Stefan Zweig


Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien als Sohn des wohlhabenden jüdischen Textilfabrikanten Moritz Zweig und dessen Frau Ida geboren. Der Vater stammte aus Mähren, die Mutter, eine geborene Brettauer, wurde in Ancona geboren und gehörte zu einer über die ganze westliche Welt verstreuten Bankiersfamilie.

Das Gymnasium (1892 – 1900) wurde von Stefan Zweig als Tortur empfunden, weil auf individuelle Interessen überhaupt nicht eingegangen wurde. Statt für den Unterrichtsstoff begeisterte Stefan Zweig sich für Literatur und schwärmte zum Beispiel für Hugo von Hofmannsthal. Obwohl er morgens um 7 Uhr aufstehen musste, las er als Gymnasiast in der Regel bis 1 oder 2 Uhr nachts. Das 1900 in Wien begonnene Germanistik- und Romanistik-Studium schloss er 1904 mit der Promotion in Berlin ab.

Vor dem Ersten Weltkrieg reiste Stefan Zweig bereits nach Belgien, Holland, Frankreich, England, Italien, Spanien, Indien, Nordafrika und Amerika. Sozusagen als Stützpunkt mietete er eine kleine Wohnung in Wien. In Paris begegnet er Rainer Maria Rilke (1875 – 1926).

Bei einer russischen Bildhauerin in Florenz entdeckte er ein Buch von Romain Rolland (1866 – 1944), begeisterte sich für dessen europäische Haltung und schrieb ihm. Es war der Beginn einer jahrzehntelangen Freundschaft. Während des Ersten Weltkriegs erwarb Stefan Zweig in Salzburg ein Jagdschlösschen aus dem 17. Jahrhundert, aber er hielt sich die meiste Zeit in der Schweiz auf. Dort stand er in engem Kontakt mit Romain Rolland und James Joyce (1882 – 1941). Außer Romain Rolland und anderen namhaften Intellektuellen zählte Stefan Zweig Émile Verhaeren (1855 – 1916), Sigmund Freud (1856 – 1939), Arthur Schnitzler (1862 – 1931) und Maxim Gorki (1868 – 1936) zu seinen persönlichen Freunden.

Stefan Zweig richtete sich 1919 in Salzburg ein und heiratete im Jahr darauf in Wien Friderike Maria von Winternitz (1882 – 1971).

1928 folgte Stefan Zweig einer Einladung anlässlich des 100. Geburtstags von Leo Tolstoi (1828 – 1910) und hielt sich zwei Wochen lang in der Sowjetunion auf.

Nachdem Stefan Zweigs Bücher am 10. Mai 1933 zusammen mit denen anderer missliebiger Autoren öffentlich in Deutschland verbrannt worden waren, zog der österrreichische Schriftsteller im Februar 1934 mit seiner Frau von Salzburg nach England, wo sie zuerst in London, dann in Bath wohnten. 1936 bereiste Stefan Zweig noch einmal Nord- und Südamerika.

Wegen einer Affäre mit seiner wesentlich jüngeren Privatsekretärin Lotte Altmann ging Stefan Zweigs erste Ehe in die Brüche. Ein dreiviertel Jahr nach der Scheidung am 24. Dezember 1938 vermählte Stefan Zweig sich mit Lotte Altmann (6. September 1939).

Nach dem Verlust seiner österreichischen Staatsangehörigkeit bat er in England um einen Pass für Staatenlose. Als die Deutschen am 1. September 1939 Polen überfielen und die britische Regierung deshalb dem Deutschen Reich den Krieg erklärte, sank Stefan Zweig noch eine weitere Stufe nach unten: vom Staatenlosen zum „enemy alien“.

1940 emigrierte Stefan Zweig mit seiner zweiten Frau über New York nach Brasilien. Am 22. Februar 1942 nahmen sie sich in Petrópolis bei Rio de Janeiro mit einer Überdosis Veronal das Leben.

Ehe ich aus freiem Willen und mit klaren Sinnen aus dem Leben scheide, drängt es mich eine letzte Pflicht zu erfüllen: diesem wundervollen Lande Brasilien innig zu danken, das mir und meiner Arbeit so gut und gastlich Rast gegeben. Mit jedem Tage habe ich dies Land mehr lieben gelernt und nirgends hätte ich mir mein Leben lieber vom Grunde aus neu aufgebaut, nachdem die Welt meiner eigenen Sprache für mich untergegangen ist und meine geistige Heimat Europa sich selber vernichtet.
Aber nach dem sechzigsten Jahre bedürfte es besonderer Kräfte um noch einmal völlig neu zu beginnen. Und die meinen sind durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft. So halte ich es für besser, rechtzeitig und in aufrechter Haltung ein Leben abzuschließen, dem geistige Arbeit immer die lauterste Freude und persönliche Freiheit das höchste Gut dieser Erde gewesen.
Ich grüße alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus. (Stefan Zweig in seinem Abschiedsbrief)

Mehr über Stefan Zweig und seine Zeit ist aus seinem Buch „Die Welt von Gestern“ zu erfahren (Inhaltsangabe).

Stefan Zweig: Bibliografie (Auswahl)

Maria Schrader drehte über „Stefan Zweig in Amerika“ (so der Untertitel) mit Josef Hader in der Hauptrolle den Film „Vor der Morgenröte“.

© Dieter Wunderlich 2005

Maria Schrader: Vor der Morgenröte

Stefan Zweig: Brennendes Geheimnis (Verfilmung)
Stefan Zweig: Angst
Stefan Zweig: Maria Stuart
Stefan Zweig: Die Welt von Gestern
Stefan Zweig: Schachnovelle (Verfilmung)

Aravind Adiga - Der weiße Tiger
In dem Schelmenroman "Der weiße Tiger" schildert Aravind Adiga anschaulich den Werdegang eines gewitzten Aufsteigers und nimmt dabei die indische Gesellschaft satirisch aufs Korn.
Der weiße Tiger