.
Sie schleppt ihn zur Eheberatung. Das bringt die Wende. Drei Wochen später ertappt sie ihn mit einer Kokshure von Newport Beach im Ehebett. Sagt ihm, er soll seine Sachen packen und verschwinden.

Als er sie dann schlug, warf Pamela ihn endgültig aus dem Haus und reichte die Scheidung ein.

Pamelas Leiche wird kremiert, und die Angehörigen verstreuen die Asche im Meer.

Dasjatnik Valeshin wurde in St. Petersburg als Sohn eines kleinen Apparatschiks geboren, der sich scheiden ließ, als der Junge noch im Säuglingsalter war. Dasjatniks Mutter war die Tochter eines Professorenpaares, hätte ohne das Kind vermutlich auch eine glänzende wissenschaftliche Karriere vor sich gehabt, schaffte es jedoch als allein erziehende Mutter nur bis zur Gymnasiallehrerin. Sie brachte ihrem Sohn Musik, Malerei, Bildhauerei und Architektur nahe. Unter ihrem Einfluss entwickelte sich der Schüler zum hinterhältigen Streber. Schließlich wurde der KGB auf Dasjatnik Valeshin aufmerksam und warb ihn an. Als Geheimdienst-Offizier in Afghanistan lernte er, mit welchen Foltermethoden man auch charakterstarke Gegner zum Reden bringt. Nach diesem Einsatz wählte ihn sein Führungsoffizier Oberst Karpozow für einen weiteren in den USA aus. Dort sollte er für die durch den Rüstungswettlauf finanziell angeschlagene Sowjetunion so viel Geld wie möglich erwirtschaften.

Indem wir den Kapitalismus schädigen, nutzen wir uns selbst. Jeder Dollar, den sie verlieren, ist ein Dollar, den wir gewinnen.

Um seine Rolle glaubwürdig spielen zu können, wurde Dasjatnik Valeshin befohlen, sich als jüdischer Kleinkrimineller auszugeben. Nachdem er alles Notwendige über das Judentum gelernt hatte, sorgte Oberst Karpozow für eine 18-monatige Haftstrafe wegen angeblichen Diebstahls. Im Gefängnis wurde Dasjatnik Valeshin erst einmal halb tot geschlagen, aber er überlebte und es gelang ihm, von der Organisazija aufgenommen zu werden. Seine Mithäftlinge Lev und Dani tätowierten ihm am Bein als Zeichen der Zugehörigkeit ein Doppelkreuz.

Gleich nach seiner Ankunft in Los Angeles suchte er den für die nordamerikanische Westküste zuständigen Doppelkreuz-Brigadier Tiv Lerner in Fairfax auf. Er erhielt die Aufgabe, Leute zum Flughafen zu fahren und herauszufinden, wo sie wohnten und ob sich ein Einbruch lohnen würde.

Das macht er ein paar Monate mit, aber er weiß, dass die paar Einbrüche die amerikanische Wirtschaft nicht destabilisieren und ihn nicht reich machen. Deshalb holt er sich Lerners Erlaubnis, nachts auf Diebestour zu gehen. Am Tage macht er seine Fuhren, und nachts knackt er Mercedes- und BMW-Limousinen.

Einen Teil seiner Einnahmen schickte Dasjatnik Valeshin nach Russland, einen weiteren lieferte er bei seinem Boss Victor Tratchev ab. Der gab etwas davon an Tiv Lerner weiter, der wiederum dem Pachan Natan Shakalin einen Anteil schuldete. Nach einiger Zeit begann Valeshin, Autounfälle zu fingieren und Versicherungen zu betrügen. Dabei arbeitete er mit dem Stunt-Fahrer Jimmy Dansky zusammen. Zu Nicky Vales Versicherungsbetrügereien gehörte auch, dass Ärzte wie Dr. Benton Howard angeblichen Unfallopfer Gesundheitsschäden und medizinische Behandlungen bescheinigten. Gegen 15 000 Dollar Schmiergeld unterschrieb Dr. Howard einfach einen Stapel Arztberichte und Atteste, der ihm vorgelegt wurde.

Im KGB wurde Dasjatnik Valeshin zum Major befördert. Ohne Absprache mit Trachev oder Lerner, aber mit Wissen Shakalins, des Pachans der Russenmafia, bot der ehrgeizige KGB-Offizier dem armenischen Mafiaboss Kazzy Azmekian eine Partnerschaft an. Dasjatnik Valeshins Vorschlag, Lagerhäuser zu kaufen, gut zu versichern, dann mit Restposten vollzustopfen und anzuzünden, langweilte Kazzy Azmekian, denn der Versicherungsbetrug war dabei auf das Inventar begrenzt. Hellhörig, ja sogar Feuer und Flamme, wurde er erst, als Dasjatnik Valeshin ihm erklärte, wie man auch mit den Immobilien Geld ergaunern konnte.

„Wir gründen Investment-Gesellschaften“, sagt er. „Unter anderen Namen, damit es nicht auffällt. Meine Gesellschaft kauft billig ein altes Lagerhaus. Du kaufst es mir ab, zu einem höheren Preis. Dann kauft es eine meiner Gesellschaften von dir – und so weiter und so fort, bis der Wert des Gebäudes massiv überhöht ist. Dann stopfst du es mit Restposten voll, es brennt, und wir teilen den Gewinn, der für das Inventar und für das Gebäude rausspringt.“

Als Valeshin von Shakalin zum Brigadier erhoben wurde, schäumte Lerner vor Wut. Fortan lauerte er auf eine Gelegenheit, den Konkurrenten auszubooten. Schließlich gelang es ihm, dem Pachan einzureden, dass Valeshin nicht nur zu eigenmächtig, sondern auch zu amerikanisch geworden sei. Bei einer Versammlung des für die Westküste zuständigen Doppelkreuz-Vorstands wurde Valeshin auf einen Stuhl gefesselt und beschuldigt, Einnahmen unterschlagen zu haben.

„Vielleicht kannst du deshalb nicht zahlen“, sagt Lerner, „weil du alles an deine Bosse beim KGB ablieferst.“

Lerner, der herausgefunden hatte, dass Valeshin KGB-Major war, verlangte die Todesstrafe, und der Vorstand stimmte zu. Lev stand mit einer Kettensäge bereit. Shakalin befahl ihm, das Urteil zu vollstrecken. Aber Lev und sein Freund Dani hatten Dasjatnik Valeshin bereits im Gefängnis in Russland beschützt.

Lev lässt die 95-Dollar-Säge aus dem Angebot der Woche aufheulen, setzt sie an, und Shakalins Kopf poltert zu Boden. Während Dani drei schallgedämpfte Schüsse in Tiv Lerners Gesicht pflanzt.

Nachdem ihn Lev und Dani von den Fesseln befreit hatten, forderte Dasjatnik Valeshin die Anwesenden auf, per Akklamation über seine Wahl zum neuen Pachan abzustimmen, und er wurde unisono gewählt.

Als der KGB ebenso wie die UdSSR aufgelöst wurde, stellte Dasjatnik Valeshin, der sich inzwischen Nicky Vale nannte, die Abgaben ein – und nichts geschah. Nach sechs Jahren Trennung ließ er seine Mutter aus Russland nachkommen und stellte ihr eine Villa in Monarch Bay zur Verfügung.

1993 wurden in Südkalifornien 400 Quadratkilometer Land durch Flächenbrände zerstört. Das befeuerte die Konjunktur.

Denn die Brände beleben die Bauwirtschaft, die Versicherungen zahlen für den Wiederaufbau der abgebrannten Häuser. Bauunternehmer bekommen Aufträge, stellen Arbeitskräfte ein, kaufen Baustoffe, die Baustoffmärkte stellen Arbeitskräfte ein, die Arbeitskräfte nehmen ihren Lohn und gehen shoppen …

Nicky stieg ins Baugeschäft ein. Seither spekuliert er mit Immobilien und investiert nebenbei in wertvolle Möbel.

Als Kunstsammler stellt er etwas dar, ist er kein Immobilienspekulant mehr, sondern ein Mann mit Kultur, mit Stil, ja, mit Klasse.

Er hat sich vorgenommen, den Aufstieg vom russischen Banditen zum amerikanischen Multimillionär, den manche über drei Generationen hinweg schaffen, bereits vor der Übergabe der Geschäfte an seinen Sohn Michael zu realisieren.

Von Millionen könnte Jack Wade allenfalls träumen. Als Letty vor 12 Jahren zuletzt bei ihm war, hauste er in einem Trailer. Jetzt hat er eine Wohnung in einer Gated Community. Er sei umgezogen, erzählt er, als der Campingplatz von Dana Strand geschlossen wurde. Auf dem Gelände sollen Häuser gebaut werden. Der Untergrund für die Wohnanlage, in die Jack sich eingekauft hat, wurde allerdings nicht ausreichend befestigt, und nun rutschen die Gebäude jedes Jahr ein paar Zentimeter weiter ab. Die Eigentümergesellschaft wollte die Baufirma verklagen, aber die ist längst pleite.

Letty liebt Jack noch immer, und obwohl sie sich darüber ärgert, dass er zwölf Jahre lang keinen Versuch machte, sie zurückzugewinnen, lässt sie sich auf die Fortsetzung der Beziehung ein.

Jack begreift, dass Letty, die sich schon vor zwölf Jahren Kinder wünschte, das Sorgerecht für ihre Nichte und ihren Neffen haben möchte, aber er hält die Erfolgsaussichten für verschwindend gering.

Im Dienst erhält die Polizistin den Auftrag, nach zwei verschwundenen vietnamesischen Lastwagenfahrern zu suchen: Tommy Do und Vince Tranh. Sie versucht es in der illegalen Autowerkstatt, in der die beiden arbeiteten, aber die für den vietnamesischen Mafioso „Onkel“ Nguyen arbeitenden Männer schweigen.

Jack sieht sich noch einmal in der Ruine des niedergebrannten Hauses um und wühlt in der Asche.

Feuer spricht seine eigene Sprache.

Wer das Feuer versteht, hört es sprechen.

Wenn das Feuer eine Sprache spricht, dann sind die Brandmuster ihre Grammatik, ihre Satzstruktur. Und die Sprache dieser Muster hier klingt wie Kerouac auf Speed – weil sie nur Verben aneinanderreiht; die Muster sprechen von einem Feuer, das nicht stillstand, sondern raste, ohne Punkt und Komma.

Bei einem ungewollt ausgebrochenen Feuer gibt es in der Regel nur einen Brandherd. Jack findet jedoch drei Brandherde und dazu Gießmuster, von denen er annimmt, dass sie von einem Brandbeschleuniger stammen.

Brian Bentley will von einer Neuaufnahme der Ermittlungen nichts wissen; für ihn steht fest, dass Pamela Vale durch einen selbst verschuldeten Unfall ums Leben kam. Jack Wade ist dagegen überzeugt, dass Nicky Vale seine Frau ermordete und vorsätzlich Feuer legte. Das will er beweisen.

Proben, die er vom Fußboden genommen hat, lässt er von Dinesh Adjati in der auf forensische Analysen spezialisierten Disaster Inc. mit einem Gaschromatographen untersuchen. Weil viele Kunststoffe Weichmacher aus Erdöl enthalten, die bei Bränden freigesetzt werden, ist der Nachweis von Brandbeschleunigern schwierig, aber in diesem Fall gelingt es: Auf dem Fußboden wurde Petroleum verschüttet. Jack vermutet, dass der Täter es mit einer brennenden, an ein Streichholzheftchen geklemmten Zigarette zeitverzögert entzündete.

Dass Pamela Vale Petroleum verschüttet haben könnte, bevor sie sich betrank und mit ihrer Zigarette das Haus in Brand setzte, ist unwahrscheinlich. Darüber hinaus ist Letty überzeugt, dass ihre Halbschwester nicht nur ein Jahr lang trocken, sondern auch zum Zeitpunkt ihres Todes nüchtern gewesen sei, denn am Abend des 27. August nahm sie an einem Treffen der Anonymen Alkoholikerinnen teil. Allerdings ist das kein Beweis dafür, dass sie auch bis 4 Uhr morgens nichts trank.

Was das Motiv betrifft, findet Jack heraus, dass Nicky Vales Konten überzogen sind. Der Unternehmer steht offenbar kurz vor dem Konkurs. Bei einem der Darlehen wird in sechs Wochen eine Schlussrate von 600 000 Dollar fällig. Von dem Bootsmakler Jeff Wynand erfährt Jack, dass Nicky Vales seine Yacht 50 000 Dollar unter Wert verkaufte. Offenbar benötigte er das Geld so dringend, dass er den Verlust in Kauf nehmen musste, statt auf eine Erholung des Marktes warten zu können.

Bleibt noch die Frage, ob Nicky Vale Gelegenheit hatte, das Verbrechen zu begehen. Dass keine Einbruchspuren gefunden wurden, weist darauf hin, dass der Mörder und Brandstifter über einen Türschlüssel verfügte. Zwar hat Mrs Valeshin ausgesagt, ihr Sohn sei in der Brandnacht zu Hause gewesen, aber der Pförtner Mike Derochik verrät Jack, dass er Nicky Vale um 4.45 Uhr hereinkommen sah.

In seinem Zorn sagt Jack dem Unternehmer ins Gesicht, dass er ihn für einen Mörder und Brandstifter halte. Daraufhin beschwert Nicky Vale sich bei Roger Hazlitt, dem Vertriebsleiter von California Fire and Life. Der wendet sich an Billy Hayes und verlangt Jacks Entlassung. Dazu muss man wissen, dass in einer Versicherungsgesellschaft der Vertrieb das Sagen hat und alle erfolgreichen Karrieren in dieser Abteilung beginnen, denn dabei handelt es sich um die Geldmaschine. Dennoch widersetzt Billy Hayes sich Roger Hazlitts Forderung.

Jack findet Roger Hazlitt auf dem Golfplatz und stellt ihn zur Rede, weil er Nicky Vale Zusatzversicherungen weit über den Richtwerten verkaufte. Das sei von der Rechtsabteilung gebilligt worden, sagt Hazlitt. Jack lässt nicht locker, bis er den Namen des Sachbearbeiters erfährt, der die Zusatzversicherungen durchwinkte. Er habe Bill Reynolds mit einem Tausender geschmiert, gibt Roger Hazlitt zu.

Jack passt Bill Reynolds auf dem Firmenparkplatz ab, aber der lässt sich auf kein Gespräch mit ihm ein. Sandra Hansen, die Chefin der südkalifornischen Sonderermittlungseinheit von Fire and Life, kommt dazu. Sie warnt Jack, er verrenne sich da in etwas und droht, ihm den Fall aus der Hand zu nehmen.

„Zahlen Sie ihn einfach aus.“
„Es geht hier um einen Mord!“
„Es geht hier um viel mehr.“

Sie hat drei Jahre und Gott weiß wie viel Geld aus ihrem Etat in die Langzeitermittlungen gegen die Russenmafia investiert und lässt sich das nicht von einem vernagelten Schadensregulierer der Gehaltsklasse M-4 kaputtmachen.

Nachdem er sich mit Billy Hayes darauf geeinigt hat, alle Ansprüche Nicky Vales abzulehnen, lässt Jack Wade es sich nicht nehmen, dem Versicherten die Nachricht persönlich zu überbringen. Drei Stunden später stürmt Nicky Vales Anwalt Paul Gordon bei seinem Kollegen Tom Casey von der California Fire and Life ins Büro und tobt. Er werde der Versicherungsgesellschaft die höchste Geldbuße in der Rechtsgeschichte aufzwingen, kündigt er an.

Paul Gordon legt eine notariell beglaubigte Aussage des Wachmanns Michael Derochik vor, in der dieser bestätigt, dass er Mr Vale in der Nacht auf den 28. August weder kommen noch weggehen gesehen habe. Als Jack hinfährt und nach Michael Derochik fragt, heißt es, der habe angerufen und gekündigt.

An der Brandruine trifft Jack auf Brian Bentley, der die soeben erfolgte Planierung des am stärksten betroffenen Westflügels beaufsichtigte. Wie viel Schmiergeld er von Vale erhalten habe, fragt Jack, aber Bentley rät ihm, zu verschwinden und droht, ihn andernfalls zu verhaften.

Gleich darauf erfährt Jack, dass Nicky Vale die in sechs Wochen fällige Abschlusszahlung für einen Kredit bereits vorgenommen hat. Zurück im Büro, führt er die Computer- und Telefonabfragen noch einmal durch. Ergebnis: Die Konten des Unternehmers sind prall gefüllt. Da begreift Jack, dass er hereingelegt wurde, damit California Fire and Life eine gigantische Schadenersatzklage angehängt werden kann. Offenbar wusste Vale über jeden seiner Schritte Bescheid. Er muss einen Informanten in der Versicherungsgesellschaft haben.

Das Topmanagement von California Fire and Life beschließt, die Entscheidung über das weitere Vorgehen im Fall Vale von einer Fokusgruppe abhängig zu machen. Dazu wird die zu erwartende Gerichtsverhandlung simuliert, und zwar mit zwölf eigens für diesen Zweck engagierten Durchschnittsbürgern als „Geschworenen“, die ihre Zustimmung bzw. Ablehnung fortwährend mit einem Joystick angeben. Die bei California Fire and Life angestellte Juristin Emily Peters spielt die Verteidigerin und ruft Jack alias „Mr Smith“ in den Zeugenstand. Nachdem sie mit ihren Fragen dafür gesorgt hat, dass er das Belastungsmaterial gegen den Versicherten vortragen konnte, sind die „Geschworenen“ offenbar von dessen Schuld überzeugt. Aber die Stimmung kippt, als „Mr Smith“ im Kreuzverhör zugeben muss, dass er wegen eines Meineids verurteilt wurde und den Polizeidienst verlassen musste, weil er einen Zeugen geschlagen hatte. Daraufhin ordnet der für Schadensregulierungen zuständige Vizepräsident Phil Herlihy an, mit Nicky Vale über eine außergerichtliche Lösung zu verhandeln.

Obwohl seine Tage bei California Fire and Life gezählt sind, macht Jack weiter und vergleicht zu Hause das Video, das er von Nicky Vale bekam mit dem, das er bei der Brandermittlung selbst aufnahm. Dabei stellt er fest, dass zwei Hitzeschatten nicht mit den Standorten der Möbel am 21. Juni übereinstimmen: Wo ein Schreibtisch stand, brannte ein Schrank und umgekehrt.

Er spricht noch einmal mit Howard Meissner, der nun berichtet, dass zwei große Kerle und zwei schmächtige Asiaten an dem Abend vor dem Feuer stundenlang mit einem Lastwagen angelieferte Möbel ins Nachbarhaus trugen und parallel dazu Möbel aus dem Haus verluden. Das bestätigt Jacks Verdacht, dass Vale die antiken Möbel nicht verbrennen ließ, sondern vor der Brandstiftung gegen billige Stücke auswechselte. Dabei machten die Männer einen Fehler und vertauschten den Platz für einen Schreibtisch mit dem eines Schranks. Meissners Aussage wäre ein Beweis, aber es ist wie vor zwölf Jahren, als Kazzy Azmekians Teppichlager abbrannte. Der Zeuge Porfirio Guzman bezahlte sein Reden damals mit dem Leben, und Howard Meissner würde es im Fall einer gerichtlich verwertbaren Aussage ebenso ergehen. Jack will deshalb keinen Gebrauch davon machen.

Er zeigt Vince Marlowe, bei dem Nicky Vale einen Großteil der antiken Möbel kaufte, einen Messinggriff aus der Asche des niedergebrannten Hauses. Auf den ersten Blick erkennt der Fachmann, dass es sich um eine Fälschung handelt, und er rät Jack, mit dem Tischler George Scollins zu reden, der Kopien antiker Möbel herstellt.

Aber dessen Werkstatt in Laguna Canyon ist abgebrannt. George Scollins wurde mit gebrochenem Genick am Fuß der Treppe gefunden. Brandursache sei eine defekte elektrische Sockelheizung gewesen, heißt es. Offenbar wunderte sich niemand darüber, wieso der Tischler im Sommer geheizt haben soll. Wie erwartet, leitete Brian Bentley die polizeilichen Ermittlungen und kam zu dem Schluss, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe.

Dani weist Nicky Vale darauf hin, dass die Schwester der Toten nach Tommy Do und Vince Tranh sucht.

Die beiden für „Onkel“ Nguyen arbeitenden Vietnamesen fuhren den gestohlenen Lastwagen, der beim Austausch der Möbel in Nicky Vales Wohnhaus benutzt wurde. Anschließend wurden sie von Lev und Dani erschossen.

Tony Ky, einer der Mitarbeiter der illegalen Autowerkstatt, in der Letty del Rio sich nach Tommy Do und Vince Tranh erkundigte, ruft sie an und erklärt sich bereit, ihre Fragen zu beantworten. Sie treffen sich an einem abgelegenen Ort. Die Polizistin fragt, was die beiden Vietnamesen mit der Russenmafia zu tun hatten.

„Tranh und Do haben für die Russen eine Fuhre gemacht. Die zwei Typen brauchten einen Laster und zwei Leute.“
„Wofür?“
„Um den Laster zu klauen, in einem Haus Zeug einzuladen, irgendwo hinzubringen, den Laster abzufackeln.“

Als Tony Ky die Adresse nennt, traut Letty ihren Ohren nicht. Es handelt sich um die Adresse ihrer Halbschwester, also Nicky Vales am 28. August niedergebrannte Villa.

Sobald Tony Ky weg ist, sieht Letty Metall aufblitzen. Sie wirft sich zu Boden und renkt sich dabei die Schulter aus. Jemand schießt auf sie, aber trotz ihrer kaputten Schulter gelingt es ihr, ihn zu töten, und ein zweiter Mann flieht. Als Jack sie im Krankenhaus besucht, sagt sie:

„Ich hab was Blödes gemacht. […] Ich wollte einen Informanten treffen, allein. Hab nicht aufgepasst und bin in eine Falle gelaufen.“

Jack sucht Teddy Kuhl auf. Dessen Kumpel wollen ihn nicht durchlassen. Da wirft Jack die Harley Davidson des Bikers um und lockt ihn auf diese Weise aus dem Haus. Teddy Kuhl hat eine Pistole in der Hand, aber statt aus sicherer Entfernung zu schießen, geht er nah an Jack heran. Der entreißt ihm die Waffe und überwältigt ihn. Während er ein Garagentor auf den Hals des am Boden liegenden Bikers niederlässt, bringt er ihn dazu, den Mord an Porfirio Guzman vor zwölf Jahren zu gestehen. Den Befehl dazu habe er von Kazzy Azmekian erhalten, sagt er.

Weil Teddy Kuhl in seiner Todesangst etwas von „Westview“ erwähnte, kehrt Jack in sein Büro zurück und setzt sich an seinen Computer, obwohl er gefeuert wurde. James Johnson, Benjamin Khafti und eine Orange Coast Ltd. werden als Gesellschafter von Westview Ltd. aufgelistet. Alles unbekannte Namen. Unter den Gesellschaftern der Orange Coast Ltd. ist wiederum eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, und so geht es weiter wie bei einer Matrjoschka-Puppe. Bei der zwölften Firma taucht der Name Kazimir Azmekian auf, aber die Kette ist noch nicht zu Ende. Bei Great Sunsets Ltd., dem Unternehmen, das Dana Strand bebauen will, sind Nicky Vale und Kazimir Azmekian Gesellschafter. Weiter kommt Jack nicht: Man wirft ihn hinaus.

Phil Herlihy hat das Geschehen in der Chefetage an einem Überwachungsmonitor verfolgt. Er weiß auch, was Jack Wade gesucht hat. Und das alarmiert ihn.

Trotz seiner geistigen Beschränktheit rechnet Teddy Kuhl damit, dass er eine wandelnde Abschussprämie ist, weil er gegenüber Jack Wade „gesungen“ hat. Er will sich absetzen und fährt mit dem Motorrad los, hält dann aber am Bikertreff Cook’s Corner im Modjeska Canyon, um vor der Fahrt durch die Berge noch ein paar Flaschen Bier zu trinken. Der Fehler kostet ihn das Leben, denn in der Toilette wartet sein Mörder auf ihn.

Inzwischen hat der Anwalt Paul Gordon alles für den Prozess gegen California Fire and Life vorbereitet. Dazu gehört auch die Bestechung des kurz vor der Pension stehenden Richters John Bickford mit 20 000 Dollar in bar. Durch seine Beziehungen wird Gordon dafür sorgen, dass der Fall Bickford zugeteilt wird.

Als ihm Nicky Vale ankündigt, dass die Versicherung am nächsten Morgen 50 Millionen Dollar als Schlichtungssumme anbieten werde, geht Paul Gordon von einer Ablehnung des Angebots aus. Aber Vale schüttelt den Kopf und beauftragt ihn, es anzunehmen. Der Anwalt protestiert:

„Ich habe Jahre gebraucht, um so weit zu kommen. Ich habe die Leute von der Polizei im Sack, ich habe die Richter im Sack. Sie können jetzt nicht einfach aussteigen!“

Daraufhin wird er kurzerhand gefeuert.

Während Paul Gordon an einem Automaten Geld abhebt, tötet Dani ihn mit einem Feuerstoß aus einer Maschinenpistole aus dem Seitenfenster eines Autos heraus.

Auf dem Ortega Highway wird Jack von zwei anderen Fahrzeugen verfolgt. Links ragt die Felswand auf, rechts klafft der Abgrund. Eines der beiden Autos setzt sich neben ihn. Und ein auf der linken Spur fahrender LKW kommt ihnen entgegen. Gelenkt wird er von dem Stuntman Jimmy Dansky. Der nimmt an, dass Jack bremst, dadurch aus der Kurve getragen wird und in den Abgrund stürzt. Aber Jack verhält sich nicht wie vorgesehen, sondern zwingt den Fahrer neben ihn durch Schüsse, ihm Platz zu machen. Der Lastwagen und die beiden Autos der Verfolger stürzen über die Klippen. Jack kommt zwar auch ins Schleudern, bringt aber den Wagen gerade noch zum Stehen, als die Vorderräder bereits im Freien hängen. Nachdem er vorsichtig ausgestiegen ist, schiebt er sein Auto noch ein Stückchen, bis es abkippt, in den Klippen aufschlägt und explodiert.

Als „Onkel“ Nguyen herausfindet, dass seine Männer Tommy Do und Vince Tranh von zwei Russen namens Lev und Dani ermordet wurden, ruft er Victor Tratchev an und fragt den Boss der Russenmafia, ob er ein Problem damit habe, wenn er tue, was zu tun sei. Tratchev hat kein Problem damit.

Zur gleichen Zeit steht Lev bei Letty del Rio im Garten. Als sie durch ein Geräusch aus dem Schlaf hochschreckt, ihre Dienstwaffe in die Hand nimmt und die Terrassentüre öffnet, kommt sie zu dem Schluss, dass sie einen Waschbären hörte. Kurz darauf hört sie wieder etwas, und diesmal lässt sie ihre Pistole liegen, als sie auf die Terrasse hinaus geht. Darauf hat Lev gewartet. Doch in dem Augenblick, in dem er sich mit einem Messer auf sie stürzen will, hält ihn eine Schlinge um den Hals zurück.

Dani warnt Nicky Vale, dass Viktor Tratchev vorhabe, eine Versammlung einzuberufen und ihn bei dem Treffen zu liquidieren.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Richter John Bickford bekommt einen anonymen Anruf. Es heißt, am nächsten Tag werde die Zeitung „Orange County Register“ über seine Beziehungen zu dem ermordeten Anwalt Paul Gordon und zur Russenmafia berichten. Daraufhin verabschiedet Bickford sich von seiner Frau, nimmt in Oceanside ein Hotelzimmer, betäubt sich mit Scotch und Valium und schneidet sich die Pulsadern auf. (Er konnte nicht ahnen, dass es sich bei der Ankündigung des Zeitungsartikels um einen Bluff handelte.)

Der pensionierte Richter Dennis Mallon, der vor zwölf Jahren zugunsten von Kazzy Azmekian entschied, erhält einen ähnlichen Anruf. Statt sich wie sein Kollege das Leben zu nehmen [Suizid], setzt er sich zu den Caiman-Inseln ab, wo er ein Haus besitzt.

Der Arzt Dr. Benton Howard läuft vor ein fahrendes Auto und erliegt seinen Verletzungen.

Das ist der Auftakt zu einer großangelegten, und von Sandra Hansen bzw. California Fire and Life zur Hälfte finanzierten FBI-Operation unter dem Decknamen „Petersburg-Massaker“. Ziel ist die Zerschlagung der Russenmafia in Kalifornien. Sandra Hansen geht es um den Kampf gegen das Verbrechen, aber dabei nimmt sie einen Deal mit Nicky Vale in Kauf, der für seine Kooperation am nächsten Morgen 50 Millionen Dollar bekommen und fortan als seriöser amerikanischer Geschäftsmann gelten soll.

Viktor Tratchev wird im Bett neben seiner Frau erschossen. Kazzy Azmekian, der mit seiner Yacht unterwegs ist, geht über Bord und ertrinkt 20 Seemeilen vor Rosarita.

Nicky Vale hat inzwischen gehört, dass Jack Wade in den Trümmern seines Autos verbrannt sei. In der Nacht, in der die Russenmafia ausgeschaltet wird, warten er und Dani auf die Rückkehr Levs und die Meldung über den Tod der Polizistin Letty del Rio.

Nicky Vale steigt in seinen Whirlpool. Im sprudelnden Wasser stößt er gegen etwas Rundes. Haben die Kinder wieder ihren Ball in den Jacuzzi geworfen? Aber es ist Levs abgetrennter Kopf!

Entsetzt rennt Vale zu seiner Mutter. Die Tür ist angelehnt. Aber vor dem Fernsehgerät sitzt nicht seine Mutter, sondern ein Mann und richtet seine Pistole auf Nicky Vale.

„Genosse Oberst …“
„General“, sagt Karpozow. „Ohne Genosse.“

General Karpozow klärt Nicky Vale darüber auf, dass der KGB trotz seiner offiziellen Auflösung weiter existiere.

„Aber Nicky! […] Verstehst du nicht? Wir sind die Mafia. Organisazija! Alles ein und dasselbe!“

Um Nicky Vale zu zwingen, von nun an wieder einen Anteil an seinen sprudelnden Einnahmen abzuliefern, hat man Mrs Valeshin aus ihrem Schlafzimmer entführt. Karpozow droht damit, sie Stück für Stück zu verbrennen und dem Sohn die verkohlten Körperteile zu schicken, zuerst einen Finger, dann eine Hand, einen Fuß und so weiter.

„Und wenn Mutter nichts mehr hergibt, holen wir uns die Kinder und machen mit ihnen weiter. Du wolltest uns übers Ohr hauen, Daz. Du schuldest uns Dollars. Viele Dollars […]“

Zur gleichen Zeit entdeckt Jack in einer heruntergekommenen, längst nicht mehr benutzten Mehrzweckhalle die echten Möbel aus dem 18. Jahrhundert, die Vale vor dem Feuer in Sicherheit bringen ließ. Obwohl er 50 Millionen Dollar von der Versicherung erwartet, brachte er es nicht fertig, sie zu zerstören.

Jack ruft ihn an, teilt ihm mit, dass er die Möbel gefunden habe und beschuldigt ihn, an der Ermordung des Belastungszeugen Porfirio Guzman vor zwölf Jahren beteiligt gewesen zu sein.

Zum Glück hat Jack die Pistole des Bikers Teddy Kuhl an sich genommen. Er rechnet damit, dass Nicky Vale mit seinen Männern kommen wird.

Aber es ist Billy Hayes, der die knarrende Tür öffnet.

„Noch ist es nicht zu spät“, sagt Billy.
„Wofür?“, fragt Jack.
„Dass du einfach gehst“, sagt Billy. „Und vergisst, was du hier gesehen hast.“

Billy Hayes gibt zu, schon vor zwölf Jahren, als Kazzy Azmekians Teppichlager brannte, für Nicky Vale gearbeitet zu haben.

„Du hast mich reingelegt“, sagt Jack. „Du hast denen meine Akte gegeben, du hast ihnen jeden meiner Schritte verraten.“

Hayes schlägt ihm vor, ebenfalls mitzumachen und klärt ihn darüber auf, dass jeder in der Chefetage von California Fire and Life beteiligt sei.

Jack denkt, er hört nicht richtig.
„Anteile woran?“
Billy schwenkt den Arm. „An diesem hier. Great Sunsets. Das gehört uns.“
Jack fühlt den Boden unter sich wanken.
„Fire and Life?“, fragt er. „Ist der Besitzer von Great Sunsets? Von Dana Strand?“
„Die Chefetage, ich und noch ein paar andere“, sagt Billy. „Alle haben wir hier Anteile.“
„Nicky Vale?“
„Er auch.“

Die Verantwortlichen des Versicherungsunternehmens zahlen wissentlich bei vorgetäuschten Unfällen und Diebstählen, akzeptieren gefälschte Atteste und Rechnungen. Die Gelder werden von den Versicherten in verschachtelte Briefkastenfirmen gesteckt. Jack lehnt es ab, dabei mitzumachen und sagt:

„Ich lass dich gehen, Billy. Ich warte ein paar Stunden mit dem Anruf. Dann schaffst du es nach Mexiko.“

Aber Billy Hayes klärt ihn darüber auf, dass er die Lage falsch einschätzt. Brian Bentley kommt mit gezückter Dienstwaffe herein. Nicky Vale, der ihm folgt, trägt einen Benzinkanister. Der Polizist entwaffnet erst einmal seinen früheren Kollegen. Vale gibt offen zu, dass er seine Frau ermordete, weist aber darauf hin, dass es schmerzlos gewesen sei. Nachdem er sie mit Wodka und Schlaftabletten betäubt hatte, erstickte er sie mit einem Kissen. Erst dann holte er das Petroleum.

Als Bentley den Benzinkanister hochhebt und mit dem Verschütten des Inhalts beginnt, erträgt Hayes es nicht, sich die Folgen vorzustellen, und er schießt dem Polizisten in den Bauch. Der Feuerstoß entzündet die Benzindämpfe. Bentley lässt den Kanister fallen und stürmt als lebende Fackel ins Freie. Jack sieht Billy Hayes tiefer ins brennende Gebäude laufen und folgt ihm, um ihn zu retten, aber sein früherer Chef hält sich die Pistole an den Kopf und drückt ab.

Das in der Mehrzweckhalle ausgebrochene Feuer breitet sich rasend schnell in der Umgebung aus und erfasst auch Nicky Vales Villa in Monarch Bay. Jack und Nicky Vale rennen zum Strand hinunter. Dort treffen sie auf Natalie und Michael, die mit dem Yorkshire Terrier Leo ebenfalls vor dem Feuer geflohen sind. Jack befürchtet, dass Letty in Sorge um die Kinder in das brennende Haus vorgedrungen sein könnte. Als er sie findet, ist sie bereits bewusstlos. Er schultert sie und trägt sie zum Strand. Da steht Nicky Vale. Die Arme hat er schützend um seine Kinder gelegt.

Nachdem Vale am nächsten Morgen 50 Millionen Dollar von der California Fire and Life angenommen hat, treffen er und Dani sich mit Jack und Letty auf dem Parkplatz von Dana Strand Beach. Das gehört zu einem Deal, auf den sie sich geeinigt haben. Nicky Vale überreicht Jack und Letty ein von Tom Casey aufgesetztes und inzwischen von ihm unterzeichnetes Schriftstück. Es handelt sich um eine Erklärung, mit der er zugunsten seiner Schwägerin auf das Sorgerecht für seine Kinder verzichtet. Natalie und Michael hat er mitgebracht. In einem halben Jahr wird Letty die Adoption beantragen. Die Gegenleistung besteht darin, dass Jack und Letty für sich behalten, was sie über Nicky Vale und das Management von California Fire and Life herausgefunden haben. Sie werden auch nicht länger in Frage stellen, dass es sich bei dem Feuer, in dem Pamela Vale verbrannte, um einen Unfall gehandelt habe.

„Ein Mörder, den man laufen lässt“, sagt Letty.
„Zwei Kinder, die eine Zukunft bekommen“, sagt Jack. „So einen Deal kann man nicht abschlagen.“

Während Jack und Letty mit den Kindern zurückbleiben, fahren Dani und Nicky Vale los. Oberhalb von Dana Strand bremst Dani und hält. Bevor sein Boss begreift, was geschieht, jagt Dani ihm eine Kugel in den Unterleib. Weil dabei die Wirbelsäule verletzt wird, kann Nicky Vale sich nicht mehr bewegen, aber er bleibt bei Bewusstsein und erlebt, wie Dani ihm schluchzend ein Stück Haut mit der Doppelkreuz-Tätowierung abzieht. Nicky Vale wollte ein seriöser amerikanischer Unternehmer werden und hat dabei gegen die Regeln der Organisazija verstoßen. Dani holt einen Benzinkanister aus dem Kofferraum, verschüttet den Inhalt und wirft ein Streichholz in die Limousine. Dann schiebt er sich den Lauf seiner Pistole in den Mund und drückt ab.

Zum Bedauern Lettys bleibt Jack nicht bei ihr und den Kindern.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

In Orange County südlich von Los Angeles arbeiten korrupte Geschäftsleute, Ärzte und Juristen mit konkurrierenden mafiösen Strukturen von Russen, Armeniern und Vietnamesen zusammen. So stellt es Don Winslow in seinem Roman in „Die Sprache des Feuers“ dar. Zwischen dem organisierten Verbrechen, der Wirtschaft, der Polizei und der Justiz gibt es viele Verbindungen. Wo die Grenzen zwischen Gut und Böse verlaufen, ist da nicht immer ganz klar. Deutlicher sehen wir, dass von Gerichten keine Gerechtigkeit zu erwarten ist.

Im Mittelpunkt der Geschichte, die Don Winslow in „Die Sprache des Feuers“ erzählt, steht das Duell zwischen einem Brandexperten, der zwar moralisch integer bleiben möchte, aber wegen Meineids und Gewalttätigkeit vorbestraft wird, und einem Russen, der die normalerweise vom Großvater bis zum Enkel dauernde Entwicklung vom eingewanderten Banditen zum amerikanischen Multimillionär in einer Generation schaffen will.

Don Winslow hat die Komplexität souverän im Griff. In atemberaubender Geschwindigkeit reißt er uns durch eine Handlung mit immer neuen Wendungen und Koalitionen. Die Sprache besteht aus kurzen, flotten Sätzen im Präsens, wirkt aber nicht abgehackt, sondern rhythmisch. Statt gehobener Formulierungen lesen wir umgangssprachliche. Immer wieder blitzen Witz und Zynismus auf. Nebenbei und völlig unaufdringlich spielt Don Winslow mit sprachlichen Anspielungen auf Feuer (brennende Fragen, gefeuerte Putzfrauen …).

Zwischendurch lernen wir in „Die Sprache des Feuers“ allerhand über Mafiastrukturen, die Arbeitsweise von Versicherungen und vor allem über Feuer. Don Winslow führt uns nicht nur in die Physik und Chemie des Feuers ein, sondern schildert auch, welche Schlussfolgerungen ein Brandexperte, der „die Sprache des Feuers“ versteht, aus Untersuchungsergebnissen ziehen kann. Wie auch in seinen anderen Romane hat Don Winslow umfassend recherchiert. Und in seiner Darstellung sitzt jedes Detail.

Die beiden Hauptfiguren sind vielschichtig, facettenreich und widersprüchlich. Farbig und lebendig sind selbst die Nebenfiguren. Man denke nur an die 84-jährige (in meiner Inhaltsangabe nicht erwähnte) Witwe Olivia Hathaway in Anaheim, die ihre 6000 Dollar teuren Löffel zum 14. Mal als gestohlen meldet. Als der zuständige Schadensregulierer die ebenso liebenswürdige wie penetrante alte Dame kennenlernt, begreift er, warum in den letzten Jahren bereits 13 andere Versicherungen für die angeblich immer wieder gestohlenen Löffel bezahlt haben.

Beim Schluss hat Don Winslow ein wenig überzogen. Die allerletzten Wendungen sind unrealistisch. Abgesehen davon ist „Die Sprache des Feuers“ ein fulminanter, packender Thriller.

Den Roman „Die Sprache des Feuers“ von Don Winslow gibt es in einer gekürzten Fassung auch als Hörbuch, gelesen von Dietmar Wunder (Bearbeitung: Caroline Delfau, Regie: Wolf-Dietrich Fruck, ISBN 978-3-86231-175-0).

 

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015
Textauszüge: © Suhrkamp Verlag

Don Winslow (kurze Biografie / Bibliografie)

Don Winslow: Das Licht in Buddhas Spiegel / China Girl
Don Winslow: Manhattan
Don Winslow: Bobby Z
Don Winslow: Tage der Toten
Don Winslow: Frankie Machine
Don Winslow: Pacific Private
Don Winslow: Zeit des Zorns (Verfilmung)
Don Winslow: Satori
Don Winslow: Kings of Cool
Don Winslow: Vergeltung
Don Winslow: Missing. New York
Don Winslow: Das Kartell
Don Winslow: Germany
Don Winslow: Corruption
Don Winslow: Jahre des Jägers
Don Winslow: City on Fire

Cees Nooteboom - Die folgende Geschichte
Mit Hilfe einer kunstvollen Komposition veranschaulicht Cees Nooteboom in der Novelle "Die folgende Geschichte", wie das Bewusstsein durch einen unendlichen Strom von Gedanken und Erinnerungen die Schwelle des Todes verschleiert.
Die folgende Geschichte