Don Winslow : Frankie Machine

Frankie Machine
Originalausgabe: The Winter of Frankie Machine Alfred A. Knopf, New York 2006 Frankie Machine Übersetzung: Chris Hirte Suhrkamp Verlag, Berlin 2010 ISBN: 978-3-518-46121-1,364 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Frank Machianno war ein unter dem Spitznamen Frankie Machine berüchtigter Mobster. Inzwischen ist er 62 Jahre alt und betreibt in seinem Heimatort San Diego einen Angelladen, Fischhandel und Wäscheservice, um Jill, der Tochter aus seiner geschiedenen Ehe, das Studium bezahlen zu können. Als eines Abends vor seinem Haus zwei junge Mitglieder der San Diego kontrollierenden Mafia-Familie auf ihn warten, holt ihn die Vergangenheit ein. Jemand versucht ihn zu töten. Aber wer und warum? Um das herauszufinden, gräbt Frank in seinen Erinnerungen ...
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Kritik

"Frankie Machine" ist ein Mafiaroman, aber ein illusionsloser ohne romantische Verklärung. Don Winslow überzeugt nicht nur mit einem meisterhaften Aufbau, sondern auch mit einer ungewöhn­lichen Hauptfigur, die er vielschichtig darstellt.

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Vorgeschichte

Sein erster Toter war ein Mann, der schon tot war. Das war das Verrückte daran.

Frank Machianno war damals 19 Jahre alt. Sein Großvater war aus Italien nach Kalifornien gekommen und hatte eine Thunfischflotte aufgebaut. Aber Frank arbeitete für den Mobster Momo Anselmo in San Diego. Seine Aufgabe bestand darin, auf dessen begehrenswerte Ehefrau Marie aufzupassen und sie in einer Limousine seines Arbeitgebers herumzufahren. Momo kontrollierte das organisierte Verbrechen in San Diego und unterstand Jack Drina, dem Mafiapaten von Los Angeles. Als dieser starb, trat Al De Santo die Nachfolge an. Marie flirtete mit dem neuen Boss ihres Mannes, und der betatschte sie ungeniert vor den Augen der anderen. Momo wurde immer wütender. Schließlich befahl er Frank, Marie nach Hause zu fahren und bei ihr zu bleiben, bis er nachkomme.

Während der Fahrt und danach im Haus versuchte Marie Frank zu verführen, aber er ließ sich nicht darauf ein. Zum einen war er seit einem Jahr mit Patty zusammen, einer braven, katholischen Italienerin, deren Büstenhalter wie eine uneinnehmbare Festung wirkte. Zum anderen kannte Frank den Kodex der Mafia.

Wenn du die Frau eines Mafiosos flachlegst, schneiden sie dir die Eier ab und geben sie dir zu essen. Bevor sie dich umbringen. So waren die Regeln.

Marie hänselte ihn mit dem Verdacht, dass er schwul sei und drohte, ihrem Mann zu sagen, Frank habe sie vergewaltigt.

Endlich kam Momo. Er sah schlimm aus. Sie hatten ihm das Gesicht zerschlagen. Al De Santos Unterboss Nick Locicero stieß ihn vor sich her und zwang ihn, sich auf die Couch zu setzen. De Santos zog Marie ins Schlafzimmer und ließ die Türe offen. Von Locicero mit einer Pistole in Schach gehalten, musste Momo zusehen, wie Marie von hinten genommen wurde.

Danach schoss Momo zunächst Marie nieder und tötete sich dann mit einem Kopfschuss selbst. Frank stand dabei und konnte es nicht verhindern. Marie Anselmo wurde ins Krankenhaus gebracht. Sie überlebte. Weder sie noch Frank erwähnten bei den polizeilichen Vernehmungen Al De Santo oder Nicky Locicero.

Aber der Vorfall öffnete Frank die Augen.

Seine Illusionen waren dahin. All das Zeug, das ihm Momo über „unsere Sache“ beigebracht hatte – der Kodex, die Regeln, die Ehre, die „Familie“ –, war nichts als Dreck.

Enttäuscht kehrte er zur Arbeit auf den Thunfischbooten zurück.

Ein halbes Jahr später kam der Mobster Frank Baptista zum Hafen und sagte zu Frank: „Du bist jetzt mein Chauffeur.“ Das war 1964.

Frank Baptista verlangte einen „Anteil vom Geld auf den Straßen, vom Glücksspiel und allem, was sonst noch so in San Diego lief“, doch Al De Santo wollte nicht mit ihm teilen. Er konnte keinen eigenständigen Mann in San Diego gebrauchen. Schließlich ließ Baptista sich von Frank zu einem Treffen mit De Santo fahren.

Bap hob die Arme, und Locicero tastete ihn ab, dann nickte er, und Bap stieg zu De Santo in den Fond des Cadillac. Locicero stützte sich lässig auf die Motorhaube und warf ein wachsames Auge auf Frank.

Dann kam ein drittes Auto und verstellte Frank, der im Wagen sitzen geblieben war, den Weg nach hinten. Er konnte weder vor noch zurück.

Im Spiegel sah er, dass zwei Männer in dem Lincoln saßen. Der eine war Jimmy Forliano, den anderen kannte er nicht.

In De Santos Cadillac blitzte es. Ein Schuss fiel. Eine Tür der Limousine öffnete sich, und heraus kletterte – nicht Al De Santo, sondern Frank Baptista. Der winkte Frank heran und befahl ihm, ein paar Schüsse auf die Leiche abzugeben. „Damit du nicht als Zeuge auftrittst.“ Frank hob die Waffe, aber er brachte es nicht fertig, auf den Toten zu schießen. Da halfen ihm Jimmy Forliano und der andere Mann aus dem Lincoln, der Mike Pella hieß.

Frank erfuhr dann, dass Baptista sich vorher bei der Mafia in Chicago Rückendeckung geholt hatte. Nick Locicero übernahm Los Angeles, Frank Baptista San Diego.

Um wegzukommen, meldete sich Frank Machianno zu den Marines.

Im Sommer 1968 kam er aus Vietnam zurück.

Nach einer Weile lief er Mike Pella über den Weg. Mike, Frank Baptista, Chris Panno und Jimmy Forliano holten Frank in ihre Gruppe. Um Geld zu waschen, betrieb Jimmy ein Fuhrgeschäft, an dem Frank Baptista beteiligt war. Frank Machianno wurde offiziell als Taxifahrer angestellt.

Aber schon bald bekam er von Frank Baptista einen ersten Mordauftrag. Zielperson war Tony Star, denn der hatte mit einer Zeugenaussage die Hälfte der Familie in Detroit ins Gefängnis gebracht. Das FBI hatte ihn ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Er hieß jetzt Jeffrey Roth. Aber es fiel den Mobstern nicht schwer, ihn aufzuspüren. Als er die Wohnungstüre öffnete, erschoss Frank ihn. Mike, der im Wagen gewartet hatte, meinte grinsend: „Du bist eine Maschine. Frankie Machine.“ So bekam Frank seinen Spitznamen.

Von dem Geld, das er für die Beseitigung Tony Stars bekam, kaufte Frank einen Verlobungsring. Schließlich heiratete er Marie.

1975 arbeitete Frank Baptista mit dem FBI zusammen, um die Führung der Organisation in Los Angeles ins Gefängnis zu bringen und sie zu beerben. Aber Chicago machte nicht ihn, sondern Paul Drina zum neuen Boss. Und Frankie Machine tötete Frank Baptista auftragsgemäß mit vier Schüssen ins Gesicht. Danach wurde er in die Familie aufgenommen.

Aus Chicago bekam Frankie Machine Anfang der Achtzigerjahre den Auftrag, einen in Ungnade Gefallenen namens Marty Biancofiore zu töten. Mit einem scheinbar mit Geld gefüllten Koffer in der Hand stieg er auf dem Strip in Las Vegas zu ihm in den Wagen. Misstrauisch forderte Biancofiore ihn auf, den Koffer zu öffnen.

„Ich soll ihn aufmachen?“
„Sind Sie schwerhörig?“
Frank hob den Koffer auf den Schoß, klappte die Schlösser hoch, mit metallischem Klicken. Er griff nach der gedämpften 25er und schoss fünfmal durch den Deckel. Dann legte er die Pistole zurück in den Koffer, stieg aus und ging.

Nach neun treuen Ehejahren ließ Frank sich in Las Vegas auf eine Affäre mit Mandy ein, die Sachen mit ihm anstellte, auf die Patty nicht im Traum gekommen wäre und dazu meinte: „Ist doch bloß Sex, Frank.“ An Wochentagen arbeitete Frank weiterhin 16 Stunden in San Diego, aber nach dem Lunch am Freitag fuhr er nun regelmäßig übers Wochenende nach Las Vegas.

Als er dann von einem Job aus Mexiko zurückkehrte, hatte Patty die Schlösser ausgewechselt. Aber sie versöhnten sich wieder.

Zu diesem Zeitpunkt betrieb Frank einen kleinen Fischhandel und mit Mike Pella zusammen einen Limousinenservice. Im Sommer 1985 wurden sie für eine Wochenendparty des Bankers und Immobilienhais Donnie Garth engagiert. Frank, dessen Frau im neunten Monat schwanger war, konnte das Geld gut gebrauchen. Summer Lorensen, eine der Edelprostituierten, die von der Bordellbesitzerin Karen Wilkenson zur Verfügung gestellt wurden, fiel Frank wegen ihrer Schönheit auf. Gerade als der Politiker seinen Penis mit Kokain bestäubte, um es mit Summer Lorensen zu treiben, erhielt Frank einen Anruf der Dispatcherin: Patty war bereits im Krankenhaus. Er fuhr sofort hin und war dabei, als Jill geboren wurde.

Später las er in der Zeitung, dass Summer Lorensen ermordet worden war.

Der Ehrengast setzte seine Karriere fort und wurde Senator.

Am Neujahrstag 1987 erschoss Mike Pella in La Jolla für Billy Brooks dessen Widersacher Eddie Monaco. Damit verschaffte Billy Brooks sich Respekt – und den Besitz der Pinto Bar, in der Mike fortan mit seinen Kumpanen Bobby Bats, Johnny Brizzi und Rocky Corazzo herumhing. Außerdem belieferte er Mädchen mit Kokain, die er dann auf den Strich schickte, wenn sie nicht mehr davon loskamen. In der Pinto Bar verschwendete er keinen Gedanken darauf, etwas zu bezahlen. Als Billy ihn endlich zur Rede stellte, schoss Mike auf ihn.

Billy überlebte den Kopfschuss, und weil er sein Glück nicht auf die Probe stellen wollte, behauptete er, ein Junkie habe ihn ausrauben wollen.

Einige Zeit später wollte Horace („Big Mac“) Mc Manus die Pinto Bar kaufen.

Horace („Big Mac“) Mc Manus war Cop bei der kalifornischen Highway Patrol gewesen und hatte wegen Urkundenfälschung vier Jahre in einem Bundesgefängnis gesessen. Mittlerweile sechsundvierzig, gehörte er zu den maßgeblichen Figuren der kalifornischen Sexindustrie.

Mike, dessen zweites Zuhause die Pinto Bar war, lehnte es ab, über einen Verkauf zu verhandeln.

„Sie können jetzt verkaufen und machen Gewinn“, sagte Mac. „Oder Sie warten, bis ich Sie aus dem Geschäft dränge, und verlieren Geld.“

Nach der erfolglosen Unterredung wandte Big Mac sich unter vier Augen an Frank, der stumm dabei gewesen war:

„Für diese Leute sollten Sie sich zu schade sein“, sagte Mac. „Arbeiten Sie lieber für mich –“ […]
„Danke für das Angebot“, sagte Frank, „Mike ist mein Freund. Ich halte zu ihm.“

Eine Woche später fanden kurz nacheinander eine Brandschutzprüfung, eine Hygieneprüfung und eine Trinkwasserprüfung in der Pinto Bar statt. Jedes Mal gab es Beanstandungen, und keiner der Inspektoren ließ sich bestechen. Die Polizei kontrollierte die Gäste und prüfte, ob die Autofahrer Alkohol getrunken hatten. Das war schlecht fürs Geschäft, und Mike fand deshalb, dass etwas geschehen müsse. Der Meinung war auch Frank, und er riet seinem Freund, die Pinto Bar zu verkaufen. Aber der setzte stattdessen Big Macs Cheetah Bar in Brand. Ein Bandenkrieg war die Folge.

Am Ende wurden Mike und Frank dann doch Partner von Big Mac. Frank lehnte es allerdings ab, Teilhaber der Pinto Bar zu werden. Big Mac, der eine ganze Reihe von Etablissements besaß, verstand etwas von dem Geschäft. Aber die Drogensucht machte aus dem kultivierten und großzügigen Afroamerikaner im Lauf der Zeit ein paranoides Wrack. Er betrog Mike. Schließlich blieb Frank nichts anderes übrig, als ihn mit zwei Kopfschüssen möglichst schmerzlos zu töten.

Kurz darauf reichte Patty die Scheidung ein. Frank überließ ihr das Haus und das Sorgerecht für Jill.

Ohne Big Mac verkam die Pinto Bar. Als nichts mehr zu retten war, setzte Mike sie in Brand. Dafür wurde er zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Frank zog sich aus dem organisierten Verbrechen zurück. Das Geld für seinen Lebensunterhalt und Jills College verdiente er mit einem Angelladen in San Diego, einem Fischhandel, einem Wäscheservice und als Hausverwalter. Aber 1997 kam Mike Pella zu ihm und überredete ihn, am Abend mit zu dem mit Frank befreundeten Geldverleiher Herbie Goldstein zu kommen. Mike wusste, dass der in Schwierigkeiten geratene Casinobetreiber Teddy Binion dem Mobster Herbie seine Wertsachen anvertraut hatte. Es ging um ein paar hunderttausend Dollar. Herbie wolle allerdings aus dem Geschäft aussteigen, behauptete Mike. Frank solle ihm helfen, es von Herbie zu bekommen. Als sie am Abend hinfuhren, saß Herbie Goldstein mit drei Einschusswunden im Kopf vor dem Fernsehgerät.

2002 wurde die siebenjährige Carly Mack in San Diego entführt. Die Eltern Tim und Jenna Mack waren Swinger. Am Abend vor der nächtlichen Entführung war Jenna mit ihrer Freundin Annette in einer Bar gewesen, um neue Kontakte zu knüpfen, aber ein Mann namens Harold Henkel, der sie angesprochen hatte, war von ihnen abgewiesen worden. Um das Kind zu retten, bat der FBI-Agent Dave Hansen seinen Surfer-Freund Frank Machianno um Hilfe. Daraufhin überfielen Frank und Mike Pella den mutmaßlichen Kidnapper Harold Henkel und betäubten ihn mit einer Injektion in den Oberarm. Als er wieder zu sich kam, saß er nackt auf einen Stuhl gefesselt mitten in der Wüste. Frank drohte damit, ihm die Haut abzuziehen. Schließlich gestand der Mann, er habe das Mädchen in einem alten Bergwerkschacht vergewaltigt und dann zurückgelassen. Dave Hansen weinte, als er Frank anrief und ihm sagte, dass sie Carly Mack retten konnten. Harold Henkel wurde zu 299 Jahren Haft verurteilt.

Gegenwart

Inzwischen ist Frank Machianno 62 Jahre alt. Er lebt nach wie vor in San Diego, wo er nicht nur seinen Angelladen, den Fischhandel und den Wäscheservice betreibt, sondern außerdem als Hausverwalter arbeitet. Mit dem Verdienst will er seiner Tochter ein Medizinstudium ermöglichen. Jill will Onkologin werden und hat soeben die Zusage der Medical School der University of California in Los Angeles bekommen. Seit acht Jahren ist Frank mit Donna Bryant zusammen, einem ehemaligen Showgirl aus Las Vegas, das sich nie prostituierte, Alkohol und Drogen mied, Geld sparte, dann nach Solana Beach zog und eine Boutique eröffnete. Inzwischen ist Donna fast 50 Jahre alt.

Eines Abends warten die Mobster Mouse junior und Travis Renaldi vor Franks Haus auf ihn. Peter Martinis gleichnamiger Vater – Mouse senior – ist der Pate der Los-Angeles-Mafiafamilie. Mouse junior lässt Frank in dem Glauben, dass sein Vater Herbie Goldstein ermordete und behauptet, sein alter Herr erwarte von Frank einen Gefallen. Als Beweis seiner Loyalität soll er Vince Vena töten, der Mouse junior im Weg steht. Frank ist bewusst, dass er sich andernfalls selbst zur Zielscheibe machen würde. Nach dem Mord braucht Mouse senior nicht mehr zu befürchten, dass Frank im Fall Goldstein gegen ihn aussagt.

Mouse junior und Travis fahren ihn zu Vince Venas Boot „Becky Lynn“. Sobald er die Kajüte betritt, wirft Vince Venas hünenhafter Bodyguard Tony Palumbo ihm eine Schlinge um den Hals und schnürt ihm die Kehle zu.

Du wirst nicht jünger, denkt er. Und um ein Haar wärst du auch nicht älter geworden. Und hast es auch nicht verdient, so dumm und unvorsichtig, wie du dich anstellst. Lässt dich von einem Fatzke wie Mouse junior reinreiten.

Aber Frank gelingt es, seine Pistole zu ziehen und sowohl den Würger als auch Vince Vena zu erschießen. Mouse junior und Travis sind bereits fort. Er fährt mit dem Boot ein Stück aufs Meer hinaus und wirft die Leichen über Bord.

Keiner wird glauben, dass „Frankie Machine“ zwei Mobster in Notwehr erschossen hat.

Wer trachtet Frank nach dem Leben? Und warum? Er weiß es nicht. Vorsichtshalber schließt er seine Geschäfte und versteckt sich in einem Apartment, das er auf den Namen Jerry Sabellico gemietet hat und von dem nicht einmal Donna etwas weiß. Er ruft Patty an und rät seiner Exfrau, ihre Schwester Celia in Seattle zu besuchen. Dann wählt er Donnas Nummer und sagt:

„Mach den Laden zu, fahr nach Hause und packe, flieg ab nach Hawaii.“

Jill ist beim Skilaufen in Big Bear. Dort droht ihr zunächst keine Gefahr von den Gangstern, die es auf ihren Vater abgesehen haben.

Frankie Machine überfällt Mouse junior im Auto und zwingt ihn mit vorgehaltener Pistole, zu seinem Vater zu fahren. Der kommt aus dem Haus, zusammen mit seinem Bruder Carmen, Rocco Meli und Joey Fiella. Rasch stellt sich heraus, dass Mouse senior nichts von der ganzen Sache wusste. Sein Sohn und Travis Renaldi hatten in San Diego auf eigene Rechnung Pornos gedreht. Bei der Mafia in Detroit, zu deren Machtbereich San Diego gehört, kam man dahinter und drohte damit, es Mouse senior zu verraten.

„Was hast du gemacht , Junior?“
„Sie wollten nur, dass ich ein Treffen ansetze“, jault Mouse junior. „Dass ich Frank dazu bringe, mit Vena zu reden. Das ist alles. Ich hab nicht gewusst, dass sie ihn umbringen wollten. Ich schwöre, ich hab’s nicht gewusst. Sie sagten nur, wenn ich ihn zu dem Treffen bringe, dann kann ich meine Produktion dort unten behalten.“

Frank will wissen, von wem Mouse junior den Auftrag bekam. Der Junge nennt den Namen John Heaney. Abrupt rast Frank mit dem Auto des jungen Mobsters davon. Mouse senior befiehlt Rocco Meli und Joey Fiella, die „Drecksau“ zu töten. Aber Frankie Machine überlistet die beiden durch einen vorgetäuschten Unfall, und als sie aussteigen, fährt er mit ihrem Wagen weiter – zu dem Koch John Heaney.

„Ich wollte es nicht“, jammert John. „Die haben gesagt, sie könnten mir helfen.“
„Wer, Johnny? Wer ist zu dir gekommen?“
„Teddy Migliore.“
Teddy Migliore, denkt Frank. Eigentümer des Callahan und Abkömmling der Detroiter Combination. Keine gute Nachricht.
„Helfen womit?“
„Ich stehe unter Anklage, Frank.“
„Weshalb?“
„Wegen der G-Sting-Scheiße“, sagt John. „Ich habe einen Cop bezahlt, und der war undercover.“

Frank hat von der „Operation G-Sting“ des FBI gehört. Vier Stadträte sollen angeklagt werden.

Angeblich sind sie von Striplokalbesitzern bestochen worden, damit sie das städtische „Fummelverbot“ in den Stripperclubs zu Fall bringen. Und ein paar Cops vom Sittendezernat wurden fürs Wegsehen bezahlt.

Einen Teil der Zusammenhänge begreift Frank inzwischen:

Die Combination hat Vince losgeschickt, um mich zu erledigen. Vince war so vorsichtig, über Mittelsmänner zu operieren, und hat Teddy Migliore angewiesen, John Heaney zu Mouse junior zu schicken, damit sie mich in die Falle locken.

Es dauert nicht lang, bis der 27 Jahre alte James („Jimmy the Kid“) Giacamone in Detroit erfährt, dass Frankie Machine zwar in die Falle tappte, aber nicht darin umkam. Bei seinem Vater Vito William Giacamone alias Billy Jacks handelt es sich um einen der beiden Unterbosse der Detroiter Combination, zu deren Machtbereich auch San Diego gehört. Jimmy the Kid will sich profilieren, indem er Frankie Machine tötet.

Der inzwischen vor der Frühpensionierung stehende FBI-Agent Dave Hansen in San Diego vermisst den Türsteher Tony Palumbo, bei dem es sich um einen V-Mann des FBI handelt, der in der G-Sting-Operation als wichtigster Zeuge vorgesehen ist. Dave findet heraus, dass Vince Vena und Tony Palumbo erschossen wurden, und zwar mit derselben Waffe. Frank hat seinen Angelladen zugemacht und ist nicht aufzufinden, Patty Machianno fehlt in der Bibliothek, in der sie halbtags arbeitet, und die Boutique von Donna Bryant findet Dave ebenfalls geschlossen vor. Hat Frank die beiden Männer getötet? Steckt er in Schwierigkeiten? Dave bleibt erst einmal nichts anderes übrig, als einen Haftbefehl gegen seinen Freund zu beantragen.

„The Wrecking Crew“, zu der außer Jimmy the Kid Paulie und Joey, Carlo, Tony und Jackie gehören, umstellt eine Bank in Borrego Springs, als Frank sich dort Geld holt. Er entkommt zwar, aber sie haben den Banker gezwungen, einen Peilsender in den Banknotenbündeln zu verstecken. Auf diese Weise spüren ihn die Männer im EZ Rest Motel in Brawley auf. Sie treten die Zimmertüre ein.

Jimmy geht rein. Frankie Machine ist nicht im Bett. Er ist nirgends zu sehen. Jimmy the Kid unterdrückt seinen Adrenalinrausch, schwenkt die Kanone in einem präzisen Bogen von links nach rechts. Kein Frankie. Dann hört er Wasser rauschen. Der Penner ist in der Dusche.

Tatsächlich liegt Frankie Machine auf dem Dach des Getreidesilos gegenüber und hat die Kerle im Visier seines Gewehrs. Er könnte Jimmy, Carlo und Paulie töten. Stattdessen schießt er absichtlich knapp daneben. Das sollten Jimmy und seine Männer als Warnung und Friedensangebot verstehen.

Frank hat den von ihm entdeckten Peilsender im Hotel gelassen und überlegt, wer den Mafiosi seinen Besuch bei der Bank in Borrego Springs verraten haben könnte.

Es gab drei, die von der Bank wussten – mich, Sherm und Mike Pella. Nur bei einem bin ich sicher, dass er mich nicht verraten hat, und das bin ich.

Bei Sherm („the Nickel“) Simon handelt es sich um seinen Anwalt und Steuerberater.

Bald darauf passt Frank seinen Freund Dave Hansen ab, der ihm sogleich vorwirft, mit Vince Vena und Tony Palumbo die beiden wichtigsten Zeugen der Operation G-Sting beseitigt zu haben.

„Palumbo war unser Mann“, sagt Dave. „Ein verdeckter Ermittler, seit Jahren. Wer hat dich bezahlt? Teddy Migliore? Detroit?“
„Willst du die Bezahlung sehen? Hier, Dave!“ Frank zieht sein Sweatshirt nach unten, um Dave die Narbe am Hals zu zeigen, die noch immer zornig-rot ist. „Dein lieber Palumbo wollte mich erledigen, Dave. Mit einer Garotte.“
„Aus welchem Grund sollte er das gewollt haben?“, fragt Dave.
„Palumbo wäre nicht der Erste, der für beide Seiten gearbeitet hat“, sagt Frank. „Und wieso war Vena dein Zeuge?“
„Ich hatte gehofft, er würde aussagen – nach der Anklageerhebung. Aber das hast du ja nun vereitelt.“
„Andersrum wird ein Schuh draus, Dave. Die haben versucht, mich umzubringen. Aber daraus ist nichts geworden.“

Es dauert eine Weile, bis Frank dazukommt, Dave zu erklären, warum er ihn trotz des Haftbefehls ansprach:

„Vielleicht hängt das Ganze mit Sachen zusammen, die ich vor Jahren mit Mike Pella gemacht habe“, sagt Frank. „Ich bin lange raus aus der Connection und weiß nicht, was da läuft. Ich muss wissen, ob Mike tot ist. Oder, wenn er noch lebt, wo er steckt. Ich dachte, du könntest mir dazu was sagen.“

Erst nachdem Frank geschworen hat, Mike Pella nicht zu töten und nur mit ihm zu reden, verrät ihm der FBI-Agent, dass Mike ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde und unter dem Namen Paul Otto in Palm Desert zu finden ist.

„Pella überwachen wir nicht im Zusammenhang mit G-Sting“, sagt Dave.
„Sondern …“
„Wir lasten ihm den Goldstein-Mord an.“

Da glaubt Frank zu begreifen, wer bei den Mordanschlägen auf ihn der Drahtzieher ist. Mike weiß, dass das FBI im Mordfall Herbie Goldstein gegen ihn ermittelt. Deshalb versucht der 65-Jährige nicht nur Indizien zu beseitigen, sondern auch Zeugen wie Frank. Dem ist inzwischen klar, dass Mike ihn 1997 bewusst täuschte. Mike hatte Herbie selbst erschossen und als sie am Abend hinfuhren, wusste er längst, dass der Geldverleiher tot war.

Als Mike nach Hause kommt, sitzt Frank in einem Ohrensessel und richtet eine schallgedämpfte Pistole auf ihn.

„Du hast Herbie erschossen“, sagt Frank. […]
„Und du hattest Angst, dass ich’s wusste und dich verpfeifen würde“, sagt Frank, „und damit wäre dein Zeugenschutz hinfällig. Also hast du einen Killer auf mich angesetzt.“

Mike behauptet, er habe nicht von sich aus gehandelt, sondern sei dazu gezwungen worden; das FBI habe ihn mit den Ermittlungsergebnissen im Mordfall Goldstein erpresst. Und Frank denkt:

Das ist verrückt, was Mike mir da erzählt. Dass ihm das FBI befohlen hat, einen Killer auf mich anzusetzen. Die Bullen beauftragen Mike, mich zu erledigen, und Mike beauftragt Detroit? Wo ist der Sinn? Was hat Detroit davon? Was hat Mike einem Vince Vena zu bieten?

Es ist offensichtlich, dass Mike vom Leben genug hat. Unter dem Vorwand, noch ein Bier trinken zu wollen, öffnet er den Kühlschrank – und richtet eine Pistole auf Frank. Der schießt ihm zweimal ins Herz.

Dass Mike in selbstmörderischer Absicht dafür sorgte, dass sein früherer Freund ihn erschoss, bestürzt Frank. Mit einem klaren Kopf würde er die Gefahr ahnen, in der er sich befindet, aber er setzt sich aufgewühlt und erschöpft ins Auto.

Jimmy the Kid hat damit gerechnet, dass Frank bei Mike Pella vorbeischauen würde. Aufgrund seiner Beziehungen fiel es ihm leicht, dessen Versteck zu finden. Allerdings legte er sich nicht dort auf die Lauer, sondern in einiger Entfernung an der Zufahrtstraße auf den Klippen. Mit zwei Autos drängen er und seine Männer Frank von der Straße ab. Dann bleiben sie stehen. Das Wrack im Abgrund können sie zwar nicht sehen, aber eine Explosion in der Tiefe überzeugt sie davon, dass ihr Opfer tot ist.

Frank ist allerdings rechtzeitig aus dem Wrack gekrochen. Wegen seiner Verletzungen würde er es zu Fuß nicht weit schaffen. Aber auf einem abgelegenen Parkplatz stößt er auf ein junges Liebespaar in einem Auto, und er verfügt noch über genügend Kraft, um es ihnen wegzunehmen und damit loszufahren.

Dave Hansen macht sich Sorgen – aus mehreren Gründen. Erstens: Frank hat versprochen, dass er Mike Pella nichts antut, und dann erschießt er ihn. Frank Machianno mag alles Mögliche sein, aber er ist keiner, der sein Wort bricht. Schon mal ein Grund zur Sorge. Zweitens: Kaum zwölf Meilen von Pellas Leiche entfernt stürzt ein Auto in den Canyon und explodiert, ohne dass der Fahrer gefunden wird. Er ließ sich über die Autovermietung ermitteln, nur ist in Arizona kein Führerschein auf den Namen Jerry Sabellico registriert. Es hat einen Jerry Sabellico gegeben, aber der ist 1987 gestorben.

Als Dave Hansen erfährt, dass Frank von Jimmy Giacamone in den Abgrund geschoben wurde, überlegt er, woher der Mobster wusste, dass Frank die Küstenstraße benutzen würde. Kannte er Mike Pellas Versteck? Und wenn ja, wer verriet es ihm? Um das herauszufinden, sagt er seinem Kollegen Troy Donohue, er habe einen Hinweis auf Frank Machiannos Aufenthaltsort erhalten und nennt ihm die Adresse eines beliebigen Fastfood-Restaurants. Dort in der Nähe wartet Dave in seinem Wagen, und es dauert nicht lang, bis Jimmy Giacamone vorfährt. Zurück im Büro, ermittelt Dave, wen Troy anrief. Donnie Garth!

Frank spricht inzwischen Corchoran („Corky“), einen Detective im Ruhestand, auf Prostituiertenmorde im Jahr 1985 an, und der vertraut ihm an, dass er die Ermittlungen damals auf Befehl von oben einstellen musste. Offiziell hieß es, Summer Lorensen sei ebenso wie die anderen Mädchen dem sogenannten Green-River-Mörder zum Opfer gefallen.

„Dem haben wir damals alles in die Schuhe geschoben. Der war unser Mülleimer für ungelöste Fälle.“

Nach Corky sucht Frank die frühere Bordellbesitzerin Karen Wilkenson auf, die inzwischen Foster heißt.

Das letzte Mal hat er sie auf dem Parkplatz des Price Club gesehen, vor einundzwanzig Jahren, als ihr ein Bankchef einen Umschlag überreichte – die Bezahlung ihrer Mädchen für die Party. Karen hat dann zwei Jahre in irgendeinem Bundesgefängnis abgesessen, aber sie landete wieder auf den Füßen, indem sie einen Immobilienmakler aus dem Geldadel von San Diego heiratete.

Frank will wissen, wer Summer Lorensen ermordete, und weil Karen Foster nicht selbst dabei war, erkundigt er sich nach Alison, einer Prostituierten, die an Donnie Garths Party teilnahm.

„Wenn Sie nach Alison Demers suchen“, sagt Karen, „müssen Sie zu einem Friedhof in Virginia fahren. Nach der Ermordung von Summer ging sie zurück in den Osten. Sie starb bei einem Reitunfall.“
„Wann?“
„Vor einem Monat“, sagt Karen.

Kurz darauf hört Dave Hansen ein Telefongespräch ab. Teddy Migliore ruft Donnie Garth an und berichtet ihm, dass Frankie Machine bei Karen Foster in Rancho Santa Fe gewesen sei.

„Scheiße.“
„Es kommt noch schlimmer. Er hat nach Summer Lorensen gefragt.“
Sekundenlanges Schweigen.
„Diese Scheiße muss aufhören“, sagt Garth. „Wenn Sie da keinen Riegel vorschieben, ist der Deal von unserer Seite aus geplatzt.“

Dave fährt zurück ins Büro. Ihm ist speiübel. Troy redet mit Garth. Garth redet mit Migliore. Migliore schickt Killer aus Detroit, damit sie Frank umlegen. Weil Frank irgendwas über Summer Lorensen weiß. […]
Donnie Garth hat dieses Mädchen ermordet, irgendwie weiß Frank darüber Bescheid, und dann nutzt Garth seine alten Mafia-Verbindungen, um Frank aus dem Weg zu räumen. Bietet als Gegenleistung die Einstellung der G-Sting-Ermittlungen an?

Er stellt Troy Donohue zur Rede, und der sagt ihm, was er weiß.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Zur gleichen Zeit taucht Frank bei Donnie Garth auf und zwingt ihn mit einer Pistole in der Hand, ihn über die Zusammenhänge aufzuklären.

Obwohl Summer Lorensen sich bei der Orgie im Sommer 1985 abmühte, brachte der spätere Senator keine Erektion zustande. Und als sie deshalb lachen musste, drehte er durch und ermordet sie. Die Leiche ließ er dann von einem der Chauffeure des Limousinen-Service wegbringen. Und weil Frank zu diesem Zeitpunkt bereits bei seiner Frau im Kreissaal war, übernahm Mike den Auftrag. Er legte die Tote an einer Bergstraße ab, würgte sie und stopfte ihr Steine in den Mund, um falsche Spuren zu legen.

Das blieb alles unter der Decke, bis das FBI wegen des Goldstein-Mordes gegen Mike ermittelte. In die Enge getrieben, berichtete er, wie Summer Lorensen 1985 gestorben war und behauptete, Frank habe die Leiche weggebracht. Als der Senator, der inzwischen das Präsidentenamt anstrebt, davon erfuhr, setzte er das FBI auf Frank an.

Frank ruft den Senator an und sagt ihm, er sei hinter dem Falschen her.

„Dem falschen Chauffeur. Ich weiß, es ist schwer, das Dienstpersonal auseinanderzuhalten, aber an dem betreffenden Abend war Mike Pella dran, nicht ich.“

Er verlangt eine Million Dollar in bar. Andernfalls, so droht er, werde er sein Wissen über den Mordfall Summer Lorensen und den Mitschnitt des Gesprächs publik machen.

„Mir ist klar, dass ich nicht zur Polizei gehen kann, auch nicht zum FBI, weil die nach Ihrer Pfeife tanzen. Aber ich gehe an die Presse, und dann ist zumindest Ihre Karriere gelaufen. Den Mord an dem Mädchen können wir vielleicht nicht nachweisen, aber wir können Sie auf das Milieu festnageln, und mehr ist nicht nötig.“

Frank ist nicht blauäugig; er rechnet also nicht damit, dass der Senator die geforderte Million bezahlen wird. Aber er will eine Entscheidung erzwingen. In einer Skihütte wartet er auf die Männer. Aber an deren Stelle taucht unerwartet seine Geliebte Donna Bryant auf – und unterrichtet ihn darüber, dass sie seine Tochter Jill entführte.

„Morgen früh“, sagt sie. „Vier Uhr. Unter dem Ocean Beach Pier. Du kommst unbewaffnet, aber mit einem gewissen Paket, das sie wollen. Weißt du, was sie wollen, Frank?“

Er nickt. „Wie lange?“, fragt er. „Wie lange arbeitest du schon für sie?“
„Schon ewig“, sagt sie. „Seit ich fünfzehn war. Mein Vater war Trinker. Hat mich geprügelt. Aber das war nicht das Schlimmste, was er mir angetan hat. Tony Jacks hat ihn gestoppt. Er hat mich gerettet, Frank.“
Als er mit ihr fertig war, hat er ihr einen Job und einen Mann besorgt, erzählt sie Frank.
„Dann war Tony weg“, sagt Donna. „Ich war traurig, aber nicht untröstlich – so groß war die Liebe nicht. Ich bin nie zu ihm zurück, aber ich blieb in seiner Schuld, Frank. Das musst du verstehen. Ich habe ihm berichtet, was in San Diego los ist. Das ist alles.“
„Du hast ihm meine Tochter ausgeliefert.“

Am nächsten Morgen geht Frank am Strand entlang und trifft als Erstes auf Jimmy Giacamone, der ihn nach Waffen absucht und ihm die Kassette mit der Gesprächsaufzeichnung abnimmt, bevor die anderen Männer der Wrecking Crew und Donnie Garth sich zeigen. Nachdem Garth ein Stück der Aufnahme auf einem Diktiergerät abgespielt hat, gibt er ein Zeichen, und Donna nähert sich mit Jill. Frank weist Garth daraufhin, dass er Kopien gemacht und in Safes deponiert habe.

„Wenn meiner Tochter irgendwas passiert – auf sie geschossen wird, sie angefahren wird, sie vom Pferd stürzt –, wird das Band an jede große Nachrichtenagentur übergeben.“

Plötzlich schiebt Donna ihm eine Pistole zu, stößt Jill zu Boden und wirft sich schützend über sie. Frank erschießt Jimmy the Kid und zwei seiner Männer. Garth ist unbewaffnet, aber da sind noch zwei Mobster. Dave Hansen, der sich unbemerkt mit einem Boot näherte, streckt einen von ihnen mit einem Gewehrschuss nieder, und Frank trifft den anderen ins Herz.

Garth rennt davon. Frank hetzt ihm nach. Sie sind beide nicht mehr die Jüngsten, und Frank ist ausgepowert. Er kann Garth nicht einholen. Plötzlich verspürt er einen heftigen Schmerz. Nach Luft ringend gibt er noch einen Schuss ab und sieht, dass Garth zu Boden geht. Dann greift er sich an die Brust und bricht zusammen. Ein Herzanfall.

Dave Hansen verhaftet den Senator bei einer Pressekonferenz.

Unter reger Anteilnahme wird Frank Machianno beerdigt.

Einige Zeit später eröffnet ein Mann, der sich Pete nennt, einen Angelladen am Pier von Hanalei auf Hawaii. Jedes Jahr besucht ihn ein pensionierter FBI-Agent aus Kalifornien. Beide kennen die Geschichte des Mannes, der nach einem Herzanfall in der Intensivstation des Krankenhauses wieder zu sich kam und ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde. Doch darüber reden sie nicht.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

„Frankie Machine“ ist ein Mafiaroman, aber ein illusionsloser ohne romantische Verklärung.

Bei der Hauptfigur handelt es sich um einen Killer, der sich von den anderen Mobstern nicht nur durch die Präzision und Entschlossenheit unterscheidet, mit der er tötet, wenn er davon überzeugt ist, dass es sein muss, sondern auch durch seine Integrität, seine Verlässlichkeit und sein Verantwortungsbewusstsein. Obwohl Frankie Machine Menschen tötet, bleibt er moralisch geradlinig. Anders als die Mafia befolgt er konsequent seinen eigenen Ehrenkodex.

Don Winslow nimmt sich viel Zeit, diesen facettenreichen Charakter einzuführen und ihn zur Identifikationsfigur des komplexen Romans „Frankie Machine“ aufzubauen. Alles beginnt scheinbar ganz harmlos, und Frank Machianno – so lautet der richtige Name des Protagonisten – ist auch bereits 62 Jahre alt. Aber dann wird er von der Vergangenheit eingeholt, und Don Winslow zieht die Spannungsschraube an. Jemand trachtet Frank nach dem Leben. Aber wer und warum? Das weiß er lange Zeit selbst nicht, und der Leser erfährt es auch erst nach und nach.

Diesen in der Gegenwart spielenden Teil der Handlung erzählt Don Winslow im Präsens. Um das Rätsel zu lösen, muss Frank in seinen Erinnerungen wühlen. Wie geschickt Don Winslow diese Rückblenden einflicht, macht einen Großteil des Lesevergnügens aus, denn damit bereichert er nicht nur die Darstellung des Milieus und der Hauptfigur, sondern liefert auch häppchenweise Informationen, die erforderlich sind, um die Zusammenhänge zu verstehen – und zugleich lockt er den Leser auf falsche Fährten. Dabei überlässt Don Winslow nichts dem Zufall. „Frankie Machine“ ist ein gut durchdachter und meisterhaft aufgebauter Kriminalroman.

Seit Jahren heißt es, dass eine Verfilmung des Romans „Frankie Machine“ mit Michael Mann als Regisseur und Robert De Niro als Hauptdarsteller geplant sei. Aber das Projekt wurde noch nicht realisiert.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014
Textauszüge: © Suhrkamp Verlag

Don Winslow (kurze Biografie / Bibliografie)

Don Winslow: Das Licht in Buddhas Spiegel / China Girl
Don Winslow: Manhattan
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Don Winslow: Tage der Toten
Don Winslow: Pacific Private
Don Winslow: Zeit des Zorns
Don Winslow: Satori
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Don Winslow: Vergeltung
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Anna Burns - Milchmann
Anna Burns legt mit "Milchmann" einen mit dem Booker Prize ausgezeichneten Roman weitab vom Mainstream vor. Auf Leserinnen und Leser, die den Nordirlandkonflikt nur aus Berichten kennen, wirken die dargestellten Lebensverhältnisse surreal. Die Autorin überlässt das Wort einer Ich-Erzählerin. Der Text liest sich wie der mündliche, teilweise umgangssprachliche Bericht der Protagonistin, die assoziativ Erinnerungen verknüpft und sich auch Einschübe erlaubt.
Milchmann