Der Untergang des "Dritten Reiches" (7)

Goebbels erklärt Berlin zur Festung
„Ein Wunder ist geschehen“
„Jetzt wird Ihnen das Hälschen durchgeschnitten“
„Herr Reichsmarschall, draußen steht die SS und will sie verhaften!“
„Treue bis in den Tod“
„Heute Abend werden wir weinen“
Magda Goebbels tötet ihre sechs Kinder

Magda Goebbels tötet ihre sechs Kinder

Großadmiral Karl Dönitz, der sein Hauptquartier in Plön, zwischen Kiel und Lübeck, eingerichtet hat, erhält am 30. April abends ein Telegramm von Martin Bormann: „Anstelle des bisherigen Reichsmarschalls Göring setzte der Führer Sie, Herr Großadmiral, als seinen Nachfolger ein.“ Hitlers Tod erwähnt Bormann nicht. Dönitz kabelt deshalb ahnungslos nach Berlin: „Mein Führer, meine Treue zu Ihnen wird unabdingbar sein. Ich werde daher weiter alle Versuche unternehmen, um Sie in Berlin zu entsetzen.“

Reichskanzler Goebbels teilt Josef Stalin als erstem Ausländer mit, dass Hitler tot ist und schlägt einen Waffenstillstand vor. Am 1. Mai im Morgengrauen übergibt der russisch sprechende Generalstabschef Hans Krebs das Papier einer sowjetischen Kommandostelle beim Flughafen Tempelhof. Die Antwort aus Moskau trifft um 10.15 Uhr ein. Die Einstellung der Kampfhandlungen komme nur nach einer bedingungslosen Kapitulation in Betracht. Mittags kehrt Hans Krebs in den Bunker zurück – und wird von Goebbels beschuldigt, den Russen die Alternative nicht deutlich genug aufgezeigt zu haben. Jetzt werde bis zur letzten Patrone gekämpft.

Erst am Nachmittag schickt er ein Fernschreiben nach Plön, um Reichspräsident Karl Dönitz über Hitlers Tod zu unterrichten: „Führer gestern 15.30 verschieden.“ Kein Wort darüber, dass es sich um einen Selbstmord handelte.

Seine Tagebuch-Aufzeichnungen beschließt Joseph Goebbels mit den Worten: „Das Unglück muss so ungeheuerlich sein, dass die Verzweiflung, der Wehruf und Notschrei der Massen trotz aller Hinweise auf uns Schuldige sich gegen jene richten muss, die sich berufen fühlen, aus diesem Chaos ein neues Deutschland aufzubauen.“

Mehrmals hatte Magda Goebbels die anwesenden Ärzte gefragt, wie man jemand rasch und schmerzfrei töten könne. Am 1. Mai, kurz nach 17 Uhr, setzen sich ihre Kinder im Nachthemd um einen Tisch.

Ein Bediensteter bringt eine Kanne Kakao – in dem ein Schlafmittel aufgelöst ist – und sechs Tassen. Als die Kinder ausgetrunken haben, kämmt ihnen die Mutter die Haare und begleitet sie zu ihren drei doppelstöckigen Betten. Einige Zeit später geht sie noch einmal zu ihnen, dieses Mal mit einem der Ärzte. „Keine Angst; der Doktor wird jedem von euch einen kleinen Piekser geben. Den kriegen jetzt alle Kinder und Soldaten.“ Schlaftrunken lassen sich Hilde, Hellmuth, Holde, Hedda und Heide die Spritze setzen, aber das älteste Kind, die elfjährige Helga, wehrt sich und muss deshalb von der Mutter festgehalten werden, bis das Morphium injiziert ist. Als alle Kinder schlafen, bricht ein anderer Arzt Zyankali-Ampullen auf und träufelt die tödliche Flüssigkeit in die Münder der Kinder, die Magda Goebbels der Reihe nach öffnet.

Währenddessen raucht Joseph Goebbels eine Zigarette nach der anderen und erkundigt sich immer wieder nach der militärischen Lage. Rote Flecken hat er im Gesicht. Mit pathetischen Floskeln und krampfhaft bemüht, die Haltung zu bewahren, verabschiedet er sich schließlich von Martin Bormann und seinen eigenen Mitarbeitern. Magda Goebbels sagt zu einem Adjutanten ihres Mannes: „Bitte, sagen Sie Harald, dass wir anständig aus dem Leben gegangen sind.“ Kurz nach 22 Uhr steigen Joseph und Magda Goebbels sorgfältig gekleidet die Wendeltreppe hinauf. Sie sprechen kein Wort. Im Freien zerbeißen sie Zyankali-Ampullen, und ein SS-Offizier schießt beiden in den Hinterkopf. Dann werden die Leichen angezündet.

Quelle:
Dieter Wunderlich: Göring und Goebbels. Eine Doppelbiografie
© Verlag F. Pustet, Regensburg 2002
Seiten 209–222 (Fußnoten wurden weggelassen)

Kurzbiografien:
Joseph Goebbels
Magda Goebbels
Hermann Göring
Heinrich Himmler
Albert Speer

Oliver Hirschbiegel: Der Untergang
Weitere Kino- und Fernsehfilme über das „Dritte Reich“
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In ihrem Roman "Doitscha" entwickelt Adriana Altaras keine Handlung im engeren Sinn, sondern reiht Episoden locker aneinander. Den wechselnden Ich-Erzählern gemeinsam ist der lockere Plauderton.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.