Roger Smith : Staubige Hölle

Staubige Hölle
Originalausgabe: Dust Devils geplant für Herbst 2011 Staubige Hölle Übersetzung: Jürgen Bürger, Peter Torberg Tropen Verlag, Stuttgart 2011 ISBN: 978-3-608-50210-7, 331 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

In dem Thriller "Staubige Hölle" inszeniert Roger Smith ein Leben in Südafrika, das von Machtmissbrauch, Intrigen und Korruption, Rassismus, Mord und Rache, Zwangsheirat, Drogen, AIDS sowie dem krassen Gegensatz zwischen Weißen und Nichtweißen, Reichen und Armen geprägt ist. Der größte Teil der Handlung spielt in einem Homeland der Zulu, in dem die traditionellen Rituale noch gepflegt werden ...
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Kritik

Die gut durchdachte Geschichte ist spannend und brutal. In 82 kurzen Kapiteln springt Roger Smith zwischen mehreren Handlungs-strängen bzw. Blickwinkeln hin und her. Beim Lesen von "Staubige Hölle" glaubt man einen Film zu sehen.
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Die schwarze Südafrikanerin Rosie Dell lebt mit ihrem weißen Ehemann Robert und den fünf Jahre alten Zwillingen Mary und Thomas in Kapstadt.

Robert Dell trägt den Mädchennamen seiner Mutter, um so wenig wie möglich mit seinem Vater in Verbindung gebracht zu werden. Robert („Bobby“) Goodbread hatte als CIA-Agent in Vietnam und Angola gegen die Kommunisten gekämpft. Stolz erzählte er, dass er maßgeblich an der Verhaftung von Nelson Mandela beteiligt gewesen sei. Um seinem Sohn nach seinen Vorstellungen zu erziehen, nahm Goodbread ihn 1988 mit, als er einen gefesselten Kubaner aus einem fliegenden Hubschrauber stieß. Aber das Erlebnis bestärkte Robert in seinem Pazifismus. 1994 sah er seinen Vater zum letzten Mal, und zwar im Fernsehen, als dieser wegen eines Massakers zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Aus den Nachrichten wissen Robert und Rosie Dell, dass Goodbread unlängst nach sechzehn Jahren aus dem Gefängnis freikam.

Vor fünfzehn Jahren, mit dreiunddreißig, lernte Robert Dell in einer Galerie seine deutlich jüngere Frau kennen. Inzwischen leitet Rosie eine Kunststiftung, die von dem Unternehmer Ben Baker, einem der reichsten Männer Kapstadts, finanziert wird. Robert Dell ist dagegen seit kurzem arbeitslos, denn die Zeitung, für die er als Journalist gearbeitet hatte, stellte ihr Erscheinen ein.

An diesem Abend fährt Rosie zum Clifton Beach, um Ben Baker zu besuchen. Seit einem halben Jahr ist sie die Geliebte des Buren. Er nimmt sich nicht die Zeit, sie zu entkleiden, sondern zieht ihr nur den Slip aus. Nach dem Orgasmus steht Baker auf und geht ins Wohnzimmer, um sich einen Scotch einzuschenken, während Rosie im dunklen Schlafzimmer bleibt. Von dort aus beobachtet sie, wie zwei Nichtweiße in das Luxusapartment eindringen und Baker erschießen. Sie flieht durch die Terrassentüre zu ihrem Auto und entkommt den Mördern.

Dell, der nichts von der Affäre seiner Frau weiß, feiert am nächsten Tag seinen 48. Geburtstag, indem er mit seiner Familie einen Ausflug unternimmt und mittags eine Flasche Wein zum Essen trinkt. Rosie sitzt am Steuer. Als Dell den Sicherheitsgurt löst und sich umdreht, um nach den Kindern zu sehen, die sich mit Saft bekleckert haben, fällt ihm ein schwarzer Pick-up auf, der rasch näher kommt. Dell erwartet, dass der Fahrer zum Überholen ansetzt, aber stattdessen kracht der wuchtige Frontschutzbügel in den Kofferraum. Durch den Aufprall verliert Rosie die Kontrolle über den Wagen. Dell wird hinausgeschleudert. Der Pkw durchbricht die Leitplanke, stürzt in den Abgrund und explodiert.

Rosie, Mary und Thomas kommen dabei ums Leben. Dell wird mit verhältnismäßig leichten Verletzungen nach Franschhoek in eine Klinik gebracht – und kurz darauf festgenommen. Man wirft ihm vor, er habe am Steuer gesessen und den Unfall absichtlich herbeigeführt, um sich und seine Familie umzubringen [erweiterter Suizid]. Der Haftrichter lehnt es ab, ihn bis zur Gerichtsverhandlung auf Kaution freizulassen und ordnet an, Dell in das berüchtigte Pollsmoor Prison bei Kapstadt zu überstellen.

Zu diesem Zeitpunkt ahnt Dell noch nicht, welch mächtigen Gegner er hat.

Baker wurde von dem Zulu Moses Mazibuko aus Bhambatha’s Rock ermordet. Der handelte im Auftrag des Justizministers, eines Zulu-Häuptlings, der nach dem Zusammenbruch des Apartheid-Regimes in ein Regierungsamt in Pretoria aufgestiegen war und mächtiger als der Staatspräsident ist, nicht zuletzt, weil er über alle maßgeblichen Persönlichkeiten Dossiers zusammentragen ließ und sie durch angedrohte Enthüllungen zur Loyalität zwingt. Auf riesigen Plantagen baut er Pflanzen an, aus denen er Halluzinogene herstellen lässt. Als gegen Ben Baker ein Ermittlungsverfahren wegen Wirtschaftskriminalität eingeleitet wurde, befürchtete der kriminelle Minister, er könne durch eine Aussage belastet werden. Deshalb beauftragte er den von ihm protegierten Warlord Moses („Inja“) Mazibuko, Baker zu ermorden.

Inja heuerte zu diesem Zweck in Kapstadt einen ortskundigen Jugendlichen als Helfer an. Als ihnen bei dem Anschlag eine Zeugin entkam, fand Inja rasch heraus, um wen es sich handelte und drängte dann den Pkw der Familie Dell von der Straße ab. In der Annahme, dass niemand die Explosion des Fahrzeugs überlebte, machte er sich mit seinem jungen Helfer auf den Rückweg nach Kapstadt. Unterwegs erschoss er seinen Begleiter, um den einzigen Zeugen zu beseitigen. Die Leiche lag im Kofferraum, als Inja eine Rast einlegte. Zufällig parkte neben seinem schwarzen Pick-up ein Streifenwagen – und der Polizeihund schlug wegen des Geruchs an. Inja zeigte Captain Hans Theron seinen Dienstausweis von der Special Investigation Unit und erklärte ihm, er habe Ben Bakers Mörder gefasst und erschossen. Dem weißen Polizisten, der auch von der Aussage Dells über den Anschlag auf sich und seine Familie gehört hatte, fiel die Beschädigung am Frontschutzbügel des schwarzen Pick-ups auf. Er durchschaute die Zusammenhänge und klärte den Mörder darüber auf, dass nicht alle Insassen starben. Danach sah er zu, wie Inja den Pick-up anzündete und schnupfte dabei Kokain. Er versprach Inja, dafür zu sorgen, dass Dell nicht auf Kaution freikam. Dafür und für sein Schweigen verlangte er eine halbe Million Rand – so viel, dass Inja beschloss, ihn zu töten. Die Gelegenheit dafür ergibt sich tags darauf, als sie mit zwei Prostituierten zusammen in einer Wohnung sind. Ilja erschießt nicht nur den Polizisten, sondern auch die beiden Zeuginnen.

Vor drei Monaten wurde Inja durch einen Schuss am Bein verletzt und musste sich im St. Mary’s Mission Hospital in Bhambatha’s Rock behandeln lassen. Bei der routinemäßigen Blutuntersuchung stellte sich heraus, dass er an AIDS erkrankt war. Die belgische Ärztin Dr. Martine Lambert empfahl ihm eine antiretrovirale Therapie, aber davon wollte er nichts wissen. Er verließ sich lieber auf die traditionellen Methoden der Zulu und vergewaltigte ein kleines Mädchen, denn eine Entjungferung gilt als Heilmittel gegen AIDS. Ein Medizinmann klärte ihn dann allerdings auf, dass die Defloration im Rahmen einer nach überlieferter Art zelebrierten Hochzeit stattfinden müsse.

Deshalb beschloss Inja, ein sechzehnjähriges Zulu-Waisenmädchen namens Sonto („Sunday“) als vierte Frau zu nehmen. In fünf Tagen soll die Hochzeit gefeiert werden. Vorher lassen seine Cousine Mavis und Sundays Tante Beauty die Braut noch von einer Beschauerin auf ihre Jungfräulichkeit prüfen.

Was Inja nicht weiß: Sunday beobachtete vor zehn Jahren aus einem Versteck, wie er ihre Eltern und einige weitere Verwandte erschoss und das Haus anzündete. Damals nahm Tante Beauty das Waisenkind zu sich. Seither beutet sie Sunday als Dienstmagd aus, und nun hat sie ihre Nichte dem Warlord als Braut verkauft, obwohl sie weiß, dass er deren Familie ermordete. (Inja hatte Thandi begehrt, war jedoch wegen Zondi zunächst nicht an sie herangekommen. Als sie später mit einem anderen Mann verheiratet war und Inja erneut zurückwies, beschloss er, sie umzubringen.)

In einer Art Museum in Bhambatha’s Rock, in denen ein Zulu namens Xolani, der sich Richard nennen lässt, Touristen seine Version der Geschichte des Volkes erzählt, veranschaulichen barbusige Frauen, wie die Zulu früher lebten. Auch Sunday ist dort tätig.

Nach Sundays Auftritt will ihre Tante mit ihr nach Hause fahren. Aber das Sammeltaxi wird vor ihren Augen beschossen. Auch eine junge Frau und ihr Säugling kommen dabei ums Leben. Das Morden ist Teil eines Krieges, der zwischen rivalisierenden Taxi-Unternehmen ausgetragen wird. Eines davon gehört Inja.

Der Schreck ist Tante Beauty in die Glieder gefahren. Sunday soll ihr deshalb eine Coke und ein Päckchen Kopfschmerzpulver kaufen. Die geizige Frau gibt ihr einen Geldschein mit. Sunday kommt an einem Container vorbei, in dem Telefongespräche geführt werden können. Spontan nennt sie dem Angestellten eine Nummer, die in einem bei dem Feuer in ihrem Elternhaus halb verbrannten Fotoalbum stand. Als Vusi ihr erklärt, es handele sich um eine Faxnummer, bittet sie ihn, die Einladung zu ihrer Hochzeit mit den Bildern des Bräutigams und der Braut durchzugeben und bezahlt mit dem Geldschein. Wer der Empfänger ist, weiß Sunday nicht, aber sie hofft, dass er ihre Eltern kannte und die Hochzeit mit dem Mörder verhindert.

Das Fax kommt bei Disaster Zondi in Johannesburg aus der Maschine. Der aus Bhambatha’s Rock stammende Zulu, ein früherer Sonderermittler, starrt die Hochzeitseinladung an. Den Bräutigam kennt er, und die Braut sieht genauso aus, wie die Frau, die seine große Liebe war: Thandi. Vor zwanzig Jahren, als Zondi noch in einer Untergrundorganisation politisch aktiv war, ermordeten er und fünf andere Jugendliche – darunter Inja – einen Mitverschworenen, den sie für einen Verräter hielten. Der Fall wurde nicht aufgeklärt, aber Zondi trennte sich von Thandi und zog nach Johannesburg, um dort ein neues Leben anzufangen.

Vier Jahre später kam er noch einmal kurz zurück nach Bhambatha’s Rock, um seine Mutter zu beerdigen. Thandi war inzwischen zwar verheiratet, schlief aber noch einmal mit ihm. Vor zehn Jahren erfuhr er dann, dass Thandi mit ihrer Familie einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war.

Zondi vermutet, dass es sich bei der Braut auf dem Fax vor ihm um seine Tochter handelt.

Um mehr über Sunday herauszufinden, fährt er nach Bhambatha’s Rock und erkundigt sich bei Vusi, wer das Fax abschickte. Der Angestellte der Telefongesellschaft kennt das Mädchen zwar nicht, vermutet jedoch aufgrund ihrer Aufmachung, dass sie bei der Touristenfalle beschäftigt ist. Also mischt Zondi sich dort unter die nächste Gruppe, die von Xolani alias Richard durchs Museum geführt wird und schaut sich Sunday näher an.

Sunday hat inzwischen Sipho, einen jungen AIDS-Berater aus Durham, dazu überredet, sie mitzunehmen, wenn er nach Hause fährt. Sie hofft, auf diese Weise der Eheschließung mit dem Mörder ihrer Eltern zu entkommen.

Der erfährt aus dem Fernsehen, dass Robert Dell von seinem Vater aus dem Gefängnis befreit wurde.

Goodbread, der noch immer über gute Beziehungen verfügt, erklärt seinem Sohn, wer seine Familie ermordete und warum dies geschah. Mit dem Justizminister als Gegner hätte Dell keine Chance auf einen fairen Gerichtsprozess. Deshalb lässt er sich von seinem Vater überreden, selbst aktiv zu werden. Sie wollen nach Bhambatha’s Rock fahren, Inja auf irgendeine Weise in ihre Gewalt bringen und nicht nur ein Geständnis, sondern auch eine Aussage gegen den Minister von ihm erzwingen.

Erst einmal nimmt Goodbread seinen Sohn mit zu einer Farm zwei Autostunden nördlich von Kapstadt. Sie wird von der Witwe Althea Vorster, ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter bewirtschaftet. Ihr inzwischen ermordeter Mann Hendrik hatte in Angola unter Goodbread gedient und war mit ihm befreundet. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis fand Goodbread hier Zuflucht.

Inja telefoniert herum, bis er einen Hinweis auf eine Farm nördlich von Kapstadt erhält. Die örtliche Polizei war zwar inzwischen schon dort, fand jedoch nichts. Inja reist selbst hin. Nachdem er seine Dienstmarke vorgezeigt hat, hält der Farmer seine zwei scharfen Hunde zurück und führt den Besucher in die Küche zu seiner Mutter, seiner Frau, zwei Kindern und einem Säugling. Althea Vorster tut so, als verstünde sie die Frage nach weiteren Leuten auf der Farm nicht. Da zerschießt Inja ihrem Sohn das Knie. Er zwingt die junge Farmerin, ihren verletzten Mann und die Kinder zu fesseln, bevor sie selbst von ihrer Schwiegermutter an einen Stuhl gebunden wird. Inja fragt noch einmal nach Goodbread und Dell. Als Althea antwortet, die seien nicht hier, schießt Ilja ihrem Sohn mitten ins Gesicht und ihrer Schwiegertochter in den Arm. Althea gibt zu, dass die beiden auf der Farm übernachteten. Ilja erschießt der Reihe nach die junge Frau, die beiden Kinder, den Säugling und am Ende auch Althea, die das alles mit ansehen musste. Um zum Wagen zurückkehren zu können, muss er auch noch die Hunde töten.

Lucky, ein Freund des Jungen, der vor zwanzig Jahren getötet wurde, weil er möglicherweise ein Verräter war, erkennt Zondi und bringt ihn in seine Gewalt. Er will mit ihm in die Berge und ihm dort Knie und Ellbogen zerschießen. Aber sie kommen nicht weit, denn das Taxi, mit dem sie unterwegs sind, wird von zwei Jugendlichen beschossen. Der Fahrer und Lucky sind sofort tot. Die Mörder rauben das Fahrzeug und die Insassen aus. Als sie merken, dass Zondi lebt, treten sie ihm gegen den Kopf, und er verliert das Bewusstsein.

Im St. Mary’s Mission Hospital in Bhambatha’s Rock kommt er wieder zu sich. Dr. Martine Lambert erklärt ihm, er habe eine Gehirnerschütterung. Aber er will nicht liegen bleiben, sondern sich um das Mädchen kümmern. Bevor er die Klinik verlässt, schaut Zondi im Büro der Ärztin vorbei. Nach einem kurzen Gespräch beginnt sie ihre Visite, lässt jedoch auf dem Schreibtisch eine Krankenakte liegen. Zondi blättert darin und erfährt auf diese Weise, dass Inja an AIDS erkrankt ist. Er kennt die Zulu-Traditionen und weiß nun, warum der Warlord darauf aus ist, das unberührte Mädchen zu heiraten.

Währenddessen fährt Goodbread mit seinem Sohn bei einem Automechaniker vorbei, der unter ihm in Angola gekämpft hatte. Von ihm bekommen er und Dell Pistolen und Gewehre. Als Goodbread ihn mit einem Handy ertappt und sich durch Drücken der Wahlwiederholungstaste herausstellt, dass als letztes die Polizei angerufen wurde, erschießt Goodbread den Verräter hinter dem Haus. Seinen Sohn nimmt er im Wagen mit und lässt ihn in der Nähe einer neben der Straße rastenden Familie aussteigen.

Aus dem Radio erfahren Goodbread und Dell von dem Massaker auf Althea Vorsters Farm.

Obwohl Goodbread darauf achtet, dass sein Sohn die blutigen Taschentücher nicht sieht, fällt Dell schließlich doch auf, dass sein Vater Blut spuckt. Es sei Lungenkrebs im Endstadium, gibt Goodbread zu; deshalb sei er vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Dass sie gegen Inja kaum eine Chance haben, weiß er, aber er will im Kampf abtreten.

Zondi mischt sich nochmals unter die Touristen. Bevor er dazu kommt, Sunday anzusprechen, steigt sie zu einem jungen Mann ins Auto und fährt mit ihm weg.

Auch Xolani beobachtet das. Mit seinem Handy alarmiert er Injas Cousine Mavis.

Sipho versichert Sunday während der Fahrt, sie könne in Durham erst einmal bei ihm und seiner Familie bleiben. Eine seiner Schwestern werde sich das Zimmer mit ihr teilen. Da werden sie von Inja und seinen Männern eingeholt. Sie zerren Sunday aus dem Auto, zwingen Sipho, sich hinzuknien und erschießen ihn vor ihren Augen. Dann lässt Inja das Mädchen von seinen Männern zu Mavis bringen.

Zondi beabsichtigt, das Mädchen zu entführen und mit nach Johannesburg zu nehmen. Zu diesem Zweck wartet er nach der Vorführung für die Touristen auf sie. Goodbread und Dell lauern dort ebenfalls, denn sie wollen Sunday kidnappen und als Köder benutzen, um an den Warlord heranzukommen. Als Sundays Bewacher eine Toilette aufsucht, kommt Goodbread Zondi zuvor und zerrt das Mädchen ins Auto. Zondi verfolgt die beiden Männer und Sunday, bis sie ihn mit ihrem Allradantrieb auf einem Feldweg abhängen.

Sunday macht keine Schwierigkeiten, denn sie hält die beiden Weißen für ihre Retter. Sie ziehen sich in eine Höhle zurück und warten auf Inja, der bereits Suchtrupps losgeschickt hat.

Während diese die Gegend durchkämmen, lässt Inja sich von einem Medizinmann behandeln.

Inja stand nackt unter einem Kameldornbaum, nichts als magere Schenkel und ein baumelnder auberginefarbener Penis. Rauch stieg um ihn auf, als eine korpulente Frau in BH und Fellen Kräuter in ein Holzfeuer warf. Ihr Gesicht, das durch eine weiße Paste gespenstisch wirkte, war im Rauch kaum zu erkennen […]
Der Rauch hob sich für einen Moment, und Inja konnte einen alten Mann vor einer Lehmhütte kauern sehen, das Gesicht so gefurcht wie die Erde […] Der sangoma […] nuschelte etwas auf Zulu und segnete ein Fleischermesser mit einer langen, flachen Klinge. Er stand auf und kam mit dem Messer in den Händen auf Inja zu, der neben dem Feuer kniete.
Der sangoma schnitt Inja zweimal horizontal über die knochige Brust […] Der Medizinmann sang, während er eine Dose Schuhcreme aufschraubte. Tauchte seine Finger in die schwarze Paste […] Schmierte die Mixtur in die Schnitte auf Injas Brust […]
Der sangoma brüllte einen Befehl, woraufhin zwei Jugendliche aus dem dichten Rauch auftauchten und eine sich heftig widersetzende Ziege heranschleiften, deren Pfoten mit Bindedraht gefesselt waren. Sie brachten das zappelnde Tier zum Baum und wuchteten es auf einen niedrigen Ast direkt über Injas Kopf […]
Der sangoma packte die Ziege an der Schnauze und reckte ihr den Hals. Schnitt ihr mit einer schnellen Bewegung die Kehle durch.
Heißes Blut schoss auf Inja herunter, lief über seinen Kopf, tropfte auf seinen Körper. Er dreht sein Gesicht nach oben, dem sterbenden Tier entgegen, und öffnete den Mund, um das Blut aufzufangen […]
Schließlich hing die Ziege schlaff und leblos über dem Ast. Ausgeblutet. Inja stand auf, sein Körper purpurrot vom Blut, starrte in die Flammen, während der Sprechgesang der Frau lauter und rasender wurde. Dann wehte ihr Geheul mit dem Rauch davon, und sie sank stumm zu Boden.

In diesem Augenblick taucht einer von Zondis Männern auf und überbringt die Nachricht, dass Sundays Entführer gefunden wurden.

Zondi glaubt, die beiden Entführer erkannt zu haben. Nachdem er sich durch eine kurze Nachforschung im Internet vergewissert hat, dass es sich um Robert Goodbread und Robert Dell handelt, reimt er sich zusammen, warum Dells Familie ermordet wurde, dass die beiden sich nun an Inja rächen wollen und das Mädchen als Köder benutzen. Er besorgt sich eine Pistole und folgt den drei Autos, in denen Inja und seine Männer losfahren.

Als Erstes suchen sie einen Schäfer auf, durch den sie auf die Spur der Gesuchten kamen. Er sagt, er habe einen Wagen mit zwei weißen Männern und einem nichtweißen Mädchen gesehen. Statt sich für den Hinweis zu bedanken, erschießt Inja die einzigen drei Schafe des Mannes.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Bald darauf hört Zondi eine Schießerei. Von einer höher gelegenen Stelle aus sieht er, wie Sunday davonläuft, aber von Injas Leuten gefangen wird. Goodbread liegt tot am Boden. Inja schneidet ihn vom Schambein bis zum Hals auf und weidet ihn aus. Dann entfernt er auch noch die Augen. Auf diese Weise will er sicherstellen, dass Goodbread nicht als Gespenst zurückkehrt.

Dell ist offenbar entkommen.

Er überrascht Zondi kurz darauf und bedroht ihn mit einer Pistole, bis er sich sicher ist, dass er keinen Gegner vor sich hat. Zondi klärt ihn darüber auf, warum Inja das Mädchen heiraten will. Gemeinsam wollen sie den Vollzug der Ehe verhindern.

Sunday findet keine Gelegenheit mehr, der Hochzeit zu entgehen, denn sie wird streng bewacht. Als Inja sie auffordert, die Festtafel zu verlassen und ihm zu folgen, versteckt sie unbemerkt ein Küchenmesser in ihrem Kleid. Das rammt sie ihm in den Bauch, als er sie nehmen will. Dann rennt sie davon. Zondi und Dell, die sich an das Anwesen herangeschlichen haben, sehen sie auf sich zurennen. Inja folgt ihr, nackt und blutig. Zondi und Dell überwältigen ihn, packen ihn auf die Ladefläche ihres Pick-ups und rasen mit dem Verletzten und Sunday davon.

Sie fahren zu Zondis Onkel und dessen Sohn. Weil sie den beiden misstrauen, fesselt Dell die beiden, während Zondi Martine Lambert holt, damit diese den Verbrecher notdürftig operiert. Über einen zuverlässigen Polizeibeamten fordert er einen Hubschrauber an. Sie wollen Inja nach Johannesburg bringen. Er soll nicht nur die Morde gestehen und damit Dell rehabilitieren, sondern auch gegen den Justizminister aussagen. Von Sunday erfährt Zondi zu seiner Verwunderung, dass sie bezeugen kann, wie Inja vor zehn Jahren ihre Familie ermordete.

Nachdem Zondi und Dell mit Sunday und dem Verletzten auf der Ladefläche losgefahren sind, befreit sich der gefesselte Junge und ruft über sein Handy Injas Leute an.

Auf dem Weg zum Hubschrauber hält Zondi an einer Tankstelle. Plötzlich werden sie aus einem anderen Auto beschossen. Zondi springt sofort wieder hinters Steuer und gibt Gas. Der Zapfhahn wird aus der Tanköffnung gerissen. Benzin sprudelt auf den Boden. Beim Zusammenprall mit dem Auto der Verbrecher öffnet sich die Heckklappe, und der Verletzte rutscht heraus. In diesem Augenblick entzündet sich das ausgelaufene Benzin. Die Explosion zerfetzt auch den Schwerverletzten. Nach kurzer Fahrt bleibt Zondi stehen. Erst jetzt merken er und Dell, dass Sunday tot an der Beifahrertüre lehnt.

Auf einem Plakat ist für diesen Abend eine Kundgebung des Justizministers in Bhambatha’s Rock angekündigt.

Als der Minister nach der Veranstaltung aus dem eigens aufgebauten Zelt kommt und seine Leibwächter noch in der Menge eingekeilt sind, stellt Dell sich ihm in den Weg: „Mein Name ist Robert Dell. Dein Hund hat meine Familie ermordet.“ Er erschießt den Minister – und entkommt in dem entstehenden Chaos.

Am nächsten Tag geben Dell und Zondi dem erschossenen Mädchen auf dem Friedhof das letzte Geleit. Eine Kolonne von Polizeifahrzeugen nähert sich. Dell geht den Polizisten entgegen und ignoriert deren Aufforderung, sich auf den Boden zu legen. Er schreitet weiter, wird mehrmals von Kugeln getroffen, bis er zusammenbricht.

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In dem Thriller „Staubige Hölle“ inszeniert Roger Smith (* 1960) ein Leben in Südafrika, das von Machtmissbrauch, Intrigen und Korruption, Rassismus, Mord und Rache, Zwangsheirat, Drogen sowie dem krassen Gegensatz zwischen Weißen und Nichtweißen, Reichen und Armen geprägt ist. Es ist das Land mit der höchsten HIV-Quote der Welt, in dem Staatspräsident Thabo Mbeki den Zusammenhang zwischen HIV und AIDS bestritt und die Auffassung verbreitete, die Krankheit lasse sich durch Rote Bete und Knoblauch heilen. Der größte Teil der Handlung des Romans „Staubige Hölle“ spielt in einem Homeland der Zulu, in dem die traditionellen Rituale noch gepflegt werden.

In atemraubendem Tempo entwickelt Roger Smith eine gut durchdachte Geschichte. Dem Thema entsprechend ist sie nicht nur spannend, sondern auch äußerst brutal. Die Darstellung springt fortwährend zwischen mehreren Handlungssträngen hin und her, die sich im Verlauf der Zeit immer stärker verknüpfen, wobei die einzelnen Teile wie die Rädchen eines gut geölten Uhrwerks ineinandergreifen. Auf geschickte Weise wechselt Roger Smith mitunter sogar innerhalb einer Szene die Perspektive oder lässt uns einen Vorgang aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erleben. Die Auffächerung in zweiundachtzig kurze Kapitel nutzt Roger Smith für zahlreiche Cliffhanger. Der häufige Szenenwechsel ähnelt den Schnittfolgen eines rasanten Actionthrillers im Kino. Und weil Roger Smith auch nichts beschreibt, sondern alles in Szene setzt, glaubt man beim Lesen von „Staubige Hölle“ nicht einem Erzähler zuzuhören, sondern einen Film zu sehen. Kein Wunder, arbeitet Roger Smith doch auch als Drehbuchautor und Regisseur.

Die mit großer Sorgfalt konstruierten Zusammenhänge in „Staubige Hölle“ sind leicht nachvollziehbar, und das Geschehen wirkt realistisch, auch wenn bei dem einen oder anderen Detail Zweifel bleiben. Die Sprache ist nüchtern, hart und schmucklos.

Bei „Staubige Hölle“ handelt es sich um den dritten Roman des südafrikanischen Autors. 2009 veröffentlichte Roger Smith „Kap der Finsternis“, im Jahr darauf „Blutiges Erwachen“. Ins Deutsche übertragen wurden alle drei Bücher von Jürgen Bürger und Peter Torberg.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Textauszüge: © J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger

Roger Smith: Stiller Tod
Roger Smith: Mann am Boden

Anton Tschechow - Eine Bagatelle
Die Geschichten sind teilweise sehr kurz, vermitteln aber dennoch einen stimmungsvollen Eindruck der Situation. Man kann sich die Protagonisten trotz der knappen Beschreibung gut vorstellen, und die Szenarien sind gut beobachtet.
Eine Bagatelle

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.