Don Winslow : Satori

Satori
Originalausgabe: Satori Grand Central Publishing, New York 2011 Satori Übersetzung: Conny Lösch Wilhelm Heyne Verlag, München 2011 ISBN: 978-3-453-40808-1, 596 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Nikolai Hel wurde 1925 in Shanghai als Sohn eines Deutschen und einer russischen Gräfin geboren. Der Ersatzvater, ein japanischer General, sorgte für eine traditionelle japanische Erziehung des hochbegabten Jungen. Als General Kishikawa zum Tod verurteilt wurde, ersparte Nikolai ihm die Schmach und tötete ihn auf ehrenwerte Weise. Dafür musste er selbst ins Gefängnis. 1951 bietet ihm ein CIA-Agent die Freiheit an. Dafür soll er durch ein Attentat in Peking einen chinesisch-sowjetischen Machtblock verhindern ...
mehr erfahren

Kritik

Der Politthriller "Satori" unterhält mit einem Superhelden, einer Traumfrau, Luxus, Profikillern und spektakulären Action-Szenen. In teilweise weniger als eine Seite langen Kapiteln treibt Don Winslow die Handlung rasch voran.
mehr erfahren

Nikolai Hel ist der Sohn der russischen Gräfin Alexandra Iwanowna. In ihrem Palast in Sankt Petersburg hatte sie nach der Oktoberrevolution mehrere Dutzend Arbeiterfamilien aufnehmen müssen. Im harten Winter 1922 kam Juri Andrewitsch Woroschenin zu ihr, um die letzten Räume zu requirieren und sie auf die Straße zu setzen. Der Vierundzwanzigjährige war seit 1917 Mitglied der Außerordentlichen Allrussischen Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage (Tscheka) und für seine Grausamkeit bei den Folterungen berüchtigt. Der schönen Gräfin gelang es jedoch, ihn zu verführen: Sie wurde seine Geliebte, und er vertrieb sie als Gegenleistung nicht aus ihrem Palast. Als ruchbar wurde, dass sich der Revolutionär mit einer Aristokratin eingelassen hatte, ließ Woroschenin sie zum Schein verhaften. Weil sie keine Zeit mehr hatte, ihr Vermögen zu transferieren, bevor sie mit falschen Papieren in einen Zug nach Sibirien gesetzt wurde, erteilte sie ihrem Liebhaber, der versprach, ihr nach Wladiwostok zu folgen, eine Bankvollmacht. Aber sie sah Woroschenin nicht wieder; er beraubte sie ihres Besitzes.

Alexandra Iwanowna gelangte 1922 nach Shanghai. Dort wurde sie von einem deutschen Adeligen geschwängert und gebar 1925 ihren Sohn Nikolai. 1937 besetzten die Japaner Shanghai. General Kishikawa requirierte Alexandras Haus und begann ein Liebesverhältnis mit ihr. Als sie starb, kümmerte er sich wie ein Vater um Nikolai. Er schickte den Jungen nach Japan, wo dieser unter anderem im Go-Spiel und in Kampfkünsten wie Hoda korosu ausgebildet wurde. Schließlich arbeitete er als Übersetzer für die Amerikaner.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde General Kishikawa von den Amerikanern als Kriegsverbrecher zum Tod durch den Strang verurteilt. Um seinem Ersatzvater die Schmach zu ersparen, tötete Nikolai ihn im Gefängnis mit einem Fingerhieb gegen die Luftröhre. Nachdem ihn die Amerikaner festgenommen hatten, folterten ihn der CIA-Agent Diamond und dessen Handlanger. Außerdem injizierte man ihm persönlichkeitsverändernde Psychopharmaka. Der Kontrollverlust war für den disziplinierten, japanisch erzogenen jungen Mann schlimmer als der Schmerz.

Im Herbst 1951 bietet der CIA-Agent Ellis Haverford dem Sechsundzwanzigjährigen, der drei Jahre in Einzelhaft verbrachte, einen Deal an. Um zu verhindern, dass Moskau und Peking einen gewaltigen kommunistischen Machtblock bilden, soll durch die Ermordung eines sowjetischen Diplomaten in China ein Keil zwischen die Regierungen getrieben werden. Als Gegenleistung für das Attentat verspricht Haverford dem Häftling nicht nur die Freiheit, sondern darüber hinaus 100 000 Dollar, einen costa-ricanischen Pass und die Privatadressen von Diamond und den anderen Folterern.

Als erstes muss Nikolai sich das Gesicht operieren lassen. Seine neue Identität ist die eines sechsundzwanzigjährigen Franzosen mit Namen Michel Guibert. Angeblich wurde er in Montpellier geboren. Als er zehn Jahre alt war, zog die Familie mit ihm nach Hongkong, wo sein Vater Emile Guibert sein Import-Export-Geschäft weiterführte und groß in den Waffenhandel einstieg. Weil Vichy-Frankreich mit den Achsenmächten verbündet war, ließen die Japaner ihn gewähren. Michel entwickelte sich zum spielsüchtigen Frauenhelden. Vor einem Jahr kam er bei einem Autounfall in Monaco ums Leben. Nikolai soll dessen Identität übernehmen, sich in Peking als Waffenhändler ausgeben und zum Schein Bazookas für die Viet Minh kaufen.

Töten soll er ausgerechnet Juri Andrewitsch Woroschenin, den sowjetischen Oberbevollmächtigten für Rotchina, der im Konflikt zwischen Mao und Chiang Kai-shek heimlich auf der Seite der Nationalchinesen stand und beabsichtigt, Gao Gang, den Chef der kommunistischen Partei in der Mandschurei, als Marionette an die Stelle des Großen Vorsitzenden zu setzen. Nikolai kann die Erledigung des Auftrags also mit seiner privaten Rache verbinden.

Er spricht zwar neben vielen anderen Sprachen Französisch, aber den richtigen Akzent soll ihm Solange Picardi beibringen, eine überaus attraktive junge Frau aus Montpellier. Ihre Aufgabe wird es auch sein, ihm zu zeigen, wie sich ein Franzose im Bett verhält, damit Nikolai sich nicht bei einem eventuellen Bordellbesuch durch seine japanischen Gewohnheiten verrät. Das Training beginnt im Oktober 1951 in einem Vorort von Tokio, wo Haverford für die beiden eine Wohnung gemietet hat.

Solange erzählt Nikolai, dass ihre Mutter Marie besonders streng über ihre Tugend gewacht habe. Deshalb verweigerte Solange ihrem ersten Freund Louis Duchesne alles bis auf Küsse. Kurz bevor die Deutschen Südfrankreich besetzten, fand Solange durch Zufall heraus, womit Marie den Lebensunterhalt verdiente: Sie arbeitete als Prostituierte in einem Bordell.

Der SS-Offizier Höger, der als Gestapo-Chef nach Montpellier kam, wurde auf die siebzehnjährige Solange aufmerksam. Er wollte mit ihr schlafen, aber sie wies ihn zurück. Erst als Louis, der sich der Résistance angeschlossen hatte, von der Gestapo verhaftet und gefoltert wurde, bot sie sich Höger als Gegenleistung für die Freilassung ihres Freundes an. Statt darauf einzugehen, ließ der Deutsche den Widerstandskämpfer vor ihren Augen erhängen. Daraufhin bewarb Solange sich in dem Bordell, in dem auch ihre Mutter tätig war. Die Betreiberin versteigerte das Recht, Solange zu entjungfern. Höger erhielt den Zuschlag. Die junge Frau ging mit ihm ins Bett, und als er zum Orgasmus kam, schnitt sie ihm die Kehle durch. Danach floh Solange nach Marseille.

Dass Nikolai durch seinen Proximitätssinn spürt, wie sich zwei chinesische Auftragskiller anschleichen, rettet ihm das Leben: Er kommt ihnen zuvor und tötet sie. Aber wer schickte die Mörder? Wo Nikolai sich aufhält, wissen außer Haverford nur dessen Kollege Diamond und deren gemeinsamer Chef John Singleton, der Leiter der für Asien zuständigen CIA-Abteilung.

Im Januar 1952 verabschiedet Nikolai sich schweren Herzens von Solange, in die er sich inzwischen verliebte, und reist nach Peking.

Li Ar Chen ist dort sein ständiger Begleiter und Bewacher.

Kurz nach seiner Ankunft wird Nikolai Zeuge der öffentlichen Hinrichtung eines Italieners und eines Japaners, die angeblich als Spione enttarnt wurden.

Als Woroschenin von seinem Mitarbeiter Wasili Leotow erfährt, dass ein französischer Waffenhändler in der Stadt aufgetaucht ist und bei Oberst Yu, einem Berater von General Peng Zhu De, zum Essen erwartet wird, lädt er sich gewissermaßen selbst dazu ein, um den Fremden in Augenschein zu nehmen. Dass der Mann etwas anderes ist, als er vorgibt, durchschaut er rasch. Um mehr über ihn herauszufinden, lädt er ihn für einen der nächsten Abende in seine Privatloge in der Oper Zheng Yici ein und erkundigt sich bei Lawrenti Beria, dem Chef der sowjetischen Geheimdienste, über die Familie Guibert. Es heißt, der Sohn des in Hongkong lebenden Waffenhändlers Emile Guibert sei im Sommer 1950 in Monaco ums Leben gekommen. Das bestätigt Woroschenins Verdacht, dass der Neuankömmling seine wahre Identität verheimlicht. Einige Indizien lassen darauf schließen, dass es sich um den Sohn der Gräfin Alexandra Iwanowna handelt.

Zur Probe flüstert Woroschenin dem angeblichen Franzosen bei der nächsten Begegnung in russischer Sprache zu, seine Mutter sei eine Hure gewesen und er habe sie „geritten“. Statt die Beleidigung zurückzuweisen, tut Nikolai so, als verstehe er kein Russisch.

Obwohl Nikolai nun weiß, dass seine Identität bezweifelt wird, hält er die Tarnung aufrecht und verhandelt mit den Chinesen über den Kauf von fünfzig Kisten Bazookas, die Bezahlung über ein Konto in Lausanne und den Transport der Waffen nach Vietnam.

General Peng ist sehr daran interessiert, den Viet Minh Waffen zukommen zu lassen. Seit in Korea eine Pattsituation zwischen den USA und China besteht, wollen die USA Frankreich im Indochina-Krieg ablösen. Wenn die Amerikaner aber erst einmal gegen die von China unterstützten Viet Minh kämpfen, wird ein politisches Zusammenspiel von Peking und Washington kaum noch möglich sein. Die Folge wäre ein chinesisch-sowjetischer Machtblock. Und den möchte Peng verhindern. Er strebt deshalb einen Sieg der Viet Minh über die Franzosen an und hofft, dass dieser die USA von einem militärischen Eingreifen in Vietnam abschreckt.

Zur Bezahlung der Bazookas überweist Nikolai von einem Konto, das Haverford bei der Banque de l’Indochine eingerichtet hat, Geld auf ein Konto seiner chinesischen Geschäftspartner in Lausanne. Sobald der Betrag gutgeschrieben ist, übergibt Oberst Yu ihm die Reisepapiere und eine Fahrkarte für den Zug nach Chongquing am nächsten Morgen. Dort werde man Kontakt mit ihm aufnehmen, sagt er.

Am Abend steht erst noch der Opernbesuch an, bei dem Nikolai den Russen töten will. Weil ihn Woroschenins Leibwächter vor dem Betreten der Loge bestimmt auf Waffen durchsuchen werden, kann der Mord nur durch einen tödlichen Schlag erfolgen. Dass Nikolai fernöstliche Kampfkünste beherrscht, ist eine Voraussetzung dafür, dass er Haverfords Auftrag und seinen Racheplan durchführen kann.

Aber Woroschenin bleibt nicht untätig. Er redet dem chinesischen Geheimdienst-Chef Kang Sheng ein, dass es sich bei Michel Giubert um einen CIA-Agenten handelt und die Waffen, die er von General Peng kaufte, statt an die Viet Minh an die Konterrevolutionäre in Yunnan geliefert werden sollen. Kang Sheng, der schon lange nach einer Möglichkeit sucht, Peng auszuschalten, lässt Nikolai und Chen auf dem Weg zur Oper entführen. Sie werden zu ihm gebracht und auf zwei Stühle gefesselt.

Um den Ausländer einzuschüchtern, demonstriert Kang Sheng ihm erst einmal, was er vorhat. Er durchsticht einen Hoden des Chinesen mit einer Nadel und beginnt einen daran befestigten Draht hin- und herzuziehen. Chen kreischt vor Schmerzen. Als Kang Sheng genug hat, wendet er sich mit der Nadel und dem Draht Nikolai zu. Der erzählt ihm von sich aus, wie Woroschenin seine Mutter beraubte. Aber es nützt nichts: Obwohl Kang Sheng alles erfahren hat, was er wissen muss, um dem Russen das Vermögen abzujagen, will er sich das Vergnügen mit der Folter nicht entgehen lassen. Da zerreißt Nikolai die Fesseln und rammt dem Chinesen die Nadel durchs Auge ins Gehirn. Nachdem er die im Nebenraum wartenden Leibwächter ebenfalls getötet hat, zwingt er einen Chauffeur des Geheimdienstchefs, ihn zur Oper Zheng Yici zu fahren. Dort bringt er auch diesen Mann um, damit dieser sein Vorhaben nicht vereiteln kann.

Als er nach der Kontrolle durch die russischen Aufpasser die Logentüre öffnet, entgeht ihm nicht Woroschenins überraschter Blick. Höflich entschuldigt er sich für die Verspätung. Der Russe versucht, unbemerkt seine Pistole in die Hand zu bekommen. Mit einem einzigen kurzen Schlag tötet Nikolai ihn. Woroschenin drückte allerdings noch ab und traf Nikolai am Fuß.

Trotz der Verletzung schafft Nikolai es, aus dem Operngebäude zu fliehen und den Tempel der Grünen Wahrheit zu erreichen, wo von Haverford informierte muslimische Hui-Chinesen auf ihn warten.

Am Zufluchtsort wird Nikolai unerwartet von einem Hünen namens Wu Zhang attackiert, der die Kampfkünste ebenso gut beherrscht wie er.

Für einen Mann seiner Größe bewegte Wu Zhang sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. Nikolai konnte gerade noch seinem Ellbogen ausweichen, der ihm ansonsten die Kehle zertrümmert hätte. Der Schlag verfehlte ihn nur um Haaresbreite, als Nikolai sich zur Seite drehte und ihn mit dem Unterarm abfing. Er schwang herum, um seinerseits einen Hieb gegen die ungeschützte Schläfe des Mannes zu führen, doch sein Bein gab unter ihm nach und er fiel hin.
Wu Zhang drehte sich um, sah Nikolai am Boden und setzte zu einem Axttritt an, mit dem er den Brustkasten seines Gegners einzudrücken hoffte.

Weil Nikolai verletzt ist und durch die letzten Anstrengungen einiges an Energie verbraucht hat, droht er dem Angreifer zu unterliegen. Aber das verhindert Oberst Yu mit einem tödlichen Schuss auf Wu Zhang.

Danach lässt Yu den angeblichen Waffenhändler nach Wuliang Shan in der Provinz Yunnan bringen. Er weiß längst, dass Nikolai einen falschen Namen benutzt und nur darauf aus war, Juri Andrewitsch Woroschenin zu töten, der übrigens offiziell einem Herzinfarkt erlag.

Obwohl der Waffenhandel eigentlich nur zur Tarnung eingefädelt wurde, erklärt Nikolai sich nun bereit, die Bazookas für seinen Lebensretter über Laos nach Südvietnam zu bringen und sie dort dem Viet-Minh-Anführer Ai Quoc zu übergeben.

Aber der Opium– und Waffenhandel in Laos und Südvietnam wird von den Binh Xuyen kontrolliert. Nikolai bleibt nichts anderes übrig, als ihrem Anführer Bay Vien die Waffen zu überlassen. Der ist allerdings bereit, dafür zu bezahlen und fordert ihn auf, ihn nach Saigon zu begleiten. Zunächst fahren sie mit Lastwagen nach Xieng Khouang.

Als sie in einem Zelt übernachten, pirscht sich ein Attentäter an. Durch seinen Proximitätssinn spürt Nikolai das und schlägt Alarm. Der Mann wird erschossen. Nikolai hat nicht nur sein eigenes Leben gerettet, sondern auch das von Bay Vien.

In Xieng Khouang sucht Bay Vien den korsischen Fallschirmjäger-Capitaine Antoine Signavi auf. Auf diese Weise erfährt Nikolai, dass die Franzosen von den Miao Opium erwerben und sich damit die Loyalität dieses indigenen chinesischen Volkes sichern. Einen Teil des Opiums transportiert die korsische Mafia nach Marseille, wo es zu Heroin verarbeitet und dann weiter in die USA geschickt wird. Den größten Teil des Opiums verkaufen die Franzosen den Binh Xuyen. Von diesen unter größter Geheimhaltung abgewickelten Geschäften profitiert außer den Binh Xuyen und der korsischen Mafia der Marionettenkaiser Bao Dai in Saigon.

Signavi transportiert Bay Vien, Nikolai und die Kisten mit den Bazookas im Flugzeug nach Vung Tau bzw. Cap St. Jacques. Von dort werden die Waffen zum Hauptstützpunkt der Binh Xuyen im Sumpf der Attentäter (Rung Sat) südöstlich von Saigon gebracht.

Für die Übernachtung in Saigon besorgt Bay Vien seinem Geschäftspartner ein Zimmer im Hotel „Continental“, das seinem Freund Mathieu Mancini gehört, dem Chef der korsischen Mafia in Saigon.

Oberst Patrice Raynal, der Chef des Service de Documentation Extérieure et de Contre-Espionage (SDECE) in Saigon, wird von Capitaine Signavi darüber informiert, dass Michel Guibert in Laos Zeuge der geheimen Operation X wurde und den Binh Xuyen Waffen lieferte.

Nikolai ist nicht entgangen, dass Ellis Haverford in Saigon ist und ihn observiert. Er stellt ihn plötzlich und beschuldigt ihn, Wu Zhang beauftragt zu haben, ihn im Tempel der Grünen Wahrheit in Peking zu ermorden. Als Haverford das glaubwürdig leugnet, ahnt Nikolai, dass Diamond den Killer angeheuert hatte.

Wasili Leotow, der Woroschenin hasste, weil dieser ihn fortwährend demütigte und wie einen Sklaven schuften ließ, wartet ebenfalls in Saigon auf Nikolai. Wie mit ihm abgesprochen, hat er den Pass und andere persönliche Dokumente seines ehemaligen Chefs mitgebracht. Nikolai gibt ihm dafür ein Drittel des vereinbarten Geldbetrages. Den Rest soll Leotow erhalten, sobald Nikolai sich Zugang zu Woroschenins Schließfach bei der Banque de l’Indochine in Saigon verschafft hat.

Am Abend gewinnt Nikolai in einem Spielkasino, das Bay Vien und Bao Dai gehört, 100 000 Dollar. Durch die entsprechende Manipulation des Roulette-Tisches bezahlt er seinem Geschäftspartner die Waffen.

Kurz darauf trifft der Kaiser mit seiner aktuellen Lebensgefährtin ein. Solange Picardi! In seiner Eifersucht wagt Nikolai es, Bao Dai zu beleidigen, indem er behauptet, er wolle in Saigon eine Manufaktur für Marionettenfiguren gründen und ihn fragt, ob er statt französischer Marionettenfiguren amerikanische für zeitgemäßer halte. Bao Dai lässt sich seine Wut nicht anmerken. Stattdessen fordert er Nikolai in der Absicht, in finanziell zu ruinieren, zu einer Runde Poker auf. Weil Bay Vien die Karten allerdings nicht gezinkt hat, gelingt es Nikolai, dem Marionettenkaiser ein Vermögen abzugewinnen.

Bay Vien schlägt ihm vor, das Geld über Nacht im Tresor des Kasinos zu lassen. Am nächsten Morgen bringt er Nikolai mit einer bewaffneten Eskorte zur Banque de l’Indochine. Weil er weiß, dass Bao Dai einen Mordauftrag gegen Nikolai erteilt hat, rät er seinem Lebensretter, Saigon so rasch wie möglich zu verlassen. Aber Nikolai hat nicht vor davonzulaufen. Indem er sich als Juri Andrewitsch Woroschenin ausgibt, erhält er Zugang zu dessen Bankschließfach. Darin findet er nicht nur Geld und Pässe, sondern auch Codes für Schließfächer in Zürich, Bonn, Paris, New York und Buenos Aires. Nikolai nimmt alles an sich und eröffnet dann mit einem amerikanischen Pass auf den Namen Michael Pine ein Konto, auf das er das im Kasino gewonnene Vermögen einzahlt.

Solange trifft sich ohne Wissen ihres kaiserlichen Liebhabers mit Nikolai in ihrem Zimmer im Hotel „Eden Roc“ und geht mit ihm ins Bett. Ein Amerikaner namens Gold habe sie nach Saigon gelockt und mit Bao Dai verkuppelt, berichtet sie. Aufgrund der Beschreibung weiß Nikolai nun, dass Diamond hinter ihm her ist.

Tatsächlich ist Diamond an der Operation X beteiligt, also dem Drogenkartell der Franzosen, und er will unter allen Umständen verhindern, dass Nikolai das Geschäft aufdeckt. Um die korsische Mafia auf ihn anzusetzen, redet er Mathieu Mancini ein, bei Michel Guibert handele es sich um einen als Waffenhändler getarnten Ermittler der amerikanischen Drogenfahndung, und Ellis Haverford sei dessen Führungsoffizier.

Haverford entgeht dem Mordanschlag. Antonucci, ein überlebender Angreifer, verrät ihm, dass ein Amerikaner namens Gold die korsische Mafia dazu anstiftete.

Nikolai erhält von Haverford einen costa-ricanischen Pass auf den Namen Francisco Duarte und die versprochenen Privatadressen von Diamond und den anderen Männern, die ihn in Tokio gefoltert hatten. Er solle Solange vergessen, meint Haverford, und sich unverzüglich in Sicherheit bringen.

Aber Nikolai bleibt in Saigon. Als Nächstes überredet er Bay Vien, ihm die gelieferten Bazookas zurückzuverkaufen. Er will nämlich sein General Yu gegebenes Wort halten und die Waffen den Viet Minh liefern. Bay Vien ist bereit, ihm den Gefallen zu tun, obwohl die Viet Minh seine Feinde sind.

Bevor Nikolai Saigon verlässt und von seinem Lebensretter auf ein im Sumpf der Attentäter verankertes Hausboot gebracht wird, bittet er den Belgier Maurice De Lhandes, Kontakt mit Solange aufzunehmen und ihr zu sagen, wo er zu finden ist.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Sie kommt zu ihm. Erst jetzt begreift Nikolai, dass es sich bei Solange um die überaus gefährliche Profikillerin Kobra handelt. Sie wurde von der korsischen Mafia beauftragt, ihn zu töten. Aber sie bringt es nicht fertig, denn sie liebt ihn.

Unter der Folter verrät De Lhandes auch Diamond Nikolais Aufenthaltsort. Der Amerikaner setzt sich mit Signavi in Verbindung. Der lässt das Hausboot, auf dem Nikolai und Solange sich befinden, von einem Sondereinsatzkommando angreifen. Nikolai zerstört das französische Boot mit einer der Bazookas.

Bay Vien hält sein Versprechen und hilft Nikolai, die Waffen auf ein Sumpfboot zu verladen und den Viet Minh zu übergeben. Deren Anführer Ai Quoc kennt Nikolai bereits. Er gab sich in Peking als Mönch mit dem Namen Xue Xin aus.

Die Franzosen greifen mit Bodentruppen an und werfen Napalm ab. Einige Viet Minh kommen ums Leben. Andere schleppen die Kisten mit den Waffen weiter, bis sie einen Eingang ihres weit verzweigten Tunnelsystems erreichen. Diamond, der unter den Angreifern ist, folgt Nikolai und Solange in den Tunnel. Der droht unter einem heftigen Bombardement einzustürzen. Um nicht verschüttet zu werden, müssen Nikolai und Solange an Diamond vorbei. Dabei wird Solange erschossen.

Nikolai kommt in einem Krankenhaus in Saigon zu sich. Haverford sitzt an seinem Bett und erzählt ihm, eine Patrouille der Fremdenlegion habe ihn gefunden, als er durchs Delta irrte. Sein neuer Name lautet René Dazin. Michel Guibert, so heißt es, sei von den Viet Minh entführt worden und bei dem Angriff der Franzosen umgekommen.

Diamond lebt. Nikolai wird sich an ihm rächen, sowohl für die Folterung als auch für die Tötung von Solange.

Ellis Haverford arbeitete seit dem Zweiten Weltkrieg mit Ai Quoc zusammen. Es ist ihm gelungen, durch das Attentat auf Juri Andrewitsch Woroschenin einen Keil zwischen die Machthaber in Moskau und Peking zu treiben. Die Viet Minh erlitten zwar empfindliche Verluste, konnten aber die Bazookas mitnehmen. Haverford hofft darauf, dass Ai Quoc Saigon einnimmt, bevor die Amerikaner die Franzosen in Vietnam ablösen, denn sein Ziel ist eine politische Zusammenarbeit der Regierungen in Peking und Washington.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Die Handlung des Politthrillers „Satori“ spielt 1951/52 in Tokio, Peking und Saigon. Es ist die Zeit des Korea- und des Indochina-Kriegs. Der kapitalistische Westen kämpft gegen den Kommunismus. Überlagert werden die Kriege und die Machenschaften der Geheimdienste von Intrigen örtlicher Machthaber sowie den Geschäftsinteressen korrupter Amerikaner und Franzosen, der korsischen Mafia in Vietnam und der Binh Xuyen, die mit Opium-Schmuggel und Waffenhandel riesige Gewinne machen.

Die Hauptfigur Nikolai Hel wurde von Rodney William Whitaker (1931 – 2005) erfunden, der 1979 unter dem Pseudonym Trevanian den Roman „Shibumi“ veröffentlichte („Shibumi oder der leise Tod“, Übersetzung: Gisela Stege, Droemer Knaur, München 1983, 444 Seiten; Neubearbeitung: Heyne Verlag, München 2011, 576 Seiten). Mit „Satori“ schrieb Don Winslow als Auftragsarbeit ein Prequel zu „Shibumi“.

Bei Nikolai Hel handelt es sich um einen Superhelden mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wie in einem Comic. Interessant an ihm ist vor allem seine Herkunft und Sozialisierung. Als Sohn eines Deutschen und einer emigrierten russischen Gräfin wurde er 1925 in Shanghai geboren. Und der Ersatzvater, ein japanischer General, sorgte für eine traditionelle japanische Erziehung des hochbegabten Jungen.

Ähnlich wie die Romane bzw. Filme über James Bond, unterhält „Satori“ mit einem unverwüstlichen Helden, einer Traumfrau, Luxus, Profikillern und spektakulären Action-Szenen. In teilweise weniger als eine Seite langen Kapiteln treibt Don Winslow die Handlung rasch voran. Mit „Tage der Toten“ kann „Satori“ sich nicht messen, aber die Lektüre ist recht unterhaltsam. Dem Lektorat entging, dass eine Figur mal Maurice De Lhandes (z. B. auf den Seiten 420 und 545) heißt, zwischendurch aber auch Bernard De Lhandes (Seite 519).

Unter Satori versteht man übrigens im Zen-Buddhismus „eine plötzliche Erleuchtung, eine Erkenntnis des Lebens, wie es wirklich ist“.

Angeblich plant Oliver Stone, „Satori“ mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle zu verfilmen.

 

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Textauszüge: © Wilhelm Heyne Verlag

Don Winslow (kurze Biografie / Bibliografie)

Don Winslow: Das Licht in Buddhas Spiegel / China Girl
Don Winslow: Manhattan
Don Winslow: Bobby Z
Don Winslow: Die Sprache des Feuers
Don Winslow: Tage der Toten
Don Winslow: Frankie Machine
Don Winslow: Pacific Private
Don Winslow: Zeit des Zorns
Don Winslow: Kings of Cool
Don Winslow: Vergeltung
Don Winslow: Missing. New York
Don Winslow: Das Kartell
Don Winslow: Germany
Don Winslow: Corruption
Don Winslow: Jahre des Jägers
Don Winslow: City on Fire

Toni Morrison - Rezitativ
Warum wollen wir unbedingt wissen, wer welche Hautfarbe hat? Warum können wir uns von dieser Frage nicht frei machen?  Beim Lesen der Erzählung "Rezitativ" von Toni Morrison wird uns bewusst, wie wir in stereotypen Kategorien denken. Ein Meisterwerk!
Rezitativ