A. I. Künstliche Intelligenz

A. I. Künstliche Intelligenz

A. I. Künstliche Intelligenz

Originaltitel: A I. Artificial Intelligence - Regie: Steven Spielberg - Drehbuch: Steven Spielberg, nach einer Filmgeschichte von Ian Watson bzw. der Kurzgeschichte "Supertoys Last All Summer Long" von Brian Aldiss - Kamera: Janusz Kaminski - Schnitt: Michael Kahn - Musik: John Williams - Darsteller: Haley Joel Osment, Jude Law, Frances O'Connor, Sam Robards, Jake Thomas, William Hurt u.a. - 2001; 145 Minuten

Inhaltsangabe

Mitte des 21. Jahrhunderts diskutieren Experten der Roboterschmiede Cybertronics über elektronisch erzeugte Emotionen, und Professor Hobby beschließt, einen Prototyp zu bauen, der in der Lage ist, Liebe zu empfinden ...
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Kritik

In fulminanten Bildern erzählt Steven Spielberg die Odyssee eines denkenden und fühlenden Roboters, der wie ein elfjähriges Kind aussieht: "A. I. Künstliche Intelligenz".
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Nachdem die Polkappen abgeschmolzen, die Küstenregionen aufgrund des angestiegenen Meeresspiegels versunken und fast alle Menschen bei den dadurch ausgebrochenen Hungersnöten ums Leben gekommen waren, übernahmen Roboter („Mechas“) die Routinearbeiten auf der Erde. Mitte des 21. Jahrhunderts diskutieren Experten der Roboterschmiede Cybertronics über elektronisch erzeugte Emotionen, und Professor Hobby (William Hurt) beschließt, einen Prototyp zu bauen, der in der Lage ist, Liebe zu empfinden.

Als Testeltern werden der Cybertronics-Mitarbeiter Henry Swinton (Sam Robards) und seine Frau Monica (Frances O’Connor) ausgewählt. Ihr Sohn Martin (Jake Thomas) liegt seit fünf Jahren wegen einer bisher unheilbaren Krankheit tiefgefroren in einem Glassarg bei Cybertronics. Immer wieder kommt die Mutter, schaltet Musik ein und liest ihm Geschichten vor. Henry hofft, sie durch die Aufnahme des neuen Roboters über den Verlust hinwegtrösten zu können. David (Haley Joel Osment) sieht wie ein elfjähriges Kind aus. Henry erklärt seiner Frau, sie könne den Mecha durch einen aus sieben Wörtern bestehenden Code dazu bringen, sich für ihren Sohn zu halten und sie zu lieben. Scheitere das Experiment, müsse David zur Verschrottung zurückgebracht werden, denn die Prägung sei unwiderruflich und der Roboter deshalb nicht in einer anderen Familie einsetzbar.

Nach anfänglicher Skepsis legt Monica dem Mecha eine Hand auf die linke Schulter und sagt die sieben Codewörter auf. Zuerst geschieht nichts. Sie zweifelt schon daran, ob sie es richtig gemacht hat. Da sagt David leise „Mami“. Er benimmt sich wie ein Kind und lässt sich beispielsweise zu Bett bringen, obwohl er keinen Schlaf benötigt. Einmal möchte er wissen, ob Monica einmal sterben müsse, und als sie die Frage bejaht, meint er traurig: „Dann bin ich allein.“

Aufgrund neuer medizinischer Kenntnisse wird Martin eines Tages geheilt. Weil seine Muskeln noch schwach sind, muss ihm vorübergehend noch ein Metallgestänge (wie es auch Forrest Gump getragen hat) an die Beine geschnallt werden.

Für Martin ist David bloß ein Superspielzeug wie sein sprechender Teddy, den seine Mutter dem Mecha schenkte. Aber nachdem Monica den beiden Kindern das Märchen von Pinocchio vorgelesen hat, träumt David davon, wie die Holzpuppe von einer blauen Fee in einen richtigen Menschen verwandelt zu werden, denn er spürt, dass Monica ihr Kind aus Fleisch und Blut mehr liebt als ihn.

Obwohl David nichts isst, sitzt er während der Mahlzeiten mit den anderen Familienmitgliedern am Tisch. Als Martin demonstrativ Spinat verschlingt, stopft sich auch der Mecha Spinat in den Mund, bis seine Schaltkreise von oben bis unten verunreinigt sind und er repariert werden muss. Abends überredet Martin seinen künstlichen Stiefbruder, der Mutter im Schlaf eine Haarlocke abzuschneiden. Gerade als David die spitze Schere zückt, dreht Monica sich um und wird verletzt. Henry ist entsetzt: Der Mecha sei gefährlich, meint er. Doch Monica beruhigt ihn und verhindert, dass er David zurückgibt. Einige Zeit später geht Martin mit David ins Schwimmbad. Martins Freunde sind verblüfft, wie echt der Mecha wirkt. Um auszuprobieren, ob er auch Schmerz empfindet, sticht ihm einer der Jungen mit einem Messer in den Arm. David schreit auf und versteckt sich hinter Martin. In der Panik fallen sie beide ins Wasser, und weil sich der Mecha an den Jungen klammert, kann dieser nicht wieder auftauchen und droht zu ertrinken. Im letzten Augenblick rettet Henry seinen Sohn. Jetzt besteht er darauf, dass Monica den Mecha zurückgibt.

Monica bringt es nichts übers Herz, David bei Cybertronics zur Verschrottung abzuliefern und setzt ihn stattdessen im Wald aus.

„Ich muss echt werden“, sagt David zu seinem Teddy. Er glaubt fest an die Möglichkeit, von einer Fee in einen Menschen verwandelt zu werden und dann zu seiner Mutter zurückkehren zu können. Mit seinem Teddy macht er sich auf den Weg, um die blaue Fee zu suchen.

Staunend beobachtet er, wie beschädigte Mechas an einem Müllabladeplatz nach geeigneten Ersatzteilen suchen. Ein verkrüppelter Roboter setzt sich einen neuen Arm ein, ein anderer findet einen passenden Unterkiefer, ein dritter ein Auge. Da taucht ein Fesselballon auf. Im Korb stehen Menschen — Technikfeinde, Maschinenstürmer –, die nach Mechas Ausschau halten und wilde Motorradfahrer nach ihnen ausschicken. Auch David und sein Teddy werden eingefangen und wie die anderen auf einem Rummelplatz in einen Käfig gesperrt. Ein Mecha nach dem anderen wird herausgeholt und zum Gaudium des Publikums spektakulär zerstört: Einer wird in eine Kanone gestopft und durch einen rotierenden Propeller geschossen, ein anderer von einem Motorradfahrer mit einer Kreissäge in der Mitte durchgeschnitten. Als David mit Säure übergossen werden soll, fleht er so jämmerlich um sein Leben, dass eine Frau glaubt, es handele sich um ein richtiges Kind. Es kommt zum Tumult. Dabei gelingt es David und dem Sexroboter Joe (Jude Law) zu fliehen. Auch der Teddy macht sich davon.

Per Anhalter gelangen sie in das lichtüberflutete Sündenbabel Rouge City, gegen das Las Vegas wie ein verträumtes Provinznest wirkt. Joe führt David zu Dr. Know, einer virtuellen Figur, die nur aus einem Kopf besteht. Sobald Joe ein paar Dollar eingeworfen hat, darf David seine Fragen stellen, und Dr. Know rät ihm, ans Ende der Welt, nach Manhattan zu reisen.

Mit einem gekaperten Polizeihubschrauber, der auch als U-Boot benützt werden kann, fliegen Joe und David los. Nur die Fackel der Freiheitsstatue und die oberen Stockwerke der Wolkenkratzer ragen aus dem Meer. Sie landen in einem der Gebäude. In einer Bibliothek findet David sein Ebenbild. Dieser andere David gibt vor, kein Mecha, sondern ein echter Junge zu sein — und wird daraufhin von dem Besucher zertrümmert. Professor Hobby erklärt David, Dr. Know sei nur ein Trick gewesen, um ihn hierher zu locken. Während er sein Team zusammenruft, um seine Schöpfung vorzuführen, flieht David und springt ins Wasser. Joe wird festgenommen. Mit dem U-Boot-Hubschrauber sucht David am Meeresboden nach der blauen Fee. Tatsächlich findet er Pinocchio-Puppen und nicht weit davon die überlebensgroße Statue einer Frau im blauen Umhang. Er fleht sie an, ihn in einen Menschen zu verwandeln, fleht so lange, bis die Scheinwerfer des Fahrzeugs erlöschen. Aber in dem Tageslicht, das durchs Wasser dringt, kann er die Statue noch immer erkennen. Er blickt sie an und merkt nicht, wie der Ozean um ihn herum allmählich gefriert.

2000 Jahre später entdecken Außerirdische den im Eis eingeschlossenen Mecha, dessen Augen immer noch auf die Statue gerichtet sind. Sie tauen ihn auf. Er nähert sich der Statue, doch als er sie berührt, zerbricht sie in tausend Stücke.

David wacht in einem Haus auf, das genau wie das der Swintons aussieht und auch ebenso eingerichtet ist. Die Aliens haben es anhand der Daten in seinem Memory nachgebaut.

Menschen gibt es schon lange keine mehr, aber die Außerirdischen erhoffen sich von David neue Erkenntnisse über sie. In seinem Gedächtnis finden sie auch eine blaue Fee und lassen sie vor ihm erscheinen. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als in einen Jungen aus Fleisch und Blut verwandelt zu werden, aber diesen Wunsch kann ihm die Fee nicht erfüllen. Dann möchte er wenigstens seine Mutter sehen. Die Außerirdischen sind zwar in der Lage, einzelne Menschen wieder zu erwecken, aber diese leben dann nur noch einen Tag und vergehen für immer, sobald sie am Abend einschlafen. Zum Glück hat der Teddy Monicas einstmals von David abgeschnittene Haarlocke aufbewahrt, denn für die Reanimation werden Körperzellen benötigt.

Als Monica die Augen öffnet, steht David vor ihr am Bett. Er kocht Kaffee für sie, und sie verbringen zusammen einen glücklichen Tag. Gegen Abend wird Monica müde. Bevor sie einschläft, sagt sie zärtlich zu David, sie habe ihn lieb. Er legt sich neben sie, und die Stimme eines Aliens aus dem Off verrät uns, David gelange nun an den Ort, „wo die Träume geboren werden“.

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Stanley Kubrick erwarb 1982 die Filmrechte an der 1969 von Brian Aldiss in „Harper’s Bazaar“ veröffentlichten Kurzgeschichte „Super Toys Last All Summer Long“. Aber mit der filmischen Umsetzung wollte er warten, bis die Spezialeffekte, die er sich vorstellte, realisierbar waren. Bob Shaw, Ian Watson und Sara Maitland bereiteten Drehbuchversionen vor. Stanley Kubrick starb 1999, bevor er das Projekt verwirklichen konnte. Einige Monate später baten seine Witwe Christiane und deren Bruder Jan Harlan Steven Spielberg, den Film zu drehen. Spielberg, mit dem Kubrick mehrmals über seine Ideen gesprochen hatte, schrieb selbst das Drehbuch.

„A. I. Künstliche Intelligenz“ ist eine Hommage von Steven Spielberg an Stanley Kubrick, ein Fantasy-Märchen über die Kluft zwischen Robotern und Lebewesen.

Stanley Kubrick hätte aus der Vorlage vermutlich die Geschichte einer Zukunft entwickelt, in der Maschinen den Menschen nicht nur physisch, sondern auch emotional und moralisch überlegen sind. Steven Spielberg schwankt dagegen zwischen seiner humanistischen Einstellung und der staunenden Begeisterung über die Möglichkeiten der Technik.

In fulminanten Bildern erzählt Steven Spielberg die Odyssee eines denkenden und fühlenden Roboters, der wie ein elfjähriges Kind aussieht. Mit den für einen „Oscar“ nominierten technischen Effekten erweist sich „Industrial Light & Magic“ erneut als Vorreiter. Da suchen zum Beispiel defekte Roboter, deren Gesicht unverletzt ist, aber nur noch von einem Drahtgeflecht gehalten wird, auf einem Müllhaufen nach Ersatzteilen, fügen sich mit einem Klick eine fehlende Hand an und probieren auch gleich die Beweglichkeit der Finger aus.

Eine weitere „Oscar“-Nominierung gab es für die Musik von John Williams, die trotz oder gerade wegen ihrer Zurückhaltung sehr viel zu der poetischen Atmosphäre des Films „A. I. Künstliche Intelligenz“ beiträgt.

Und der junge Schauspieler Haley Joel Osment ist ganz einfach eine Idealbesetzung.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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