Peter Prange : Die Rose der Welt

Die Rose der Welt
Die Rose der Welt Originalausgabe: Fischer Scherz, Frankfurt/M 2016 ISBN: 978-3-651-02264-5, 510 Seiten ISBN: 978-3-10-403283-2 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Mit einem Streik von 1229 bis 1231 er­kämpfen sich die Lehrenden und Lernen­den der Pariser Universität Selbst­verwal­tungs­rechte. Es geht um die Freiheit der Wissenschaften. Vor diesem historischen Hintergrund entwickelt sich die fiktive Handlung. Im Mittelpunkt steht Robert Savetiers Konflikt zwischen der Liebe zu einer Frau und zur Wissen­schaft. Um Theologie studieren zu können, muss er zölibatär leben. Außerdem handelt es sich bei Marie um die Ehefrau seines Freundes Paul ...
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Kritik

Peter Prange verknüpft in "Die Rose der Welt" historische Tatsachen und das Thema Freiheit der Wissen­schaf­ten mit einer fiktiven, farbigen und konfliktreichen Geschichte, die er im ständigen Wechsel zwischen den Handlungssträngen chronologisch entwickelt.
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Sorbon, 1223. Der 16-jährige Paul Dubois und sein zwei Jahre jüngerer Freund Robert Savetier sind unzertrennlich. Die beiden träumen von einem Studium in Paris. Robert könnte Sorbon ohne weiteres verlassen, denn er ist nur der Sohn eines Flickschusters, aber Paul, der Frondienst auf dem Gutshof der Familie Valmont leistet, müsste sich erst freikaufen. Das Geld dafür stehlen die beiden Jungen aus dem Opferstock in der Kirche. Abbé Lejeune durchschaut sie und fordert das Geld zurück, kauft dann jedoch Paul frei. Vor seiner Abreise verspricht Paul, seinen als Pfand für die Rückgabe des vom Pfarrer ausgelegten Betrags in Sorbon zurückbleibenden Freund baldmöglichst auszulösen. Als er das nach einem Jahr noch immer nicht getan hat, gibt Abbé Lejeune Robert dennoch frei.

Bereits nach fünf Jahren Studium der sieben Artes liberales (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie) an der Universitas magistrorum et scholarium Parisiensis meldet Robert sich Anfang 1229 fürs Abschlussexamen an. Victor d’Alsace, Doktor der Theologie und berühmtester Professor in Paris, bietet Robert an, nach dem Grundstudium sein Schüler zu werden. Damit erfüllt sich für den ehrgeizigen jungen Mann ein Traum.

Den Kontakt mit Paul hat Robert seit seiner Ankunft in Paris gemieden.

Paul ersetzte seinen Nachnamen Dubois in Paris durch Valmont. Statt zu studieren, betreibt er ein Skriptorium mit 23 Kopisten. Obwohl die Geschäfte gut laufen, hat er sich bei dem Lombarden Ludovico Sogna verschuldet, um ein Haus mit Fenstern aus Glas statt Pergament bewohnen zu können. 1225 wurde Marie, die Tochter eines Apothekers in Argenteuil, seine Ehefrau. Seither war sie zweimal schwanger, aber beide Kinder starben kurz nach der Geburt.

Robert wohnt bei seinem Freund Pierre Henri Bernard Vicomte de Joinville, dem Enkel eines königlichen Ministers. Henri drängt ihn, am Karnevalsdienstag mit zur Eselsmesse im Faubourg Saint-Marcel zu kommen. Daran nimmt auch Paul teil. Robert spuckt zunächst vor ihm aus, aber dann versöhnt er sich doch mit seinem früheren Freund.

Stolz führt Paul ihn durchs Skriptorium.

„Bücher“, sagte er, „enthalten Wissen, und Wissen ist in einer Stadt, in der dreihundertfünfzig Professoren und fünftausend Studenten leben, eine begehrtere Ware als jede andere. Doch solange es von einem Buch nur ein einziges Exemplar gibt, ist diese Ware für die meisten Käufer unerschwinglich. Selbst wenn man ein paar Kopien anfertigt, kann sich kaum jemand eine Abschrift leisten, weil jede einzelne ja monatelange Arbeit erfordert. Außerdem will niemand so lange warten, um in ihren Besitz zu belangen. Die Professoren wollen möglichst schnell erfahren, welche Thesen ihre Kollegen vertreten, und die Studenten müssen ihr Examen machen. Darauf beruht mein Geschäft.

Pauls einziger Konkurrent ist der Stationarius, der Leiter der Universitätsbuchhandlung.

Bei der Eselsmesse in Saint-Marcel kam es zwischen den Studenten und dem Wirt Père Gustave zum Streit. Am Aschermittwoch ruft Henri zum Rachefeldzug auf. Robert weigert sich allerdings, dabei mitzumachen, denn schon die Teilnahme an der Eselsmesse gefährdete seine Zukunft als Theologie-Student. Eine von Henri angeführte Horde von Studenten attackiert den Wirt. Nachbarn eilen ihm zwar zu Hilfe, aber sie werden von den mit Knüppeln bewaffneten Angreifern ebenfalls verprügelt.

Als Henri mit seinen Gefährten am nächsten Tag den Sieg über die Bürger feiert, ist auch Robert dabei. Plötzlich taucht eine Reiterschar auf. Eine vom Stadtpräfekten Auguste Mercier angeführte militärische Einheit greift die Studenten an, denn Blanka von Kastilien, die Witwe Ludwigs VIII., die für ihren 1214 geborenen Sohn Ludwig IX. die Regentschaft führt, bestand darauf, ein Exempel zu statuieren. Mehrere Studenten werden totgeprügelt, andere festgenommen, darunter Robert. Man sperrt ihn im Verlies unter dem Rathaus von Saint-Marcel ein.

Er entkommt allerdings mit Hilfe von Père Gustaves 17-jährigem Schankmädchen Suzette – der Tochter eines Dorfpfarrers –, die eigentlich ihrem Verlobten LeBœuf die Flucht ermöglichen wollte. Während überall nach Robert gefahndet wird, versteckt ihn Suzette in ihrer Kammer über der Taverne.

LeBœuf wird tot aufgefunden. Die Soldaten haben ihn erschlagen. Damit dem Studenten ein Armenbegräbnis erspart bleibt, besticht Henri den Prior der Stiftskirche von Saint-Marcel, der sonst keine Beerdigung in der geweihten Erde des Friedhofs zugelassen hätte.

Paul sucht Victor d’Alsace auf und bittet ihn, Robert heimlich bei sich aufzunehmen. Aber der Theologe hält das für zu riskant:

„Es geht um das Wohl und die Zukunft der Universität“, erwiderte Victor. „Robert gilt als Rädelsführer der Studenten. Wenn er in meinem Haus entdeckt wird, wird das unabsehbare Folgen haben, für uns alle. Dann wird Kanzler Philipp, der als Einziger die Amtsgewalt besitzt, unsere Sache bei Hof zu vertreten, sich der Haltung des Bischofs und der Regentin anschließen. Wilhelm und Blanka aber werden die Vorfälle von Saint-Marcel zum Vorwand nehmen, uns mit Verboten zu überziehen. Statt unsere Freiheiten auszuweiten, werden sie sie einschränken.“

Paul bleibt nichts anderes übrig, als seinen Freund selbst zu verstecken. Er bringt ihn in einer Dachkammer unter, und Marie versorgt den Untergetauchten. Robert macht sich als Kopist nützlich – und verliebt sich in die Ehefrau seines Freundes, die seine Gefühle erwidert. Die kluge und wissbegierige Apothekers­tochter schätzt es, dass Robert ihr philosophische Zusammenhänge erklärt, denn Paul denkt mehr ans Geschäft.

Victor d’Alsace lässt sich von Pierre Henri Bernard Vicomte de Joinville bzw. dessen Großvater eine Audienz beim König vermitteln. Im Namen von 227 Magistern aller Fakultäten protestiert er gegen das Massaker in Saint-Marcel, bei dem acht Studenten ums Leben kamen. Er verlangt die Bestrafung der Schuldigen und droht andernfalls ab Ostern mit einem Streik der Lehrenden und Lernenden an der Universitas magistrorum et scholarium Parisiensis.

Blanka von Kastilien, die ihrem Sohn erklärt, dass Kirche und Krone die Säulen der Ordnung seien, weist die Forderungen zurück, und Ludwigs Erzieher Wilhelm von Auvergne, der Bischof von Paris, bestärkt sie in dieser Haltung. Die Machthaber begrüßen das Angebot des Dominikaners Orlando de Cremona, die Universität ohne die weltlichen Professoren weiterzuführen. Pater Orlando wiederum will die Gelegenheit nutzen, seinem Orden mehr Einfluss zu verschaffen. Die Dominikaner drängten bereits den Kanzler Philipp, Victor d’Alsace die Lehrerlaubnis zu entziehen, weil der Theologe in seinen Werken und Vorlesungen nicht nur berücksichtigt, was Aristoteles über Logik und Rhetorik lehrte, sondern auch auf die Anschauungen dieses griechische Heiden in Naturlehre, Ethik und Metaphysik eingeht.

Ja, wenn die Universitas magistrorum et scholarium Parisiensis jetzt in ihren Grundfesten erbebte, dann nur, um sich an Haupt und Gliedern zu erneuern. Indem die Vorherrschaft der Weltgeistlichen gebrochen und durch das Regiment der Ordensleute ersetzt wurde, auf dass der wahre Glaube im Gewand einer geläuterten Lehre wiederauferstand.

Pauls Oberkopist Jacques Pèlerin, der seit dem Tod seiner Frau Anne vor fünf Jahren allein für die sechs Kinder sorgen muss, entdeckt unter den fertigen Kopien eine fremde Handschrift. Als er außerdem bemerkt, dass Marie Essen nach oben trägt, legt er sich auf die Lauer und durchschaut bald, dass Paul und Marie Valmont den entflohenen Häftling Robert Savetier verstecken. In der Erwartung einer Belohnung meldet Jacques es dem Stadtpräfekten. Auguste Mercier erfährt außerdem, dass der aufrührerische Theologe Victor d’Alsace im Skriptorium erwartet wird, weil er bereit ist, die Kopien seiner Werke durch seine Signatur zu autorisieren. Soldaten stürmen Pauls Haus. Weil Robert jedoch erneut entkommen ist, kann auch Victor d’Alsace nicht, wie geplant, wegen Verschwörung festgenommen werden.

Robert findet Zuflucht bei Maries verwitwetem Vater Albert in Argenteuil.

Der Wirt Père Gustave wirft Suzette hinaus, als er ihr einen Heiratsantrag macht und sie mit einem Brechreiz kämpft. Eine neue Anstellung findet sie im „Roten Hahn“, einer Schenke mit Bordell. Paul kommt oft zu ihr. Schließlich ist sie schwanger. Das findet Paul gut, und er verspricht, sich nicht nur zu dem Kind zu bekennen, sondern es auch in seinem Haus aufwachsen zu lassen.

Die Streikenden beabsichtigen, nach Toulouse umzusiedeln, wo ihnen Graf Raimund VII. umfassende Privilegien zugesagt hat, nicht weil er die Freiheit der Lehre verteidigen möchte, sondern weil er sich davon eine Stärkung in seinem Konflikt mit der Krone verspricht. Robert beschließt im letzten Augenblick, doch nicht mit nach Toulouse zu gehen. Während er Victor d’Alsace aufsucht, um ihm das mitzuteilen, warnt der Apotheker Albert seinen Schwiegersohn, dass Marie und Robert miteinander durchbrennen wollen. Er verachtet zwar Paul als Banausen und hätte für seine Tochter lieber einen gebildeten Mann wie Robert gehabt, aber er glaubt, dass eine vor Gott geschiedene Ehe nicht gebrochen werden dürfe.

Als Henri Marie in Argenteuil abholen will, stellt sich ihnen Paul in den Weg.

In Versailles, einem Dorf zwischen Paris und Orléans, wartet Robert auf Marie. Sie kommt in Begleitung ihres Ehemanns und fragt Robert, ob er eine im „Roten Hahn“ beschäftigte junge Frau namens Suzette kenne und ein Kind mit ihr gezeugt habe. Robert beteuert, nie in dem Bordell gewesen zu sein und Suzette nur als Schankmädchen in Père Gustaves Wirtshaus gekannt zu haben. Weil er jedoch in der Nacht, in der er sich in ihrer Kammer versteckte, von ihr in die körperliche Liebe eingeführt wurde, hält er es für möglich, der Vater des ungeborenen Kindes zu sein.

Marie kehrt mit Paul nach Paris zurück. Robert zieht nun doch mit den anderen nach Toulouse und heiratet dort Suzette, damit das Kind einen Vater hat. Allerdings vollzieht er die Ehe auf Anraten Victors nicht, weil er sich damit die Möglichkeit eines Theologie-Studiums endgültig verbaut hätte. Der Sohn, den Suzette zur Welt bringt, erhält den Namen Jean-Marie.

In Toulouse legt Robert vor John of Garland, dem Kanzler der Hochschule und Dekan der Artisten-Fakultät, sowie den anderen Prüfern das Examen ab und erwirbt damit den akademischen Titel Magister Artium.

Die Dominikaner setzen in Paris den Universitätsbetrieb fort. Der Kanzler Philipp promoviert Pater Orlando de Cremona zum Doktor der Theologie und beruft ihn auf den Lehrstuhl für Theologie. Allerdings bleiben von den 5000 Studenten der Universitas magistrorum et scholarium Parisiensis weniger als 1000.

Der Stadtpräfekt setzt sich dafür ein, dass Jacques Pèlerin zum neuen Stationarius ernannt wird. Damit revanchiert er sich dafür, dass ihm der Kopist Roberts Versteck verriet. Ein halbes Jahr später räumt Orlando dem neuen Leiter der Universitätsbuchhandlung das Vorrecht ein, die einzigen autorisierten Kopien seiner Werke und der seiner Glaubensbrüder anbieten zu dürfen. Das ruiniert Paul Valmont vollends, denn niemand interessiert sich mehr für Kopien der Professoren, die Paris verlassen haben.

Pierre Henri Bernard Vicomte de Joinville, den König Ludwig inzwischen zu seinem Kammerherrn erkoren hat, reist im Auftrag der Krone nach Toulouse, um Victor d’Alsace, seinen Freund Robert, aber auch die anderen Lehrenden und Lernenden nach Paris zurückzuholen. Der König habe die der Universität von seinem Großvater zugebilligten Privilegien bestätigt, erklärt er. Victor will sich jedoch nicht auf mündliche Zusicherungen verlassen.

Statt nach Paris reist er mit Robert nach Rom, zu Papst Gregor IX. Der empfängt die beiden Abgesandten und hört sich ihr Anliegen an. Victor d’Alsace geht es nicht nur um eine gerechte Bestrafung der Schuldigen an dem Massaker in Saint-Marcel, sondern vor allem um die Freiheit der Wissenschaft.

Ohne eine abschließende Antwort des Papstes erhalten zu haben, machen Victor und Robert sich auf den Weg zurück nach Toulouse.

Dort findet Robert einen Brief Suzettes vor, den die Analphabetin einem Lohnschreiber auf dem Markt diktierte. Sie klärt ihn darüber auf, dass sie ihm die Vaterschaft vorgetäuscht habe, ihn aber nicht länger belügen wolle und deshalb mit Jean-Marie fortgegangen sei.

Der Papst setzt 1230 eine Untersuchungskommission ein.


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Paul schläft noch, als am Morgen der Lombarde Ludovico Sogna an die Haustür pocht, um Schulden einzutreiben. Marie, die inzwischen wieder schwanger ist, öffnet ihm und lügt, ihr Mann sei nicht zu Hause. Sobald der Gläubiger fort ist, geht sie zur Universitätsbuchhandlung und fleht Jacques Pèlerin an, ihrem Mann einen Teil des Geschäfts zu überlassen. Immerhin erklärt er sich bereit, darüber mit Paul Valmont zu reden.

Auf der Straße vor der Buchhandlung läuft Marie zufällig Robert über den Weg, der bereits wieder nach Paris zurückgekehrt ist und sich erfolgreich bei Orlando de Cremona um einen Studienplatz in Theologie beworben hat. Das ist nur möglich, weil seine nicht vollzogene Ehe mit Suzette annulliert werden kann. Marie erfährt nicht nur das, sondern auch, dass Robert nicht der Vater von Suzettes Kind ist.

Durch das Wiedersehen mit der schwangeren Ehefrau seines früheren Freundes Paul verunsichert, bittet Robert um die Aufnahme in die Glaubensbruderschaft der Dominikaner, und Orlando erreicht, dass der Konvent eine Sondergenehmigung für die rasche Aufnahme des Postulanten erteilt.

Zuhause fragt Marie ihren Ehemann, ob er mit Suzette ein Kind gezeugt habe. Erst einmal leugnet er es, aber dann gibt er es zu und beleidigt seine Frau, die daraufhin das Haus verlässt.

Auf dem Weg zu ihrem Vater erleidet Marie eine Fehlgeburt. Der Apotheker pflegt sie gesund.

Ludovico Sogna lässt Paul Valmont verhaften und im Schuldturm einsperren.

Vier Tage später bieten Auguste Mercier und Orlando von Cremona dem Häftling die Freiheit an, wenn er sich bereit erklärt, nachts im Kloster der Dominikaner ein Feuer zu legen. Er soll dafür sorgen, dass sich der Brand nicht groß ausweitet, denn das Ziel des Anschlags ist nicht etwa die Zerstörung des Klosters, sondern eine Meinungsänderung der päpstlichen Untersuchungskommission zugunsten der Dominikaner.

Paul dringt in das Kloster ein und entzündet in der Küche Stroh. Bevor er weitermachen kann, taucht Robert auf, der durch den Rauch wach geworden ist und den Brandstifter nun dazu bringt, ihm beim Löschen zu helfen. Das vorhandene Wasser ist rasch aufgebraucht. Sie versuchen, das Feuer mit Decken zu ersticken. Paul hebt einen Mehlsack auf. Der reißt, und durch den ins Feuer gewirbelten Staub kommt es zu einer Verpuffung, die Paul das Leben kostet.

Robert wird beschuldigt, mit Paul gemeinsam einen Anschlag auf die Dominikaner geplant zu haben und nur zu diesem Zweck in den Orden eingetreten zu sein. Jacques Pèlerin sagt aus, jemand habe ihn zu der Tat anstiften wollen, verrät aber nicht, dass es Orlando war. Auch so erreicht er mit seiner Zeugenaussage, dass die päpstliche Kommission Robert freispricht. Der Dominikaner-Orden, der über eine eigene Gerichtsbarkeit verfügt, schließt Robert jedoch aus.

Im April 1231 verliest der Nuntius Kardinal Santangelo in Paris die Bulle Parens scientiarum. Der Papst ordnet an, dass die Lehrenden und Lernenden der Universitas magistrorum et scholarium Parisiensis allein der geistlichen Gerichtsbarkeit unterstehen und die Universität eine von Krone und Kirche unabhängige Körperschaft mit eigener Verfassung bildet.

Robert und Marie werden heiraten und nach Bologna ziehen, wo der Magister Artium statt Theologie Jura studieren will.

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Die Pariser Hochschulen schlossen sich 1200 zur Universitas magistrorum et scholarium Parisiensis zusammen. König Philipp II. August stattete sie mit Privilegien aus. Dazu gehörte, dass die Lehrenden und Lernenden allein der kirchlichen Gerichtsbarkeit unterstanden. Der 1229 begonnene und 1231 mit der Bulle Parens scientiarum beendete Streik an der Pariser Universität ist nicht fiktiv, sondern fand tatsächlich statt.

Mit dem ersten Streik in der Geschichte der europäischen Universitäten erkämpften sich die Lehrenden und Lernenden Selbstverwaltungsrechte und die allgemeine Anerkennung der Diplome. Papst Gregor IX., der selbst in Paris studiert hatte, räumte der Universitas magistrorum et scholarium Parisiensis in der am 13. April 1231 erlassenen Bulle Parens scientiarum eine weitgehende Freiheit von Staat und Kirche ein. Am 5. Mai erfolgte die europaweite Anerkennung aller Universitätsdiplome. Im Sommer 1231 kehrten die meisten Magister und Studenten nach Paris zurück.

Historische Vorbilder gibt es auch für eine Reihe von Romanfiguren in „Die Rose der Welt“: Papst Gregor IX., König Ludwig IX., Blanka von Kastilien, Wilhelm von Auvergne, Orlando de Cremona u. a. Im Mai 1230 waren allerdings nicht Victor d’Alsace und Robert Savetier beim Papst in Rom, sondern Geoffroi de Poitiers und Guillaume d’Auxerre. Die Figur Robert Savetier aus Sorbon in den Ardennen ist fiktiv, aber Peter Prange dachte dabei wohl an Robert de Sorbon (1201 – 1274), der sein Theologie-Studium in Reims und Paris 1250 mit dem Titel Magister abgeschlossen hatte. Noch im selben Jahr bezog er ein Anwesen auf dem Montagne Sainte-Geneviève und unterrichtete dort mittellose Studenten. Daraus entwickelte sich das 1257 von König Ludwig IX. bestätigte Collège de Sorbonne für zunächst 16 Theologie-Studenten. Heute wird die ganze Universität inoffiziell als Sorbonne bezeichnet. Zu Robert de Sorbons Freunden gehörte zwar kein Henri, aber ein Jean de Joinville.

Peter Prange verknüpft in „Die Rose der Welt“ die historischen Tatsachen und das Thema Freiheit der Wissenschaften mit einer fiktiven Handlung. Im Mittelpunkt steht Robert Savetiers Konflikt zwischen der Liebe zu einer Frau und zur Wissenschaft. Um Theologie studieren zu können, muss er zölibatär leben. Außerdem handelt es sich bei Marie um die Ehefrau seines Freundes Paul. Da erkennen wir Parallelen zu der auch im Roman erwähnten Tragödie von Heloise und Abaelard. Peter Prange entwickelt die Geschichte in „Die Rose der Welt“ chronologisch, wechselt jedoch von Kapitel zu Kapitel zwischen den Handlungssträngen und erzeugt auf diese Weise Cliffhanger. In die farbigen Szenen fügt er philosophische Dialoge ein, in denen sich das damalige Denken spiegelt.

„Die Rose der Welt“ gehört zur Weltenbauer-Dekalogie, die Peter Prange 2002 mit „Die Principessa“ begann. „Ich möchte den Leser verführen“, sagt Peter Prange, „mit spannenden Geschichten, die von unerhörten Ereignissen berichten, bis er sich plötzlich mit den großen Fragen von Kunst, Philosophie und Wissenschaft konfrontiert sieht.“

Den historischen Roman „Die Rose der Welt“ von Peter Prange gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Reinhard Kuhnert (ISBN 978-3-8398-1468-0).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016
Textauszüge: © S. Fischer Verlag

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