Peter Prange : Der Kinderpapst

Der Kinderpapst
Der Kinderpapst. Roman eines Verdammten Originalausgabe: Pendo Verlag (Piper), München 2012 ISBN: 978-3-86612-276-5, 602 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Als Papst Johannes XIX. 1032 stirbt, sorgt dessen Bruder mit hohen Bestechungsgeldern dafür, dass sein elfjähriger Sohn Teofilo di Tuscolo zum Nachfolger gewählt wird und die Cathedra in der Familie bleibt. Das Kirchenamt wird für Teofilo, der sich jetzt Benedikt IX. nennt, zum Fluch, weil er auf die angestrebte Heirat mit seiner Cousine Chiara verzichten muss und zum Spielball widersprüchlicher politischer Interessen zu werden droht ...
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Kritik

In "Der Kinderpapst. Roman eines Verdammten" verknüpft Peter Prange historische Tatsachen und Spekulationen mit einer fiktiven Handlung, schildert Machtproben und Intrigenspiele mit immer wieder neuen Wendungen. Ebenso farbig wie die Szenen sind die Figuren.
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Ermilina, die 36-jährige Gräfin von Tuskulum, droht bei der Geburt ihres vierten Sohnes im Jahr 1021 zu sterben. Aber sie überlebt ebenso wie das Kind.

Als Teofilo sechs Jahre alt ist, darf er den Vater Alberico di Tuscolo zur Kaiserkrönung Konrads II. durch Papst Johannes XIX. am 26. März 1027 in Rom begleiten – sehr zum Verdruss seiner älteren Bruder Gregorio, Ottaviano und Pietro. Vor allem Gregorio ist auf den zehn Jahre Jüngeren eifersüchtig, der von den Eltern offensichtlich bevorzugt wird.

Auch Teofilos ein Jahr jüngere Cousine Chiara begleitet ihren Vater, den Grafen Girardo von Sasso, zu der prunkvollen Veranstaltung in der Peterskirche. Weil Chiara erst zwei Jahre alt war, als ihre Mutter bei einer Totgeburt starb, wurde sie von der 16 Jahre älteren Zofe Anna aufgezogen.

Als Jugendliche verbringen Chiara und Teofilo so viel Zeit wie möglich miteinander. Sie halten es für ausgemacht, dass sie heiraten werden.

Im Oktober 1032 überbringt Kardinal Petrus da Silva Candida, der etwa 30 Jahre alte Kanzler des Vatikans, dem Grafen von Tuskulum die Nachricht vom Tod seines Bruders, des Papstes Johannes XIX. Alberico di Tuscolo will, dass die Cathedra in der Familie bleibt und überlegt deshalb, ob er sich selbst um das höchste Kirchenamt bewerben soll. Dazu müsste er allerdings erst seine Ehe annullieren lassen.

Besorgt eilt Ermilina zu dem Einsiedler Giovanni Graziano, um seinen Rat einzuholen. Während sie zusammen beten, leuchtet ein Marienbild auf und sie wundern sich über die große Ähnlichkeit des Jesuskindes mit Teofilo. Sie halten das für ein Zeichen des Himmels und schließen daraus, dass der Elfjährige auserwählt sei. Ermilina gelingt es, auch ihren Mann davon zu überzeugen.

Als Alberico di Tuscolo in der Versammlung der Oberhäupter der bedeutendsten römischen Adelsfamilien den Vorschlag macht, ein Kind auf den Heiligen Stuhl zu setzen, wird er zunächst ausgelacht. Doch am Ende entscheiden die Gelder und Ländereien, die er zu bieten hat.

Teofilo sträubt sich dagegen, Papst zu werden, denn er will nicht auf Chiara verzichten. Seine Mutter setzt jedoch ihre Vorstellungen durch. Innerhalb von drei Monaten wird Teofilo zum Priester geweiht, zum Bischof, dann zum Kardinal erhoben. Schließlich muss er sich einer Prozedur unterziehen, die eingeführt wurde, nachdem es im 9. Jahrhundert einer als Mann verkleideten Frau gelungen war, das Amt des obersten Kirchenführers zu übernehmen („Die Päpstin“): Er setzt sich auf einen Stuhl ohne Sitzplatte, ein Kleriker untersucht sein Gemächt und verkündet dann: „Testiculos habet et bene pendentes!“ Nun steht seiner Proklamierung zum Papst nichts mehr im Wege. Auf Geheiß seines Vaters wählt er den Namen Benedikt IX.

Chiara di Sasso wird im Jahr darauf mit dem Crescentier Domenico verheiratet. Es handelt sich zwar um eine Vernunftehe zur Friedenssicherung zwischen den Familien, aber Domenico liebt seine Frau. Er wartet mit dem Vollzug der Ehe, bis sie mit 14 ihre Menarche bekommt. Chiara schätzt ihren Mann sehr und versucht, seine Gefühle zu erwidern, aber ihre Gedanken wandern immer wieder zu Teofilo.

Eines Tages kommt sie zufällig bei Francesca vorbei, der Nichte ihrer Zofe Anna. Die junge Frau liegt in den Wehen, aber der Hebamme gelingt es nicht, das Kind herauszuholen. Man hat bereits den Dorfpfarrer geholt. Um das Kind nottaufen zu können, wird es aus dem Bauch der Mutter geschnitten, obwohl diese dabei verblutet. Am Ende ist allerdings auch das Kind tot. Don Abbondio weigert sich deshalb, es zu taufen und ein ungetauftes Kind will er nicht mit der Mutter auf dem Friedhof beerdigen.

Nach drei Amtsjahren möchte Papst Benedikt IX. endlich etwas selbst bestimmen, und er verlangt deshalb im Konsistorium der sieben suburbikarischen Bischöfe, dass alle Geistlichen von jetzt an ein tugendhaftes Leben führen. Die Kirchenführer, die alle ihre Konkubinen haben, nehmen ihn jedoch nicht ernst, und als Benedikt insistiert, sagt Kardinal Giampini zum Kanzler Petrus da Silva: „Bringt den Bengel raus, Eminenz. Damit wir endlich arbeiten können.“

Beim Hochamt am Aposteltag des Jahres 1037 in der Peterskirche erschallt plötzlich der Ruf: „Nieder mit dem Papst!“ Ugolino, der Sohn des Albinergrafen Severo, führt den Aufstand an. Erst der Schreck, den eine unerwartete Sonnenfinsternis auslöst, beendet den Kampf. Alberico di Tuscolo liegt tot am Boden. Er wurde erstochen. Sein Sohn, Papst Benedikt IX., ist auf der Flucht.

Er reitet zu dem Einsiedler Giovanni Graziano. Sein Bruder Gregorio ist schon vor ihm dort, und Benedikt belauscht in bei der Beichte. Offenbar hatte Gregorio beabsichtigt, ihn während der Erhebung in der Peterskirche zu ermorden. Erschrocken zieht Benedikt sich zurück, ohne von den beiden anderen Männern bemerkt zu werden.

Chiara, die sich Sorgen um ihn macht, findet ihn in einer Höhle, in der sie sich schon als Jugendliche versteckten. Sie lässt es zu, dass er sie küsst und ihre Brüste liebkost, doch bevor er in sie eindringen kann, muss sie sich übergeben. Wenige Minuten später erleidet sie eine Fehlgeburt. Benedikt trägt sie in die Abtei von Grottaferrata.

Domenico berichtet Petrus da Silva, er habe Gregorio am Aposteltag mit einem Messer gesehen und weist darauf hin, dass Alberico di Tuscolo erstochen wurde. Der Kanzler fordert ihn auf, niemandem sonst davon zu erzählen. Stattdessen soll er Mordanklage gegen Ugolino erheben und bei dem Verfahren als Zeuge gegen ihn aussagen. Domenico lehnt es zunächst ab, eine Falschaussage zu machen, aber Petrus da Silva droht, andernfalls werde er nicht nur dafür sorgen, dass Chiara ihn für Albericos Mörder hält, sondern ihn auch wegen des Verbrechens anklagen.

Benedikt kehrt nach Rom zurück und verschanzt sich in der Engelsburg. Er ist zugegen, als Ugolino sich vor einem Gericht verantworten muss, dessen Leitung der Kanzler ausgerechnet Gregorio di Tuscolo übertrug, nachdem er Albericos Mörder vorher zum Ersten Konsul von Rom erhoben hatte. Ugolino wird zum Kummer seines Vaters für schuldig befunden und auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

Kaiser Konrad II. machte sich Ende 1036 zum zweiten Mal auf den Weg über die Alpen. Papst Benedikt IX. und Petrus da Silva ziehen ihm einige Monate später entgegen und treffen ihn in Cremona. Inzwischen hat Konrad einen von fast allen wichtigen römischen Adelsfamilien mitunterzeichneten Brief des Albinergrafen Severo erhalten, in dem die angeblich von den Tuskulanern verantworteten Missstände aufgezählt werden. Severo klagt, sein Sohn sei zu Unrecht hingerichtet worden und fordert den Kaiser auf, den verbrecherischen Papst abzusetzen.

Konrad möchte erst einmal, dass Benedikt die von ihm bereits vorgenommene Amtsenthebung und Exkommunikation des Erzbischofs Eriberto und die Einsetzung des Propstes Ambrosius zum neuen Metropoliten von Mailand bestätigt. Petrus da Silva kann es kaum fassen, dass der weltliche Herrscher sich angemaßt hat, in die Personalpolitik der Kirche einzugreifen. Er protestiert, aber dann versucht er, möglichst viel für Benedikts Absegnung der getroffenen Entscheidungen herauszuschlagen. Der zähen Verhandlungen und immer neuen Forderungen des Kanzlers müde, wendet Konrad sich während eines Jagdausflugs an Benedikt. Der vertraut dem Kaiser schließlich seine Geschichte an. Da hat Konrad eine Idee: Der Papst soll die Mailand betreffenden Regelungen akzeptieren. Dafür will der Kaiser ihn nicht nur in seinem Amt bestätigen und nach Rom zurückbringen, sondern ihn auch bei der Abschaffung des Zölibats unterstützen, damit er Chiara heiraten kann. Die Annullierung ihrer Ehe mit Domenico dürfte kein Problem sein.

Angesichts des kaiserlichen Heeres schwören die maßgeblichen römischen Familien Papst Benedikt IX. erneut die Treue. Um sich Gregorios Unterstützung sicher sein zu können, verlangt Benedikt von ihm ein schriftliches Geständnis seiner Mordabsicht am Aposteltag. Dafür spricht er ihn von seinen Sünden los und erhebt ihn zum Patronus der Stadt.

Petrus da Silva, der sich darüber ärgert, dass Benedikt seine Versuche vereitelt hat, möglichst viel für die Absegnung der Mailänder Angelegenheit zu bekommen, hintertreibt die Einberufung einer Synode, die den Zölibat abschaffen soll. Benedikt will die Synode in Neapel einberufen. Doch bevor es dazu kommt, erfährt er, dass das kaiserliche Heer in Apulien durch Sumpffieber dezimiert wurde und Konrad die Appeninhalbinsel auf einem Schiff verlassen hat, um über Marseille nach Deutschland zurückzukehren. Damit lässt sich die Absicht, den Zölibat abzuschaffen, nicht mehr verwirklichen.

Chiara verteilt schon seit einiger Zeit mit Annas Hilfe im Hof der Crescentierburg Essen an Bedürftige. 1039 lässt ihr Mann in der römischen Gemeinde Santa Maria della Rotonda ein Armenhaus bauen. Chiara hält die von ihr versorgten Menschen dazu an, Kruzifixe und andere Devotionalien zu basteln, die sie dann zum Beispiel an Pilger verkauft, um Geld für den Unterhalt des Armenhauses einzunehmen.

Verzweifelt darüber, dass er Chiara nun doch nicht heiraten kann, fordert Benedikt Gott heraus, indem er prasst, säuft und hurt. Auf diese Weise kann er sich wenigstens zeitweise von seinem Unglück ablenken. Als Gregorio ihn 1044 darauf hinweist, dass kein Geld mehr verfügbar sei und es auch keine Bischöfe mehr gebe, bei denen es sich lohnen würde, sie wegen irgendeines Vergehens anzuklagen und ihr Vermögen einzuziehen, weist Benedikt ihn an, den Silbergehalt der Münzen weiter zu verringern.

Die Falschmünzerei bleibt nicht lange verborgen. Graf Severo nutzt die Gerüchte, um das Volk gegen Benedikt und dessen Brüder aufzuwiegeln. Der Papst wird auf offener Straße angegriffen. Auf der Flucht gelangt er durch Zufall in Chiaras Armenhaus und trifft dort auf Domenico. Der sorgt dafür, dass Annas Ehemann Antonio den Papst auf einem Jauchewagen in Sicherheit bringt. Domenico wird von den Häschern, die Benedikt im Armenhaus vermuten, halb tot geschlagen.

Die Sabiner veranlassen, dass Bischof Giovanni di Sabina am 7. Januar 1045 zum Gegenpapst erhoben wird. Petrus da Silva unterrichtet Konrads Nachfolger König Heinrich III. darüber und fordert ihn auf, Benedikt IX. wieder einzusetzen, aber der Herrscher lehnt es ab, in den Streit einzugreifen. Die Tuskulaner stellen ein Heer auf und greifen an, obwohl die feindliche Streitmacht doppelt so stark ist. In der Schlacht in Trastevere treffen Benedikt und Domenico aufeinander. Der Crescentier verletzt den Tuskulaner durch einen Schwerthieb, aber bevor er ihn töten kann, trifft ihn Gregorios Messer. Ein Erdbeben beendet die Kämpfe. Papst Silvester III. flieht aus der Stadt.

Auf dem Sterbebett verrät Domenico seiner Frau, dass Alberico di Tuscolo nicht von Ugolino, sondern von Gregorio ermordet wurde.

Sieben Wochen nach dem Tod seines Schwiegersohns unterbreitet Girardo di Sasso dem Kanzler des Vatikans einen Vorschlag zur Befriedigung Roms: Benedikt soll auf die Cathedra verzichten und Domenicos Witwe Chiara heiraten. Als neuen Papst hat der Graf von Sasso den untadeligen Einsiedler Giovanni Graziano vorgesehen.

Giovanni Graziano ist bereit, die schwere Bürde auf sich zu nehmen, um seinen Fehler wiedergutzumachen, Teofilo für auserwählt gehalten zu haben. Benedikt feilscht mit ihm um den Preis und erreicht schließlich, dass sein designierter Nachfolger zusagt, ihm den Peterspfennig aus England zu überschreiben.

Aber Chiara glaubt, Teofilo nicht lieben zu dürfen und bittet ihren Beichtvater Bartolomeo, den Abt des Klosters von Grottaferrata, sie als Nonne aufzunehmen. Bartolomeo, der von der Abmachung zwischen dem amtierenden und dem neuen Papst weiß, überredet sie erst einmal dazu, Benedikt anzuhören. Der Tuskulaner übergibt Chiara ein Dokument, mit dem der Peterspfennig aus England beansprucht werden kann. Das Geld soll sie für ihr Armenhaus verwenden. Teofilo will die Geliebte auf diese Weise von seinen lauteren Absichten überzeugen, aber sie unterstellt ihm, sie kaufen zu wollen und wirft das Pergament verärgert auf den Boden.

Dennoch legt Benedikt IX. am 1. Mai 1045 sein Amt nieder, und Giovanni Graziano folgt ihm als Papst Gregor VI. auf den Heiligen Stuhl.

Kurz darauf legt sich Gräfin von Tuskulum zum Sterben nieder. Bevor Ermilina für immer die Augen schließt, nimmt sie ihrem jüngsten Sohn das Versprechen ab, Chiara auf keinen Fall zu heiraten.

Chiara bringt knapp neun Monate nach dem Tod ihres Mannes einen Sohn zur Welt, den sie Domenico nennt und Nicchino ruft.

1046 verkünden Herolde, Benedikt IX. sei noch immer der rechtmäßige Papst. Um das Volk für ihn zu gewinnen, macht Gregorio in seiner Funktion als Kommandant des Stadtregiments Annas in der Münze arbeitenden Ehemann zum Sündenbock für die Falschmünzerei und lässt ihm öffentlich den rechten Arm abschlagen.

Bald darauf zieht König Heinrich III. nach Süden, um sich in Rom zum Kaiser krönen zu lassen. Doch es gibt drei Päpste: Benedikt IX., Silvester III. und Gregor VI. Welcher ist der rechtmäßige?

Petrus da Silva und Gregor reiten dem König entgegen und treffen ihn in Piacenza. Aber statt sofort eine Entscheidung zu treffen, beruft Heinrich III. eine Synode nach Sutri ein, auf der die Angelegenheit untersucht werden soll. Sie beginnt am 20. Dezember 1046. Silvester III. verzichtet auf das Amt. Gregor VI. erwähnt unbedacht, dass er seinem Vorgänger den Peterspfennig aus England überschreiben musste. Damit überführt er sich selbst der seit einiger Zeit verbotenen Simonie, und der König drängt ihn deshalb zum Rücktritt.

Benedikt ist nicht nach Sutri gekommen. Er tritt erst in Rom vor den König und erklärt sich bereit, für alle Zeit auf die Cathedra zu verzichten, wenn sein Anspruch auf den Peterspfennig erhalten bleibt. „Pacta sunt servanda“, meint Heinrich zustimmend.

Am 25. Dezember 1046 wird Erzbischof Suidger von Bamberg zum neuen Papst Clemens II. erhoben. Seine erste Amtshandlung ist die Kaiserkrönung Heinrichs III. Um sein Eingreifen wenigstens nachträglich zu legitimieren, lässt der Kaiser sich zum Patricius, also Schutzherrn Roms ernennen.

Auf Geheiß des Kaisers überbringt Petrus da Silva Chiara das Pergament, das sie zur rechtmäßigen Empfängerin des Peterspfennigs macht. Als Gegenleistung verlangt er, dass sie den Schleier nimmt und ein Kloster gründet.

Sobald Heinrich III. die Alpen wieder überquert hat, meldet sich Bonifacio di Canossa, der mächtige Markgraf von Tuscien, bei Gregorio di Tuscolo und bietet ihm an, die Wiedereinsetzung Benedikts zu unterstützen. Er befürchtet nämlich, dass ihm ein vom Kaiser abhängiger Papst über kurz oder lang seine Fürstentümer streitig machen könnte.

Papst Clemens II. begleitete den Kaiser nach Norden und hält sich noch immer in einem Kloster in Pesaro auf. Um ihn endlich wieder nach Rom zu holen, reitet Petrus da Silva im Herbst 1047 nach Pesaro, aber er findet den Heiligen Vater tot vor. In der Nähe steht eine Karaffe Wein. Der Kanzler taucht einen Finger hinein und stellt fest, dass der Wein nach Bleizucker schmeckt. Offenbar wurde Clemens vergiftet.

Weil Pater Anselmo behauptet, Benedikt IX. als letzten Besucher Clemens‘ II. gesehen zu haben, gerät der Tuskulaner unter Mordverdacht. Um seine Unschuld beweisen zu können, gibt Benedikt dem Drängen seiner Brüder und Bonifacios nach und übernimmt im November 1047 erneut die Cathedra.

Er lässt Pater Anselmo nach Rom bringen, aber bevor der Mönch zur Aussage gebracht werden kann, erhängt er sich [Suizid]. Immerhin hinterlässt er einen Zettel mit dem Geständnis, er habe Papst Clemens II. selbst vergiftet, um ihn berauben zu können.

Inzwischen wird Petrus da Silva von Kaiser Heinrich III. in Pöhlde am Harz empfangen. Obwohl Bischof Wazo von Lüttich in einem Gutachten zu dem Schluss kam, dass Benedikt IX. der rechtmäßige Papst sei, ernennt der Herrscher Bischof Poppo von Brixen zum neuen Oberhaupt der Kirche.

Als Poppo nach Rom gebracht werden soll, stellt sich ihm der Markgraf von Tuscien entgegen. Erst als der Kaiser mit einem Feldzug droht, gibt Bonifacio di Canossa den Weg frei.

Poppo von Brixen, der sich nun Damasus II. nennt, stirbt jedoch am 9. August 1048 nach gut drei Wochen im Amt.

Nicchino wird entführt. Drei Wochen später erhält Chiara einen anonymen Erpresserbrief. Im Austausch gegen das Kind wird die Abtretung ihres Anspruchs auf den Peterspfennig aus England verlangt. Chiara verdächtigt Teofilo als Drahtzieher.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Der ließ sich gerade drei Tage lang in Albano an den Pranger ketten.

Eine Tomate traf Teofilo am Kopf. In klebrigen Schlieren rann der Brei an seinen Wangen herab und drang ihm in den Mund, wo er sich mit dem Schleim eines faulen Eis vermischte, das in seinem Gesicht zerplatzt war. Teofilo hatte sich schon zweimal übergeben, und wieder würgte er, um sich von dem Ekel zu befreien. Doch je mehr er sich wehrte, umso schlimmer wurde es. Zersplitterte Eierschalen gelangten in seinen Rachen, an denen er zu ersticken glaubte. […]
Sein Gesicht war voll von Unrat und seinem eigenen Erbrochenem während Hunderte Menschen um ihn herum johlten und feixten und lachten und sich nicht satt sehen konnten an seinem Unglück.

Nach der Tortur am Pranger zog Teofilo sich in die verwaiste Einsiedelei des Verbannten Giovanni Graziano zurück. Dort sucht Chiara ihn auf und beschuldigt ihn, ihren Sohn entführt zu haben. Bevor er darauf antworten kann, wirft sie ihm die Urkunde hin und steigt wieder in die Kutsche.

Teofilo ahnt, dass Gregorio das Kind versteckt. Im Stadthaus trifft er ihn nicht an, und als er es in der Burg der Tuskulaner versucht, wird er von Gregorios Männern gepackt und in ein Verließ gesperrt.

Zum Nachfolger Damasus‘ II. bestimmt Kaiser Heinrich III. den Bischof von Toul, Bruno Graf von Egisheim-Dagsburg. Der trifft Anfang 1049 in Rom ein und wählt den Papstnamen Leo IX. Mit ihm hat die Kirche endlich wieder ein Oberhaupt, das beherzt durchgreift. Papst Leo IX. rüstet unverzüglich zum Krieg gegen die Tuskulaner und nimmt deren Burg ein. Gregorio, Ottaviano und Pietro werden festgenommen. Der Kanzler entdeckt Teofilo in einem Verließ und befreit ihn.

Um Nicchino zurückzubekommen, versucht Chiara die Tuskulaner unter Druck zu setzen. Sie zeigt Gregorio di Tuscolo beim Kanzler wegen der Ermordung seines Vaters an. Ugolino sei zu Unrecht verurteilt und hingerichtet worden, sagt sie. Unter der Bedingung, dass Chiara auf den Peterspfennig verzichtet, erklärt Petrus da Silva sich bereit, gegen Gregorio vorzugehen.

Unter dem Vorsitz des Sabinergrafen Severo und im Beisein des Papstes tagt das Gericht, vor dem Gregorio sich verantworten muss. Petrus da Silva, der die Anklage vertritt, ruft Chiara di Sasso als Zeugin auf. Sie sagt aus, was ihr Mann auf dem Sterbebett gestand. Gregorio fürchtet um sein Leben und gerät ins Schwitzen. Da flüstert Girardo di Sasso ihm von hinten zu, seine Tochter werde ihre Aussage widerrufen, sobald ihr Sohn wieder bei ihr sei. In seiner Not verrät Gregorio, dass er das Kind ins Bordell Laterna Rossa gebracht und der Prostituierten Sofia anvertraut habe.

Girardo eilt fort. In diesem Augenblick taucht unerwartet Teofilo im Gerichtssaal auf. Er beschuldigt seinen ältesten Bruder, am Aposteltag des Jahres 1037 einen Mordanschlag auf ihn, den damaligen Papst, versucht zu haben und legt als Beweis das schriftliche Geständnis vor. Auf die Frage, ob er auch bezeugen könne, dass Gregorio den Vater erstochen habe, antwortet er: „Nein.“ Deshalb vermuten sowohl Chiara als auch Gregorio, dass Teofilo nur gekommen sei, um seinen Bruder mit einem geschickten Schachzug vor einem Todesurteil wegen Mordes zu bewahren.

Chiara wird aufgefordert, ihre Aussage gegen den Angeklagten unter Eid zu wiederholen. Wegen der Zusage, die sie Gregorio durch ihren Vater machen ließ, lehnt sie das ab.

Daraufhin fällt das Gericht das Urteil. Ugolino wird post mortem freigesprochen und rehabilitiert. Gregorio wird im Mordfall Alberico di Tuscolo aus Mangel an Beweisen freigesprochen, aber wegen der versuchten Ermordung seines Bruders zum Tod durch den Strang verurteilt. Weil die fehlgeschlagene Anklage traditionsgemäß auf den Ankläger zurückfällt, verurteilt der Papst auch Petrus da Silva zum Tod.

Die Hinrichtungen finden auf dem Petersplatz statt: Gregorio di Tuscolo stirbt am Galgen, und Petrus da Silva wird mit einem Schwert enthauptet.

Girardo di Sasso bringt seinen Enkel zur Mutter zurück.

Ein Traum öffnet Chiara die Augen. Sie eilt daraufhin zu der Einsiedelei. Dort stößt sie auf ein frisch ausgehobenes Grab, aber Teofilo ist nicht da. Sie findet ihn auf einem Felsvorsprung, hält ihn davon ab, sich in die Tiefe zu stürzen und gesteht ihm, dass sie ihn liebe.

– – –

1981 tagt die päpstliche Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen im Vatikan. Der taiwanesische Kurienkardinal Jiao Xing beantragt die Seligsprechung des Papstes Benedikt IX., aber Paul Mortimer, der Bischof von Chicago, verwahrt sich vehement dagegen und verweist auf die Schandtaten des mittelalterlichen Kirchenoberhauptes. Monsignore Silvretta erklärt sich schließlich bereit, ein Konvolut von Dokumenten über Papst Benedikt IX. zu sichten und am nächsten Tag eine Zusammenfassung vorzutragen.

Er liest die ganze Nacht.

Unter anderem entdeckt er eine Heiratsurkunde vom 22. März 1050, die beweist, dass Teofilo und Chiara am Ende doch noch ein Paar wurden.

Am nächsten Morgen weist er in der Kongregation darauf hin, dass Jesus die Menschheit ohne den Verräter Judas nicht hätte erlösen können. Er meint, Benedikt IX. sei zwar kein Vollender, aber ein Wegbereiter wie Judas gewesen, denn aus seinem Pontifikat entstand eine neue Ordnung. Silvretta zitiert Bartolomeo, den Abt des Klosters von Grottaferrata:

„Denkt an die Raupe und den Schmetterling […]. Vielleicht war die Schreckensherrschaft der Tuskulaner nötig, damit aus dem Chaos das Heil entstehen konnte. Papst Benedikts Pontifikat war dann die Larve, aus der Papst Leo schlüpfen sollte, um das Gefüge von weltlicher und himmlischer Macht neu zu ordnen und sowohl Rom als auch der Christenheit endlich die Pax dei zu bringen, den Gottesfrieden.“

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Über Papst Benedikt IX. wissen wir wenig. Nicht einmal sein Alter bei der Papstwahl ist bekannt. Peter Prange geht in seinem Roman „Der Kinderpapst. Roman eines Verdammten“ davon aus, dass Benedikt bei der Amtseinführung noch ein Kind war, aber der damalige Papst könnte auch 20 Jahre alt gewesen sein. Gerüchten zufolge wollte Papst Benedikt IX. in den Laienstand zurückkehren, um die Frau heiraten zu können, in die er sich verliebt hatte. Gesichert ist dies keineswegs, und bei Chiara di Sasso handelt es sich auf jeden Fall um eine fiktive Romanfigur.

Peter Prange schreibt im mit „Dichtung und Wahrheit“ überschriebenen Nachwort:

Diese Widersprüchlichkeit in Benedikts Charakter und Wirken hat mich gereizt. Durch den Schleier der Geschichte sah – oder vielmehr erahnte – ich einen Mann, der zerrissen war zwischen Macht und Liebe. Einen Mann, der sich nach der Liebe einer Frau verzehrte und zugleich von der Macht seines Amtes besessen war. Und einen Mann, dem die Erhebung zum Papst zum Fluch geriet, doch der nach langer Irrfahrt schließlich durch die Liebe von seinen inneren Dämonen erlöst werden konnte.

In „Der Kinderpapst. Roman eines Verdammten“ verknüpft Peter Prange historische Tatsachen und Spekulationen mit einer fiktiven Handlung. Das Ergebnis ist ein historischer Roman mit einer fulminanten Liebesgeschichte.

Mit großer Fabulierlust hat Peter Prange sich Machtproben und Intrigenspiele mit immer wieder neuen Wendungen ausgedacht. Ebenso farbig wie die Szenen sind die Figuren. Der Protagonist ist ein widersprüchlicher Charakter, der trotz seiner Verbrechen als Sympathieträger und Identifikationsfigur dient. Das gilt auch für den Kanzler des Vatikans, der nicht vor der Verhängung eines Todesurteils gegen einen Unschuldigen zurückschreckt, wenn er glaubt, damit Schaden von der Kirche abwenden zu können. Die Figuren sind also nicht gut oder böse, sondern ambivalent – und das macht sie lebendig.

Die mitreißende, im Mittelalter spielende Geschichte hat Peter Prange in eine kleine, auf 1981 datierte Rahmenhandlung eingebettet.

Sprachlich ist „Der Kinderpapst. Roman eines Verdammten“ nicht durchgängig überzeugend. Da gibt es Ausrutscher wie den folgenden:

Gregorio gab der molligen Brünetten […] einen Klaps auf ihren schneeweißen Prachtarsch.

Besonders kitschig wirkt der mehrmals wiederholte Vergleich weiblicher Brüste mit süßen Früchten.

Diese weißen, quellenden Brüste, die sich ihm darboten wie zwei pralle, überreife Früchte, nach denen er nur zu greifen brauchte, um sich an ihnen zu laben.

Auf Seite 318 heißt es:

Sie sprang von ihrem Stuhl, und, eine Hand vor dem Mund, riss sie ein Fenster auf, um sich zu übergeben.

Die Szene spielt 1045. Da gab es wohl noch keine Fenster, die sich öffnen und schließen ließen. Im Übrigen sprang sie wohl nicht von ihrem Stuhl (herunter), sondern sie sprang auf.

Den Roman „Der Kinderpapst“ von Peter Prange gibt es in einer von Florian Bald gekürzten Fassung auch als Hörbuch, gelesen von Tobias Kluckert (Regie: Sebastian Kressin, Hamburg 2012, 570 Minuten, ISBN 978-3-86952-128-2).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012
Textauszüge: © Peter Prange, vertreten durch AVA, und Pendo Verlag

„Kinderpapst“ Benedikt IX. (kurze Biografie)

Peter Prange: Das Bernstein-Amulett
Peter Prange: Die Principessa
Peter Prange: Die Philosophin
Peter Prange: Miss Emily Paxton / Die Rebellin
Peter Prange: Himmelsdiebe
Peter Prange: Ich, Maximilian – Kaiser der Welt
Peter Prange: Die Rose der Welt
Peter Prange: Unsere wunderbaren Jahre
Peter Prange: Eine Familie in Deutschland

Christiane Höhmann - Letztes Licht
In ihrem Roman "Letztes Licht" beschäftigt sich Christiane Höhmann mit der Frage, wie Menschen mit dem Verlassenwerden umgehen. Sie denkt sich intensiv in den Protagonisten hinein und leuchtet dessen psychische Krise aus. "Letztes Licht" bietet eine bewegende, anschauliche und am Ende ermutigende Lektüre.
Letztes Licht