Warschauer Ghetto

Mit dem Angriff auf Polen löste Hitler am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg aus. Drei Wochen später, am 21. September, ordnete Reinhard Heydrich, der „Chef der Sicherheitspolizei und des SD“, die Umsiedlung der polnischen Juden in Ghettos an. Diese Entscheidung sei keinesfalls endgültig, betonte der für Lodz zuständige nationalsozialistische Regierungspräsident:

Die Erstellung des Ghettos ist selbstverständlich nur eine Übergangsmaßnahme. Zu welchem Zeitpunkt und mit welchen Mitteln das Ghetto und damit die Stadt Lodz von Juden gesäubert wird, behalte ich mir vor. Endziel muss jedenfalls sein, dass wir diese Pestbeule restlos ausbrennen. (Friedrich Übelhör am 10. Dezember 1939; zit. nach Daniel Jonah Goldhagen: Hitlers willige Vollstrecker)

In Warschau gab es damals die größte jüdische Gemeinde Europas. Ein Drittel der Stadtbevölkerung gehörte dazu. Die Juden in Warschau wurden ab November 1940 wegen angeblicher Seuchengefahr hinter einer achtzehn Kilometer langen und drei Meter hohen Mauer zusammengepfercht. Weil die Deutschen auch Juden aus der Umgebung von Warschau in das Warschauer Ghetto brachten, lebten dort bis zu 445 000 Menschen. Ihren Lebensunterhalt mussten sie selbst bestreiten. Innerhalb eines Jahres starben 50 000 von ihnen an Hunger und Krankheiten.

Die Lebensbedingungen im Ghetto waren infolge der beengten Wohn- und schlechten Hygieneverhältnisse sowie der mangelhaften Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten katastrophal. Insbesondere Kinder und alte Menschen starben an Hunger, Krankheiten und Epidemien, zehntausende anderer Ghettobewohner durch den Terror der Besatzungsmacht. (Deutsches Historisches Museum)

Aufgrund eines Befehls des „Reichsführers-SS“, Heinrich Himmler, begannen die Deutschen am 22. Juli 1942 mit der Räumung des Ghettos in Warschau. Bis zu 13 596 Juden am Tag wurden in Viehwaggons getrieben und deportiert, unter anderem in das Vernichtungslager Treblinka 100 Kilometer nordöstlich von Warschau. Im Oktober lebten nur noch 60 000 Menschen in dem Ghetto, das die SS zu diesem Zeitpunkt in ein Konzentrationslager umwandelte.
Als Vergeltung für einige Attentate auf Mitarbeiter der Gestapo machten die Deutschen im Januar 1943 18 000 Menschen im Ghetto nieder.
Am 19. April 1943 erhoben sich die Juden im Ghetto gegen die SS. Mehrere Wochen benötigten die von SS-General Jürgen Stroop (1895 – 1952) befehligten Deutschen, bis sie den Aufstand restlos niedergeschlagen hatten. Die Überlebenden brachte man in verschiedene Konzentrations- und Vernichtungslager.

Bei einigen Stadtrunden [mit dem Flugzeug über dem Warschauer Ghetto] konnte man mit großer Genugtuung die völlige Vernichtung des riesigen Judenstadtteiles feststellen. Da ist aber wirklich ganze Arbeit geleistet worden. Kein Haus, das nicht bis auf die Grundmauern zerstört gewesen wäre. (Luftwaffenfeldwebel Herbert Habermalz im Juni 1943; zit. nach Daniel Jonah Goldhagen: Hitlers willige Vollstrecker)

Bücher und Filme über die Ghettos von Lodz und Warschau

© Dieter Wunderlich 2005

Auschwitz
Holocaust

Martin Walser - Die letzte Matinee
"Die letzte Matinee" ist eine Satire auf die Intellektuellen, die Existenzialisten der Fünfzigerjahre, die den Bezug zur Realität verloren haben. Martin Walser schildert diese surreale, kafkaeske Geschichte teils ironisch, teils sarkastisch in einer funkelnden Sprache.
Die letzte Matinee

 

(Startseite)

 

Nobelpreis für Literatur

 

Literaturagenturen

 

Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.