Jackie Brown

Jackie Brown

Jackie Brown

Originaltitel: Jackie Brown - Regie: Quentin Tarantino - Drehbuch: Quentin Tarantino, nach dem Roman "Rum Punch" von Elmore Leonard - Kamera: Guillermo Navarro - Darsteller: Pam Grier, Samuel L. Jackson, Robert Forster, Robert De Niro, Bridget Fonda, Michael Keaton, Michael Bowen, Chris Tucker, Lisa Gay Hamilton, Tommy "Tiny" Lister jr., Hattie Winston u.a. - 1997; 145 Minuten

Inhaltsangabe

Ordell hat es mit seinem illegalen Waffenhandel zu einem kleinen Vermögen gebracht. Eine halbe Million Dollar liegt in Mexiko. Von dort schmuggelt ihm die dunkelhäutige Stewardess Jackie Brown hin und wieder einen Teil des Geldes über die Grenze – bis sie von zwei Spezialagenten den Sonderermittlern, sie werde mit ihnen zusammenarbeiten und Ordell einer Straftat überführen. Ordell ist entsetzt, als sie ihm von ihrem Deal mit der Polizei berichtet ...
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Kritik

Quentin Tarantino nimmt seine wahnwitzige Fantasie in "Jackie Brown" zugunsten einer smarten, spannenden und durchaus ernsthaften Geschichte zurück. Sie handelt von nicht mehr ganz so jungen Menschen, die mit ihren Enttäuschungen fertig werden müssen. Jede Szene der Krimikomödie sitzt.
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Kalifornien im Sommer 1995. Der Schwarze Ordell Robbie (Samuel L. Jackson) benimmt sich wie ein internationalen Waffenhändler, aber seine Geschäfte macht er vorwiegend mit kleinen Gangstern. Als einer von ihnen – Beaumont Livingston (Chris Tucker) – verhaftet wird, wendet sich Ordell an Max Cherry (Robert Forster), der die Kautionsvermittlung „Cherry Bail Bonds“ betreibt. Ordell hat die 10 000 Dollar für die Kaution in bar dabei und zahlt lieber auch noch 1000 Dollar Provision, um das Geld nicht selbst zur Gerichtskasse bringen zu müssen. Beaumont wird entlassen. Am nächsten Tag taucht Ordell bei ihm auf und erschießt ihn kaltblütig, um sicherzustellen, dass er schweigt.

Mit seinem illegalen Waffenhandel hat es Ordell zu einem kleinen Vermögen gebracht. Eine halbe Million Dollar liegt in Mexiko. Von dort bringt ihm die dunkelhäutige Stewardess Jackie Brown (Pam Grier) hin und wieder einen Teil des Geldes. Bei den Ermittlungen im Mordfall Livingston stößt die Polizei auf ihren Namen. Als sie gerade aus Mexiko kommt, halten zwei Spezialagenten sie im Parkhaus des internationalen Flughafens von Los Angeles auf und durchsuchen ihre Reisetasche. Sie hat 50 000 Dollar in bar dabei, die sie bei der Einreise nicht deklarierte. In dem Kuvert mit dem Geld finden die Beamten außerdem einige Gramm Kokain. Vor zehn Jahren wurde Jackie Brown schon einmal verurteilt, weil sie für ihren damaligen Ehemann Drogen geschmuggelt hatte. Deshalb droht ihr jetzt eine mehrjährige Haftstrafe. Danach müsste sie noch einmal von vorne anfangen. Dafür fühlt sie sich mit vierundvierzig Jahren zu alt.

Ein Richter legt fest, dass sie gegen 10 000 Dollar Kaution freigelassen werden kann. Wieder taucht Ordell bei Max Cherry auf, der nun die für Beaumont Livingston hinterlegte Kaution vom Gericht zurückfordern und für Jackie Brown verwenden soll.

Max holt Jackie vom Gefängnis ab und fährt sie zu ihrer Wohnung. Ordell wartet bereits in einem geparkten Auto auf sie, und sobald der Kautionsvermittler weitergefahren ist, läutet er bei Jackie. Er versucht herauszufinden, ob sie der Polizei etwas über ihn verraten hat. Als er vor sie tritt, um sie zu erwürgen, spürt er den Lauf einer Pistole an seinen Genitalien. Jackie hat die Waffe im Handschuhfach von Max‘ Wagen gefunden. Die Pistole, die in Ordells Gürtel steckt, nimmt sie in die andere Hand. Sie verlangt von ihm 100 000 Dollar für jedes Jahr Haft. Er ist einverstanden, nicht nur, weil sie ihn mit den beiden Waffen bedroht, sondern auch, weil er glaubt, sich auf sie verlassen zu können, wenn er Geld aus Mexiko benötigt.

Jackie weiß, dass die Sonderermittler Ray Nicolette (Michael Keaton) und Mark Dargus (Michael Bowen) hinter Ordell her sind. Sie bietet Ray einen Deal an. Wenn er dafür sorge, dass sie als Stewardess weiterarbeiten – also auch das Land verlassen – könne, werde sie ihm helfen, Ordell mit markierten Banknoten zu überführen. Dann trifft sich Jackie mit Ordell und erklärt ihm, dass sie zum Schein mit der Polizei zusammenarbeite, um ihren Job nicht zu verlieren.

Sie soll ihm jetzt sein gesamtes Geld aus Mexiko holen.

Sowohl Ordell Robbie als auch Ray Nicolette überzeugt sie davon, erst einmal einen Probelauf mit 10 000 Dollar durchzuführen. Als sie am 1. Juli im Flughafen von L. A. eintrifft, überprüfen Ray und Mark ihr Gepäck, zählen das Geld und beobachten sie bei der vereinbarten Geldübergabe in einem Einkaufszentrum. Eine junge Schwarze setzt sich zu Jackie an den Tisch. Sie hat die gleiche Tragetasche dabei wie die Stewardess. Als sie ein paar Minuten später weitergeht, folgen ihr die Sonderermittler. Sie bemerken deshalb nicht, dass hinter Jackie eine weitere Schwarze sitzt, die schließlich aufsteht und Jackies Papiertasche mitnimmt. Das aber hat Max Cherry beobachtet, den Jackie überredete, ihr bei der Ausführung ihres Plans zu helfen.

Jackie fährt zu Ordell und beschwert sich, dass er sich nicht an ihre Vereinbarung gehalten und zwei Frauen eingesetzt hat. Es handelte sich um zwei seiner Freundinnen: das Mädchen Sheronda (Lisa Gay Hamilton) und die 56-jährige Taschendiebin Simone (Hattie Winston). Bei der Übergabe der halben Million soll nur Simone mithelfen. Kurz vor dem entscheidenden Tag erfährt Jackie, dass Simone mit den 10 000 Dollar verschwunden ist und Melanie (Bridget Fonda) die Aufgabe übernehmen wird.

Das hübsche Strandhäschen ist Ordells Geliebte. Auf seine Mahnung, sie solle nicht so viel Haschisch rauchen, denn das töte ihren Ehrgeiz, erwidert sie trocken: „Nicht, wenn es dein Ehrgeiz ist, stoned zu sein und Glotze zu gucken!“ Als er sie einmal mit seinem neuen Komplizen Lewis Gara (Robert De Niro) allein lässt, bittet er sie beim Abschied: „Reiß ihm nicht gleich die Hose runter! Die ist noch ganz neu.“

Der Polizei redet Jackie ein, Ordell sei misstrauisch geworden und bestehe auf einem weiteren Test mit 50 000 Dollar.

In der Toilette des Flugzeugs versteckt sie 450 000 Dollar in ihrer Reisetasche unter Kleidungsstücken und packt obenauf 50 000 Dollar. Die markiert Ray im Flughafen von Los Angeles mit einem grünen Filzstift. Wieder soll die Geldübergabe in dem Einkaufszentrum stattfinden. Dort fragt Jackie eine Verkäuferin nach einem eleganten Hosenanzug und verschwindet damit in einer Umkleidekabine. In einer mit Büchern beschwerten Tragetasche versteckt sie das markierte Geld unter einem Badetuch. Als Melanie mit dem gleichen Beutel erscheint, übergibt sie ihr die vorbereitete Papiertasche und legt ein Geldbündel für sie darauf. Dann packt sie die 450 000 Dollar aus der Reisetasche in die von Melanie gebrachte Einkaufstüte und deckt das Geld mit einem Badetuch ab. Den Hosenanzug, den sie gleich anbehält, bezahlt sie an der Kasse. „Übrigens, da hat jemand eine Tüte mit Strandtüchtern in der Kabine vergessen“, sagt sie zu der Verkäuferin. Gleich darauf geht Max zu der Verkäuferin. Seine Frau habe wohl Strandsachen in der Umkleidekabine vergessen, sagt er, und sie erwidert: „Sie können ruhig reingehen; es ist gerade niemand drin.“

Während Max ruhig mit der Tragetasche zu seinem Wagen auf dem Parkplatz geht, suchen Lewis und Melanie nach ihrem Auto. Melanie macht sich über Lewis lustig: „Hey, als ihr die Bank ausgeraubt habt, habt ihr da auch anschließend den Wagen gesucht.“ Er wird immer zorniger und warnt das Mädchen: „Sag gar nichts mehr. Ich meine es ernst.“ Sie hört nicht auf. Da streckt er sie mit zwei Schüssen nieder.

In einer vorher verabredeten Straße steigt Ordell zu Lewis in den Wagen. „Wo ist Melanie?“, fragt er. Zögernd berichtet Lewis, was geschehen ist. Wider Erwarten bleibt Ordell gelassen. Erst als er in der Tragetasche statt der halben Million nur etwa 40 000 Dollar und ein paar Bücher findet, wird er wütend. Sein erster Verdacht ist, dass Melanie irgendwo mit dem Geld auf Lewis wartet. Der erinnert sich plötzlich, dass auch Max Cherry in dem Einkaufszentrum war. Da ahnt Ordell, dass Jackie ihn mit Hilfe des Kautionsvermittlers getäuscht hat. Er beschimpft Lewis, weil dieser keinen Verdacht schöpfte, als er Max sah. Ein Schuss. Blut spritzt auf die Windschutzscheibe. Lewis blickt erstaunt auf seinen Bauch. Mit einem zweiten Schuss tötet ihn Ordell.

Max bringt Ordell die 10 000 Dollar Kaution zurück. Die erhielt er vom Gericht zurück, weil das Verfahren gegen Jackie Brown niedergeschlagen wurde. Ordell soll ihm den Empfang des Geldes quittieren.

Aber der will die halbe Million und erinnert Max daran, was mit Beaumont Livingston passiert ist. Max erzählt ihm, Jackie habe das Geld vorübergehend an sich genommen, weil Melanie sie überreden wollte, es aufzuteilen und damit zu verschwinden. Ordell fällt zwar nicht auf die Lüge herein, fährt aber mit Max zu dessen Büro, um nachzusehen, ob Jackie mit dem Geld dort ist. Sie sitzt im Dunkeln am Schreibtisch. Plötzlich stehen die beiden Sonderermittler in der Tür. Jackie schreit: „Er hat eine Waffe!“ Nach einem kurzen Schusswechsel liegt Ordell tot am Boden. Bei der Leiche findet Ray die markierten Scheine.

Drei Tage später kommt Jackie zu Max ins Büro. Er hat ihr das Geld in einem Päckchen geschickt und nur seine übliche Provision von zehn Prozent zurückbehalten. Sie hätte ihm gern mehr gegeben und fragt, ob er sie nicht nach Madrid begleiten wolle. Doch obwohl der 56-Jährige genug von seinem Job hat und aufhören möchte, lehnt er das Angebot ab: „Da gibt es das Abendessen immer erst um Mitternacht.“

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Quentin Tarantino versuchte gar nicht, eine Fortsetzung von „Pulp Fiction“ zu drehen, sondern wählte einen ganz anderen Stil: Seine wahnwitzige Fantasie nimmt er diesmal zugunsten einer smarten, spannenden und durchaus ernsthaften Geschichte zurück. Sie handelt von nicht mehr ganz so jungen Menschen, die mit ihren Enttäuschungen fertig werden müssen. Jede Szene der Krimikomödie sitzt. Die entscheidende Geldübergabe im Einkaufszentrum wird sogar nacheinander aus drei verschiedenen Perspektiven (Jackie, Max, Lewis) gezeigt. Ebenso perfekt ist das Timing. Auch Tarantinos „Markenzeichen“, die coolen Dialoge, fehlen nicht.

Pamela Suzette Grier, die Tochter eines amerikanischen Flugzeugmechanikers und einer Cherokee-Indianerin, wurde als 20-Jährige von Russ Meyer entdeckt und spielte dann in den Siebzigerjahren einige Hauptrollen als „Black Beauty“ in nicht besonders anspruchsvollen Filmen. Quentin Tarantino besorgte sich eigens die Filmrechte an dem 1992 veröffentlichten Kriminalroman „Rum Punch“ von Elmore Leonard, um ihr mit der Rolle der cleveren Jackie Brown (im Roman handelt es sich um die weiße Jackie Burke) zu einem Comeback zu verhelfen. Eine perfekte Besetzung! „Die Zeit“ feierte Pam Grier im Januar 2001 in einem langen Artikel. Hervorragend sind auch Samual L. Jackson und Robert Forster. Robert de Niro hätte für seine Nebenrolle einen „Oscar“ verdient.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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