Gefährten

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Gefährten – Originaltitel: War Horse – Regie: – Steven Spielberg – Drehbuch: Lee Hall und Richard Curtis, nach einem Roman von Michael Morpurgo bzw. Bühnenstück von Nick Stafford – Kamera: Janusz Kaminski – Schnitt: Michael Kahn – Musik: John Williams – Darsteller: Jeremy Irvine, Peter Mullan, Emily Watson, David Thewlis, Niels Arestrup, Tom Hiddleston, Toby Kebbell u.a. – 2011; 145 Minuten

Inhaltsangabe

Um dem Landbesitzer zu trotzen, ersteigert der arme Farmer Ted Narracot statt des benötigten Ackergauls einen edlen Vollblüter. Entgegen allen Erwartungen gelingt es seinem Sohn Albert, Joey zum Pflügen abzurichten. Aber als ein Unwetter 1914 die Ernte vernichtet, muss das Tier an einen britischen Kavallerieoffizier verkauft werden. Der Engländer fällt, Joey und der Rappe Topthorn werden von deutschen Soldaten eingefangen. Sie müssen zunächst einen Sanitätswagen, dann eine Kanone ziehen ...
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Kritik

Michael Morpurgo erzählt die Geschichte in seinem Kinderbuch aus der Sicht des Pferdes. In der Verfilmung wechselt dagegen die Perspektive, aber der Hengst, der im Zentrum des Antikriegsmärchens "Gefährten" steht, verbindet die Episoden.
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Der englische Farmer Ted Narracot (Peter Mullan) in Devon, der als Kriegsinvalide aus dem Burenkrieg zurückkam und seither trunksüchtig ist, überbietet bei einer Auktion aus Trotz den Grundbesitzer Lyons (David Thewlis) und ersteigert statt des benötigten Ackergauls einen edlen, ein Jahr alten Vollblüter. Seine Frau Rose (Emily Watson) ist entsetzt, denn sie haben nicht genügend Geld, um die Pacht zu entrichten und sie hätten dringend ein Arbeitspferd gebraucht, mit dem sie einen brachliegenden Acker hätten pflügen können. Aber der Sohn Albert (Jeremy Irvine), der den Einjährigen schon lange bewundert, bittet darum, das Tier vor dem Weiterverkauf abrichten zu dürfen.

Lyons lässt sich von Rose Narracot bewegen, ihrem Mann die ausstehende Pacht bis zur Erntezeit für die Steckrüben zu stunden, die dieser auf einem brachliegenden Acker anbauen will. Der Landbesitzer kann sich nicht vorstellen, dass sich das Vollblutpferd vor einen Pflug spannen lässt. Albert gelingt es jedoch mit viel Mühe. Im strömenden Regen pflügt er mit Joey – so nennt er den Hengst – das Feld.

Kurz vor der Ernte zerstört jedoch ein Unwetter die Pflanzen auf dem Acker. Einige Tage später bricht der Erste Weltkrieg aus. Um die Pacht doch noch bezahlen zu können und die Farm nicht zu verlieren, bleibt Narracot nichts anderes übrig, als Joey einem Kavallerieoffizier zu verkaufen. Als Captain James Nicholls (Tom Hiddleston) merkt, wie Albert unter dem Verlust leidet, verspricht er, er werde ihm das Pferd nach dem Krieg zurückbringen.

Joey ist neben Topthorn, dem Rappen des Majors Jamie Stewart (Benedict Cumberbatch), das edelste Pferd der Kavallerieeinheit, die nach Frankreich verlegt wird.

Durch einen Überraschungsangriff wollen die Briten ein deutsches Lager vernichten. Aber die Soldaten fliehen in den nahen Wald, und von dort werden die Angreifer mit Maschinengewehren beschossen. Sie sind in eine Falle geraten. Captain Nicholls fällt, Major Stewart ergibt sich.

Die beiden Hengste werden von deutschen Soldaten übernommen, aber ein Offizier befiehlt, sie zu erschießen, weil er keine Einsatzmöglichkeit für die Tiere sieht. Der Gefreite Günther Schröder (David Kross) erreicht, dass der Befehl zurückgenommen wird, indem er die Überzeugung äußert, dass die Pferde einen Sanitätswagen ziehen können. Topthorn scheut zwar vor dem Kummet zurück, aber Joey, der das Geschirr vom Pflug kennt, lässt sich einspannen, und der Rappe folgt dann dessen Beispiel.

Sergeant Sam Perkins (Geoff Bell) teilt Albert Narracot mit, dass Captain Nicholls gefallen sei und schickt ihm das Skizzenbuch des Toten mit Zeichnungen von Joey.

Als das deutsche Bataillon zur Front vorrückt, soll Günther erst einmal zurückbleiben und sich weiter um die beiden Hengste kümmern. Sein 14-jähriger Bruder Michael Schröder (Leonard Carow), der sich älter gemacht hatte, um vom Militär genommen zu werden, muss allerdings mit. Günther reitet der Marschkolonne auf Joey nach, packt Michael und zieht ihn auf den Rücken des mitgeführten Rappen. Die Brüder galoppieren davon und verstecken sich in einer Mühle. Aber die Soldaten stöbern sie auf, und die beiden Jugendlichen werden wegen Fahnenflucht füsiliert.

Joey und Topthorn bleiben in der Mühle. Die Soldaten haben die Pferde übersehen. Am nächsten Morgen entdeckt Emilie (Celine Buckens) die beiden. Die junge Französin lebt mit ihrem Großvater (Niels Arestrup) auf einem Bauernhof in der Nähe. Als deutsche Soldaten kommen, um Proviant zu requirieren, versteckt Emilie die Hengste gerade noch rechtzeitig.

An ihrem Geburtstag schenkt der Großvater ihr einen alten Sattel und erlaubt ihr einen kurzen Ausritt. Hinter einem Hügel stößt Emilie jedoch auf die Deutschen, die ihr Joey abnehmen und auch Topthorn einfangen, der Joey gefolgt ist.

Als ein Pferd, das mit anderen zusammen ein schweres Geschütz zieht, vor Erschöpfung zusammenbricht, wird es erschossen. Als Ersatz soll der Rappe angeschirrt werden. Vergeblich weist der Gefreite Heinemann darauf hin, dass das Vollblut für diese harte Arbeit ungeeignet sei. Aber da drängt Joey Topthorn zur Seite und lässt sich ins Geschirr nehmen.

Im weiteren Verlauf des Krieges wird auch Albert Narracot eingezogen. 1918 befindet er sich an der Front in Frankreich. Durch einen Gasangriff der Deutschen an der Somme verliert er vorübergehend seine Sehfähigkeit und wird im Lazarett behandelt.

Kurz darauf verendet Thopthorn, und Joey bricht aus. Er galoppiert über einen Panzer hinweg, überspringt die Gräben sowohl der Deutschen als auch der Alliierten und verfängt sich schließlich im Stacheldrahtverhau. Deutsche und englische Soldaten locken das Pferd, aber es kann sich nicht mehr bewegen, liegt hilflos zwischen den Stellungen.

Ein Corporal klettert aus dem Graben, schwenkt eine weiße Fahne und nähert sich Joey. Die Deutschen halten das zunächst für eine Finte, aber dann bringt ein deutscher Soldat (Hinnerk Schönemann) dem Briten eine Drahtschere. Gemeinsam befreien sie das verletzte Tier. Ein Münzwurf soll entscheiden, wem der Hengst von jetzt an gehört. Der Brite gewinnt. Zum Abschied geben sich die beiden Männer die Hand und nennen ihre Vornamen: Colin und Peter. Dann kehren sie in ihre Gräben zurück.

Colin bringt Joey ins Lazarett. Der leitende Militärarzt (Liam Cunningham), der alle Hände voll zu tun hat, meint nach einem kurzen Blick auf die Risswunden des Pferdes, da sei nichts mehr zu machen und fordert einen Soldaten auf, dem Hengst den Gnadenschuss zu geben.


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Aber da ist der Ruf einer Eule zu hören, und Joey spitzt die Ohren. Albert Narracot hat gerade erfahren, dass ein „Wunderpferd“ im Niemandsland gerettet und ins Lazarett gebracht wurde. Während er Joey wie früher mit der Imitation eines Eulenrufs lockt, tastet er sich durch ein Spalier von Soldaten hindurch bis zu dem Hengst. Der Militärarzt ist von der Verbundenheit des jungen Mannes und des Tieres beeindruckt und verspricht, den verletzten Hengst medizinisch zu versorgen.

Nach dem Inkrafttreten des Waffenstillstands am 11. November 1918 ordnet die britische Militärführung an, die Pferde der Soldaten zu versteigern. Die Kameraden sammeln 29 Pfund. Damit soll Albert seinen Hengst ersteigern. Aber ein Franzose bietet 100 Pfund für den Vollblüter. Es handelt sich um Emilies Großvater. Das Mädchen kam während des Krieges ebenso ums Leben wie die Eltern. Als er von dem außerordentlichen Hengst hörte, reiste er drei Tage weit, um ihn zu bekommen, denn seine Enkelin war über den Verlust des Tieres nicht hinweggekommen.

Als der alte Mann den Hengst wegführen will, reißt dieser sich los und trabt zu Albert. Der Brite, der weiß, dass der Franzose es gut meint, redet ruhig auf das Pferd ein, damit es sich zu seinem neuen Besitzer führen lässt. Die Verbundenheit Alberts und des Tieres rührt Emilies Großvater, und er überlässt Joey deshalb dem jungen Soldaten, der nun nach Hause reitet und von seinen Eltern in die Arme genommen wird.

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Der Film „Gefährten“ basiert auf dem 1982 von Michael Morpurgo veröffentlichten Kinderbuch „War Horse“ („Schicksalsgefährten“, Übersetzung: Klaus Fritz, Carlsen Verlag, Hamburg 2004, 185 Seiten, ISBN 3-551-58137-1) bzw. dem am 17. Oktober 2007 im Royal National-Olivier Theatre in London uraufgeführten Bühnenstück „War Horse“ von Nick Stafford.

Im Original wird die Geschichte aus Sicht des Pferdes erzählt. Bei der Verfilmung wichen Steven Spielberg (Regie), Lee Hall und Richard Curtis (Drehbuch) davon ab: Der Hengst steht zwar im Mittelpunkt einer im Grunde einfachen Geschichte, aber der Blickwinkel wechselt mit den Episoden: Ted Narracot, Albert Narracot, Captain James Nicholls, Günther Schröder, Emilie, Emilies Großvater, Gefreiter Heinemann, Colin, Albert Narracot. Das Tier dient in „Gefährten“ nur noch dazu, die Schauplätze, Episoden, Figuren und Perspektiven zu verbinden. Immerhin ist es außergewöhnlich, dass sich ein Antikriegsfilm um ein Pferd dreht.

In „Gefährten“ geht es um den Konflikt zwischen Arm und Reich, um Familienzusammenhalt, Freundschaft, Loyalität, Krieg und Tod. Steven Spielberg zeigt allerdings nicht, wie grausam beispielsweise die Materialschlachten des Ersten Weltkriegs waren.

Der unerbittliche Grundbesitzer, der alkoholkranke Kriegsinvalide, die treu sorgende, schwer arbeitende Mutter – das sind keine Charaktere, sondern Klischees oder Märchenfiguren. Vollends ins Reich der Märchen gehört der ebenso kluge wie edle Hengst Joey, der sich zum Beispiel an Stelle seines Gefährten Topthorn vor ein Geschütz spannen lässt. Das erinnert an Lassie und Fury. Es ist Kitsch. Und die aufdringliche, pathetische Musikuntermalung macht das nicht besser.

„Gefährten“ wurde in sechs Kategorien für einen „Oscar“ nominiert – Film, Kamera, Musik, Szenenbild, Tonmischung, Tonschnitt –, ging jedoch am Ende leer aus.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

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