Don Winslow : Vergeltung

Vergeltung
Originalausgabe: Vengeance, 2013 Vergeltung Übersetzung: Conny Lösch Suhrkamp Verlag, Berlin 2014 ISBN: 978-3-518-46500-4, 491 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Dave Collins, ein früheres Mitglied einer US-Spezialeinheit zur Terrorbekämpfung, verliert durch den Abschuss einer Passagiermaschine kurz nach dem Start in New York seine Frau und seinen Sohn. Die US-Regierung deklariert den Flugzeug­absturz aus politischen Gründen als Unfall durch technisches Versagen. Weil also vom Staat keine Gerechtigkeit zu erwarten ist, sammelt Dave die von der Airline gezahlten Abfindungen ein und heuert eine Söldner­truppe zur Jagd auf die Dschihadisten an ...
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Kritik

Der Plot des Romans "Vergeltung" von Don Winslow ist einfach. Durch seinen linearen Erzählstil im Präsens lässt Don Winslow die Leser direkt am Geschehen teilnehmen, aber seine Bildungshuberei retardiert sogar noch im Showdown.
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Bei seinem Einsatz mit Delta Force, einer Spezialeinheit der USA zur Terrorbekämpfung, im ersten Golfkrieg war Dave Collins erst 22 Jahre alt. Nach dem Irak kamen Mogadischu und ein halbes Dutzend weiterer Krisenherde. Dann ließ Dave sich vom aktiven Militärdienst freistellen, um seinen Abschluss nachzuholen und am Army War College seinen Master zu machen. Eigentlich plante er eine Karriere im Pentagon, doch unter dem Eindruck von 09/11 kehrte er zu Delta Force zurück. Vor vier Jahren quittierte Dave endgültig den Dienst bei der Army und ging zur Sicherheitsüberwachung der Eagle Airlines. Vor einem Jahr wurde er First Security Officer am Kennedy-Airport in New York.

Seit 20 Jahren ist Dave verheiratet. Er und Diana haben einen neunjährigen Sohn: Jakes. Weihnachten sind sie bei Dianas Eltern in Montana eingeladen. Diana und Jakes fliegen voraus; Dave hat noch zu tun und will dann nachkommen. Er bringt die beiden zum Flughafen und beginnt seinen Dienst. Plötzlich fällt ihm ein arabisch aussehender Mann auf. Der Selbstmordattentäter Hassan Al Hulwah öffnet gerade einen 22-Liter-Beutel mit Flüssigerdgas im Rucksack und greift zum Feuerzeug.

Dave hat nur eine Chance. Er muss den Hirnstamm treffen, die Medulla oblongata, und sämtliche Vitalfunktionen unterbinden, bevor das Gehirn das Signal zum Anzünden des Feuerzeugs an die Finger weiterleiten kann.

Bevor der Terrorist die Gaswolke zur Explosion bringen kann, erschießt ihn Dave.

Bald darauf erfährt er, dass die Maschine, in der auch seine Frau und sein Sohn saßen, kurz nach dem Start abgestürzt sei.

Ein Teil des Rumpfs kam am Strand von Long Island runter. Die andere Hälfte krachte auf den Highway 278 in Brooklyn. Was von der Maschine übrig blieb, raste in den Brooklyn Battery Tunnel.

Der Tunnel wird zum riesigen 3000 Meter langen Schornstein – durch den natürlichen Sog werden die Flammen nach innen geleitet, und es entsteht ein gigantischer Feuersturm.

416 Menschen befanden sich an Bord des Unglücksflugzeuges. Dazu kommen noch mehrere hundert Tote vor allem im Brooklyn Battery Tunnel. Diane und Jakes sind unter den Toten. Aber Dave hat weder Leichen zu begraben noch Asche zu verstreuen.

Dana Wendelin, ein Admiral Anfang 60, der als DIA Senior Liaison Officer des Joint Special Operations Command amtiert, trifft sich beim Joggen konspirativ mit Howard Bell, dem CEO der Eagle Airlines, und kündigt ihm an, dass der National Transportation Safety Board technisches Versagen als Absturzursache angeben wird. Genau das erklärt auch Phil Abrams, der Sicherheitschef von Eagle Airlines, seinem Vorgänger Dave, und Matt Jameson, der Leiter der Transportation Security Administration, fügt hinzu:

„Ich sag dir, was passiert ist“, sagt Jameson. „Es gab einen Kurzschluss an einem der Kabel im Treibstofftank, dabei ist ein Funke entstanden. Dieser wiederum hat die Dämpfe im Tank entzündet, und das hat zu der Explosion geführt, die die Maschine in zwei Teile gerissen hat.“

Eagle Airlines bietet Dave 3,75 Millionen Dollar Abfindung. Er wirft den Versicherungsangestellten hinaus. Das Geld bringt ihm seine Frau und seinen Sohn nicht zurück.

Dann hört Dave von einem pensionierten Finanzplaner namens Jack Grafton, der unmittelbar vor der Explosion des Flugzeugs gesehen haben will, wie ein Lichtstrahl die Maschine traf. Dave forscht weiter und trifft auf einen Tiefwasser-Bergungstechniker, der ihm auf einem Foto ein Stück aus der Verkleidung des Zentraltanks zeigt: Die Metallzacken sind nicht nach außen, sondern nach innen verbogen. Dave findet heraus, dass das Flugzeug mit einer Rakete abgeschossen wurde. Die US-Regierung lügt, wenn sie behauptet, es habe sich um einen Unfall durch technisches Versagen gehandelt. Darauf von Dave angesprochen, meint Phil Abrams:

Hast du eine Ahnung, was passiert, wenn sich herausstellt, dass es sich nachweislich um einen Terroranschlag gehandelt hat? Das würde bedeuten, dass wir alle versagt haben. Es würde bedeuten, dass die Regierung nicht in der Lage ist, die Bürger des Landes zu beschützen. Wir müssten zurückschlagen. Schon wieder Krieg führen. Aber wo?

Dave trifft sich mit Miriam Birnam, einer früheren Vernehmungsoffizierin im Irak, die sowohl einen amerikanischen als auch einen israelischen Pass besitzt und inzwischen mit Informationen handelt.

„Abdullah Aziz“, sagt Miriam. „So nennt sich ein gewisser Zeinab Julaidan Khaled, am 27. September 1976 in Accra, Jordanien geboren. […] Er hat die Al-Ahliyya-Universität in Amman besucht […] und seinen Abschluss in Architektur gemacht. […] Die nächste Information stammt von 1999. Er lebt in Hamburg in der Nähe der al-Quds-Moschee, wo er anscheinend Schüler von Imam Mohammad al Fizazi war, einem radikalen Islamisten, mit einem ganz besonders ausgeprägten Hass gegen die Vereinigten Staaten. […] Khaled jedenfalls hat danach als Bauzeichner in einem Architekturbüro gearbeitet. Er hat eine Deutsche geheiratet, Isabel Felcher, die zum Islam übergetreten ist und seitdem Kopftuch trägt. Die beiden haben ein Kind zusammen, einen Sohn namens Ali. […] Irgendwann im Jahr 2000 hat Khaled Deutschland und seine Familie verlassen.“

Dieser Mann, der sich jetzt Abdullah Aziz nennt, verdient mit erpressten Schutzgeldzahlungen, Drogen- und Waffenhandel viel Geld. Ein Terroranschlag auf ein Zivilflugzeug mit zahlreichen Toten verschafft ihm Respekt. Aziz ist kein religiöser Fanatiker; er benutzt den Glauben für seine Zwecke. Weil er vom Da’irat al-Muchabarat al-Amma, dem jordanischen Geheimdienst, gefoltert wurde und die jordanische Regierung für Vasallen der USA hält, richtet sich sein besonderer Hass gegen die Amerikaner.

Dave unterschreibt nun doch das Angebot der Versicherung von Eagle Airlines. Dann lädt er die anderen Hinterbliebenen zu einem Treffen ein und klärt sie darüber auf, dass das Flugzeug von Terroristen mit einer Rakete abgeschossen wurde. Er schlägt vor, die Abfindungsgelder zusammenzulegen und damit die besten Söldner der Welt zu bezahlen, damit die Schuldigen nicht ungeschoren davonkommen. Am Ende verfügt Dave über 280 Millionen Dollar.

Mit einer Million als Vorschuss wendet er sich an seinen früheren Vorgesetzten Mike Donovan, der inzwischen eine Söldnertruppe anführt. Die Männer sollen Dave helfen, den Drahtzieher Abdullah Aziz zu töten, dazu die Männer, die das Flugzeug abschossen und die Geldgeber.

Bei den beiden Männern, die das Flugzeug abschossen, handelt es sich um Anwar Mansoor al-Amriki und Muhammed Abd Said. Amriki wurde 1987 unter dem Namen Phillip Makem in Knoxville/Tennessee als Sohn einer Baptistin und eines syrischen Austauschstudenten geboren. In Somalia schloss er sich der Al-Shabaab an. Der andere, ein jemenitischer Dschihadist, trägt den Kampfnamen Saif. Den beiden wurde befohlen, sich auf die Insel Lamu vor der Küste Kenias zurückzuziehen.

Dort werden sie von Dave, Donovan und dem Söldnerteam bei einem gut vorbereiteten Überraschungsangriff zusammen mit elf weiteren Dschihadisten getötet. Aziz erfährt es in Brüssel. Er weiß nun, dass man ihm auf der Spur ist. Umso dringender ist der nächste Anschlag.

„Wenn wir nach Lamu nicht zurückschlagen, und zwar bald, wird man uns das als Schwäche auslegen. Die Schutzgeldzahlungen werden zurückgehalten.“

Er will zwölf Selbstmordattentäter gleichzeitig einsetzen und in U-Bahn-Tunnel in New York City, Boston, Chicago, Los Angeles und Washington, D. C., Tausende durch Botulinumtoxin (BoNT) töten. Das wird die amerikanische Wirtschaft lähmen und die Gesellschaft demorali­sieren. Aber er benötigt zusätzliches Geld – Geld, das Yusuf Mansur hätte. Der Scheich besitzt hochprofitable Erdgasfelder im Barisangebirge, einer Bergkette auf der Westseite der Insel Sumatra. Man sagt, er habe nicht mehr gelächelt, seit sein einziger Sohn Mahmud bei einem amerikanischen Drohnenangriff in den Bergen von Waziristan ums Leben kam. Da Yusuf keinen Erben mehr hat, steckt er sein gesamtes Vermögen in den Krieg gegen die Amerikaner.

Das auf Lamu erbeutete Material bringt Miriam, Dave und Donovan auf die Spur von Hassan Dahir und Shamil Baseyew. Ersterer kontrolliert die Finanzen des Netzwerks von Abdullah Aziz. Er ist 43 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Die Familie lebt in Riad. Bei Baseyew handelt es sich um einen gebürtigen Tschetschenen. Er ist für die Beschaffung von Waffen zuständig und hatte vermutlich auch die Mistralrakete besorgt, mit der das Flugzeug in New York abgeschossen wurde. Weil Hassan Dahir in der Schweiz mit dem Biochemiker Dr. Hans Steiner gesehen wurde, vermutet Miriam, dass Aziz einen Anschlag mit BoNT plant.

Als angeblicher Anbieter von BoNT tritt Dave mit Hassan Dahir und Shamil Baseyew in Verbindung. Sie verabreden sich auf der Penthouse-Terrasse des Hotels Majestic in Barcelona. Zwei Scharfschützen aus der Söldnertruppe legen sich auf ein Hausdach gegenüber. Dahir und Baseyew kommen mit drei Leibwächtern, die in kurzer Zeit die von Dave unter einen Stuhl geklebte Pistole finden und an sich nehmen.

Dave zuckt mit den Schultern.
„Sie vertrauen auf Allah. Ich auf deutsche Technik.“
Ein alter Trick der Special-Ops – etwas deponieren, das gefunden werden soll. Wer sucht, will auch etwas finden, und wenn er etwas gefunden hat, wiegt ihn dies in einem Gefühl trügerischer Sicherheit.

Das Verstecken der Pistole war nur ein Trick, aber Dave ahnt nicht, dass die Besucher inzwischen herausfanden, wer er ist und ebenfalls Scharfschützen postiert haben. Außerdem rücken zwei Dreiergruppen der Delta Force an. Ein Beauftragter der Terroristen überfiel Miriam, um herauszufinden, wer der Drahtzieher des Überfalls auf Lamu war, und nachdem er ihr ein Fußgelenk zerschossen hatte und aufs Knie zielte, verriet sie es. Der Dschihadist hätte sie getötet, wenn er nicht gerade noch rechtzeitig von einem für Dana Wendelin arbeitenden Spezialagenten erwürgt worden wäre, der Miriam beschattet hatte.

Als Dave bemerkt, dass Dahir zum gegenüberliegenden Gebäude blickt und fast unmerklich nickt, packt er ihn und reißt ihn vor sich. Das Geschoss des Scharfschützen trifft deshalb nicht ihn, sondern sprengt den vorderen Teil von Dahirs Kopf ab. Dave wird nur von Blut, Knochensplittern und Hirnmasse getroffen. Er zieht Baseyew, der sich fallen ließ, eine Glasscherbe durchs Auge und fragt ihn, wo Aziz zu finden sei. Als der Tschetschene es nicht verrät, zerrt Dave ihn zum Rand des Dachs und wirft ihn in die Tiefe.

Kurz darauf trifft Admiral Wendelin ein.

„Eine Schießerei auf den Straßen von Barcelona?“, fragt Wendelin. „Eine der teuersten Einkaufsmeilen der Welt in Schutt und Asche? Sieben tote Ausländer? Mit zweien davon hätte ich mich sehr gerne unterhalten. […] Die Spanier schlagen Krach, überlegen, unseren Botschafter auszuweisen“, sagt Wendelin. „In der Pennsylvania Avenue gibt es Leute, die meinen Kopf auf einem Tablett serviert bekommen möchten. Wir werden die Sache der ETA in die Schuhe schieben – […] Sie sind direkt in einen Hinterhalt getappt. Aziz wusste, wer Sie sind.“
„Woher?“
„Miriam hat Sie verraten.“
Wendelin sieht Daves entsetzten Blick und ergänzt: „Gezwungenermaßen.“
Er erklärt, was in New York passiert ist, dass Palmer sie beschattet hatte und gerade noch rechtzeitig eintraf.

Dave fragt:

„Wissen Sie eigentlich, warum Dahir und Baseyew sich mit uns getroffen haben?“
„Um BoNT zu kaufen“, sagt Wendelin. „Botulinumtoxin.“
Dave hatte geglaubt, ihn könne nichts mehr überraschen. Er hatte sich getäuscht. […]
„Gut“, sagt Wendelin. „Dann gehen Sie und töten Sie das Arschloch.“

Endlich geht Scheich Yusuf auf Aziz ein und übergibt ihm ein Kilo Botulinumtoxin.

Währenddessen sitzen Dave und Mike Donovan am Hafen in Alghero an der Nordwestküste Sardiniens und überlegen, wer Miriam an Abdullah Aziz verraten haben könnte. Der Verdacht fällt auf Simon Norris, einen der Söldner, der seit Barcelona verschwunden ist und auf dessen Konto drei Millionen Dollar eingezahlt wurden. Donovan lässt ihn erschießen.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Dann bereitet er sich mit Dave und seinen Männern auf den Showdown vor. Der wird in Tenkereng stattfinden, einer entlegenen Region im Barisangebirge auf Sumatra. Die Angreifer springen nachts mit Fallschirmen aus einer gemieteten, von dem ehemaligen Militärpiloten Jack Heffernan geflogenen Maschine ab. Sie wissen, dass die Zahl der Gegner zwölfmal so hoch ist wie ihre eigene Mannschaftsstärke. Die erste Phase der Operation besteht in der Sprengung der Grasberg-Erdgasförderanlage, der Quelle des Reichtums von Scheich Yusuf Mansur. Über die Videoanlage verschafft Aziz sich einen Überblick. Im Hauptbunker fühlt er sich sicher.

Nicht gerade erfreulich, aber er hat noch gut zwanzig ausgezeichnete Kämpfer im Bunker, und der Bunker selbst ist unbezwingbar. Den Angreifern wird es nicht einmal gelingen, die titanverstärkte Stahltür aufzubrechen.

Und im Komplex gibt es mehr als ausreichend Lebensmittel, Wasser- und sonstige Vorräte, ein Luftfiltersystem und Stromgeneratoren. Zur Not können sie sich monatelang hier verschanzen. Aber das wird nicht nötig sein – die anderen werden bald von der Förderanlage zurück sein, und dann sitzen die Angreifer in der sprichwörtlichen Klemme.

Allerdings befürchtet Aziz, dass der Besitzer der verwüsteten Erdgasförderanlage ihn ermorden lassen werde, weil er Tod und Zerstörung brachte. Um dem Scheich zuvorzukommen, besticht Aziz einen Leibwächter und lässt Yusuf erschießen.

Als es Aziz im Bunker trotz allem zu gefährlich wird, besteigt er in einem unterirdischen Hangar einen Hubschrauber und nimmt das Kilo Botulinumtoxin mit. Das als Bergkuppe getarnte Dach öffnet sich, und der Hubschrauber steigt auf. Dave sieht es. Obwohl er heftig beschossen wird, bereitet er eine HEAT-Rakete vor. Sie zerstört das Fluggerät, tötet die Insassen, und das Gift verteilt sich in großer Höhe.

Trotz des Risikos, es nicht rechtzeitig zum Flugzeug zu schaffen, tragen Dave und die anderen Überlebenden die fünf Toten aus dem Team 16 Kilometer weit. Unter Beschuss lassen sich Dave und die Söldner per Skyhook zur Maschine hochziehen. Als sie von einer Boden-Luft-Rakete getroffen wird und abstürzt, springen sie erneut mit Fallschirmen ab. Aber mit den verbliebenen Waffen haben sie keine Überlebenschance, denn der Gegner ist noch immer stark.

Gerettet werden sie von Dana Wendelin, der mit einer indonesischen Spezialeinheit eintrifft.

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Der Plot des Romans „Vergeltung“ von Don Winslow ist einfach und archaisch: Durch einen Terroranschlag verliert ein Amerikaner seine Frau und seinen Sohn, und weil die US-Regierung den Flugzeugabsturz aus politischen Gründen als Unfall aufgrund technischen Versagens deklariert, organisiert er selbst einen privaten Rachefeldzug gegen die Dschihadisten.

Don Winslow schreibt chronologisch im Präsens, wechselt nur ein paar Mal die Perspektive, hält sich mit Kommentaren zurück und erreicht dadurch, dass der Leser glaubt, zumindest wie im Kino dabei zu sein. Von Ironie oder der aus anderen Winslow-Romanen bekannten Mischung aus Gewalt und Surfer-Lässigkeit ist in „Vergeltung“ nichts zu spüren. Am Ende bleibt die Frage, ob dem Einzelnen Gewalt und Selbstjustiz erlaubt sind, wenn der Staat nicht für Gerechtigkeit sorgt. Wie vor allem in „Tage der Toten“ kann Don Winslow auch bei „Vergeltung“ auf ein enormes Wissen zurückgreifen. Er kennt jedes technische Detail. Allerdings übertreibt er es in „Vergeltung“, und die Bildungshuberei retardiert sogar noch im Showdown.

Donovan gibt den Befehl, und Alessandro und Amir, die an den vorderen Enden des U in Stellung gegangen sind, eröffnen das Feuer mit M240 Maschinengewehren.
Sie haben sich für dieses Fabrikat und gegen das leichtere M249 Para entschieden, obwohl es mit 27,6 Pfund gute elf Pfund schwerer ist. Die Erfahrung in Südasien hat aber gezeigt, dass das M249 gerne mal blockiert, und Donovan war die Mannstoppwirkung der 7.62mm-Munition gegenüber den nur 5.56mm des M249 wichtig. („Wenn wir einen Tango umlegen“, sagt Donovan, „will ich, dass er liegen bleibt.“) Von der Kadenz ist es mit 950 Schuss pro Minute etwas langsamer, mit knapp 1000 Metern Gefechtsreichweite aber ungefähr gleichwertig.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014
Textauszüge: © Suhrkamp Verlag

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