Dieter Wunderlich : Göring und Goebbels

Göring und Goebbels
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2002 ISBN 3-7917-1787-1, 269 Seiten Übersetzung ins Estnische: Arne Nielsen Göring ja Goebbels. Paralleelelulood Verlag Olion, Tallinn 2006 ISBN 9985-66-477-9, 263 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Hermann Göring und Joseph Goebbels: Ein fanatischer Jünger Hitlers und ein korrupter Abenteurer. Am Beispiel dieser beiden grundverschiedenen Charaktere veranschaulicht Dieter Wunderlich in seiner farbigen Doppelbiografie, welche persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen normale Menschen dazu treiben können, im Verlauf ihrer Karrieren Verantwortung für beispiellose Verbrechen zu übernehmen.
mehr erfahren

Kritik

Am Beispiel der beiden grundverschiedenen Charaktere Hermann Göring und Joseph Goebbels veranschaulicht Dieter Wunderlich, wie es zu den grauenvollen Verbrechen der Nationalsozialisten kommen konnte.
mehr erfahren

Hermann Göring wurde im Ersten Weltkrieg als Fliegerheld gefeiert, aber seine militärische Karriere endete 1918 abrupt. In Hitlers Bewegung sah der eitle Selbstdarsteller eine Chance, ein neues abenteuerliches, gewissermaßen „heldisches“ Leben zu führen. Karriere bedeutete für ihn Macht, prunkvollen Besitz und großspurigen Lebensstil. Nach dem Krieg verurteilte ihn der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg zum Tod. Um der Schande des Erhängens zu entgehen, vergiftete sich Hermann Göring am 15. Oktober 1946 in seiner Gefängniszelle.

Joseph Goebbels scheiterte mit seinem Wunsch, Journalist oder Schriftsteller zu werden. Da klagte er über die Ungerechtigkeit der Welt, trat für den Sozialismus ein und suchte verzweifelt nach einer Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Den glaubte er schließlich als glühender Jünger Adolf Hitlers gefunden zu haben. Nach dem Suizid des Abgotts vergifteten Joseph Goebbels und seine Frau Magda am 1. Mai 1945 ihre sechs Kinder und sich selbst.

„Die Chance ist, dass das Entsetzliche bewusst wird […] Was geschah, ist eine Warnung. Sie zu vergessen, ist Schuld“, schreibt Karl Jaspers. „Es war möglich, dass dies geschah, und es bleibt jederzeit möglich. Nur im Wissen kann es verhindert werden.“

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Am Beispiel dieser beiden grundverschiedenen Charaktere veranschaulicht Dieter Wunderlich, wie es zu den grauenvollen Verbrechen der Nationalsozialisten kommen konnte. Die NS-Herrschaft schlug nicht wie ein Meteor in die deutsche Geschichte ein; Hitler kann nicht als „Betriebsunfall“ abgetan werden. Auch seine Vasallen wurden nicht als Unmenschen außerhalb der Gesellschaft geboren. Hitlers Paladine organisierten Krieg und Völkermord, aber es handelte sich nicht um außerhalb der Gesellschaft stehende Ungeheuer, sondern um Karrieristen, die wie andere liebevolle Familienväter am Wochenende mit ihren Kindern spielten. Gerade die „Banalität des Bösen“ ist das Beunruhigende, denn sie bedeutet, dass die Gefahr von zunächst unauffälligen Mitgliedern einer Gesellschaft ausgeht: „Wir sind eine Bedrohung für uns selbst.“ (Yehuda Bauer) Wer Hitler oder seine Gefolgsleute dämonisiert, bringt sich um die Chance, wenigstens einige der Mechanismen zu durchschauen, die Menschen zu Mördern machen können.

 

Übersetzung ins Estnische: Arne Nielsen
Göring ja Goebbels. Paralleelelulood
Verlag Olion, Tallinn 2006
ISBN 9985-66-477-9, 263 Seiten

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
Katerina Poladjan - Zukunftsmusik
"Zukunftsmusik" ist aus Miniaturen und Impressionen komponiert. Scheinbar beiläufig lässt das Private in dem Minikosmos auf politische Zusammenhänge schließen, aber die auktoriale Erzählerin deutet vieles nur an. In den realistischen Roman hat Katerina Poladjan wie selbstverständlich surreale, absurde bzw. skurrile Szenen eingebaut.
Zukunftsmusik